30. Januar 2022

Wuppertal gibt es nicht – Stadtwerbung logischerweise auch nicht

Vok Dams ist Wuppertaler mit Leib und Seele! Er ist Diplom-Ingenieur, Journalist, Unternehmens-gründer, Marketing-Fachmann, Buch-Autor und Galerist. Vor allem aber ist er Wuppertal Botschafter. Und als dieser kämpft er gebetsmühlenartig seit Jahren darum, das Image von Wuppertal aufzuwerten und die Bergische Metropole stärker als Stadt-Marke zu definieren.

Vok Dams am vom berühmten Künstler Christo verhüllten „Arc de Triomphe“: Paris – eine Stadt, die unverwechselbar und wiedererkennbar ist – © Vok Dams iNotes

In dem NotizBlog, in seiner Denkfabrik ATELIERHAUS und in eine Reihe politischer Beiträge, die wir in unserer STADTZEITUNG immer wieder gern veröffentlichen, setzt sich Vok Dams mit dem Thema Stadt-Marketing und Stadt-Werbung auseinander.

„Ideen aus dem ATELIERHAUS“ nennt er diese konstruktiv-kritischen Beiträge, über die wir heute mit ihm sprechen.

DS: ‚So einfach ist Werbung‘, haben Sie es in Ihrem aktuellen NotizBlog-Beitrag formuliert und präsentieren die Anzeige des Von der Heydt-Museums in der Sonntagszeitung ‚Welt am Sonntag‘ vom 23. Januar 2022. Ist Werbung, die den Nerv trifft, wirklich so einfach?

Vok Dams: „Eine Anzeige zu schalten ist tatsächlich einfach. Sie richtig zu gestalten schon schwieriger.“

Die Anzeige in der „Welt am Sonntag“ vom 23. Januar 2022 – © Vok Dams iNotes

DS: Was gefällt Ihnen denn ausgerechnet an dieser Anzeige?

Vok Dams: „Die Gestaltung, die buchstäblich aus dem Rahmen fällt. Dazu ein aufmerksamkeits-starkes Bild einer außergewöhnlichen Ausstellung und eine klare Botschaft. Das fällt auf.“

DS: Aber die Gestaltung einer Zeitungs-Anzeige ist ja keine Wissenschaft von einem anderen Stern, sondern im weitesten Sinne auch nur Handwerk – oder?

Vok Dams: „Kreatives Handwerk, ja. Aber wenn der Schriftzug ‚VON DER HEYDT MUSEUM‘ und ‚WUPPERTAL’unübersehbar am Kopf der Anzeige zu sehen sind, ist das schon ungewöhnlich. Zumindest für Wuppertal. Hier verbindet man auf Anhieb das starke Kunst-Motiv der Ausstellung mit einem weniger bekannten Museum und einer noch weniger bekannten Stadt. Wuppertal profitiert also als Standort von dem Museum und der Ausstellung. Die Reaktion kennen wir alle: WOW! WUPPERTAL! Hingehen – Ansehen!“

Wuppertal-Besucher im Von der Heydt-Museum bei der Ausstellung „BRÜCKE UND BLAUER REITER“ – © Vok Dams iNotes

DS: Also profitiert das Von der Heydt-Museum auch davon?

Vok Dams: „Natürlich. Nicht nur das Museum. Die Zuordnung der Ausstellung zu dem Museum und dem Standtort des Museums erzeugt eine wesentlich höhere Merkfähigkeit, als ein willkürlich gewählter Titel einer noch so interessanten Ausstellung. So wird Wuppertal für Besucher als Stadt interessant. MIK (Museum Industrie Kultur), Engelshaus, Schwebebahn, alles kann einen Besuch des Von der Heydt-Museums zusätzlich interessant machen. Und umgekehrt. Voraussetzung: Die Einrichtungen sind bekannt und mit dem Namen WUPPERTAL verbunden.“ 

DS: Sollten jetzt die Wuppertaler Bühnen, das Visiodrom im Gaskessel, der Grüne Zoo oder der Skulpturenpark von Tony Cragg ähnlich offensiv in Erscheinung treten und Werbung für sich und die Stadt  betreiben?

