22. August 2021

Ludger Stratmann: Der Doktor der Herzen ist tot

Die Nachricht hat mich getroffen wie ein Schlag in die Magengrube. Dr. Ludger Stratmann ist tot. Der Arzt, der allen über viele Jahre sein spezielles Rezept verordnete: "Lachen ist die beste Medizin". Der beliebte Allgemeinmediziner und Kabarettist starb im Alter von 73 Jahren urplötzlich an den Folgen eines Herzinfarkts. 

Von Millionen geliebt: Dr. Ludger Stratmann – © Paul Coon

Millionen Fans trauern um den sympathischen Doc. Er „schlief friedlich ein“, heisst es. Worte, die trösten sollen. Tun sie vielleicht auch – bei einem lieben Verwandten oder Freund, der lange gegen eine schwere Krankheit ankämpfte, leiden musste und schließlich erlöst wurde.

Aber nicht bei einem Menschen, der mitten im Leben stand, voller Pläne. Nach unzähligen TV-Sendungen (u.a. 150 Folgen „Jupp’s Kneipentheater im Pott“ mit jeweils rund 1 Million Zuschauern), regelmässigen Tourneen und seinen Auftritten in seinem beruflichen Zuhause, dem „Stratmanntheater“ am Essener Kennedyplatz.

Eigentlich wollte er seine Karriere langsam ausklingen lassen. Doch die Bühne und sein Publikum liessen ihn einfach nicht los. Sein Best-Of-Programm hat er in den letzten Jahren zigmal überarbeitet, ergänzt, aufgefrischt. 

Im September wollte er „Dat Schönste zum 25.“ (17. – 19.09.)  in seinem Theater präsentieren. Darauf freute er sich riesig. Alle Vorstellungen sind seit Wochen restlos ausverkauft.

Doch jetzt hat das Schicksal für ihn den letzten Vorhang fallen lassen – völlig unerwartet und viel zu früh.

Dr. Ludger Stratmann, der die Stilblüten, die in seiner Bottroper Praxis als Allgemeinmediziner sammelte und in seinen Erfolgs-Programmen verarbeitete, war immer authentisch und ehrlich. 

Eine zeitlang liefen Arztberuf und Comedy-Karriere nebeneinander. Als er merkte, dass er es aus Zeitgründen nicht mehr schaffte, an allen medizinischen Fortbildungsseminaren teilzunehmen, was schließlich zulasten seiner Patienten hätte gehen können, zog er konsequenter Weise seinen Arztkittel aus und verkaufte seine Praxis.

Auf der Kabarett-Bühne heimste der bescheiden Künstler in seiner 2. Karriere unzählige Preise und Auszeichnungen ein.

Ludger Stratmann war ein Star ohne jeglichen Allüren, immer da, wenn er gebraucht wurde. Er nutzte seine Bekanntheit und unterstützte gemeinnützige Einrichtungen wie die „Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel“. Für seine vielen Fans war er so etwas wie ein guter Freund. Er nahm sich Zeit für sie. Kein Autogramm- oder Selfie-Wunsch war ihm zu viel.

Dr. Ludger Stratmann war viele Jahre ein „halber“ Norderney – © privat

Wir kannten uns seit vielen Jahren und sind uns immer wieder über den Weg gelaufen. So auch nach einem seiner Auftritte in der Historischen Stadthalle. Ich hatte auch das Vergnügen, ihn in seinem Privathaus in Bottrop interviewen zu dürfen. 

Die Einladung, ihn und seine Frau Brigitte, der er liebevoll Gitti nannte, in ihrem gemütlichen Haus auf Norderney, seiner zweiten Heimat, zu besuchen, war eine Ehre für mich. Bei Kaffee und Bienenstich haben wir über Gott und die Welt geplaudert – und viel gelacht.

„Wenn Du mal wieder auf der Insel bist und siehtst, dass mein Auto vor der Tür steht, dann klingele einfach. Wir freuen uns“, sagte er zum Abschied. 

Dazu ist es leider nie mehr gekommen. Meine Gedanken sind bei seiner Frau Brigitte, mit der er seit 1971 glücklich verheirat war, und seinen zwei Kindern. Ruhe in Frieden, lieber Ludger. 

Peter Pionke

 

Lesen Sie auch:

Dr. Stratmann: Gesund und trotzdem Corona-Opfer

https://www.die-stadtzeitung.de/index.php/2020/04/08/gesund-und-trotzdem-corona-opfer/

Dr. Stratmann: Lachen ist die beste Medizin

https://www.die-stadtzeitung.de/index.php/2019/12/14/dr-stratmann-lachen-ist-die-beste-medizin/

Kommentare

Neuen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert