14. Februar 2024

Lena Lichterbeck: Eine ganz andere Seite Kubas

Sie sind auf dem Weg, sich ihren grossen Traum zu erfüllen - die Unternehmensberaterin Lena Lichterbeck und der Berater Jan Filipzik, Ex-Chefredakteur des Wuppertaler Magazins "talwärts". Die beiden haben ihre gemeinsame Wohnung aufgegeben und sind unterwegs auf großer Weltreise. Dabei begleiten wir Lena und Jan. Gehen SIE mit auf große Reise - wenn SIE mögen...

Lena Lichterbeck und Jan Filipzik sind diesmal nicht mit Flieger, Bus, Auto oder Bahn unterwegs, sondern hoch zu Roß – © reisen-ist.jetzt

Ich nehme die Zügel in die Hand und mache mich mit dem ungewohnten Gefühl vertraut, hoch oben auf einem Pferd zu sitzen. Das letzte Mal, dass ich mich in solch eine Situation begeben habe, ist tatsächlich knapp 27 Jahre her und hat damals einen wenig glanzvollen Abschluss gefunden: Ich lag weinend auf dem Boden der Reithalle und meine Lust aufs Reiten hatte seitdem nachhaltig Schaden genommen.

Heute ist also der Tag, an dem ich doch noch einmal in einen Sattel steige. Jan meint sich zwar zu erinnern, als Kind auch mal auf einem Pony gesessen zu haben, aber so richtig weiß er es nicht mehr. Die perfekten Voraussetzungen für eine Tour zu Pferde, könnte man sagen.

In Lenas & Jans Reiseblog „reisen-ist.jetzt – Unterwegs ist da, wo wir sind“ finden Sie noch viel mehr Fotos, Infos und Impressionen:

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Doch bevor ich tiefer einsteige und erzähle, wie es uns auf dem Rücken von Caramello und Lucero letztlich ergangen ist, erst einmal zum Anfang. Wo sind wir überhaupt? Waren wir gerade noch in Trinidad, hat es uns für drei Nächte zurück nach Havanna verschlagen.

Lena Lichterbeck macht auf Caramello eine sehr gute Figur – © reisen-ist.jetzt

Jan bekommt nach langen Wochen endlich seinen E-Reader zurück, den er schmerzlich vermisst hat und als wir in unsere alte Unterkunft einchecken, die wir schon von unseren ersten Tagen auf Kuba kennen, fühlt es sich ein wenig so an, als würden wir nach Hause kommen.

Edu begrüßt uns herzlich und wir wissen genau, wo sich alles befindet. Kein sich erst einmal zurechtfinden müssen und die Umgebung erkunden, bis man so richtig ankommt. Nein, hier kennen wir alles und das ist sehr schön und entspannt. So verbringen wir die zwei Tage vor unserer Weiterfahrt damit, in „unserem“ Café zu frühstücken, wo es eine großartige Hummus-Platte mit krossem Brot, leckere Pancakes und den besten Café con leche der ganzen Altstadt gibt.

Wir nehmen uns die Zeit, zu genießen, Sport zu machen und durch die bunten Gassen zu schlendern, sitzen in kleinen Bars und kaufen dem Straßenkünstler eine von uns angefertigte und hoffentlich nicht ganz ernstgemeinte Zeichnung für ein paar Pesos ab.

Einfach eine schöne Zeit. Leider schaffen wir es nicht, uns mit Nicolas zu treffen, da er dringend auf einer Baustelle den Marmor fertig verlegen muss. Hier auf Kuba ist es eben das Wichtigste, dass man sein Geld verdient und über die Runden kommt. Wir hoffen, dass wir ihn vor unserem Weiterflug nach Peru in ein paar Wochen noch einmal sehen werden.

Für uns geht es nun auch schon wieder weiter und wir steigen morgens – wie schon so viele Male zuvor – in den Bus. Dieses Mal bringt er uns ganz in den Westen der Insel. Viñales heißt unser Ziel und schnell stellen wir fest, dass dieser Ort im Reiseführer zurecht als ein Highlight aufgeführt wird.

