29. Januar 2023

TV-Star Mariella Ahrens: Ein Herz für alte Menschen

In Rosamunde-Pilcher-Filmen (u.a "Der gestohlene Sommer") oder in der ARD-Erfolgsserie "Ein Fall von Liebe" spielt Mariella Ahrens gefühlvolle Frauen. Aber auch im Privatleben hat die beliebte Film- und Theaterschauspielerin ein weiches Herz. Die Mutter von zwei Töchtern ist Gründerin und 1. Vorsitzende des Vereins "Lebensherbst e.V." in Berlin.

Das Gespräch mit der Altenheimbewohnerin macht Mariela Ahrens sichtbar Spass – © Petra Krötzsch / Lebensherbst e.V.

„Lebensherbst“ verschönert bundesweit Menschen in Altenheimen das Leben mit großen und kleinen Highlights. Der Verein organisiert Weihnachtsfeiern, Sommerfeste oder Ausflüge. Er richtet aber auch „Senioren-Treffpunkte“ in öffentlichen Parks ein, an denen die „Oldies“ an altersgerechten Fitnessgeräten trainieren können oder verschenkt  VR-Brillen an Heimbewohner.

Mit vielen unterschiedlichen Aktionen und Aktivitäten sorgen Mariella Ahrens und ihre Mistreiterinnen und Mitstreiter für willkommene Farbtupfer im oft tristen, grauen Heim-Alltag der in die Jahre gekommenen Frauen und Männer.

Für Mariella Ahrens ist „Lebensherbst e.V.“ eine Herzensangelegenheit. Wir haben mit der attrakiven Schauspielerin über ihren Charity-Verein gesprochen, der in Deutschland ein Alleinstellungsmerkmal besitzt. 

DS: Sie haben 2005 Ihren Verein „Lebensherbst e.V.“ gegründet. Gab es so etwas wie in Schlüsselerlebnis für diese Entscheidung?

Mariella Ahrens: „Ja, das gab es! Ich wollte mich 2005 unbedingt einem Verein anschließen, der sich ganz speziell um Bewohner von Altersheimen kümmert, sie unterstützt, ihnen Aufmerksamkeit schenkt und ihnen so den Lebensabend verschönert. Da wurde mir aber schnell klar: Eine solche Initiative gab es noch gar nicht. Da habe ich mich entschlossen, selbst einen solchen Verein zu gründen.“

DS: Warum liegen Ihnen einsame, ältere Menschen besonders am Herzen?

Mariella Ahrens: „Die Senioren haben mit ihrer Arbeit die Grundlage für unser heutiges Leben und für unseren heutigen Wohlstand geschaffen. Viele von ihnen waren aber selbst nicht in der Lage, Rücklagen zu bilden. Und da helfe ich gerne, weil das auch eine Möglichkeit ist, den Senioren etwas zurück zu geben, wofür sie in Vorleistung getreten sind. Sie haben den Krieg erlebt, zum Teil ihre Männer, Kinder, Verwandte und Freunde verloren und dennoch das Land wieder aufgebaut. Ihnen sind wir als jüngere Generation etwas schuldig.“

Wie der Vereinsname entstand

DS: Wie ist eigentlich der Vereinsname ‚Lebensherbst‘ entstanden?

Mariella Ahrens: „Mir war wichtig, dass der Name deutlich macht, dass es zwar um ältere Menschen geht, aber um Seniorinnen und Senioren, die noch am Leben teilhaben und Spaß haben wollen und nicht einfach dasitzen und auf das unvermeidbare Ende warten. Der Herbst ist die vorletzte Jahrszeit, danach kommt noch der Winter. Das Jahr und das Leben sind also noch nicht vorbei. So ist der Name ‚Lebensherbst‘ entstanden.“

DS: Sie sind Gründerin, Schirmherrin und 1. Vorsitzende des Vereins. Das ist schon fast ein Fulltime-Job. Schauspiel-Karriere, Kinder und ‚Lebensherbst‘. Wie bekommen Sie das alles unter einen Hut?

Mariella Ahrens: „Das habe ich ganz gut im Griff, dank der Unterstützung meiner Vorstandskolleginnen und -Kollegen. Besonders wertvoll ist die Hilfe von Petra Krötzsch, die sich um den ganzen administrativen Teil unserer Vereinsarbeit kümmert und mir damit den Rücken für die Projekte frei hält, bei denen die alten Menschen klar im Mittelpunkt stehen.“

Der Austausch mit den Bewohnern von Alteneinrichtungen ist der sozial engagierten Schauspielerin Mariella Ahrens sehr wichtig – © Petra Krötzsch / Lebensherbst e.V.

