DART – Mehr als nur ein Kneipensport beim Bierchen

In Großbritannien wird Dart meist sogar als Schulfach unterrichtet – kein Wunder also, dass dort die Begeisterung in der Bevölkerung groß ist und fast regelmäßig Spitzenerfolge erzielt werden. Aber in Deutschland? Hier hat Dart Jahrzehntelang lediglich den Ruf vom angestaubten Kneipensport beim Feierabend-Bierchen gehabt.

Eine junge Dart-Spoelerin. Der Sport gewinnt immer mehr an Bedeutung – © privat

Dass es sich jedoch um einen ernstzunehmenden Profi-Sport handelt, ist erst in den letzten Jahren in dem Bewusstsein vieler angekommen – und seitdem erlebt der Dart-Sport einen regelrechten Boom in Deutschland.

Der Wuppertaler Hans-Joachim Moog war einer der ersten, die sich bereits vor 25 Jahren in Deutschland dem Dart zugewandt haben. Der gelernte Finanzmakler wurde eher beiläufig in einem Gastronomiebetrieb angesprochen, als dort die ersten zwei Dart-Automaten aufgestellt wurden. Ob er nicht mitmachen wolle? Er sagte zu, war anfänglich jedoch wenig begeistert – und, wie er selbst sagt, nicht sonderlich talentiert. Auch wenn Dart zunächst nicht seine große Liebe war, blieb er mit viel Fleiß und hartem Training am Ball und war schließlich mit dabei, als sich 1992 die erste Dart-Liga in Deutschland gründete.

Hans-Joachim Moog blickt mittlerweile auf eine 20jährige Trainer-Karriere in insgesamt zwei Vereinen zurück. Seit 2005 ist er Kapitän der Hildener „Magic Arrows“, die bisher beachtliche internationale Erfolge erzielt haben. Moogs größter Erfolg war es, in den Jahren 2007 und 2009 in der Bundesliga zu spielen „diese Zeit habe ich, anders als die meisten anderen Vereinsmitglieder, sehr bewusst genossen. Das muss sich auch nicht nochmal wiederholen, mir war es wichtig, es überhaupt einmal zu erleben“, so Moog. Im Jahr 2013 nahmen die „Magic Arrows“ an der Europameisterschaft teil und stellten mit Wolfgang Meyer den Europameister, und Moog selbst wurde Vize-Europameister – beide in der Spielart „Shanghai“.

Grundsätzlich unterscheidet man beim Dart zwischen zwei Varianten: Beim traditionellen Steel-Dart besteht die Dart-Scheibe aus Sisalfasern und Punkte werden nur dann gewertet, wenn der Pfeil in der Scheibe stecken bleibt. Anders beim Electronic-Dart (E-Dart) – hier zählen die Punkte, sobald der Pfeil die Scheibe berührt hat, auch wenn er danach zu Boden fällt. Steel-Dart wird überwiegend in Großbritannien gespielt und ist die Ur-Form des Dart, in Deutschland hingegen bevorzugt man E-Dart (Wuppertal bildet hier übrigens eine Ausnahme und gehört zu den wenigen Städten in denen mehr Steel- als E-Darter zu finden ist).

Auch die „Magic Arrows“ haben sich dem E-Dart verschrieben – Moog selbst hingegen begeistert sich zusätzlich seit fünf Jahren für das klassische und ruhigere Steel-Dart, was sehr ungewöhnlich ist, da sich Spieler meist für eine der beiden Formen entscheiden. 

Wie erklärt sich Hans-Joachim Moog den derzeitigen Dart-Boom? „Noch vor zehn Jahren hätte ich nicht gedacht, dass Dart in Deutschland einmal so boomen würde, aber der Sport wird heutzutage wesentlich besser vermarktet. Man kann ihn am Fernseher gut verfolgen und alles perfekt erkennen – die Scheibe, die Technik und ob der Spieler eine ruhige Hand hat. Selbst das ZDF hat vor einigen Monaten ein Special zu dem Thema mit dem derzeitigen Weltmeister übertragen, und Pro 7 hat eine Promi-Dart-WM veranstaltet. Dart ist momentan in aller Munde.“

Zwei Drittel aller Dart-Spieler sind Männer – aber wie kommt es, dass an der Spitze unter den Top 30 keine einzige Frau zu finden ist? „Es ist nicht so, dass Frauen bei diesem Sport körperlich benachteiligt sind oder es grundsätzlich nicht schaffen könnten. Meine Erfahrung zeigt mir jedoch, dass Frauen Dart eher als Hobby betrachten und den Sport oftmals mit weniger Zielstrebigkeit und Disziplin angehen. Meist kommen sie über ihre Männer zu dem Sport, sitzen anfangs nur dabei, und wenn sie spielen, dann oft mit weniger Ehrgeiz und Ruhe.“ 

Moog selbst weiß, wie viel Fleiß notwendig ist, um Top-Ergebnisse zu erzielen. In seinen Spitzenzeiten hat er täglich ein bis zwei Stunden trainiert, jetzt fängt er vor großen Turnieren erst zwei Monate vorher mit dem Training an. „Wenn man Dart ernsthaft betreibt, ist man nach einem Wettkampfwochenende am nächsten Tag total gerädert. Viele unterschätzen das, aber man ist den ganzen Tag in Bewegung, ist permanent hochkonzentriert und oft vor Anstrengung klitschnass geschwitzt – und es ist nicht daran zu denken, währenddessen ein paar Bierchen zu trinken, niemals!“ 

Für die Zukunft prognostiziert Hans-Joachim Moog, dass sich Dart nicht nur als Trendsportart etablieren, sondern auch ein regelrechter Volkssport werden könnte. „In Deutschland sind über eine Million Darter fest organisiert – kein anderes Land hat so viele E-Darter wie wir.“

Und wie sieht seine eigenen Dart-Zukunft aus? „Ich bin in diesem Jahr 60 geworden und merke, dass meine sportlichen Hochzeiten vorbei sind. Das muss man ganz realistisch betrachten. Wenn ich jedoch spiele, dann immer mit vollem Einsatz, und nach wie vor tritt niemand in der ersten Runde gerne gegen mich an – ich bin nämlich ein zäher Hund.“ www.magicarrowsmobydick.de

Text: Nina Reinhardt

 

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