6. Dezember 2025

WSV konnte in Köln den Abwärtstrend nicht stoppen

Die Abwärts-Spirale des WSV konnte nicht gebremst werden. Der Wuppertaler SV hatte im letzten Spiel des Jahres beim Regionalliga-Tabellenführer Fortuna Köln erwartungsgemäss wenig zu bestellen und durfte sich am Ende freuen, mit 3:0 (1:0) Toren noch relativ glimpflich auf die Heimreise geschickt worden zu sein. Die Abstiegsgefahr ist damit evident und offensichtlicher denn je.

Ein Foto mit Symbolkraft: So angespannt wie der Blick von WSV-Trainer Sebastian Tyrala ist auch die Situation des bergischen Traditionsvereins. Der angagierte Coach kann nur hoffen, dass die vielen Verletzten nach der Winterpause für den Abstiegskampf wieder zur Verfügung stehen – © Archivfoto Jochen Classen

Die Ausgangslage zum Beginn der Rückrunde gegen eine Kölner Mannschaft, die nunmehr mit 37 Punkten führt und mit 43:15 das mit Abstand beste Torverhältnis hat, war denkbar ungünstig, zumal die Wuppertaler einmal mehr mit bekannt großen Personalsorgen angereist waren. Trainer Sebastian Tyrala hatte da wenig Alternativen, überraschte aber mit der erstmaligen Aufstellung des 1,96 großen, erst 18jährigen jungen griechischen Torwarts Fotiuos Adamidis, der in einer guten Woche seinen 19. Geburtstag feiern wird.

Zäsur? Levin Müller mit der Kapitänswürde

Damit reagierte Tyrala offensichtlich auf einige Leichtsinnsfehler des sonst so starken Mannschaftskapitäns Michael Luyambula (26). Ob das bereits eine Zäsur ist, muß abgewartet werden. Fotiuos Adamidis kam zu Saisonbeginn vom MSV Duisburg, wo er in der A-Jugend-Bundesliga Stammtorwart war und bereits mit den Profis des Drittligisten trainiert hatte. Die Kapitänsbinde bekam Levin Müller (22), der seit Wochen mit konstant guten Leistungen, sowohl in der Abwehr als auch im Angriff, aufwartet.

Angesicht dieser Ausgangslage suchte der WSV im Kölner Südpark, tief stehend, sein Heil in der Defensive. Ja man igelte sich förmlich ein und kam nur ganz selten zur Entlastungsangriffen, wollte so ein Debakel verhindern. Kölns Keeper Lennart Winkler war nahezu arbeitslos. Und es schon sehr bemerkenswert, dass sich der WSV im Kölner Südpark vor 3.091 Zuschauern gegen die Übermacht des hohen Favoriten trotzdem lange erfolgreich zur Wehr setzen konnte.

Kölner Torjäger waren lange abgemeldet

Dann aber, sogar etwas überraschend in der 42. Minute, die Kölner Führung. Nicht etwa die Torjäger Wirtz oder Al Ghaddioui Hamadi (erzielten zusammen bis dahin alleine 18 Treffer!), auch nicht der Ex-Wuppertaler Timo Bornemann (bislang 5 Tore), nein, der frühere Hildener beidfüßige Abwehrspieler Kevin Brechmann traf aus der zweiten Reihe mit einem satten Schuss zum 1:0. Kölns Trainer Matthias Mink brachte es später bei der Pressekonferenz auf den Punkt: „Wir hatten nicht viele Aktionen. Das war der Türöffner.“ WSV-Sportdirektor Gaetano Manno meinte später, dass das 0:1 seinem WSV den Stecker gezogen habe. Er bedauerte, dass  die Mannschaft nicht 45 Minuten lang konzentriert agiert habe.

Abwehspieler Levin Müller lief in Köln als WSV-Kapitän auf und war noch einer der Besten, die glatte Niederlage konnte aber auch er verhindern – © Archivfoto Jochen Classen,

In der zweiten Spielhälfte hielt die Dominanz der Kölner an, weitere Treffer waren nur eine Frage der Zeit. Sie fielen aber erst in den Minuten 76 und 80 durch Wirtz und Al-Azzawe bzw. Heider (abgefälschter Ball). WSV-Torwart Adamidis, der eine ausgezeichnete Leistung ablieferte, war ohne Chance.