DS: Fast jeder Prominente ist heutzutage Schirmherr von irgendeiner Charity-Organisation. Oft steht das aber nur in der Vita auf der Webseite. Sie dagegen erfüllen Ihre Aufgabe mit Leben, sind vor Ort, kümmern sich höchstpersönlich um die Menschen. Ist das eine Frage von Glaubwürdigkeit?

Mariella Ahrens: „Für mich ist das eine Frage von Glaubwürdigkeit. Mir ist wichtig, nicht nur nur meinen Namen für eine gute Sache herzugeben, sondern auch selbst tätig zu werden. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Grundsätzlich ist es ja erst einmal positiv, wenn Prominente ihre Bekanntheit und ihre Popularität dafür nutzen, auf Notfälle und Probleme hinzuweisen und damit helfen, Charity-Initiativen anzuschieben. Ich möchte aber auf jeden Fall auch in der Sache selbst meinen Beitrag leisten.“

DS: Wie sehr hat sich das Spendenaufkommen in Zeiten von Corona und Ukraine-Krieg verändert?

Mariella Ahrens: „Sehr stark. Die armen Menschen in der Ukraine brauchen ganz sicher unsere Hilfe. Aber wir dürfen auch die Seniorinnen und Senioren in den Altenheimen nicht im Stich lassen. Auch sie benötigen nicht nur unsere Aufmerksamkeit und  Zuwendung, sondern auch tatkräftige Unterstützung. Und dafür sind Spenden dringend erforderlich. Wir müssen im Moment sehr viel Aufklärungsarbeit leisten, um das den potentiellen Spenderinnen und Spendern bewusst zu machen.“

Auf Spenden angewiesen

DS: Im Moment gibt es eine Flut ab Spendenaufrufen. Welche Argumente können Sie anführen, für Ihren Verein zu spenden?

Mariella Ahrens: „Das Thema Altersarmut ist und bleibt brandaktuell. Manche verbringen über 20 Jahre im Altenheim. Vielen bleiben im Monat nur knapp 100 € Taschengeld zur freien Verfügung. Davon kann man sich keine großen, spannende Freizeitaktivitäten wie Ausflüge, Theater- und Kino-Besuche oder Sonstiges leisten. Oft reicht das Geld nicht einmal für notwendige Hygieneartikel. Geschweige denn, sich Wünsche, wie etwa eine VR-Brille, zu erfüllen. Da helfen wir dann gerne. Denn die Senioren haben einen schönen Lebensabend verdient.“

DS: Die Menschen werden immer älter und somit wird auch die Zahl der hilfsbedürtigen Seniorinnen und Senioren stetig steigen. Ist da nicht auch der Staat gefordert?

Mariella Ahrens: „Der Staat ist gefordert, er muß die Rahmenbedingungen schaffen, dafür sorgen, dass die Altenpflegerinnen und Altenpfleger angemessen bezahlt werden. Es fehlt fast überall Personal und das führt dazu, dass sich die Pflegekräfte nicht so intensiv um jeden einzelnen Heimbewohner kümmern können, wie es eigentlich sein müsste. Aber alle Aufgaben kann der Staat auch nicht übernehmen. Da ist auch jeder einzelne von uns gefordert, seinen Teil beizutagen, um den alten Menschen den Aufenthalt in den Altenheimen lebenswert zu gestalten.“

Mariella Ahrens: Eine herzliche Umarmung und ein bunter Blumenstrauß als liebevolle Geschenke für eine sichtlich gerührte Seniorin – © Schumann & Stingl

DS: Welche waren Ihre schönsten, beeindruckensten Erlebnisse in Zusammenhang mit Ihrem Verein ‚Lebensherbst‘?

Mariella Ahrens: „Wenn man den alten Menschen eine Freude bereitet, für sie eine Weihnachtsfeier gestaltet, sie mit einer Lesung unterhält oder mit ihnen einen Ausflug unternimmt, erntet man soviel Dankbarkeit und ein zufriedenes Lächeln. Oft reicht ein einfaches Gespräch, um die Seniorinnen und Senioren glücklich zu machen. Das sind immer wieder tolle Erlebnisse, die einem nahe gehen und einem das Gefühl geben, das Richtige getan zu haben.“

DS: Wissen die Heimbewohnerinnen und Heimbewohner eigentlich, dass sie es bei Ihnen mit einer bekannten TV- und Theaterschauspielerin zu tun haben?

Mariella Ahrens: „Viele erkennen mich, sie erzählen mir dann, in welchen Filmen sie mich im Fernsehen gesehen haben und sagen dann: ‚Es ist so toll, Sie mal persönlichen kennen gelernt zu haben‘. Darüber freue ich mich dann auch.“

DS: Wie stellen Sie sich die Zukunft Ihres Vereines vor?

