15. März 2022

Für die Wahrheit: Der mutige Einsatz der Kriegsberichterstatter

Millionen Menschen auf der ganzen Welt verfolgen Putins Krieg zuhause auf dem Sofa: Schockiert, verzweifelt, wütend, ohnmächtig, aber sicher und geschützt! Anders als die Reporter, die jetzt noch live aus dem Kriegsgebiet berichten und letztlich ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen, um ein möglichst realistisches, objektives Bild vom Grauen vor Ort zu zeigen - wie TV-Reporter Peter Hell.

TV-Reporter Peter Hell berichtet live aus Kiew – © Screenshot BILD LIVE

Im Krieg bleibt auch oft die Wahrheit auf der Strecke. Paul Ronzheimer, stellv. BILD-Chef und Peter Hell, BILD-Chefreporter, berichten für BILD LIVE aus Kiew und Umgebung, Kollege Steffen Schwarzkopf ist für WELT TV regelmässig auf dem Schirm, mit Schutzweste und Helm. 

Thomas Präkelt (RTL/n-tv) beobachtet mit seinem Team die aktuelle Lage in der Westukraine. Auch hier gehören die aufheulenden durch Mark und Bein gehenden Sirenen, die vor einem Bombenangriff von Putins Truppen warnen, zum Alltag, so wie in Friedenszeiten das Glockengeläut.

Privilegien für Journalisten gibt es nicht in einem brutalen Angriffskrieg, der auch keine Rücksicht auf die Zivilbevölkerung nimmt. Viele Nächte verbrachten Peter Hell und Paul Ronzdorfer gemeinsam mit vor Angst zitternden Frauen und Kindern in zum Teil provisorischen Luftschutzbunkern, in Tiefgaragen oder auf U-Bahnhöfen.

Routine ist lebensgefährlich

Woher nehmen die Kriegsreporter ihren Mut und wie besiegen sie Ihre Angst? Peter Hell: „Das Wichtigste ist die Erfahrung, die ich in den anderen Einsätzen gesammelt habe. Sie gibt einem etwas Sicherheit, die gefährlichen Lagen und möglichen Gefahren-Situationen im Vorfeld realistisch einzuschätzen. Die Angst ist immer dabei und diese sorgt dafür, dass ich wachsam und vorsichtig bleibe. Sehr gefährlich ist es, wenn solche Einsätze scheinbar zur Routine werden.“

Peter Hell war auch im Kosovo-Krieg und im blutigen Bürgerkrieg in Ruanda, in den Krisengebieten in Afghanistan, Irak, Libyen und Syrien als TV-Reporter unterwegs. Damals noch für RTL und Spiegel TV. Kann man sich je an die grausamen Bilder gewöhnen, die man bei solchen Einsätzen zwangsläufig ertragen muss und wie verarbeitet man solchen dramatischen Erlebnisse, wenn man wieder zuhause ist?

Peter Hell: „Vor Ort kann ich mit den Bildern und Geschehnissen besser umgehen. Da verdrängt die Arbeit als Reporter die Belastung der Psyche. Zuhause spreche ich dagegen viel mit meiner Frau und auch mit guten Freunden über die tragischen Erlebnisse. Manche Bilder bleiben allerdings für immer eingebrannt. Die wird man nie wieder los.“

Mit ganz anderen Problemen haben die TV-Journalisten zu kämpfen, die immer noch live aus der russischen Hauptstadt Moskau berichten, wie Peter Tiede, Chefreporter BILD TV oder Christoph Wanner, Russland-Korospondent von WELT TV. 

Für sie ist fast jede Formulierung es ein Ritt auf der Rasierklinge – erst recht, seit Putins Regime die Pressefreiheit völlig außer Kraft gesetzt hat und demjenigen 15 Jahre Zuchthaus androht, der „Fake News“ verbreitet. Und was solche angeblichen Falschmeldungen sind, entscheidet allein der Kreml.

Paul Ronzheimer als Kriegs-Reporter in ukrainischen Hauptstadt – © Screenshot BILD LIVE

So steht beispielsweise die Bezeichnung „Krieg“ auf dem Index, gespochen werden darf nur von einer „Sonder-Operation im Donbass“. Klingt harmlos und fast schon wie ein kleiner medizinischer Eingriff. Doch die Wahrheit sieht ganz anders aus. Und selbstverständlich darf auch nicht von gefallenen russischen Soldaten berichtet werden.

Rußland gegen die Ukraine – es ist der Kampf David gegen Goliath! Doch welche Hoffnungen gibt es für die militärisch klar unterlegenen Ukrainer in dem schier ausweglosen Krieg überhaupt noch? 

Peter Hell: „Die Ukrainer haben eine unglaubliche Moral. Sie wissen, dass Sie unterlegen sind, trotzdem geben sie nicht auf. Es geht um ihr Land und um ihre Familien. Dafür sind sie bereit, bis zum Letzten zu kämpfen.“

Millionen auf der ganzen Welt drücken der Ukraine die Daumen, dass sie den ungleichen Kampf David gegen Goliath am Ende gewinnt – für die Freiheit, für die Demokratie.

Text Peter Pionke

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