25. April 2023

„tanz nrw“ – Eine Hommage an Raimund Hoghe

Elf Tage, neun Städte, drei Uraufführungen: Zum neunten Mal wird Nordrhein-Westfalen während des Festivals "tanz nrw 23" zur Plattform für zeitgenössischen Tanz. "tanz nrw" ist ein städteübergreifendes Festival in Nordrhein-Westfalen, das biennal stattfindet. 

Eine Szene aus “An Evening with Raimund”-  Eine Hommage an Raimund Hoghe. (V.l.)  Luca Giacomo Schulte, Takashi Ueno, Kerstin Pohle – © Rosa-Frank.com

Veranstalter und Initiator des Festivals ist die Veranstaltergemeinschaft der Tanzproduzentinnen- und Tranzproduzenten-Konferenz NRW (TpK). Diese ist ein Zusammenschluss von NRW-Institutionen, die Tanz sowohl veranstalten als auch produzieren. Die Stadt Wuppertal ist Teil der Veranstaltergemeinschaft.

Von Münster bis Bonn ist eine Auswahl der aktuellsten Produktionen von 2023 in NRW arbeitenden Choreografinnen und Choreografen sowie Kollektiven zu sehen. 200 Bewerbungen für das Bühnenprogramm und mehr als 60 Einreichungen für das digitale Programm wurden gesichtet, diskutiert und ausgewählt. 

Neben etablierten Kompanien, die bereits die Exzellenz- oder Spitzenförderung des Landes NRW erhalten, sind auch junge Talente dabei, deren Arbeiten der Szene neue Impulse geben. Was sie eint, ist eine herausfordernde Probenzeit der vergangenen zwei Jahre: Wie proben, wenn die Theater geschlossen sind – und die Spielpläne anschließend überfüllt? 

Man erweitert sein Repertoire ins Digitale. Und so sind erstmalig neben ganz analogen Bühnenproduktionen auch viele sehr unterschiedliche Onlineformate entstanden. 22 Bühnenproduktionen und viele andere Formate sind vom 4. bis 14. Mai 2023 in Bonn, Düsseldorf, Essen, Köln, Krefeld, Mülheim/Ruhr, Münster, Viersen, Wuppertal und auf der „Digitalen Bühne“ zu sehen. 

„An Evening with Raimund“ – eine Hommage an Raimund Hoghe: Das Ensemble – © Rosa Frank

Bei „tanz nrw“ sind in Wuppertal die Tanz Station – Barmer Bahnhof, Insel e.V./Kultur im Café Ada und das Pina Bausch Zentrum beteiligt. Im ehemaligen Schauspielhaus und zukünftigen Pina Bausch Zentrum gastiert das Ensemble des 2021 leider viel zu früh verstorbenen Raimund Hoghe. 

Die Performance ist eine Hommage an den Choreografen, Tänzer, Autoren, Dramaturgen, Jorunalisten und Filmemacher, der in Wuppertal geboren wurde. Zeitlebens war er der Stadt verbunden, in der er lange Zeit auch als Dramaturg des Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch gearbeitet hat. 

Er hat zahlreiche Preise erhalten. 2019 ernannte ihn der französische Kulturminister zum „Officier de l’ordre des Arts et des Lettres“. 2020 wurde ihm der Deutsche Tanzpreis verliehen – die höchste Auszeichnung, die der Tanz in Deutschland zu vergeben hat (http://www.raimundhoghe.com/deutsch.php). 

Hoghe + Schulte

„An Evening with Raimund“

Performance im Rahmen von „tanz nrw 23“ im Pina Bausch Zentrum

Freitag – 12. Mai  – 20.00 Uhr – Pina Bausch Zentrum

Samstag – 13. Mai –  20.00 Uhr – Pina Bausch Zentrum

„An Evening with Raimund” ist eine Performance mit Ausschnitten aus dem Werk von Raimund Hoghe 2002-2019 – zusammengestellt von Luca Giacomo Schulte und Emmanuel Eggermont. 

In „An Evening with Raimund” beleben die Tänzerinnen und Tänzer, die den 2021 verstorbenen Choreografen Raimund Hoghe in seiner Arbeit begleitet haben, Ausschnitte seines choreografischen Werkes. Raimund Hoghe verstarb am 14. Mai 2021 im Alter von 72 Jahren. 

Er zählt zu den international bedeutendsten Choreografen und hat sowohl ästhetisch als auch politisch Maßstäbe gesetzt. In Ausschnitten beleben seine Tänzerinnen und Tänzer sein choreografisches Werk, erinnern voll Hingabe an ihn, seinen Weg sowie an Menschen, Gefühle und die Kraft der Musik – an das, was Raimund Hoghe seinem Publikum vermittelt hat: 

“Don’t cry, there’ll be another spring – I know our hearts will dance again – And sing again, so wait for me till then…“ Peggy Lee, aus dem Stück Young People, Old Voices (2002).