In der kleinen Stadt treffen wir auf eine Menge anderer Touristen und wir freuen uns über das Leben und rege Treiben. Dazu ein paar Geschäfte und, für die Größe des Ortes, vergleichsweise viele Restaurants, Bars und Cafés. Hier kann man es gut aushalten. Doch eigentlich sind wir wegen der sagenhaften Natur hergekommen. Diese zeigt sich uns dann auch, nachdem wir zehn Minuten zu unserer Unterkunft spaziert sind: weites, offenes Feld, Kühe, Pferde, Ziegen, freilaufende Hunde und im Hintergrund die hoch aufragenden Mogoten – Felsformationen, die teilweise aus der Zeit der Dinosaurier stammen.

Wir sind begeistert. Von unserer Terrasse aus können wir den Blick auf diese außergewöhnliche Landschaft genießen und sitzen sozusagen in der ersten Reihe. Absolute Ruhe und dazu eine Gastgeberin, die uns mit dem üppigsten Frühstück verwöhnt, das ich seit Langem gesehen habe.

Ehrlicherweise überfuttern wir uns so an fast jedem Morgen maßlos und brauchen vor Sonnenuntergang an nichts Essbares mehr zu denken. Unser Plan ist es, die Zeit in Viñales für einige Wanderungen zu nutzen und wir erkunden in den kommenden Tagen auf diese Weise große Teile der Umgebung. Unter anderem durchwandern wir eine Höhle, die sich wie ein Tunnel durch eine der Mogoten zieht.

Lena Lichterbeck ist von der Landschaft beeindruckt und hält auch diesen Moment auf ihrem Handy fest – © reisen-ist.jetzt

Als wir auf der anderen Seite wieder ins Licht treten, stehen wir plötzlich hoch oben über der Landschaft und können die weiten Felder überblicken. Dabei entdecken wir eine kleine Hütte, die sich an den einzigen Baum weit und breit schmiegt. Wie sich später herausstellt, kann man hier wunderbar ein eiskaltes Bier aus der Dose trinken und wir nehmen dieses Angebot sehr gerne an als wir verschwitzt dort ankommen. Wann bekommt man schon die Gelegenheit irgendwo im Nirgendwo auf Kuba ein kühles Bier mit solch einem einmaligen Blick zu genießen?

Im weiteren Verlauf unserer Wanderung lernen wir einen jungen Einheimischen kennen, mit dem wir uns gut verstehen und von dem wir uns gerne zu einer der vielen Tabakplantagen hier in der Gegend begleiten lassen. Für ihn springt ein kleines Trinkgeld dabei raus und wir sind dankbar für seine Hilfe, da wir ohnehin eine solche Farm besuchen wollten.

Gespannt schauen wir zu, wie aus den Tabakblättern mit geschickten Handbewegungen eine der typischen kubanischen Zigarren wird. Dabei erfahren wir eine Menge über den Anbau von Tabak, die richtigen Wetter- und Bodenbedingungen und welche Schritte es braucht, damit am Ende eine qualitativ hochwertige Zigarre entsteht. Zusätzlich dürfen wir Honig und die hiesige Rum-Spezialität „Guayabita del Pinar“ probieren, deren Markenzeichen es ist, dass unten in der Flasche eine kleine Guave eingelegt ist. Gar nicht mal schlecht, also nehmen wir eine Flasche mit.

Lena und Jan gönnen sich auch einen Besuch in einer der berühmten Zigarren-Manufakturen – © reisen-ist.jetzt

Auf unserem Heimweg machen wir noch einen Abstecher zu einer Finca Agricultura. Von denen gibt es hier gleich mehrere. Doch diese Spezielle wurde uns von einem Freund empfohlen, der vor einigen Jahren auf Kuba war und den Ort in guter Erinnerung behalten hat. Wir sind wirklich dankbar für diesen Tipp, denn die Finca, die sich auf einer Anhöhe befindet, bietet die Möglichkeit die Landschaft nochmals aus einer ganz anderen Perspektive zu genießen.

