3. Januar 2023

Christian v. Grumbkow: ‚Hoelderlins Traum‘ in neuem Sound

2022 neigt sich dem Ende zu. Für viele ein Jahr zum Vergessen! Putins Angriffskrieg auf die Ukraine hat die Welt verändert. Betroffen sind in erster Linie die Menschen in der Ukraine. Aber Auswirkungen hat der Krieg auch auf die Energieversorgung und die Preise bei uns. Auch die Folgen der Covid-19-Pandemie sind immer noch spürbar. Künstlerinnen, Künstler und Kulturschaffende schauen in ihrem ganz persönlichen Jahresrückblick auf 2022 zurück - wie Christian von Grumbkow.

Der Maler Christian von Grumbkow am Eingang seines Ateliers im Schloß Lüntenbeck – © Rupert Warren

Christian von Grumbkow kann auf zwei erfolgreiche Karrieren zurück schauen. Auf die als Musiker, die in der Vergangenheit spielt. Und auf die als Maler, die sich seit Jahren auf dem Höhepunkt befindet. Als Gitarrist und Mitbegründer der bekannten Wuppertaler Art-Rock-Gruppe „Hoelderlin“ (‚Hoelderlins Traum‘ etc.) schrieb der heute 76 Jahre alte Künstler Musik-Geschichte, trat in den 70er Jahren u.a. als Support der berühmten „Skorpions“ im Zirkus Krone auf.

Schon damals beherrschte Christian von Grumbkow nicht nur seine Gitarre, sondern als Kunststudent auch Pinsel und Spachtel. Später war er selbst viele Jahre Dozent an der renommierten Folkwang-Kunst-Hochschule in Essen.

Als Maler und Farbkomponist beglückt er mittlerweile Kunst-Fans auf der ganzen Welt mit seinen Werken. Seine einfache wie klare Philosophie: „Ich male keine Botschaft, keine Gedanken, ich male Farbe!“

Im Interview zum Jahreswechsel, erklärt Maler Christian von Grumbkow, ob er für die Zukunft schwarz sieht oder nicht:

DS: Wie sieht Ihre persönliche Bilanz des Jahres 2022 aus?

Christian von Grumbkow: „Ich empfinde es als positiv, dass wir auf Grund der diversen Krisen nicht alle in ein großes Loch gefallen sind und uns selbstmitleidig beschweren, statt initiativ zu werden. Und es sind gute Initiativen entstanden, die helfen, Not zu lindern. Und sogar die Politiker sind teilweise inzwischen etwas aufgeweckter unterwegs.“

DS: Was hat Sie eher nachdenklich gestimmt oder gar schockiert?

Christian von Grumbkow: „Geschockt war ich natürlich von all dem, was wir seit dem Februar aus Russland und aus der Ukraine zu hören bekommen. Es ist ja nicht nur ein Überfall auf ein souveränes Land. Es ist ja eine völlig verrückte Situation, bei der ein ganzes Volk ideologisch hinters Licht geführt wird. Nachdenklich macht mich nicht nur, dass es auch bei uns immer noch Menschen gibt, die glauben, dass Putin etwas Richtiges tut, mich befremdet auch der Hass, der aus einigen Social-Media-Kanälen quillt.“

Christian von Grumbkow mit Lebensgefährtin Daria bei einem Urlaub auf der Nordseeinsel Norderney – © privat

DS: Wie interpretieren Sie für sich das „Wort des Jahres“ Zeitenwende?

Christian von Grumbkow: „In vielerlei Hinsicht ist dieses Wort ja nicht falsch gewählt. Ich habe 2022 durchaus als einen entscheidenden Schnitt erlebt. Einen harten Schnitt, der uns plötzlich vor völlig neue Herausforderungen stellt. Der besonders bei jungen Menschen entweder Zukunftsängste auslöst oder sie in Resignation stürzt und ältere Menschen zutiefst verunsichert, auch weil plötzlich Kriegsgefahr und drohende Armut bei uns wieder realistischer erscheint.“

DS: Haben die aktuellen Ereignisse sogar dazu geführt, dass Sie alte Überzeugungen über Bord geworfen und Ihre Meinung geändert haben?

