Im Zoo: Altes Bayer-Pförtnerhäuschen mit Elefantenausblick

Kaum ein Unternehmen hat Wuppertal so geprägt wie Bayer! Überall in der Stadt erinnern alte Gebäude an den Ursprung des Globalplayers - so auch im Grünen Zoo. Sogar im Grünen Zoo gibt es noch Relikte aus der Gründerzeit des heute weltweit agierenden Chemie- und Pharma-Riesen.

Chef-Elefantenpfleger Gustav Röchener vor seinem Zuhause, dem alten Pförtnerhäuschen – © Frank Sonnenberg

An vielen Orten Wuppertals ist Stadt- und Industriegeschichte noch in Form alter Gebäude lebendig: Prachtbauten aus dem 19. Jahrhundert oder ehemalige Industriegebäude sind dabei am auffälligsten.

Stark geprägt hat das Gesicht Wuppertals das Unternehmen Bayer. Und das nicht nur durch die beiden Werke in Elberfeld und Aprath. Überall finden sich Spuren der Gründer der Bayer AG Friedrich Bayer und Friedrich Weskott. Einigen Häusern mit prunkvollen Fassaden – und allein wegen ihrer Größe – sieht man die Bedeutung an, die sie vor Jahrzehnten hatten.
Anderen eher weniger.

Vis-à-vis zum Elefantengehege im Wuppertaler Zoo steht ein solches Gebäude, wo die Firma Bayer ihre Spuren hinterlassen hat, was aber kaum jemand weiß.

„Zutritt nur für Tierpfleger“

Alt, unscheinbar, stark von Efeu berankt und ein wenig verwunschen, steht das kleine Häuschen da. Ein beliebtes Fotomotiv, wenn es denn kein Zootier sein soll. Kommt man von den Elefanten, hindert Zoobesucher ein Strick am Weitergehen, an dem folgendes Schild hängt: „Zutritt nur für Tierpfleger“.

Der Chef-Elefanten-Pfleger Gustav Röchener wohnt seit 17 Jahren in diesem Haus am Rande des Zoos auf circa 60 Qua- dratmetern – im ehemaligen Pförtnerhaus der Villa Böttinger, denn dort war der Zugang zur Villa.

Adele Bayer, jüngste Tochter des Gründervaters und Namens- geber der Chemie-Fabrik Bayer AG und Ehemann Henry Theo- dor Böttinger (1848-1920; Vorstandsmitglied und anschließend Aufsichtsratsvorsitzender der Bayer AG) haben in der Villa Böttinger gewohnt. Ungefähr an der Stelle, wo jetzt das Ele- fanten-Gehege ist. Die Villa, auch das neue Haus Sonneck genannt, stand in einem Park, der sich den Hang hinunter bis zum großen Teich im Zoo erstreckte.

Das Stammhaus von „Fried. Bayer et comp.“ an der Heckinghauser Straße in Barmen-Rittershausen (1863) – © Foto: Bayer AG

Vom Pförtnerhaus konnte man den Bau im englischen Landhausstil sehen. Eine Fotodokumentation aus den frühen Jahren zeigt und beschreibt den Hof, angrenzende Terrassen, die großzügigen Eingangsbereiche und das Palmenhaus.

Nur das Pförtnerhaus blieb von der Riesen-Villa

All das ist heute Geschichte. Die Villa Böttinger selbst, in der von 1936 bis 1962 zwei Stationen der Hautklinik des Ferdinand Sauerbruch Klinikums untergebracht waren, wurde 1971 abgerissen.

Übrig blieb das Pförtnerhäuschen, das unter Denkmalschutz steht. Gehegt und gepflegt von der Stadt Wuppertal. Trotzdem ist Bayer dem letzten Gebäude im Zoo noch immer verbunden. Eine Gedenktafel soll in naher Zukunft an die geschichtliche Bedeutung erinnern.

Blickt man heutzutage aus einem der Fenster im Zoo-Gelände, schaut man auf keine Villa, sondern auf die Wirkungsstätte des Chef-Elefanten-Pflegers. Der 65jährige Bewohner ist seit fast 50 Jahren als Tierpfleger tätig, davon 45 Jahre als Elefantenpfleger. Seine Wuppertaler Elefantenherde betreut er seit 20 Jahren. Eine lange Zeit, in der ihm die Tiere ans Herz gewachsen sind.

Später am Abend gibt es dann noch ein kleines Ritual: Bulle Tusker wartet auf seinen Tierpfleger. Er geht dann noch mal rüber und sagt ihm „Gute Nacht“. Es ist schon toll, vis-à-vis mit seinen Elefanten leben zu dürfen. Eines ist jedenfalls sicher: Auch als Rentner wird Gustav Röchener seine Elefanten regelmässig besuchen…

Text: Frank Sonnenberg

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