25. August 2022

Claus-Theo Gärtner: Sein neues Leben nach „Matula“

30 Jahre lang war er quasi in den deutschen Wohnzimmern zuhause. Seine Kunstfigur, der Detektiv Josef Matula, den er in 300 Folgen der ZDF-Erfolgs-Serie "Ein Fall für zwei" so lebensnah verkörperte, ist in der Zeit für viele fast so etwas wie ein alter Bekannter oder guter Kumpel geworden.

Claus-Theo Gärtner locker im Freizeit-Look – © privat

Doch es gibt auch für den vielseitigen Schauspieler Claus-Theo Gärtner (79) ein Leben nach und ohne Matula. Er geniesst seinen Ruhestand, den er aber ab und an durch Gastauftritte auf der Theaterbühne unterbricht. 

Das sind dann Herzens-Projekte wie „Judas on Tour“, die er gemeinsam mit seiner Schweizer Ehefrau Sarah realisiert. Die 44jährige ist Regisseurin, Autorin und Moderatorin. Bei „FernsehBasel.TV“ moderiert sie beispielsweise die Sendung „Kultur Talk“.

Wegen seiner Sarah pendelt der Schauspieler auch regelmässig zwischen seiner Heimatstadt Berlin und Basel hin und her. Auch das hält ihn fit.

Der STADTZEITUNG hat der überaus rüstige und lebensbejahende „TV-Rentner“ im Rahmen unserer Interview-Reihe „Hand aufs Herz“ ein ausführliches, offenes und ehrliches Interview gegeben.

DS: Matula ist seit dem gelösten Fall ‚Tod auf Mallorca‘ endgültig in Rente. Werden wir denn den Schauspieler Claus-Theo Gärtner noch auf der Bühne oder vor der Kamera erleben?

Claus-Theo Gärtner: „Auf er Bühne schon. Aber dann müssen Sie schon nach Basel kommen. Da spiele ich ab und an noch Theater. Ansonsten lasse ich den Lieben Gott einen guten Mann sein.“

DS: Wie schwer ist es Ihnen gefallen, sich von der beliebten Kunstfigur Matula zu verabschieden?

Claus-Theo Gärtner: „Das fiel mir überhaupt nicht schwer. Es war lange vorbereitet. Ich habe bereits zwei Jahre vor meinem Ausstieg aus der Serie angekündigt: Nach der 300. Folge ist Schluss! Als dann endlich die letzte Klappe fiel, war ich heilfroh, dass es endlich vorbei war. Ich ich wollte ja gleich danach auf große Weltreise gehen. Das habe ich dann auch getan.“

Claus-Theo Gärtner beim Ausspannen in Spanien – © WAS/Sutter

DS: Sie haben nach dem Serien-Ende noch drei Matula-Folgen in Spielfilm-Länge gedreht. Warum gibt es da keine weiteren Folgen?

Claus-Theo Gärtner: „Das Thema ‚Matula‘ hat sich einfach erschöpft. Für mich jedenfalls. Mit der letzten Folge, der Mallorca-Geschichte, war ich überhaupt nicht einverstanden. Insofern fiel es mir sehr leicht, nichts mehr zu machen.“

DS: Bekommen Sie denn keine TV-Angebote mehr?

Claus-Theo Gärtner: „Doch sicher! Aber das, was mir angeboten wird, läuft immer wieder auf dasselbe hinaus und ist eigentlich nur eine Kopie von ‚Matula‘. Und dazu habe ich keine Lust mehr.“

DS: Es gab 300 Folgen, haben Sie diese eigentlich alle in der fertig geschnittenen Fassung selbst gesehen?

Claus-Theo Gärtner: „Natürlich, ich habe auch hin und wieder selbst Regie geführt. Ich war bei der Postproduktion immer mit im Schneideraum. Das geht heute alles digital, da gibt es kein analoges Filmmaterial mehr wie früher. Ich habe noch richtig mit Zelluloid gearbeitet und mir das Endprodukt auch immer angeschaut – ob ich Regie geführt hatte oder nicht. Das war ja nunmal mein Kind.“

DS: Schauen Sie sich eigentlich die neue Folgen von „Ein Fall für zwei“ mit Ihrem Nachfolger Wanja Mues als Detektiv Leo Oswald im TV an?

Claus-Theo Gärtner: „Die gucke ich mir schon aus Neugier an, weil ich wissen will, was die da machen.“

Immer noch bekannt, immer noch beliebt – ein Star zum Anfassen: Claus-Theo Gärtner mit Fans – © Andreas Sutter

DS: Sie sind ja eigentlich ein sehr vielseitiger Film- und Fernseh-Schauspieler und haben in unzähligen Produktionen mitgespielt. Viele reduzieren Sie allein auf Ihre Rolle als Detektiv Matula in der Serie „Ein Fall für zwei“ – empfinden Sie das als Fluch oder Segen?