Wir lassen unsere Blicke schweifen und beobachten – mal wieder bei einem kühlen Bier – wie die hier zahlreich vorkommenden Falken ihre Kreise am Himmel ziehen. Da uns der Ort so gut gefällt, machen wir für den nächsten Abend eine Reservierung, um das reichhaltige Menü zu genießen, das hier angeboten wird: ein Buffet, das am Tisch serviert wird, mit Salat aus eigenem Anbau, Gemüsesuppe, Kürbis, Yukka, Spinat, frisch gegrilltem Fisch und Languste sowie Guaven-Eis zum Abschluss. Doch vorher müssen wir unbedingt das Frühstück für den nächsten Morgen abbestellen. Beides an einem Tag geht einfach nicht.

Bevor wir in den angekündigten Genuss kommen, finden wir uns am nächsten Tag aber erst einmal auf dem Rücken der Vierbeiner wieder. Ich verliebe mich direkt in Caramello und Lucero, die zum Glück eher von der ruhigeren Sorte zu sein scheinen, habe aber trotzdem eine Menge Respekt vor der Tour. Kaum sitzen wir, da geht es auch schon los.

Jan vorne vorweg, wobei man sagen muss, dass es eher Lucero mit Jan obendrauf ist, der da vorne vorweg geht. Denn ehrlicherweise könnte keiner von uns beiden die Pferde von ihrem Weg abbringen, den sie in und auswendig kennen und schon hunderte Male gelaufen sind. Caramello und ich dahinter, dicht gefolgt von unserem Guide.

Eine der vielen malerischen Landschaften auf Kuba – © reisen-ist.jetzt

Mit etwas Fantasie fühlt man sich wie im wilden Westen bei dieser Landschaft, die von tiefroter Erde durchzogen ist. Wir passieren tiefe Schlammlöcher, da es in den letzten Tagen immer mal wieder kräftig geregnet hat und besichtigen noch eine andere Höhle, die auf unserem Weg liegt und einen weiten Blick über die Umgebung bietet.

Langsam freunden wir uns auch immer mehr mit dem Gefühl an, auf einem Pferd zu sitzen. Unser Guide scheint von unserer bisherigen Performance so weit überzeugt zu sein, dass er uns irgendwann zutraut, ein etwas schnelleres Tempo anzuschlagen. Mit einem kurzen Kommando seinerseits gehen Lucero und Caramello in den Trab über und ja, das macht schon Spaß.

Wobei Jans Pferd ein wenig faul zu sein scheint und sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit wieder in den Schritt zurückfallen lässt. Am Ende ist es vielleicht auch besser so, denn der Hintern tut uns beiden ohnehin schon ordentlich weh. Nach insgesamt zwei Stunden Ausritt, heißt es für uns dann Abschied nehmen von den beiden Fellnasen, mit denen wir sehr viel Spaß hatten.

Der nächste Tag ist grau und bevor es am Nachmittag anfängt zu regnen, wollen wir noch eine Wanderung machen. Auf den Pferden sah das mit den Schlammlöchern alles so leicht aus. An einigen von ihnen können wir ganz gut vorbeiklettern, aber bei vielen anderen funktioniert das leider nicht, da teilweise der gesamte Weg tief unter Wasser steht.

Oldtimer sieht man auf Kuba an jeder Straßenecke – © reisen-ist.jetzt

So müssen wir immer wieder umkehren und uns neue Wege suchen. Querfeldein über irgendwelche Trampelpfade, inmitten der sattgrünen und wunderschönen Natur, vorbei einer Schweine-Mama mit ihren insgesamt zehn Ferkeln, die uns interessiert beäugen und einem Bauern, der seine Felder noch mit einem Ochsenkarren bestellt. Kein Einzelfall, sondern die Regel und es zeigt uns wieder einmal, wie urtümlich Kuba an vielen Stellen noch ist und in was für einer anderen Lebensrealität die Menschen sich hier befinden.

