25. April 2023

Angelika Bartsch: Die Frau mit den Tausend Gesichtern

Sie ist eines der markantesten Gesichter im deutschen Fensehen. Und auch ihre rauchige Stimme hat einen hohen Wiedererkennungswert. Am Sonntag (23.04.) war Angelika Bartsch (63) wieder auf der Mattscheibe zu sehen. Im Dortmunder Tatort "Love Is Pain". 

Angelika Bartsch mit dem Gesichtsausdruck einer selbstbewussten, kompromisslosen Frau, die ihren Weg geht – ohne Rücksicht auf Verluste – © Tim Koller

Bereits in der vierten Ruhrpott-Folge hintereinnander verkörperte Angelika hier die „böse“ Scjwiegermutter von Kommissar Jan Pawlak alias Rick Okon.

Der „Tatort“ ist in der Karriere von Angekika Bartsch bisher ein treuer Begleiter. Insgesamt 17 Mal stand sie bisher für die beliebte ARD-Sonntagsabend-Serie vor der Kamera. Erstmals 1985 neben dem legendären Ermittler-Duo Horst Schimanski (Götz Gerorge ) und Christian Thanner (Eberhard Feik) in der Folge „Doppelspiel“.

Aber auch in Serien wie „Polizeiruf 110“, „Ein Fall für zwei“, „Heldt“ und in vielen anderen taucht sie immer wieder auf. Daneben stand sie in TV-Filmen und Kino-Streifen wie „Schlafes Bruder“ (1995 – Regie Joseph Vilsmaier) mit André Eisenmann und Ben Becker oder In „Die besondere Schwere der Schuld“ (2014) mit Götz George vor der Kino-Kamara.

Wuppertaler Vergangenheit

Angelika Bartsch hat eine Wuppertaler Vergangenheit. Mehrere Jahre war sie Mitglied des Schauspiel-Ensembles der Wuppertaler Bühnen. Und auch in dem von Dirk Michael Häger und Christoph Schmidt (Rex-Film) komplett in Wuppertal produzierten Low-Budget-Kino-Krimi „King Ping“ übernahm  Angelika Bartsch eine Rolle. Sie spielte in dem Krimi-Comic eine Kindergärtnerin. Der schrille Streifen, der bei den Kritikern sehr gut ankam, wurde 2013 zum großen Teil im Mirker Bahnhof unter der Regie von Claude Giffel gedreht.

Fast alle Darsteller in „King Ping“ stammen aus Wuppertal oder haben einen Bezug zur Bergischen Metropole: Christoph-Maria Herbst, Sierk Radzei, Godehard Giese, Bela B., Hans-Martin Stier, Jana Voosen, Hans Richter, Barbara Seifert, Uwe Dag Berlin, Sinan Akkus, Marco Wohlwend, Jörg Reimers, Lilay Huser, Marcia Golgowsky, Lore Duwe und eben Angelika Bartsch.

Angelika Bartsch als Rechtsmedizinerin Prof. Dr. Hanna Holle in der ZDF Serie Heldt – ©  ZDF / Monika Sandel

Für Angelika Bartsch war es eine Ehrensache, beim Wuppertal-Krimi mitzuspielen, als Dirk Michael Häger und Christoph Schmidt sie anfragten. Die erfolgreiche Schauspielerin: „Ich war von 1991 bis 1996 bei den Wuppertaler Bühnen engagiert und habe die Zeit dort sehr genossen. Mich verbindet nach wie vor viel mit dieser Stadt. Das war auch der Grund, warum ich bei ‚King Ping‘ mitgemacht habe.“

Ihre Schauspiel-Ausbildung hat die Wahl-Hamburgerin an der Westfälischen Schauspielschule Bochum absolviert. Dort am Schauspielhaus gab sie 1980 auch ihr Debut als „Ida“ in der Operette „Die Fledermaus“.

Dozentin an Schauspielschulen

Die große Schauspielerin ist längst nicht nur vor der Kamera oder auf der Bühne eine große Persönlichkeit. Auch hinter den Kulissen hat ihr Wort Gewicht. Sie führt auch selbst Regie und bildete viele Jahre als Dozentin an der Arturo Schauspielschule in Köln und der Theaterschule im Theater der Keller (Köln) Schauspielschüler aus. 

Das macht Angelika Bartsch heute nicht mehr. Und das hat einen triftigen Grund: „Ich mache mir große Sorgen um den Schauspiel-Nachwuchs. Und ich kann es nicht mehr verantworten, junge Leute mit großen Idealen in unsere harten und schnelllebige Berufswelt zu schicken. Deshalb bilde ich nicht mehr aus.“ Klare Worte einer starken Frau.

