20. November 2021

Bleaching: Wenn Sie ein Hollywood-Lächeln haben wollen

Der Zahnarzt Dr. Detlef Schulz alias Dr. Det. aus Essen sieht sich als Gesundheitscoach, er setzt auf Prophylaxe und will so dem Übel, Zahn- und Zahnfleisch-Erkrankungen, an die Wurzel gehen. In seinem Buch "Der Zahn-Kompass" erklärt er sein Philosophie und spricht die wichtigsten Themen rund um die Zähne. In unserer Serie geht es diesmal ums "Bleaching".

Zahnarzt Dr. Detlef Schulz, Autor des Buches „Der Zahn-Kompass“ – © privat

Wie gefährlich ist Bleaching für die Zahnoberfläche? Ausprobiert – kein Ergebnis! Woran liegt das? Was tun, wenn es zu Schmerzen nach dem Bleaching kommt? 

Es gibt nur wenige Länder auf dieser Welt, in denen weiße Zähne und ein strahlendes Lächeln kein Schönheitsideal sind. Unsere Ausstrahlung wird unbewusst mit der Außenwirkung der Zähne in Verbindung gebracht. 

Ein frisches Lächeln öffnet uns Türen und Herzen und schafft Vertrauen beim Gegenüber. Diese Wirkung ist vollkommen altersunabhängig und hat auch nichts mit der Herkunft zu tun. 

Weltweit ist das ansteckende Lachen ein Signal, dass verstanden wird. Und kein Hersteller von Zahnpasta würde jemals damit werben, dass sein Produkt Ihre Zähne etwas nachdunkelt. Die Nachfrage nach der Zahnaufhellung müsste demnach riesig sein. Tatsächlich bleibt sie verhalten. 

Wie kann das sein? 

Zum einen mag es daran liegen, dass beim Zahnarztbesuch alte Muster und Erinnerungen mitschwingen. Ängste, die verhindern, dass die offenen Fragen zum Thema überhaupt gestellt werden. Fragen, die durch gezielte Aufklärung leicht beantwortet werden könnten. 

Vor allem die Generation über 30 unternimmt nur sehr zaghafte Bemühungen, die ursprüngliche Zahnfarbe wiederherzustellen. Einige probieren das kosmetische Bleaching oder Lightprodukte alleine zu Hause aus, anstatt sich gleich in ihrer Zahnarztpraxis darüber zu informieren, was es für Varianten gibt. 

Eines ist jedenfalls klar: Der Zahnschmelz wird bei sachgemäßer Anwendung der Verfahren nicht beeinträchtigt und dunkelt im Laufe des Lebens ganz von alleine nach. Mit dem Aufhellen der Zahnoberfläche erzeugt man keine „künstliche“ Weiße, sondern erhält eigentlich nur die optimale eigene Zahnfarbe zurück. 

Ein weiterer Faktor, die Behandlung dennoch zu meiden, könnte die Höhe der Investitionen sein. Bedenkt man jedoch die phänomenale Außenwirkung, die wesentlich länger anhält als die ebenfalls oft kostspielig erlegene Urlaubsbräune, kann es auch daran nicht liegen. 

Strahlendes Lächeln nach dem Bleaching – © Dr. Detlef Schulz

Die Geschichte des Aufhellens von Zähnen reicht mehrere Jahrhunderte zurück. Es ist somit keine Modeerscheinung, sondern im Kern ein ästhetisches Bedürfnis. Schon im Mittelalter gab es die ersten Versuche. Die ersten echten Bleichmittel erblickten Ende des 18. Jahrhunderts in Frankreich sowie in Schottland das Licht der Welt. 

Film-Stars als Vorbilder

Über Experimente mit Strom, Hitze, Licht, Pyrozon und Salzsäure arbeitete man sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts schließlich zum bewährten Verfahren unter Verwendung von H2O2 (Wasserstoffperoxid) vor. 

