16. November 2018

Saskia Stiefelings Schweden-Kolumne: Neulich in Göteborg …

Auch im November meldet sich unsere Stadtzeitungs-Kolumnistin Saskia aus dem kalten Göteburg: Hej! Ende August bin ich nach Göteborg ausgewandert - Aber nicht, ohne die Stadtzeitungsleser an meinen neuen Erfahrungen teilhaben zu lassen. Deswegen melde ich mich an dieser Stelle monatlich, um über die Facetten des schwedischen Alltags zu berichten. Kaffee und Zimtschnecke gefälligst?

Saskia Stiefeling unterwegs nach Schweden – © Johannes Rothenhagen

Gedankenverloren scrolle ich meine Facebook-Newsseite rauf und runter. Diese gelegentliche Flucht aus dem trockenen Arbeitsalltag in die sozialen Medien ist oft genauso sinnerfüllt wie minutenlanges ins Leere starren. Doch ausgerechnet eine Werbeanzeige ist es, die heute meine Aufmerksamkeit auf sich zieht: Die Göteborger Oper vergibt an alle Studenten kostenlose Tickets für die Tanzperformance „Icon“ (zu dt. „Ikone“). Tickets für lau? Für das Tanztheater?

Welche Wuppertalerin kann da widerstehen? Wer aus der Stadt kommt, in der Pina Bausch das Tanztheater revolutionierte, bringt ein angeborenes Interesse an Kunst und Kultur mit ins Ausland. Ich habe in Wuppertal nur selten die Angebote der Bühnen und Museen in Anspruch genommen, obwohl diese mit namhaften Akteuren und zugleich günstigen Angeboten für Studenten eigentlich verlockend sind. Woran liegt das?

Die Antwort auf diese Frage präsentiert sich mir täglich auf dem Weg zur Arbeit. Mein Büro liegt in einer Straße gleich hinter dem prunkvollen Gebäude, welches die Kunsthallen beherbergt. Erhaben thront das zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaute Gebäude am Kopfe der Göteborger Paradestraße. Der Platz vor dem Museum beherbergt außerdem das Stadttheater, das Kunstmuseum und das Konzerthaus.

Ein besonderes Extra: In der Mitte des Platzes steht ein großer Brunnen, von dem aus Poseidon über die Avenue wacht. Mich hat die Göteborger Kunst-Dekadenz verführt. Da bekommt man Lust, sich in Schale zu werfen und dem Sinfonieorchester zu lauschen. Das Operngebäude ist nicht weniger zurückhaltend. Am Fuße der Avenue, gleich am Hafen gelegen, bildet es das moderne Pendant zum historischen Götaplasen.

Auch das Wuppertaler Operngebäude ist ein Hingucker. Zu Unrecht liegt es gleich an der B7 und lädt damit kaum Laufkundschaft ein. Das neue Theater scheint sich dahinter verstecken zu wollen und der Rest der Kunst- und Kulturstätten ist über die ganze Stadt verteilt.

Während die Tänzer der Göteborger Dance Company über die Bühne springen, sich belgeitet von poetischen Dialogen verbinden und wieder trennen, beschleicht mich das Gefühl, dass Pina Bauschs Spuren bis nach Schweden reichen. Vor diesem Hintergrund und mit einem Blick auf das Programm der Wuppertaler Bühnen und Museen, wird klar, dass Wuppertals Kunst- und Kulturszene der Göteborger in nichts nachsteht. Sie hätte nur ein schöneres Kleid verdient.

Text Saskia Stiefeling

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