Immer mehr Schauspieler leben – so die erfahrene Mimin – heute von der Hand in den Mund, müssen um jede kleine Rolle kämpfen, agieren hart am Existenzminimum. An vielen Theatern und auch bei vielen TV-Sendern spielt inzwischen der Rotstift und das Produktions-Tempo eine Hauptrolle. Das war zu ihrer Zeit noch anders. Da wurde noch Wert auf Qualität gelegt. 

Angelika Bartsch kühl und unnahbar als Diva – © Tim Koller

Inzwischen konzertriert sich Angelika Bartsch wieder auf ihre eigene Karriere als Schauspielerin und Regisseurin. Sie liebt Rollen, in denen sie geheimnisvolle, undurchschaubare, zwielichtige Frauen spielen kann. Charaktere mit Grautönen, bei denen die Grenzen zwischen Gut und Böse zerfließen, sind Angelika Bartsch auf den Leib geschrieben. Diese verkörpert sie wie keine andere. Diven mit eiskaltem Blick und zynischer Mimik, dass dem Gegenüber das Blut in den Adern gefriert. Ob auf der Bühne oder vor der Kamera – Angelika Bartsch hat ihre Nische als Darstellerin gefunden.

So überzeugend echt Angelika zwielichtige, teils bösartige Frauen in ihren Rollen darstellt, alles nur gespielt, alles nur Beweis ihrer hohen Schauspielkunst und ihrer Verwandlungsfähigkeit. 

Denn im Privatleben gilt Schauspiel-Chamäleon Angelika Bartsch als sympathisch, warmherzig und humorvoll. Auch eine hohe wertvolle Auszeichnung.

Text Peter Pionke

 

VITA von Angelika Bartsch

Die Schauspielerin, Regisseurin und Ex-Dozentin Angelika Bartsch wurde am 27.05.1959 in Heilbronn geboren. Sie kam auf Umwegen zur Schauspielerei Das Gymnasium verließ sie mit der Mittleren Reife und arbeitete zunächst zwei Jahre als Erzieherin.

Eine fundierte Schauspielausbildung absolvierte sie an der renommierten Westfälischen Schauspielschule in Bochum. Als erste Rolle spielte sie 1980 im Schauspielhaus Bochum die „Ida“ in der Operette „Die Fledermaus“. Sie  hat die Theater-Bühne seither nie vernachlässigt. 

Angelika Bartsch war u.a. am  Düsseldorfer Schauspielhaus, am Deutschen Natonaltheater Weimar, am Schauspielhaus Hamburg und am Staatstheater Karlsruhe und eben auch bei den Wuppertaler Bühnen engagiert. 2008 erhielt sie bei den „Bad Gandersheimer Domfestspielen“ den „Roswitha Ring“ als beste Darstellerin.

Freundlich, sympathisch: Das „wahre“ Gesicht der Angelika Bartsch – © Ralph Nitz

Einem breiten Publikum ist das Gesicht von Angelika Bartsch aber ein Begriff, weil sie bereits in fast allen bekannten und erfolgreichen TV-Krimi-Serien gebucht war und wird. Sie spielte in Kino- oder TV-Filmen wie „Schlafes Bruder“ (1995), „Der Mörder und die Hure“ (1996), „Ende einer Leidenschaft“ (1997), „Das Trio“ (1998), „Rohtenburg“ (2006), „Das Glück ist ein Kaktus“ (2011), „Die besondere Schwere der Schuld“ (2014) mit Götz George oder „Auf der Strasse“ mit Christiane Hörbiger mit.

Und die Wahl-Hamburgerin wurde bereits 17 Mal für Rollen im ARD-Krimi-Flaggschiff „Tatort“ gebucht: „Doppelspiel“ (1985) mit Götz George und Eberhard Feik – „Spuk aus der Eiszeit“ (1988), „Schmutzarbeit“ (1989) und „Der König kehrt zurück“ (1995) jeweils mit Manfred Krug und Charles Brauer – „Animals“ (1991) und „Aida“ (1996) mit Miroslav Nemec und Udo Wachtweitl – „Bestien“ (2001) und „Klassentreffen“ (2010) mit Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär – „Erkläre Chimäre“ (2015) mit Axel Prahl und Jan Josef Liefers – „Borowski und der gute Mensch“ (2021) mit Axel Milberg – „Gier und Angst“ (2022) – „Liebe mich!“ (2022) – „Du bleibst hier“ (2023) – „Love Is Pain“  (2023) jeweils mit Jörg Hartmann und Nick Okon. 

Ab 2013 war Angelika Bartsch als Rechtsmedizinerin Dr. Hannah Holle an der Seite von Kai Schumann (Kommissar) und Janine Kunze (Staatsanwältin) in der beliebten ZDF-Serie „Heldt“ zu sehen, die in Bochum spielte. Sie wurde 2020 nach acht Staffeln und 108 Folgen eingestellt.

Link zur Homepage von Angelika Bartsch:

http://www.angelika-bartsch.de

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