Claus-Theo Gärtner: „Beides! Irgendwie ist es aber logisch. Die Leuten hatten 30 Jahre lang fast jeden Freitag Matula zum Abendessen. Wer möchte den Matula dann noch sonntags im ‚Tatort‘ sehen. Ein Beispiel: Ich habe in dem Film über Helmut Kohl ‚Der Mann aus der Pfalz‘ den CDU-Politiker Heiner Geißler spielen dürfen. Nach der Premiere gab es dann in einer großen Frankfurter Zeitung die Schlagzeile ‚Was macht Matula in der Pfalz‘? Da wusste ich: Ich bin verbrannt.“

DS: Sie werden doch sicher auch auf der Strasse noch häufiger mit ‚Matula‘ angesprochen?

Claus-Theo Gärtner: „Nicht mehr! Die mich noch kennen, wissen auch, dass ich Gärtner heisse.“

DS: Matula war kein unbesiegbarer Held. Im Gegenteil, er musste in jeder Folge kräftig Prügel einstecken. Inwieweit haben Sie die Figur, die ganz bewusst auch Schwächen zeigte, mitentwickelt?

Claus-Theo Gärtner: „Die Figur Matula stammt praktisch komplett von mir! Es gab ein Drehbuch und da stand drin: Polizist wird Detektiv. Und dann waren da noch ein paar Dialoge. Mehr nicht! Alles, was den Matula als Charakter ausmacht, hat er natürlich von mir.“

DS: Sie waren ja ein passionierter Motorsportler. Drücken Sie auch heute noch gern kräftig aufs Gaspedal?

Claus-Theo Gärtner: „Ich hatte die Ehre und das Vergnügen, die Oldtimer von Mercedes aus dem Museum bei gewissen Veranstaltungen zu fahren, zum Beispiel bei der berühmten Oldtimer-Rallye ‚Mille Miglia‘. Das war natürlich eine tolle Sache. Ein weiteres Highlight: Ich durfte auch für Porsche echte Klassiker fahren. Aber ich war nur ein Hobby-Rennfahrer. In England sagt man ‚Gentleman-Driver‘. Heute macht mir das Autofahen keinen Spaß mehr.“

Geniessen die Sonne Spaniens: Claus-Theo Gärtner und sein Manager und Freund Andreas Sutter (r.) – © privat

DS: Also besitzen Sie auch keinen schnellen Flitzer mehr?

Claus-Theo Gärtner: „Doch, ich fahre immer noch die alte Kiste, meinen Alfa Romeo, mit dem ich auch Rennen gefahren bin. Ich wohne in Berlin. Da kommt man mit der U-Bahn viel schneller als mit dem Auto voran. Da meine Frau in Basel arbeitet und dort ihre Fernsehsendung macht, pendele ich immer zwischen Berlin und der Schweiz hin und her. Dann fahre ich aber nicht mit dem Auto, sondern mit der Eisenbahn.“

DS: Was unterscheidet Berlin von Basel?

Claus-Theo Gärtner: „Die beiden Städte kann man nicht vergleichen, höchstens die Leute. Berlin ist ja nicht schön, aber interessant. Aber richtig schön ist Basel eigentlich auch nicht auf den ersten Blick. Aber wenn Sie dann auf dem Marktplatz stehen und auf das Münster schauen, dann passt es wieder. Ich darf Basel eigentlich auch nicht zu viel loben. Vor kurzem bekam ich Post vom Finanzamt. Und in dem Schreiben stand: ‚Sie haben jetzt ihren Lebensmittelpunkt in Basel, ab sofort zahlen Sie mehr Steuern‘.“ (lacht)

DS: Sie werden nächstes Jahr 80, sind aber noch topfit, wie kriegen Sie das hin?

Claus-Theo Gärtner: „Das weiss ich auch nicht so genau. Vermutlich sind es die Gene. Und wenn Sie mich fragen, worauf ich besonder stolz bin, dann kann ich nur sagen: Auf meine Leber, die hat einiges mitgemacht (lacht). Und es ist ja auch nicht so, dass ich jetzt total abstinent lebe. Aber mir geht es gesundheitlich gut.“

DS: Ihre Ehefrau Sarah ist gut 35 Jahre jünger als Sie. Ist das so eine Art Jungbrunnen für Sie?

Claus-Theo Gärtner: „Ja, das hält mich wirklich fit und auf Trab. Auch Sarahs ganzer Bekanntenkreis ist in ihrem Alter. Insofern bin ich immer mit sehr viel jüngeren Leuten zusammen und komme mir dadurch auch viel jünger vor.“

Sarah Gärtner als Moderatorin vor der Kamera – © FernsehBasel.TV

DS: Zwischen Ihnen und Ihrer Frau liegt eigentlich mehr als eine Generation. Wie schwer ist es da, immer wieder gemeinsame Interessen und Gesprächsthemen zu finden?