Vok Dams: „Es ist eigentlich naheliegend, dass zumindest die Stadtbetriebe unter der einheitlichen Dachmarke WUPPERTAL auftreten. Jeder Betrieb hat seinen eigenen Marketing-Etat und wird über Steuergelder finanziert. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, dass davon auch etwas an die Stadt zurückgegeben wird. Das Ganze ist immer mehr als die Summe seiner Teile.“

Ein starkes Bild der WUPPERTALER Bühnen… – © Vok Dams iNotes

DS: Also keine Zusatz-Werbekosten für die Stadt und ihre Institutionen. Würden denn da auch die privaten Unternehmer und Investoren mitmachen?

Vok Dams: „Die privaten Investoren sind strategisch und kommunikativ meist besser aufgestellt als die Stadt. Wenn Sie die Anzeige des Von der Heydt-Museums ansehen, werde Sie feststellen, Dass die „Förderer“ der Ausstellung sowie der „Kulturpartner“ WDR 3 jeweils mit ihrem Logo, also der „Wort-Bild-Marke“ vertreten sind. Damit werden sie unverwechselbar und wiedererkennbar. Unabhängig davon, welche Aktion sie unterstützen. Die Voraussetzung ist ein positives Umfeld. Also eine Stadt-Marke Wuppertal, die beispielsweise durch eine Ausstellung im Von der Heydt-Museum oder andere interessante Maßnahmen positiv besetz wird.“

DS: Wir reden jetzt schon seit vielen Jahren darüber: Warum ist es eigentlich so schwer, WUPPERTAL als Stadt positiv darzustellen?“

Vok Dams: „Ich verweise dazu gern auf Ihr Interview mit mir, das DIE STADTZEITUNG am 21.09.2020 veröffentlicht hat. Ihre Frage damals: Wie erklären Sie sich das schlechte Image der Stadt? Warum werden wir in unserem Umfeld nicht wahrgenommen. Was hindert Investoren daran sich in Wuppertal niederzulassen? Warum sind die Wuppertaler nicht stolz auf ihre Stadt?

Kann man das als Werbung für WUPPERTAL bezeichnen? – © Vok Dams iNotes

Meine Antwort lautete damals: „Überspitzt gesagt: “Wuppertal“ gibt es eigentlich nicht. Wuppertal hat es versäumt, sich als Einheit darzustellen. Wuppertal existiert nur als eine Ansammlung von Stadtteilen. Als Beyenburg, Ronsdorf, Cronenberg, Vohwinkel, Langerfeld, Barmen oder Elberfeld. (…) Sichtbar wird das vor allem im Kulturbereich, in der Verwaltung und in den Stadtbetrieben. Alle verfügen über eigene Mittel, die teilweise auch in Öffentlichkeitsarbeit und Marketing-Maßnahmen investiert werden. In keinem dieser Fälle steht die Stadt als Marke mit ihren Markenwerten im Mittelpunkt. Dabei müsste das im gemeinsamen Interesse aller Akteure stehen.“

DS: Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Ich erinnere mich, dieses Interview kurz vor der Wahl des neuen Oberbürgermeisters mit Ihnen geführt zu haben. Haben sich denn Ihre Erwartungen an den grünen Oberbürgermeister Uwe Schneidewind erfüllt?

Vok Dams: „Naja, von einer Stadt-Marke und einer Kommunikations-Strategie ist nicht viel zu erkennen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ein „weiter so“ wird es nicht geben hat Uwe Schneidewind ja versprochen. Wir sprechen von neuem Wissen, neuem Denken und neuem Handeln. Die Anzeige des Von der Heydt-Museums ist ein erster zaghafter Ansatz. Und Sie wissen ja, die Hoffnung stirbt zuletzt.“

DS: Vielen Dank für das offene, interessante Gespräch.

Das Interview führte Peter Pionke

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