Christian von Grumbkow: „Als Kriegsdienstverweigerer habe ich Ende der 60er Jahre immer gesagt, dass mit Waffengewalt keine Konflikte so gelöst werden, dass die Kontrahenten am Ende beide gleichermaßen zufrieden sein können.

Inzwischen denke ich allerdings, dass es richtig ist, dass unsere Bundeswehr sich adäquat verteidigen kann und dass dem gewaltsamen russischen Expansionsdrang Grenzen gesetzt werden müssen.“

DS: Löst Putins Krieg in der Ukraine sogar Zukunftsängste bei Ihnen aus?

Christian von Grumbkow: „Interessanterweise habe ich, sicher auch altersbedingt, keine wirklichen Zukunftsängste für meine Person. Eher für meine Partnerin, meine Kinder und Enkel.“

DS: Was sind Ihre größten Sorgen?

Christian von Grumbkow: „Mir macht es Sorgen, dass ich eine gesellschaftliche Spaltung erlebe, die dazu führt, dass unsere nationale Identität in Frage gerät. Statt sich in verschwörungstheoretischen Szenarien und blindem Hass auf Entscheidungsträger zu verrennen, sollten Phantasien und Kreativität in sinnvollere Projekte gesteckt werden, als z.B. Alternativ-Regierungen mit fragwürdigem  Hintergrund aus der Taufe zu heben.“

Christian von Grumbkow (l.) und der Event-Marketing Experte & Galerist Vok Dams, in dessen ATELIERHAUS – © Vok Dams iNotes

DS: Was macht Ihnen Hoffnung?

Christian von Grumbkow: „Ich habe die Hoffnung, dass wir Menschen, trotz all der schlechten Nachrichten, die ständig auf uns einprasseln, trotz all der Unzulänglichkeiten unseres demokratischen Systems,  letztendlich kapieren, dass es nichts besseres gibt und – wenn es wirklich darauf ankommt – dafür kämpfen werden.“

DS: Welches war für Sie der rührendste, emotionalste Moment im abgelaufenen Jahr?

Christian von Grumbkow: „Als ich genau nach 50 Jahren die in den Dierks-Studios neu gemasterte Version unseres Debüt-Albums ‚HOELDERLINS TRAUM‘ (von 1972) als Venyl-LP mit einem Superklang angehört habe.“

DS: Mit welchen Vorsätzen gehen Sie ins neue Jahr?

Christian von Grumbkow: „Ein wichtiger Vorsatz ist sicher der, dass ich besser mit mir und meinen Kräften umgehen sollte. 2022 hatte zu viele Stressmomente in Petto.“

DS: Welche Wünsche haben Sie für 2023?

Christian von Grumbkow: „Abgesehen von dem Wunsch gesund zu bleiben, wünsche ich mir, dass dieser gnadenlose Hass aufhört, den ich immer stärker zwischen Menschen unterschiedlicher Meinung erlebe. Dazu gehört natürlich auch, dass der Krieg um das Überleben der Ukraine aufhört und eine sinnvolle Regelung in humaner Hinsicht gefunden wird.“

Der Maler Christian von Grumbkow (l.) mit WOGA-Organisator Steffen Schneider – © Daria

Was können die Wuppertalerinnen und Wuppertaler von Ihnen im nächsten Jahr als Künstler und Kulturschaffender erwarten?

Christian von Grumbkow: „Anfang des kommenden Jahres stehen bereits zwei Ausstellungen fest. Am 22. Januar findet im ‚Künsterlerforum Bonn‘ eine große Schau zum Thema ‚Wald & Sturm‘ statt. Zehn künstlerische Positionen setzen sich mit diesem hochaktuellen Thema per Foto, Film, Performance, Malerei und Installation auseinander. Dazu gibt es ein wissenschaftliches und künstlerisches Rahmenprogramm, sowie Künstlergespräche. Ab 27.März zeige ich in der WUBA-GALERIE in Wuppertal Beispiele meiner künstlerischen Kooperationen mit den Fotografen Markus Bollen, Matthias Dunemann und Michael Utz.“

Das Interview führte Peter Pionke

Weitere Infos: 

www.grumbkow-colors.de

www.kunst-kurse-coaching.de

http://www.fnwk.de/

https://kunst-wald-sturm.jimdosite.com/

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