Dr. Brigitta Hildebrand segnet das Tal mit Kultur-Beiträgen

„Kilowatt-Radio“ ist ein Bürgerradio-Sender, der vom Bistum Köln unterstützt wird und auf der UKW-Frequenz 107,4 regelmässig aus dem Wuppertaler Studio sendet. Die engagierte Redakteurin Dr. Brigitta Hildebrand sitzt seit über 20 Jahren am Mikrofon und segnet Wuppertal seit 2016 auch an jedem zweiten Freitag im Monat in ihrer eigenen Sendung "Talkultur" mit interessanten Kultur-Beiträgen.

Dr. Brigitta Hildebrandt – © TALKultur Radio

Gottseidank gibt es „Kilowatt-Radio“, sagen die Wuppertaler, die den kleinen Rundfunk-Sender kennen. Viele Talbürger haben „Kilowatt-Radio“ aber noch gar nicht auf dem Schirm. Ganz in der Nähe der Laurentiuskirche hat das außergewöhnliche Medien-Kleinod seine Heimat: „Kilowatt-Radio“ produziert – unterstützt vom Erzbistum Köln – nichtkommerzielles Bürgerradio auf der Frequenz von Radio Wuppertal. „Kilowatt-Radio steht für „Kirchliche Lokalfunk-Werkstatt“.

Dr. Brigitta Hildebrand, eine der „Seelen“ von „Kilowatt-Radio“, erklärt: „Lokalfunk-Werkstatt nennen wir uns aber auch deshalb, weil wir unseren Mitarbeitern/innen Medienkompetenz in Form von Schulungen anbieten. „Radio-Führerschein“ nennt sich das im Jargon des Landesmediengesetzes.“

Dr. Brigitta Hildebrand, Mutter zweier erwachsener Kinder, ist mit Leib und Seele am Mikrofon: Jeden 2. Freitag im Monat läuft ihre beliebte Sendung „Kilowatt-TalKultur (20:04 Uhr). Und nach über 20 Jahren macht ihr die Arbeit als Rundfunk-Redakteurin in Wuppertal immer noch viel Spass. Wir haben uns mit der eloquenten, humorvollen Radiomacherin unterhalten.

DS: Sie trinken gern ein „Kölsch“. Kann man daraus schließen, dass Sie Kölnerin sind?

Brigitta Hildebrand: „Sagen wir so: durch viele schöne Jahre in Köln, vom Studium Ende der Siebziger bis zum Umzug nach Wuppertal 1991, würde ich mich höchstens als „Imi“ bezeichnen. Eigentlich bin ich ja ein ″Mädchen aus dem Kohlenpott″ – und zwar aus dem sonnigen Duisburger Süden!“ (heiteres Lächeln)

DS: Für die Radioreporterin eines Senders, der vom Bistum Köln unterstützt wird, sind Sie erfrischend locker, inwieweit hilft Ihnen das in einer Stadt, die ja doch von Protestanten dominiert wird?

Brigitta Hildebrand: „Wir stehen, finanziell unterstützt vom Erzbistum Köln, für nichtkommerzielles lokales Bürgerradio! Übrigens in meiner Geburtsstadt Duisburg ging am 1. April 1990 das erste Lokalradio „on air“. Gestartet über den Rahmenprogrammanbieter Radio NRW. Nur 1 Jahr später ging hier in Wuppertal Kilowatt auf Sendung. Für Kilowatt spielt die Konfession der Gesprächspartner keine Rolle. Wir machen Radio über sozio-kulturelle Aktivitäten im Tal. Der evangelische Pastor Erhard Ufermann ist bei uns genauso am Mikrofon wie die Initiatoren des bundesweit ersten muslimischen Friedhofs oder die Buddhisten aus Unterbarmen. Kilowatt ist sozusagen multi-sozi-kulturelles Radio.“

DS: Welche Rolle hat der Glaube in Ihrem Leben vor „Radio Kilowatt“ gespielt?

Brigitta Hildebrand (schmunzelt): „Im Matthäus-Evangelium heißt es an einer Stelle: „Wer Augen hat zu sehen, der sehe. Für mich gilt – ich mache schließlich Radio – allerdings mehr „Wer Ohren hat zu hören, der höre“.“

DS: Sie müssen sich in Zeiten vieler Kirchenaustritte und vieler kritischer Meinungen gegenüber der Institution Kirche sicher so manchen „gottlosen“ Spruch anhören?

Brigitta Hildebrand: „Hm. Also Kirchenaustritte sind ja Dinge, die von der Stadtverwaltung bearbeitet werden. Kritische Meinungen sind willkommen, wenn sie ins Setting einer Kilowatt-Sendung passen – und sollte ich je mit „gottlosen“ Sprüchen konfrontiert werden, ist mir nicht bange – der Weihwasserkessel von St. Laurentius ist da ja vom Kilowatt-Radiostudio nur einen Sprung über den Platz entfernt.“ (lautes Lachen)

DS: Kultur-Redakteurin beim öffentlich-rechtlichen Sender SWF 2 ist ja schon eine Hausnummer, ein Bürgerfunk-Sender hat da einen nicht so hohen Stellenwert. Was motiviert Sie dennoch?