Mariella Ahrens: „Ich wünsche mir, dass wir weiter wachsen und auch in vielen Städten noch mehr Unterstützer finden. Zudem hoffe ich sehr, dass das Verständnis dafür größer wird, dass alle älteren Menschen einen schönen, erfüllten Lebensherbst verdient haben.“

Wie Mariella Ahrens ihren Lebensabend verbringen will

DS: Haben Sie sich schon einmal darüber Gedanken gemacht, wie Ihr persönlicher Lebensabend oder Ihr Lebensherbst aussehen sollte?

Mariella Ahrens: „Ja, das habe ich. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, hoffe ich, dass ich dann nicht in einem Seniorenheim lande. Mir schwebt eher so eine Art Alten-WG vor, in der man sich gegenseitig unterstützt, Spaß miteinander hat, aber jeder noch seinen ganz privaten Bereich besitzt, in dem er sich wann immer er will zurückziehen und sein eigenes Leben führen kann.“

DS: Was können Ihre Fans in 2023 von Ihnen als Schauspielerin und Künstlerin erwarten?

Mariella Ahrens: „Vom 17. März bis 30. April spiele ich im Düsseldorfer ‚Theater an der Kö‘ eine Rolle in der Komödie ‚Das Blaue vom Himmel‘. Im Sommer steht dann im Bayerischen Hof das Stück „Das Abschiedsdinner“ an. Das sind erst einmal meine Theater-Engagements. Mal schauen, was noch in Sachen Film- und Fernsehen dazu kommt. Auch jeden Fall werde ich mein Aktivität im Bereich Kamera-Coaching ausbauen, bei dem ich Repräsentanten aus der Wirtschaft dabei unterstütze, ihr Auftreten und ihre Körpersprache bei Vorträgen, Seminaren und Interviews zu optimieren.“

Das Interview führte Peter Pionke

Weitere interessante Infos finden Sie auf der Webseite von „Lebensherbst e.V.“:  http://www.lebensherbst.de

Hier können Sie spenden: 

Spendenkonto

LEBENSHERBST e.V.

IBAN:DE70 1002 0500 0001 1434 00

BIC: BFSWDE33BER

Bank für Sozialwirtschaft e.V.

Mariella Ahrens mit Marko Pustisek (l.) und Martin Semmelrogge in der Komödie „Das Abschiedsdinner“ – © Anna Dylla / Theater an der Kö

VITA Mariella Ahrens

Die deutsche Schauspielerin, Moderatorin und Schauspiel-Lehrerin Mariella Ahrens wurde am 02.04.1969 in Leningrad (Ex-Sowjetunion) geboren.

Sie ist Tochter eines deutschen Computerspezialisten und einer bulgarischen Augenärztin. Ihre ersten Lebensjahre verbrachte sie in Bulgarien. 1974 zog sie mit ihren Eltern nach Berlin-Friedrichshain in der ehemaligen DDR.

Ihre Ausbildung als Schauspielerin absolvierte Mariella Ahrens an der von Fritz Kirchhoff gegründeten Schauspielschule „Der Kreis“ in Berlin. Erste Auftritte auf der Bühne hatte sie im „Kleinen Theater“ im „Haus der jungen Talente“ in Berlin. 1999  brachte sie ihre Tochter Isabella Maria zur Welt. Vater ist der Anlageberater Dragan Banic. Tochter Lucia wurde im März 2007 geboren. Sie stammt aus Mariellas Ehe mit Patrick Graf von Faber-Castell.

Mariella Ahrens lebt in Berlin. Sie lehrt Filmschauspiel an der Filmschauspielschule Berlin. Neben ihrer Karriere als Film- und Theater-Schauspielerin ist sie als zudem als Moderatorin und Kamera-Coach tätig.

Die Künstlerin ist Gründerin, Schirmherrin und 1. Vorsitzende von „Lebensherbst e. V“. Der Verein unterstützt seit 2005 Bewohnerinnen und Bewohner von Altenheimen auf vielfältige Weise.

Filmografie (Auszüge): Mariella Ahrens spielte in 41 Folgen des RTL-Dauerbrenner „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ mit – sowie in 49 Episoden der Serie „OP ruft Dr. Bruckner“. (RTL) – Polizeiruf 110 (Folgen „Heißkalte Liebe“  – „Fliegende Holländer“ (ARD) – Edgar Wallace: Die unheimlichen Briefe – „Der Bergdoktor“ (ZDF – 7 Folgen) – Utta Danella: Plötzlich ist es Liebe – ARD-Serie „Ein Fall von Liebe “ mit Francis Dalton-Smith (16 Episoden) – Inga Lidström: „Das Herz meines Vaters“ – „Beate Uhse: Das recht auf Liebe“ –  Rosamunde Pilcher: „Im Licht des Feuers“ – „Der gestohlene Sommer“.

Theater (u.a.): „Mirandolina“ – „Das Abschiedsdinner“ – „Das Blaue vom Himmel“

Link zur Webseite von Mariella Ahrens: 

http://www.mariella-ahrens.de

 

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