Dieses erfreute sich schon in den frühen Tagen der Traumfabrik in Los Angeles (USA) breiter Beliebtheit, damit die Schauspielstars einen noch attraktiveren Eindruck hinterließen. Daher stammt auch der Begriff „Hollywood-Lächeln“. 

In meiner Erfahrung ist es so, dass das Aufhellen der Zähne in erster Linie von Frauen aktiv nachgefragt wird. Männer legen bis heute mehr Wert auf das Wohlgefühl bei der Hochglanzpolitur ihres Autos und unterschätzen im Vergleich gnadenlos die Außenwirkung der Zahnfarbe. 

Der Übersicht halber zähle ich an dieser Stelle auf einen Blick die verschiedenen Arten der heutigen Bleaching-Methoden kurz auf. 

Zahnpasten 

Die Inhaltsstoffe von Zahnpasten im Zusammenhang mit dem Aufhellen beziehen sich mehrheitlich auf mechanische Reinigungseffekte. Der Anteil an Politurbestandteilen ist bei Bleaching-Zahnpasten im Vergleich zu Produkten mit anderen Anwendungsschwerpunkten (wie speziellem Kariesschutz oder besserer Vorbeugung bei Zahnfleischentzündungen) deutlich erhöht.

Bei leichtem Anwendungsdruck kann der Zahnschmelz nicht geschädigt werden. 

Die 3-Finger-Methode 

Oft heißt es, man solle beim Putzen nicht so fest drücken. Doch was ist fest? Die meisten Menschen nehmen die Zahnbürste fest in eine Hand oder Faust. Hierbei ist der Anpressdruck in Verbindung mit den Schleifkörpern der Zahnpasta häufig so stark, dass die oberste Schmelzschicht darunter leidet oder mit den Jahren verloren geht. 

Die mineralische Schicht darunter ist noch empfindlicher. Man scheuert sich regelrecht die Zahnhälse frei. Besser funktioniert es, die Bürste nur in drei Finger zu nehmen. Der Anpressdruck fällt geringer aus, ferner wird man beweglicher und kann Nischen besser erreichen. 

Als optimaler Anpressdruck gelten 20 Gramm. Das Gefühl dafür können Sie leicht mittels einer Briefwaage austesten und entwickeln. Probieren Sie es mal aus, Sie werden überrascht sein. Es funktioniert übrigens auch bei elektrischen Zahnbürsten. 

Strips

Ein Oberbegriff für Folien, die auf die Zähne gedrückt werden und mittels chemischer Reaktion Farbstoffe entfernen sollen. Wie so oft ist es eine Frage der Dosierung. In Deutschland ist der Verkauf von Strips mit einer Wirkkonzentration von mehr als 0,1 Prozent Wasserstoffperoxid gesetzlich untersagt. 

Strahlend weisse Zähne nach der Behandlung – © Dr. Detlef Schulz

Im Vergleich dazu fängt das zahnärztlich begleitete Bleaching häufig erst bei 6 Prozent die- ser Konzentration an. Dementsprechend effektiver ist die Aufhellung zu bewerten. 

Kosmetisches Bleaching 

Auch bei dieser Variante wird meist ein H2O2-haltiges Gel verwendet, für welches ebenfalls die gesetzliche Auflage mit einer Wirk- konzentration von unter 0,1 Prozent gilt. 

Viele Anbieter aktivieren dieses Gel mittels einer hochkonzentrierten UV-Lampe. Das Ziel ist auch hierbei, die im Zahnschmelz gebundenen Farbpigmente aufzulösen. Im Gegensatz zur Behandlung in der Praxis darf der Zahn nur mit einer Art Läppchen etwas vorgereinigt werden. 

Zahnstein und harte Beläge rund um den Zahn dürfen außerhalb der Zahnarztpraxis nicht entfernt werden. 

In-Office-Bleaching mit UV-Aktivierung 

Diese Behandlung findet tatsächlich in der Zahnarztpraxis statt. Unter aktivem Schützen des Zahnfleischs wird ein höher dosiertes Gel aufgetragen und mittels Laser oder UV-Lampe aktiviert. Die Prozedur wird im Abstand von 20 Minuten bis zu drei Mal in einer Sitzung wiederholt. 