Claus-Theo Gärtner: „Wir sind jetzt seit 20 Jahren zusammen. Das wäre ja nie so lange gut gegangen, wenn wir keine gemeinsamen Gesprächsthemen hätten und nicht erfolgreich miteinander arbeiten könnten. Wir leben in einer sehr glücklichen Beziehung, in der jeder seinen freien Raum für sich hat. Für uns gibt es überhaupt keinen Altersunterschied. Den stelle ich zwar an mir selber fest, wenn ich mich im Spiegel anschaue (lacht). Aber zwischen Sarah und mir funktioniert es sehr gut.“

DS: Wie nutzen Sie jetzt Ihre zusätzliche Freizeit, haben Sie sich neue Hobbies zugelegt?

Claus-Theo Gärtner: „Nee! Ich habe einen tollen Freundeskreis und wir sind ständig mit irgendetwas beschäftigt. Außerdem reise ich gern.“

DS: Gibt es konkrete Pläne, die Sie in den nächsten Jahren unbedingt umsetzen möchten?

Claus-Theo Gärtner: „Die habe ich. Das nächste ist ein Theaterstück in Basel, das ich wieder zusammen mit meiner Frau mache, wie auch das vorherige Stück „Judas on Tour“ von der holländischen Autorin Lot Vekemans, das ich produziert habe und bei dem meine Frau Regie führte.“

DS: Wie intensiv verfolgen Sie Putins Krieg in der Ukraine?

Claus-Theo Gärtner: „Wie jeder von uns natürlich. Man ist damit von morgens bis abends konfrontiert. Ich mache mir natürlich auch Sorgen.“

DS: Letzte Frage: Matula würde die Ukraine sicher mit schweren Waffen versorgen, um sich gegen die Russen verteidigen zu können. Wie steht Claus-Theo Gärtner zu dieser kontrovers diskutierten Frage?

Claus-Theo Gärtner: „Ich sehe das so: Die Ukrainer kämpfen für Europa und somit auch für uns. Insofern sollte man sie unterstützen, wo es nur geht, bevor der Wahnsinnige hier ist. Ich hoffe, dass sehen auch ein paar andere Leute genauso – und zwar die, die zu entscheiden haben.“

DS: Vielen Dank für das spannende, interessante Gespräch.

Das Interview führte Peter Pionke

Bestens gelaunt: Claus-Theo Gärtner mit Ehefrau Sarah – © Andreas Sutter

Vita Claus-Theo Gärtner

Claus-Theo Gärtner wurde am 19.04.1943 in Berlin geboren. Sein Vater war Kaufmann, seine Mutter Ballettmeisterin. Er wuchs in Oberhausen auf und sammelte erste Erfahrungen als Jungdarsteller am Kindertheater der Ruhrgebietsstadt.

In Braunschweig und Hannover studierte Claus-Theo Gärtner Musik und Schauspiel. Sein erstes Engagement hatte er am Deutschen Theater Göttingen. Nach seinem Schauspiel-Examen jobbte er zunächst als Kulissenschieber, Gastwirt und Rallyefahrer. Bei einem Engagement am Theater Hannover lernte er Günter Strack kennen, seinem ersten Partner in der TV-Serie „Ein Fall für zwei“.

Ende der 1960er Jahre begann seine Fernseh-Karriere. Auf der Kinoleinwand tauchte Claus-Theo Gärtner erstmals 1972 in dem Thriller „Zoff“ neben Jürgen Prochnow, Diether Krebs und Hildegart Krekel auf – und kassierte dafür auch gleich die erste Auszeichnung – den Bundesfilmpreis als bester Nachwuchsschauspieler. 

Von 1981 – 2013 war Gärtner als Detektiv Josef Matula in 300 Folgen der ZDF-Erfolgs-Serie „Ein Fall für zwei“ zu sehen. 2011 kündige er seinen Ausstieg nach der 300. Episode an. 2017, 2018 und 2019 kehrte er als Matula zurück und spielte die Kunstfigur noch einmal in drei Folgen. die in Spielfilm-Länge hatten.

Neben seiner Serien-Rolle stand er noch regelmässig für andere TV- und einige Kino-Produktionen vor der Kamera. Auch auf der Theaterbühne blieb er präsent.

Von 1991 – 2003 war Claus-Theo Gärtner mit seiner zweiten Ehefrau Brigitte liiert. Gemeinsam haben sie einen Adoptivsohn. Seit 2008 ist er mit der 35 Jahre jüngeren Sarah Gärtner-Würgler verheiratet. Sie arbeitet in Basel als Regisseurin, Autorin und Moderatorin u.a. beim Fernsehen und beim Theater. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Claus-Theo hat sie das Stück „Judas on Tour“ der niederländischen Autorin Lot Vekemans erfolgreich auf die Bühne gebracht.

Der beliebte Schauspieler ist seit 2007 Botschafter der hessischen Kinderhilfsorganisation Kinderzukunft (Rudolf-Walther-Stiftung).

LINK zum Showreel von Sarah Gärtner:

https://sarah-gaertner.com/showreel/

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