6. Juni 2017Hannah Florian
Nacpany: „Setz dir Ziele und mach deine Träume wahr“
Diese Worte berühren, wenn Samuel sie ins Mikrofon singt. Samuel leidet an spinaler Muskelatrophie Typ zwei. Er kann sich kaum bewegen und wird über eine Maschine künstlich beatmet. Trotz seiner Krankheit traut er sich, seinen Traum zu leben.
Samuel alias Nacpany hat bereits mehrere Musikvideos auf Youtube eingestellt. Sein erstes Album „Narben des Lebens“ erschien im Oktober 2016 und ist über Amazon und iTunes erhältlich. Auf Spotify hat es bereits über 500 Klicks.
Angefangen hat Samuels Musikkarriere mit einem Projekt des CVJM Elberfeld. Dort produzierte er mit mehreren Jugendlichen den Song „Das Leben ist bunt“ und lernte dabei Nic kennen. Samuel suchte jemanden, der seine Texte rappt, und stieß dabei über einen Bekannten auf den Rapper Nic Mandarine. „Doch das CVJM wollte schließlich, dass ich auch selber rappe, also habe ich es einfach mal probiert“, erzählt er.
Songtexte schreibt Samuel bereits seit 2011, das Projekt vom CVJM fand 2015 statt. Erst da traute er sich, seine Texte auch selbst zu rappen. Nic und Samuel sind mittlerweile gute Freunde. „Wir sehen uns leider nur ein bis zwei Mal im Monat, weil Nic in Bielefeld studiert“, erzählt Samuel. Trotzdem haben es die Freunde geschafft, gemeinsam mehrere Songs aufzunehmen und, in Kooperation mit der Firma Alchemy Productions, passende Musikvideos zu produzieren.
Mit dabei ist auch Sängerin Jana, die, wie Samuel, ebenfalls aus Ronsdorf stammt. Jana schreibt keine eigenen Songs, sondern verleiht Samuels Texten mit ihrem Gesang eine Stimme. „Auf dem Album hat sie sogar versucht, zu rappen, aber ich glaube das Singen gefällt ihr besser“, sagt Samuel und lacht.
Samuel hört selbst fast ausschließlich Rapmusik. „Über Rap kann man seine Texte am besten rüber bringen und seine Message vermitteln“, sagt er. Ein Bekannter schreibt für Samuel die Melodien. Wenn Samuel einen Song braucht, gibt er ihn sozusagen in Auftrag. „Ich sage ihm dann, welche Instrumente ich in dem Song haben möchte und wie ich ihn mir ungefähr vorstelle. Er schreibt ihn und ich kaufe ihm die Rechte daran ab“, erzählt Samuel. Mit der Melodie im Kopf beginnt er, den Text zu schreiben. „Es ist schwer zu sagen, woher meine Ideen und meine Texte kommen“, sagt Samuel. „Sie fallen mir einfach ein. Und wenn man einmal schreibt, kommt man in einen Fluss – dann ist es nicht schwer, den Song fertig zu schreiben.“
Samuel nennt sich als Rapper Nacpany – ein Wort, das von seinen polnischen Freunden stammt. „Nacpany heißt übersetzt ‚bekifft‘. Das Wort gefiel mir – und meine Musik soll schließlich süchtig machen“, erklärt er die Bedeutung.
Zumindest Wuppertal scheint süchtig nach Samuels Musik zu sein. Gemeinsam mit lokalen Rappern wie MJS und Pana 107 hat Samuel bereits Songs produziert – und auch seine Fangemeinde ist groß. Sein Song ‚Engel‘ hat auf YouTube bereits über 12.000 Aufrufe. In den nächsten Wochen erscheint ein neues Video zu seinem aktuellen Album. Gedreht hat er es in Zusammenarbeit mit dem Wuppertaler Medienprojekt. „In einigen Wochen wird es auch im Kino zu sehen sein, im Cinemaxx, zusammen mit einer Dokumentation über mich“, erklärt Samuel stolz.
Für die Zukunft plant Nacpany die Aufnahme neuer Songs, vielleicht ein Album zusammen mit Nic – und auf jeden Fall ein Soloalbum. Außerdem überlegt er, im nächsten Jahr an einem Rap-Wettbewerb teilzunehmen. „Setz dir Ziele und mach deine Träume wahr, denn irgendwann ist das alles nicht mehr da“ – rappt Nacpany in seinem Song ‚Engel‘. Und genau das tut Samuel. Er schmiedet Pläne und setzt sich Ziele, schreibt Songs und dreht mit seinen Freunden Musikclips dazu. Trotz seiner Krankheit lebt er seinen Traum.
Text: Hannah Florian
Hier hören und sehen Sie die neue Version von Nacpanys Song „Engel“: https://www.youtube.com/watch?v=Q99bJ5ASVfY
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