19. Juni 2020

 „Salva“ will Eis machen, solange der liebe Gott ihn läßt

Einst kam der kleine Italiener aus Sizilien, in diesen Tagen feierte er sein 40. Jähriges Jubiläum und will hier nie mehr weg. Weil eine Jubiläumsfeier coronabedingt ausfallen musste, verkaufte der bekannte Wuppertaler Eismann Salvatore Morreales - liebevoll "Salva" genannt - die Eiskugel an diesem Tag zum Sonderpreis von nur 50 Cent. 

Eismann Salva – bei Groß und Klein beliebt – © Siegfried Jähne

Eis ist nicht gleich Eis. Davon sind viele Südstädter seit Jahren überzeugt. Genauer gesagt, seit 1980. Seitdem nämlich erscheint „Salva“, wie ihn seine Fans nennen, mit nur ganz  wenigen Unterbrechungen täglich. Wenn seine  Erkennungsmelodie „ Lili Marleen“ von seinem roten Eiswagen erklingt, begibt sich jung und alt in die Startlöcher.

Salvatore Morreales Saison beginnt Ende Februar und endet am letzten Oktober-Wochenende. Wenn nicht Großaufträge wie Firmenfeste oder Hochzeitsfeiern den Plan ändern, ist er immer von 14 bis 22 Uhr mit festen Standorten unterwegs.  Mehr noch, sein  roter Wagepark  mit dem „Meran-Eis“ gibt es inzwischen in Wuppertal und Remscheid in sechs Varianten. Er gehört zu den wenigen Eismännern, die das Eis noch selber produzieren. Inzwischen beliefert er auch zahlreiche Eissalons, die ihr Eis nicht mehr selber herstellen.

Eis ist nicht gleich Eis. Das besondere an Salvatores Produkt ist sicher, die Eigenproduktion. Seine Zutaten bezieht er ganz überwiegend aus Italien und sind naturbelassen. Aber da ist noch mehr! Die Kreationen, aber vor allem die Art,  wie Salvatore Mooreale seine leckere Ware an den Mann bringt, hat etwas Einmaliges. Wenn die Kreation fertig ist, folgt die Übergabe mit geradezu überschwänglichen Worten.

Soziale Institution 

„Für den besten Papi der Welt“ oder „für die symphatischste, netteste und liebste Mutti, mit Liebe gemacht“ sind Garnierungen die als Schmeicheln jeder erkennt, aber dennoch immer wieder gerne gehört werden. Es mögen so allein um die 500 Kinder-Namen sein, die Salvatore  im Kopf hat, alle fühlen sich nicht umsonst ganz persönlich angesprochen. So kommt  es, dass Salvatore sein Eis inzwischen zum Teil schon  an die dritte Generation ausliefert.

Als das Carl-Fuhlrott-Gymnasium (CFG) kürzlich Abiturfeier mit Idolen der Kindheit feierten, gesellte sich -wie die Cronenberger Woche zu berichten wußte-  neben den Pippi Langstrumpfs mit Salvatore Morreale“ der Lieblings-Eismann“ vieler Kinder als externes Idol hinzu. „Die habe ich zum Teil mit meinem Eis großgezogen“, schmunzelt der kleine Italiener, wie er sich gelegentlich selbst nennt.

Eismachen von der Pike an gelernt

Schon manchen Kind hatte er eine Eiskugel  geschenkt, wenn es traurig am Wagen stand und kein Geld hatte. Oder wenn es Geburtstag hatte, dann war immer „Frei-Eis-Tag“. Für manchen ist Salva auch so etwas wie ein Kummerkasten. Die Leute vertrauen ihm Persönliches an, weil sie wissen, dass auch privateste Dinge den Eiswagen nicht verlassen.

„Man glaubt es ja oft nicht, was die Menschen so bewegt aber. Hinter jeder Tür lebt ein Schicksal.“ So ist denn Silva für viele in der Tat mehr als ein „Eismann“, er ist eine soziale Institution. 

Salvatore Morreale in seinem Eiswagen- © Siegfried Jähne

 

Geboren wurde der keine Italiener 1949 in Sizilien. Nicht etwa Armut oder Perspektivlosigkeit seiner Heimat führte den gelernten Landvermesser in den 70er nach Deutschland, sondern nach eigenen Angaben die reine Abenteuerlust. Eigentlich wollte er und sein inzwischen verstorbener Bruder Patricio nur drei Monate bleiben.I

In Wuppertal fand der Vater einer inzwischen erwachsenen und erfolgreichen Tochter indes Arbeit, erst in einer Fabrik, dann in dem früheren Cronenberger Eissalon Remo Picaro an der Rathausstrasse. Hier lernte er die Eisproduktion von der Pike auf, ehe er seine Fähigkeiten im Selbststudium weiterentwickelte und sich zu Selbständigkeit entschloss.

Heute sagt Salva: „Nur wer gibt,  bekommt auch etwas zurück“. Die Cronenberger , so seine eigenen Wahrnehmung „lieben mich“. Und so denkt er nach jetzt 50 „glücklichen Jahren“ keineswegs an Rückkehr nach Italien. „Dort wäre ich jetzt eher ein Fremder, in Cronenberg bin ich zu Hause.“

Und so will er weitermachen, solange er den Spass daran habe und voller Demut fügt er hinzu: „Solange der liebe Gott mich läßt.“

Text: Siegfried Jähne

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