Dem eingewechselten Lennard Wagemann ist beizupflichten, wenn er sagte: „Wir waren nie mit einer Präsenz vorne. Wir hätten es vorne besser ausspielen können. Wir hatten ungenaue und auch unnötige lange Bälle und kamen nicht richtig nach vorne“. Tatsächlich zählte man keine einzige Torchance für die Bergischen. Auch in diesem Spiel sehnte man bei den Rotblauen wieder dem Schlusspfiff entgegen.

Seit nunmehr sieben Spieltagen blieb das Tyrala-Team damit ohne Sieg. Der letzte Erfolg vom 3. Oktober war ein 3:1 Sieg in Bocholt, als man aus drei Spielen ihn Folge sieben Punkte holte und sich bereits ihn sicheren Gefilde wähnte. Mit 17 Zählern hat die WSV-Führung ihr selbst gestecktes Ziel indes verfehlt. Man wollte eigentlich mit  20 Punkten in die Winterpause gehen.

WSV-Fans „Der Fisch stinkt vom Kopf an“

Vor diesem Spiel hatte der sportliche Leiter Gaetano Manno noch zum Ausdruck gebracht, dass es gelte, die drei fehlenden Punkte in Köln zu holen. Die Enttäuschung saß dann bei den Fans doch sehr tief. Ihre Reaktion: Einige zündeten aus dem Fan-Block zu Beginn der 2. Spielhälfte verbotene Böller. Andere machten ihre Meinung mit einem großen Transparent sichtbar, auf dem zu lesen war: „Ein Blick auf die Tabelle zeigt auch in diesem Jahr: Der Fisch stinkt vom Kopf an – sportliche Führung überdenken!“

Dazu äußerte sich der sportliche Leiter Gaetano Manno: „Die Aussagen von den Fans sind hart, aber ich versuche alles zu geben. Wenn unsere Lazarett mit sechs Leistungsträgern im neuen Jahr gelichtet ist, werden wir den Klassenerhalt noch schaffen. Ich bin seit zwölf Jahren im Verein und abgehärtet“. Er verwies einmal mehr auf den Mini-Etat, der wenig Spielräume lasse.

Beim WSV kam Timo Bornemann nie so richtig aus den Startlöchern. Bei Fortuna Köln entwickelte er sich zum echten Torjäger – © Archivfoto Jochen Classen

Man sei schon sehr dankbar, dass Förderer vom 12. bis 18. Januar wieder ein Trainingslager im türkischen Lara finanziert hätten, hieß es an anderer Stelle. Chef-Coach Tyrala war schon ganz auf das neue Jahr fixiert, als er sich bei der Pressekonferenz in seltener Wortkargheit äußerte: „Von mir wird es zu diesem Spiel nichts geben. Für uns ist wichtig, jetzt bis zum 2. Januar abzuschalten“. In der Regionalliga setzt der WSV die Rückrunde am 24. Januar mit dem Heimsiel gegen die ebenfalls gefährdete SSVg Velbert fort.

Fortuna-Trainer: Wuppertal ist wichtig für die Regionalliga

Wie wertvoll der Wuppertaler SV für die Liga ist, machte Kölns Trainer Matthias Mink deutlich, als er vielsagend meinte: „Wuppertal ist als Traditionsverein wichtig für die Regionalliga“. Die Stimmung im Kölner Südpark Stadion konnte indessen kaum besser beschrieben sein, als mit dem Abspielen des Hohner Songs: „Echte Fründe ston zesamme…Fründe, Fründe, Fründe en dr Not…(Echte Freunde stehen in der Not zusammen).

Text: Siegfried Jähne

Fortuna Köln – Wuppertaler SV 3:0 (1:0)

Fortuna Köln: Winkler – Afamefuna (84. Derbali), Fünger, Haider, Garcia, Geerkens, Strauch, Thier (77. Michelbrink), Garcia (77. Stanilewicz), Bornemann (62. Al Ghaddioui), Brechmann (84. Statovci), Wirtz

Wuppertaler SV: Adamidis – Nishimura, Hartmann, Bielitza, Miyamoto – Rebronja, Müller (69. Arabaci), Aydogan, Bouzraa, Oostwoud (59. Wagemann), Kamo (59. Kleiner)

Schiedsrichter: Dr. Marcel Benkhoff

Tore: 1:0 Brechmann (43.), 2:0 Wirtz (76.), 3:0 Haider (80.)

Zuschauer: 3.091

Stadion: Südstadion

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