Das Ergebnis ist in den meisten Fällen sehr zufriedenstellend. Es kann zu einer Empfindlichkeit der Zahnwurzel kommen, die aber meist nach ein paar Stunden vergeht. Das Ergebnis hält, je nach Genussmittelkonsum, deutlich länger als ein Jahr und kann mit Strips im Nachhinein gestreckt werden. 

Home-Bleaching mit Schienen

In der Praxis werden mittels Abformungen durchsichtige Schienen hergestellt. Diese sind hauchdünn und umschließen nur die Zähne. In die Trägerfolie gibt man das Gel, das in der Praxis überreicht wurde. Nach Anleitung wirkt es nun in der empfohlenen Anwendungszeit jedes Mal frisch auf die Zähne ein. 

Der Effekt kann täglich nachvollzogen werden. Die Schiene passt selbstverständlich später auch noch, sodass bei einer späteren Wiederholung der Behandlung nur noch die Gele nachgekauft werden müssen. 

Einzelzahn-Bleaching intern nach Wurzelbehandlungen 

Nach Wurzelfüllungen im sichtbaren Frontzahnbereich kommt es oft vom Inneren des Zahnes her zu einer unschönen Verfärbung. Die Kunststofffüllung kann vom Zahnarzt auf der Rückseite vorsichtig entfernt werden. 

Das sehr hochdosierte Gel wird in den Bohrkanal eingebracht und mit einer Füllung wieder verschlossen. Nach zwei bis drei Anwendungen ist der Zahn zur Überraschung der Patienten häufig von den Nachbarzähnen farblich nicht mehr zu unterscheiden – eine deutliche Verbesserung in der Außenwahrnehmung, die zudem die weitere Überkronung des sowieso schon geschwächten Zahnes verhindert. 

Wichtige Fragen im Vorfeld 

Gibt es Kronen oder Füllungen im sichtbaren Bereich? Falls ja, können diese nicht mit aufgehellt werden. Fragen Sie Ihre Praxis, falls Sie es nicht wissen. 

Wie stark ist die Ausgangsverfärbung? Sollte vor dem Bleaching noch eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt werden? 

Achten Sie mal bewusst auf Ihre Zahnfarbe

Wie war diese vor fünf oder zehn Jahren? Sind die Zähne und Füllungen frei von Karies? Gibt es Kronen? Wenn die Zähne einmal frisch aufgehellt sind, nehmen Sie für rund 48 Stunden keine stark farbstoffhaltigen Nahrungsmittel oder Getränke zu sich.

Das Buch „Der Zahn-Kompass“, geschrieben von Dr. Detlef Schulz © Dr. Detlef Schulz

Lassen Sie je nachdem, welche färbenden Genussmittel Sie regelmäßig konsumieren oder wie häufig Sie an einer Zahnfleischentzündung leiden, ein bis zwei Mal im Jahr eine professionelle Zahnreinigung durchführen. 

Für alle Verfahren gilt: Jeder Zahnschmelz, also die Oberfläche des Zahnes, ist verschieden. Deshalb kann das Ergebnis nicht vorhergesagt werden. Natürlich gibt es Erfahrungswerte. Fragen Sie Ihre Praxis nach den besten Erfahrungen. 

Checkliste 

Ich frage beim nächsten Zahnarztbesuch in der Praxis:
Kommt Bleaching bei mir in Frage?
Welche Verfahren bietet die Praxis an?
Wie sind vor Ort die Erfahrungen? ! 

Gehen Sie kein Risko durch Nichtwissen ein!
Denken Sie an Ihre Mundgesundheit!
Nur ein aufgeklärter Patient ist ein mündiger Patient! 

Weitere Infos unter:

http://www.zahnheilkunst.de

Kommentare

Neuen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert