Schwarz: Sport sollte die schönste Nebensache sein…

Volkmar Schwarz: „Der Sport sollte wieder die schönste Nebensache der Welt sein...“ - Geschäftsführer des Stadtsportbundes Wuppertal zieht seine ganz persönliche Sport-Bilanz.

Volkmar Schwarz – © Monika Asmus

Volkmar Schwarz hat die gesamte Wuppertaler Sport-Szene im Blick. Mal trifft man ihn beim WSV oder beim BHC, mal läuft er einem beim Hockey-Match, beim Stabhochsprung-Meeting oder beim Breitensport-Event über den Weg. Ein echter, aber kritischer Fan. Für die STADTZEITUNG lässt er das Sportjahr 2017 Revue passieren.

DS: Wie fällt Ihre persönliche Sport-Bilanz des Jahres 2017 aus?

Volkmar Schwarz: „Ein Markenkern des Sports ist u.a. auch der Antrieb nach ständiger Verbesserung der sportlichen Leistung und im Idealfall dann eben auch mehr Meisterschaften, Medaillen oder Titel. Das vorausgesetzt, ist meine Bilanz für das Sportjahr 2017 nicht nur positiv. Im Bereich des Leistungssports hätte es durchaus der ein oder andere Erfolg mehr sein dürfen.“

DS: Was waren für Sie die sportlichen Highlights in diesem Jahr?

Volkmar Schwarz: „Meine Highlights: Die unzähligen sportlichen Veranstaltungen in Wuppertal, bei denen Kinder sportlich aktiv sind, zu sehen mit welcher Freude und Enthusiasmus sie sich im Wettkampf messen und die strahlenden Augen der Kinder bei der anschließenden Würdigung und Auszeichnung ihrer erbrachten Leistung zu sehen.“

DS: Welches waren die größten Enttäuschungen?

Volkmar Schwarz: „Gewalt auf Sportplätzen. Wenn es auch gemessen an der Gesamtzahl der durchgeführten Fußballspiele in der überwiegenden Anzahl von Spielen nach den Spielregeln sportlich fair zugeht – ist doch jeder Einzelfall einer dramatisch zu viel.“

DS: Wie gut ist Wuppertals Sportszene für die Zukunft aufgestellt?

Volkmar Schwarz: „Der organisierte Sport ist gut aufgestellt, ist gerüstet für die Zukunft. Wir haben eine lebendige und erfolgreiche Sportszene – die rund 340 Sportvereine und Betriebssportgemeinschaften haben ca. 67.000 Mitglieder – davon ca. 22.000 Kinder und Jugendliche und knapp 13.000 über 60jährige. Die mit Abstand größte Bürgerbewegung – hier im Übrigen im wahrsten Sinne des Wortes – in unserer Stadt. Über 7.000 Menschen – in der überwältigenden Zahl ehrenamtlich – setzen sich ein, kümmern sich, damit der Vereinssport mit all seinen Facetten auch weiterhin zur Steigerung der Lebensqualität in Wuppertal beitragen kann.“

DS: Was muss sich unbedingt verbessern?

Volkmar Schwarz: „Auf die besondere Rolle des Leistungssports – und damit meine ich natürlich ausschließlich den „sauberen“ dopingfreien Sport – sollte wieder vermehrt der Fokus gerichtet werden. Erfolgreiche Sportlerinnen und Sportler sind Vorbilder – sie sind nicht nur für die Sportvereine wichtig, um neue Mitglieder, insbesondere Jugendliche zu werben, sondern auch, um sich durch herausragende sportlichen Erfolge mit der Stadt zu identifizieren. Neben der besonderen Förderung der Sportlerinnen und Sportler, neben den finanziellen Voraussetzungen, bedarf es aber auch der notwendigen Infrastruktur. Ich will hier nur zwei Beispiele nennen: Warum nicht an ein Internat/Teilzeitinternat für junge Sportlerinnen und Sportler in der Nähe des, gerade im Umbau befindlichen, Schwimmsportzentrums auf Küllenhahn denken. Bei besonders trainings- und betreuungsintensiven Sportarten wie Schwimmen, kann ein solches Angebot nicht nur als Standort attraktivitätssteigernd sein, sondern mit Angeboten für Hausaufgabenbetreuung und Verpflegung sich auch leistungssteigernd auswirken. Verbesserungswürdig sind sicher die Trainingsmöglichkeiten für den Sport insgesamt. Eine Sporthalle in Cronenberg wird dringend benötigt – aber dann bitte mal wieder mit Tribüne für Zuschauer.“

DS: Der BHC ist auf einem guten Weg. Doch in der Bundesliga weht noch ein ganz anderer Wind. Was muss passieren, damit der BHC nachhaltig Erfolg hat?

