8. Oktober 2022

Kulturstiftung des Bundes fördert Pina Bausch Zentrum

Die Kulturstiftung des Bundes fördert über den neuen Nachhaltigkeitsfonds die Erarbeitung einer Nachhaltigleitsstratehie für das künftige Pina Bausch Zentrum mit 140.000 Euro. Mit „Zero – Klimaneutrale Kunst- und Kulturprojekte“ möchte die Kulturstiftung des Bundes Kultureinrichtungen darin unterstützen, klimaneutrale Produktionsformen und neue Ästhetiken einer ökologischen Nachhaltigkeit zu erproben. 

Das Schauspielhaus mit Werbung des Tanztheaters Pina Bausch wird zum Pina Bausch Zentrum – © Paul Coon

Die Fachjury von „Zero“ hat auf ihrer Sitzung im September 26 Projekte für eine Förderung mit einem Gesamtvolumen von 3,04 Mio. Euro empfohlen. Es handelt sich um thematisch vielseitige Vorhaben von großen und kleinen Institutionen aus zehn Bundesländern und den Sparten (Musik-)Theater, Tanz, Musik, Literatur, Kulturgeschichte und Bildende Kunst.

Die Eröffnung des Pina Bausch Zentrums ist für 2027 vorgesehen. Es besteht die seltene Chance, eine neue interdisziplinäre Kunst- und Kulturinstitution auf der Basis des herausragenden Werks der Künstlerin Pina Bausch zu erfinden. 

Der Architekturwettbewerb für die Sanierung des denkmalgeschützten Schauspielhauses von Prof. Gerhard Graubner, ergänzt um einen zeitgenössischen Neubau, ist im Frühjahr 2022 gestartet und wird im Sommer 2023 entschieden. 

Ziel ist ein Best-Practice-Beispiel in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Mit der Förderung durch den neuen Fonds „Zero – Klimaneutrale Kunst- und Kulturprojekte“ besteht zugleich die Gelegenheit, parallel zum Architekturwettbewerb und dem Bauprozess das Thema Nachhaltigkeit in einem ganzheitlichen institutionellen Ansatz zu denken und in allen Bereichen bis zur Eröffnung zu implementieren.

Von der Kunst bis zur gesellschaftlichen Teilhabe, der Ökonomie, Ökologie, den Inhalten, dem Umgang mit Material und Ressourcen, der Gesellschaftsstruktur bis zu den Personalressourcen.

Die Künstlerin Elle Neugebauer mit einem von ihr gemalten Pina-Bausch-Portrait – © privat

Um das Pina Bausch Zentrum bis zu seiner geplanten Eröffnung strategisch, inhaltlich, strukturell und organisatorisch vorzubereiten, zu vernetzen sowie sichtbar zu machen, hat die Stadt Wuppertal gemeinsam mit der Pina Bausch Foundation und dem Tanztheater Wuppertal Pina Bausch und mit der finanziellen Unterstützung von Stadt, Land und Bund einen als Vorlaufphase bezeichneten dynamischen Prozess initiiert, der von Bettina Milz geleitet wird. 

Das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch verantwortet dabei die administrative und strukturelle Umsetzung.

„Das Pina Bausch Zentrum ist für die Stadt Wuppertal ein Zukunftsprojekt mit sehr hoher Priorität und ein zentraler Motor des Transformationsprozesses, den wir in Angriff nehmen. Daher freue ich mich sehr über die Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes für die Nachhaltigkeitsstrategie“, so Oberbürgermeister Uwe Schneidewind. 

Der OB weiter: „Unser Ziel für diese neue Kulturinstitution, die wir in den kommenden Jahren erfinden, entwickeln, bauen und dann auch mit Leben füllen, ist ein Theater der Zukunft, das offen für alle Menschen sein soll – für die Menschen der Stadt ebenso wie für die Künstlerinnen und Künstler dieser Welt. Wir wünschen uns ein Herz der Stadt, einen inter- und transdisziplinären Denk- und Bewegungsraum, den wir so dringend brauchen für die Herausforderungen, vor denen wir als Menschheit stehen.“

„Durch diese gemeinsame künstlerische, technische und wissenschaftliche Pionierforschung kann eine nachhaltige Arbeitsweise ‚in die DNA‘ der neuen Kultureinrichtung eingeschrieben werden, nicht allein auf der Basis von theoretisch formulierten Zielen, sondern erforscht, erprobt und gefestigt durch die konkreten Arbeitsprozesse“, so Bettina Milz, Leiterin der Vorlaufphase für das Pina Bausch Zentrum. 

Oberbürgermeister Dr. Uwe Schneidewind – © Stadt Wuppertal

„Ich freue mich sehr, dass wir das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie und den Bund der Szenografen als Kooperationspartner für die Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie gewinnen konnten. Ziel ist es, die Verantwortung für die Ressourcen von Beginn an in der Arbeitsweise der neuen Kulturinstitution Pina Bausch Zentrum zu verankern und die Forschungen zu zukunftsorientierten und zugleich anspruchsvollen Raum- und Materialkonzepten möglichst vielen Künstlerinnen und Künstlern verfügbar zu machen“, ergänzt Bettina Milz.

