10. März 2016

Andreas Mucke: „Bei allen wichtigen Diskussionen sitze ich mit am Tisch“

Seit vier Monaten ist Andreas Mucke (SPD) mittlerweile als Oberbürgermeister im Amt. Zeit eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen. Peter Pionke sprach mit dem neuen Wuppertaler Stadtoberhaupt.

Andreas Mucke – © Stadt Wuppertal

Andreas Mucke, neugewählter Oberbürgermeister der Bergischen Metropole zieht eine erste Zwischenbilanz.

DS: Herr Oberbürgermeister, Sie sind seit gut vier Monaten im Amt. Haben Sie die Anforderungen an dieses Amt im Vorfeld realistisch eingeschätzt?

OB Andreas Mucke: „Mir war immer klar, dass das Amt des Oberbürgermeisters sehr hohe Anforderungen stellt und mein Arbeitstag häufig bis in die späten Abendstunden reicht und auch die Wochenenden Verpflichtungen bringen. Als Außenstehender kann man sich allerdings wohl kaum vorstellen, wie eng getaktet der Terminkalender ist. Das Interessanteste ist die Vielfältigkeit der Themen und die Notwendigkeit, mich täglich auf neue Herausforderungen einzustellen.“

DS: Wie fällt Ihre persönliche Zwischenbilanz nach vier Monaten aus?

OB Andreas Mucke: „Zuallererst: Ein großes Dankeschön an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Verwaltung und die Bürgerinnen und Bürger: Sie alle haben meinen Start wirklich mit großem Einsatz unterstützt und mir die ersten Wochen leicht gemacht. Das Amt macht mir weiterhin viel Freude – und ich konnte auch schon Einiges bewegen. So engagiere ich mich persönlich im begonnenen Prozess der Neustrukturierung der Wuppertaler Bühnen, ich habe eine Arbeitsgruppe beauftragt, die Eckpunkte für ein integriertes, ganzheitliches Stadtentwicklungskonzept zu erarbeiten und der Ausbau der Kinderbetreuung geht zügig weiter. Und ich konnte bei sehr wichtigen Themen auch Akzente im Haushaltsplan 2016/2017 setzen – so gibt es zusätzliche Mittel für den Ausbau des Offenen Ganztags, für die Unterstützung der Freien Kulturszene, für Präventionsprojekte und für Klimaschutz! Das Wichtigste ist mir aber die Bürgerorientierung und die Bürgerbeteiligung. Bei allen wichtigen Diskussionen – vom Forensik-Standort, über das Seilbahn-Projekt bis zum Carnaper Platz – sitze ich persönlich mit den Akteuren an einem Tisch!“

DS: Sie wollen ja der Oberbürgermeister aller Wuppertaler sein über Parteigrenzen hinweg. Inwieweit ist Ihnen das aus Ihrer Sicht bislang gelungen?

OB Andreas Mucke: „Ich bin als Oberbürgermeister dafür gewählt worden, das Beste für Wuppertal zu erreichen – und zwar über Parteigrenzen hinweg. Dafür setze ich mich ein. Ich spreche selbstverständlich mit allen demokratischen Fraktionen und binde sie in die Informations- und Entscheidungsprozesse ein. Ich verstehe mich als Türöffner und Netzwerker – und einer meiner wichtigsten Grundsätze ist: Es gibt keine Probleme – sondern nur Herausforderungen – und deshalb arbeite ich lösungsorientiert!“

DS: Sie verkörpern Bürgernähe und sind auf sehr vielen Terminen anzutreffen: Wo ziehen Sie für sich die Grenze, um nicht zu sehr vereinnahmt zu werden?

OB Andreas Mucke: „Ich weiß, dass ich nicht alle Termine wahrnehmen kann, zu denen ich eingeladen werde – dafür reicht meine Zeit einfach nicht aus. Mir ist es aber wichtig, dass ich für jeden Termin, den ich wahrnehme, ausreichend Zeit mitbringe. Ich möchte die Gelegenheit haben, mit den Menschen bei den Veranstaltungen zu sprechen und die Institution kennenlernen, die ich besuche. Und ich versuche auch durch meinen Besuch denjenigen eine Stimme zu verleihen, die keine Lobby haben. Im Übrigen habe ich ja auch drei kompetente Bürgermeisterinnen, die mich bei Repräsentationsterminen sehr gut vertreten. Deshalb bitte ich all diejenigen um Verständnis, deren Einladung ich nicht wahrnehmen kann: Dies hat nichts mit mangelnder Wertschätzung zu tun – es ist einfach ein Zeitproblem!“

DS: Seilbahn ja oder nein – FOC – Forensik auf Lichtscheid oder auf der Kleinen Höhe oder sonstwo. Bei diesen Themen gibt es unüberbrückbare Standpunkte. Und jede Seite will Sie festnageln. Wie kommt man aus einer solchen Nummer glaubwürdig heraus?

OB Andreas Mucke: „Mir ist es wichtig, größtmögliche Transparenz zu allen bedeutenden Themen und Entscheidungen in unserer Stadt herzustellen, mit allen Betroffenen auf Augenhöhe zu sprechen und alle Bedenken und Kritik auch wirklich ernst zu nehmen. Dass alle zufrieden sind, werden wir nicht erreichen. Aber unser Ziel ist es, dass alle sagen können: Ich weiß, wie die Entscheidung zustande gekommen ist und ich fühle mich in dem Prozess ernst genommen! Dafür stehe ich – und deshalb werden wir bei allen wichtigen Themen intensive Bürgerbeteiligung durchführen. Ich selbst nehme eine moderierende Funktion wahr, werde aber gleichzeitig auch meine Meinung sagen und mich nicht vor notwendigen Entscheidungen drücken.“

DS: In anderen Städten werden Flüchtlinge beschimpft oder sogar angegriffen. Hier in Wuppertal gibt es noch eine echte „Willkommens-Kultur“. Worauf führen Sie das zurück‘?

OB Andreas Mucke: „Ganz klar: Das verdanken wir der ausgezeichneten Arbeit und dem herausragenden Engagement unserer Fachdienststellen und aller ehrenamtlich tätigen Bürgerinnen und Bürger. In Wuppertal hat es selbst in der durchaus chaotischen ersten Phase der Flüchtlingsunterbringung keine Menschen in Zelten oder Containern gegeben. 80 Prozent der Geflüchteten leben in unserer Stadt in eigenem Wohnraum. Dahinter steckt eine großartige Leistung. Alle Beteiligten arbeiten Hand in Hand und kümmern sich auch intensiv darum, dass die Nachbarn im Umfeld von Unterkünften noch vor einem Bezug mit all ihren Fragen und Ängsten eingebunden werden. Das ist genau so wichtig, wie die Betreuung der Flüchtlinge selbst – und das nehmen wir sehr ernst. Und wir zeigen schließlich klare Kante gegenüber denjenigen, die zu Intoleranz und Ausgrenzung aufrufen. Auch dies ist ein Zeichen für unser weltoffenes, buntes Wuppertal!“

DS: Vielen Dank für das Gespräch

Das Interview führte Peter Pionke

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