Volkmar Schwarz: „Mit dem begeisternden Saisonstart und der Tabellenführung in Liga 2 ist der BHC auf einem guten Weg zurück in die 1. Bundesliga. Auch die Verantwortlichen des BHC machen einen wirklich guten Job – und wissen am besten, was für einen nachhaltigen Erfolg erforderlich ist.“

DS: Wie sehen Sie die Entwicklung des WSV?

Volklmar Schwarz: „Wenn man sich in Erinnerung ruft, aus welch unruhigen Zeiten der jüngsten Vergangenheit der Verein kommt, ist es dem Vorstand und Verwaltungsrat gelungen, den WSV zu sportlichen Erfolgen zu führen und wieder zum positiven Bestandteil der Wuppertaler Sportszene zu machen. Eine gute Entwicklung – für den Sport und für Wuppertal im Allgemeinen.“

DS: Mit FSV Vohwinkel und dem SC Cronenberg spielen zwei Mannschaften in der Oberliga-Niederrhein, kämpfen aber beiden gegen den Abstieg. Sind ein Regionalligist und zwei Oberligsten zu viel für eine Stadt wie Wuppertal?

Volkmar Schwarz: „Nein!! Bei diesem Ligenaufbau des Fußballverbandes ist in einer Großstadt wie Wuppertal mit den ihr eigenen Stadtteilen auch dafür Platz. Aber auch hier hängt der Erfolg nicht nur von den Spielern und von den kompetent und seriös handelnden Funktionären der Vereine ab, sondern auch von dauerhafter wirtschaftlicher Machbarkeit. Das ist weder neu noch grundsätzlich unterschiedlich zu anderen Städten.“

DS: In welcher Sportart sehen Sie den größten Nachholbedarf?

Volkmar Schwarz: „Die Sportart Nummer 1 in Deutschland ist Fußball. Er bewegt die Massen. Aktive wie Zuschauer. Das ist in Wuppertal nicht anders. Die eine oder andere höhere Ligazugehörigkeit in den nächsten Jahren würde den fußballerischen Bedarf decken und den Fokus insgesamt noch mehr auf den Sport mit all seinen Möglichkeiten für Wuppertal lenken.“

DS: Thema Breitensport: Ist Wuppertal da breit genug aufgestellt?

Volkmar Schwarz: „Auch hier ein deutliches Ja. Unsere Sportvereine und Fachschaften bieten alles, was Breitensport bedeuten kann. Bewegung mit Sportarten von A bis Z für Jung und Alt sowieso. Organisierte breitensportliche Wettkämpfe genauso, aber auch Gesundheitsport im Präventiv – wie im Rehabereich, Sport für Gehandicapte und Inklusionsangebot, Sport als Integrationshilfe, Sport als sportliche Hilfestellung gegen Einsamkeit und Isolation, Sport als Lernort, auch für soziales Miteinander.“

DS: Gibt es in Wuppertal aus Ihrer Sicht genügend Sport-Mäzene und Sponsoren?

Volkmar Schwarz: Na, die Antwort kann ja nur lauten: natürlich nicht. Natürlich unterstützen eine Reihe von Firmen und Privatpersonen dankenswerter Weise auch in Wuppertal den Sport. Aber es kann doch gar nicht genügend Unterstützung geben. Hängt doch ein sportlicher Erfolg in der heutigen Zeit – insbesondere im Leistungssport – selbstverständlich auch von finanziellen Möglichkeiten ab. Da macht Wuppertal keine Ausnahme.“

DS: Was erhoffen Sie sich ganz persönlich aus sportlicher Sicht im Jahr 2018?

Volkmar Schwarz: „Dass nicht so häufig vergessen wird, dass Sport eben doch die schönste Nebensache der Welt ist…“

Text: Peter Pionke

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