Mit der Förderung der Kulturstiftung des Bundes sollen vier konkrete Vorhaben mit Schwerpunkt in den Themen ressourcenleichte Materialwirtschaft / Kreislaufwirtschaft (Schwerpunkt Bühnenbild, Kostüme), klimaeffiziente Kantine, Mobilität und Kompetenzentwicklung in den Jahren 2022 bis 2024 realisiert werden. Ziel ist eine gemeinsame Forschung zu Kompositions- & Konstruktionsweisen. 

Die Ergebnisse dieses Arbeitsprozesses werden langfristig in die Arbeitsweise des Pina Bausch Zentrums eingehen. Die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN (SDGs) sind dabei Leitfaden, um ökologische, ökonomische und soziale Aspekte auf Basis einer kulturellen Praxis in der Kunst zu verankern. 

Neben der Nachhaltigkeitsstrategie werden die Themen Gemeinwohl (GWÖ) sowie die globale Verantwortung über die Wertschöpfungsketten neu bzw. stärker in den Blick genommen. Das Wuppertal Institut kann hier entsprechend seine einschlägige Expertise in den Bereichen Kreislaufwirtschaft, Ressourcen- und Energieeffizienz, nachhaltiger Konsum / Produktion sowie Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) einbringen. 

Plakat des Tanztheaters Pina Bausch – © Paul Coon

Das Wuppertal Institut übernimmt die Prüfung und Beratung, u.a. über den ökologischen Rucksack. Mit den Mitteln Bühnenworkshops, TanzMusikTheaterfestival und Tanzbauhütte sollen die, die Produktionsweisen strukturieren, ermutigt werden, Nachhaltigkeit und Verantwortung im Blick zu haben und mit Material und Ästhetik zu experimentieren. 

Dies bietet die große Chance, Strukturen von Anfang an nachhaltig zu konzipieren. Darüber hinaus sollen die betriebsökologischen und künstlerischen Strategien für möglichst viele Kunstschaffende übertragbar sein.

Über das Pina Bausch Zentrum

Das ehemalige Schauspielhaus an der Wupper wird zum Pina Bausch Zentrum. Das Pina Bausch Zentrum will mehr sein als ein Ort der Bewahrung eines großen Lebenswerks von internationalem Rang. Es wird auf vielfältige Weise Erinnerung, Experiment, Kreativität, Wissensvermittlung, Reflexion und Beteiligung miteinander verschränken. 

Mit erheblicher Förderung durch den Bund (Beauftragte des Bundes für Kultur und Medien – BKM) und das Land Nordrhein-Westfalen (Ministerium für Kultur und Wissenschaft) wird das zu sanierende Schauspielhaus um einen Neubau erweitert. 

Der internationale Architekturwettbewerb wurde im April 2022 ausgeschrieben. Es handelt sich um eine europaweite Vergabe und einen zweistufigen Wettbewerb mit 10 renommierten gesetzten Büros sowie weiteren 15 Bewerbern. 

Die Entscheidung des Preisgerichtes ist für Anfang 2023 vorgesehen. Zur Umsetzung des Konzepts soll zum einen das bestehende Schauspielhaus im Wesentlichen erhalten, funktional ertüchtigt und modernisiert werden. 

Zum anderen soll ein Neubau mit einer Bruttogrundfläche von ca. 5.000 m2 entstehen, um den zukünftigen Nutzern ausreichend Platz zu bieten. Architektur und technische Ausstattung müssen ein hohes Maß an Flexibilität und Durchlässigkeit ermöglichen, um auf mögliche künftige Veränderungen reagieren zu können. 

Nachhaltigkeit, Strahlkraft und ästhetische Innovation, Transparenz und Offenheit sind nur einige Aspekte, die damit verbunden sind. Das Pina Bausch Zentrum wurde als Schlüsselprojekt in die Strategie „Wuppertal 2025“ aufgenommen.

Das Grab der weltberühmten Choreografin Pina Bausch auf dem Waldfriedhof – © Paul Coon

Die Tänzerin und Choreografin Pina Bausch (1940 – 2009) gilt als Pionierin des modernen Tanztheaters und als eine der einflussreichsten Choreografinnen und Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Mit dem geplanten Pina Bausch Zentrum wird erstmals weltweit ein/e Choreograf/in mit dem Bau eines großen, ihr/ihm gewidmeten Zentrums der Künste geehrt. Das inhaltliche Konzept umfasst dabei vier Handlungsfelder: das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch, die Pina Bausch Foundation, den Bereich der internationalen und spartenübergreifenden Produktion und das Forum Wupperbogen zur festen Verankerung der Partizipation in allen Handlungsfeldern. 

Durch die gemeinsame Finanzierung über Stadt, Land und Bund wird die Erfindung einer neuen Kulturinstitution für das 21. Jahrhundert möglich. Ziel ist ein exponierter, zeitgenössischer, zur breiten Teilhabe einladender, offener Ort für Wuppertal, die Kulturlandschaft in Nordrhein-Westfalen und weit darüber hinaus, mit einem hohen Anspruch an Ökologie und Nachhalt

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