Am nächsten Morgen steht für uns noch ein weiteres Highlight unserer Zeit in Viñales an. Dafür stehen wir um 4:30 Uhr auf und werden um viertel nach fünf von einem Guide abgeholt, der mit uns auf die andere Seite der Mogoten fährt, von wo es im Stockdunkeln 45 Minuten über Wiesen, Felder und eine Anhöhe hinauf zu einer kleinen Hütte geht.

Von dort erhoffen wir uns, einen atemberaubenden Sonnenaufgang beobachten zu können. Langsam wird die Umgebung um uns herum heller und der heiße Kaffee hilft ein wenig gegen die Kälte am Morgen. Leider ziehen sich die Wolken immer mehr zu und ein Sonnenaufgang bleibt uns letztlich verwehrt. Nichtsdestotrotz ist der Ausblick wirklich toll. Vor uns die „Dos Hermanas“ – eine bekannte Mogoten-Formation, die an zwei Schwestern erinnern soll – rechts und links saftig grüne Täler.

Eine typische Gasse mit einem Auto, das in Deutschland wohl in einem Museum geparkt wäre – © reisen-ist.jetzt

Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: einfach eine wahnsinnig schöne und einmalige Landschaft. Bei unserer Rückkehr erwartet uns unsere Gastgeberin schon mit dem überdimensionierten Frühstück und nach dem frühen Aufstehen und dem vielen Essen, bleibt uns nichts anderes übrig als einen Mittagsschlaf und entspannte Stunden am Nachmittag einzulegen.

Abends genießen wir den kleinen Ort, schauen im „Casa del Mojito“ vorbei und essen lecker. Dabei fällt immer mal wieder der Strom aus, was wir auf unserem Heimweg dafür nutzen mit der Belichtungszeit unserer Handykameras zu experimentieren, um schöne Aufnahmen vom Nachthimmel zu machen.

So neigt sich unser Aufenthalt an diesem außergewöhnlichen Ort, der definitiv ein Highlight unserer Reise für mich ist, langsam auch schon wieder dem Ende zu. Doch vorher müssen wir nochmal Geld umtauschen. Wie schon in Havanna, genügt auch hier ein kurzer Hinweis an unsere Gastgeberin, die wenige Minuten später mit dicken Bündeln Pesos vor uns sitzt, diese fachmännisch auf den Tisch zählt und selber lachen muss, weil sie wie eine Drogenbaronin dabei aussieht.

Eine wunderschöne Ansichtskarten-Idylle – © reisen-ist.jetzt

An der hohen Inflation hat sich bisher nichts geändert und ich bin mal wieder mal froh, dass wir wissen, wie wir trotzdem einen guten Wechselkurs bekommen. Damit verabschieden wir uns aus Viñales – es steht eine weitere Busfahrt an. Zurück nach Havanna für drei Nächte. Leider war unsere geliebte Unterkunft dieses Mal nicht verfügbar und wir haben uns deshalb entschieden, im moderneren Stadtteil Vedado unterzukommen.

Die Tage hier nutzen wir, um ein paar Dinge am Laptop wegzuarbeiten, die angefallen sind und verbringen die meisten Vormittage und Abende in einem Restaurant mit persischen Einflüssen, das viele vegetarische Gerichte auf der Karte hat. Alles unaufgeregt, aber genau das, was wir gerade brauchen, um Viñales nochmal Revue passieren zu lassen und uns auf die nächsten drei Wochen im Resort in Varadero einzustimmen.

Ja, wir machen nochmal richtig Urlaub, bevor sich unsere drei Monate auf Kuba langsam, aber sicher dem Ende entgegenneigen. Und ja, dieses Kapitel ist bald schon wieder zu Ende, doch darüber denke ich zu einem späteren Zeitpunkt nach.

Lena Lichterbeck

12. Februar 2024

Lena Lichterbeck und Jan Filipzik genehmigen sich nach einer Wanderung ein kühles Bier – © reisen-ist.jetzt

In Lenas & Jans Reiseblog „reisen-ist.jetzt – Unterwegs ist da, wo wir sind“ finden Sie noch viel mehr Fotos, Infos und Impressionen:

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