Beteiligte

Performance mit Ausschnitten aus dem Werk von Raimund Hoghe 2002-2019

Zusammengestellt von: Luca Giacomo Schulte, Emmanuel Eggermont

Mit: Ornella Balestra, Finola Cronin, Ji Hye Chung, Adrien Dantou, Lorenzo De Brabandere, Emmanuel Eggermont, Kerstin Pohle, Luca Giacomo Schulte, Takashi Ueno; 

Künstlerische Mitarbeit: Luca Giacomo Schulte

Management: Judith Jaeger, Mathieu Hillérau – Les Indépendences

Produktion Hoghe + Schulte GbR (Düsseldorf)

Gefördert durch Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, Kunststiftung NRW, Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf.

Unterstützt durch Ministère de la Culture Délégation à la danse, Goethe Institut Paris

Tickets und weitere Informationen:

https://www.tanz-nrw-aktuell.de/programm/an-evening-with-raimund

https://www.tanz-nrw-aktuell.de
http://www.raimundhoghe.com/deutsch.php

VITA von Raimund Hoghe

Der gebürtige Wuppertaler Raimund Hoghe verfasste zunächst Porträts von Außenseitern und Prominenten, die in „Die Zeit“ erschienen und auch in mehreren Büchern zusammengefasst wurden. Von 1980 bis 1989 arbeitete er als Dramaturg für das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch, über das er auch zwei Bücher schrieb.

Ab 1989 entwickelte er eigene Theaterarbeiten für verschiedene Tänzerinnen und Tänzer sowie Schauspielerinnen und Schauspieler. 1992 begann seine Zusammenarbeit mit dem bildenden Künstler Luca Giacomo Schulte, der bis zuletzt sein künstlerischer Mitarbeiter war. 1994 realisierte er das erste Solo für sich „Meinwärts“, dem „Chambre séparée“ (1997) und „Another Dream“ (2000) als Trilogie über das vergangene Jahrhundert folgten.

Der Choreograf Raimund Hoghe – © Rosa Frank

Neben seiner Theaterarbeit arbeitete Hoghe vielfach für das Fernsehen und realisierte u.a. für ARTE den Film „Die Jugend ist im Kopf“ über die französische Theaterleiterin Marie-Thérèse Allier (2016), „Lebensträume“ (ZDF/3sat 1994) und 1997 im Auftrag des WDR das einstündige Selbstportrait „Der Buckel“.

Seine Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt, mit seinen Stücken gastierte er in verschiedenen Ländern Europas, Nord- und Südamerika, Asien und Australien. Er hat zahlreiche Preise erhalten, darunter 2001 den „Deutschen Produzentenpreis für Choreografie“. 2006 erhielt er den „Prix de la critique Francaise“ für „Swan Lake, 4 Acts“ in der Kategorie „Beste ausländische Produktion“.

2008 wurde Raimund Hoghe in der Kritiker-Umfrage der Zeitschrift „ballet-tanz“ zum „Tänzer des Jahres“ gewählt. 2019 ernannte ihn der französische Kulturminister zum „Officier de l’ordre des Arts et des Lettres“. Raimund Hoghe erhielt die Auszeichnung in Anerkennung seiner „außerordentlichen Verdienste um die kulturelle Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich“.

2020 wurde ihm der Deutsche Tanzpreis verliehen – die höchste Auszeichnung, die der Tanz in Deutschland zu vergeben hat. Bücher über seine Theaterarbeiten sind in Frankreich, Deutschland, England und den USA erschienen. Raimund Hoghe lebte in Düsseldorf und verstarb friedlich und unerwartet am 14. Mai 2021 im Alter von 72 Jahren.

Sätze von Raimund Hoghe: „Den Körper in den Kampf werfen“, schreibt Pier Paolo Pasolini. Dieser Satz: für mich auch ein Anstoß, auf die Bühne zu gehen. Andere Anstöße: die mich umgebende Realität, die Zeit, in der ich lebe, die Erinnerung von Geschichte, Menschen, Bilder, Gefühle und die Kraft der Musik, ihre Schönheit und die Konfrontation mit einem Körper, der – in meinem Fall – herkömmlichen Vorstellungen von Schönheit nicht entspricht. Auf der Bühne auch Körper zu sehen, die nicht der Norm entsprechen, ist wichtig – nicht nur mit dem Blick auf die Geschichte, sondern auch mit Blick auf Entwicklungen der Gegenwart, an deren Ende der Mensch als Objekt des Designs steht. Zur Frage des Erfolgs: Wichtig ist, arbeiten zu können, den eigenen Weg zu gehen – ob mit oder ohne Erfolg. Ich mache einfach das, was ich tun muss.“

 

 

 

 

 

 

 

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