Brigitta Hildebrand: „So, wie Sie das formulieren, klingt es supertoll. Aber ich war und bin freie Rundfunkjournalistin! Ich habe während meines Promotionsstudiums, das ich u.a. als Gasthörerin an der Yale-University absolvieren durfte, immer mal wieder für die ARD-Rundfunkanstalten gearbeitet. In Köln lag der Deutschlandfunk und der WDR für mich ja quasi um die Ecke. Und dann hat man auch schnell die Füße in anderen Sendeanstalten. Das hat sich dann für mich ein wenig verändert, als ich nach Wuppertal zog und just mein erstes Kind zur Welt kam. Für Mütter gab es damals mit viel Glück ab dem 4. Lebensjahr einen Kindergartenplatz von 8 bis 12.30 Uhr und von 14-16 Uhr. Also war die Entdeckung des Bürgerradios für mich ein Wink des Himmels. In diesem Fall ja schon fast wortwörtlich. Ich habe von Anfang an den Segen des unabhängigen Formats zu schätzen gewusst!

DS: Die Kultur ist ein großes breites Feld. Gibt es Felder, die Sie in Ihrer Arbeit aus Rücksicht auf ihren kirchlichen Arbeitgeber ausklammern müssen oder wollen?

Brigitta Hildebrand: „Sie meinen sicher, ob wir da ″die Schere im Kopf″ brauchen? Nein. (Heftiges Kopfschütteln) Wer bei uns am Dienstagabend Kilowatt oder am 2. Freitag im Monat die TALkultur hört, der erfährt das ganze bunte Leben! So waren wir sogar bei Uwe Dresen in seiner Schankwirtschaft Marlene an der Hochstraße, was ein total toller Beitrag geworden ist. Wir arbeiten frei nach dem Motto eines Kinderkirchenlied ‚Die Erde ist schön, es liebt sie der Herr‘.“

DS: Viele Künstler haben ein eher distanziertes Verhältnis zur Kirche, sehen Sie diese Künstler und ihre Werke mit anderen Augen?

Brigitta Hildebrand: „Kilowatt-Radio macht Kino für den Kopf! Wir sind doch nicht die Inquisition, dass wir kritische Künstler verurteilen! Kritik ist doch sicher auch für Die STADTZEITUNG das Salz in der Arbeit, um ″immer noch ein wenig besser werden zu wollen″, oder?“ (verschmitztes Lächeln)

DS: Wo sehen sie die Chancen von Bürgerfunk?

Brigitta Hildebrand: „Das NRW-Bürgerradiomodell ist deutschlandweit einzigartig. Ein Plus dieser Sendungen: auf der einen Seite wird so die Monopolstellung der kommerziellen Lokalradios ohne weitere private Konkurrenz gesichert, auf der anderen Seite sollte man nicht vergessen, dass durch die Bürgerradiosendungen die Programmpalette der Lokalradiosender vor allem mit nichtkommerziellen Radioprogrammen bereichert wird.“

DS: Also segnen Sie uns mit einem Stück Medien-Vielfalt?

Brigitta Hildebrand: „Ich mache seit 1999 Beiträge für Kilowatt-Radio. Seither war ich wöchentlich mit so vielen tollen Themen über so viele tolle Aktivitäten on air – da hat sich unser Kommunikations-Chef André Müller dafür eingesetzt, dass ich einmal im Monat exklusiv über die Kulturszenen im Tal berichte. Seit 2 Jahren habe ich nun eine eigene Kilowatt-Kultursendung, die ich redaktionell verantworte und moderiere. Sie heißt TALkultur. Darüber hinaus gibt es aber eben eine Talk-Reihe unter dem Titel ″auf ein Wort ″, da werden vom Opernintendanten bis zur freien Künstlerin alle interviewt. Das Bürgerradio-Format hat also ein großes Potential. Geschmälert wird es leider durch die absolut unattraktive Sendezeit. Nämlich zur besten Tagesschau- oder Tatort-Fernseh-Zeit zwischen 20 und 21 Uhr.“

DS: Was macht für Sie die Aufgabe in Wuppertal so besonders reizvoll?

Brigitta Hildebrandt: „Als ich 1991 hierher zog, war ich zunächst ziemlich unglücklich. Zwar stammte mein Ibach-Flügel vom damals im Elberfelder Rathaus ansässigen Piano Richter. Und im Café Congo trank ich damals mein erstes Wuppertaler Bierchen, aber die Liebe zur Stadt ist sehr langsam gewachsen. Ich glaube, zusammen mit meinem Einstieg bei Kilowatt-Radio. Plötzlich entdeckte ich dieses ″bergische Dornröschen″ – und habe es für mich wachgeküsst.“ (strahlt)

DS: Wenn Petrus Ihnen einen Wunsch gestatten würde, was würden Sie sich wünschen?

Brigitta Hildebrand: „Ich habe keine Ahnung, ob gerade der liebe Petrus fürs Wünsche erfüllen zuständig ist, aber wenn – dann wünsche ich mir, dass vom Himmel genau über dem Kilowatt-Radiostudio am Laurentiusplatz goldene Sterntaler vom Himmel fallen. Dann hätten wir sicher ganz schnell auch wieder eine Mediathek und gäben unseren Hörern zeitgemäß zum Nachhören was auf die Ohren.“ (leichtes Bedauern).

Das Interview führte Peter Pionke

Kommentare

Neuen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert