25. November 2025

Andreas Reichel: So gelingt die Energiewende!

Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) hat sich nach der verlorenen Bundestagswahl im Februar mehr oder weniger freiwillig aus der Politik verabschiedet. Sein politisches Erbe sorgt aber heute noch für Kopfschütteln und heiße Diskussionen. Die Rede ist vom sogenannten Gebäudeenergiegesetz (GEG). 

Interessanter kann ein Talk kaum sein: Impulsgast Andreas Reichel (l.) mit Moderator Jürgen Zurheide – © Fotostudio Essen – Dr. Claudia Posern

„Was haben Sie gedacht, als Sie zum ersten Mal das Habecksche Heizungsgesetz gesehen  haben?“, kam Moderator Jürgen Zurheide bei der renommierten Netzwerkveranstaltung STADTGESPRÄCHE.ruhr im Energie geladenen Gespräch mit STEAG-Vorstand und CEO der Energiegesellschaft STEAK-Iqony Andreas Reichel direkt auf den Punkt: „Ich war schon ziemlich erschrocken. Das war für mich ein Kipppunkt der Energiewende. Mit diesem Gesetz ist der Rückhalt für die Energiewende bei einer Mehrheit der deutschen Bevölkerung zusammengebrochen“, erstaunlich offene und klare Worte für einen Mann, der früher selbst in der Politik u.a. als FDP-Kreisvorsitzender der Stadt Köln, als Generalsekretär der Freien Demokraten NRW und als stellvertretender FDP-Landesvorsitzender aktiv war .

„Da sind ganze Generationen von Rentnern, die bis dato mit ihren Enkeln gemeinsam ‚Fridays for Future“ unterstützt haben, plötzlich erschrocken worden, von der Vorstellung, dass sie zigtausend Euro in die Hand nehmen müssten, um ihre Öl- oder Gas-Heizung gegen eine Wärmepumpe auszutauschen. Davon hat sich die Energiewende, was die Akzeptanz angeht, auch nicht mehr so richtig erholt. Dazu gibt es ganz dramatische Zahlen“, schilderte der Energie-Manager seine Wahrnehmung.

Die Gäste des hochkarätigen Events für Salon-Kultur,STADTGESPRÄCHE.ruhr hörten gespannt dem Talk von Moderator Jürgen Zurheide mit dem mehr als interessanten Impulsgast Andreas Reichel zu – © Fotostudio Essen / Dr. Claudia Posern

Andreas Reichel machte keinen Hehl daraus, dass er diese Entwicklung für den Standort Deutschland als sehr tragisch empfindet. Sein Plädoyer: „Richtig umgesetzt, brauchen wir diese Energiewende. Wir sind ein Ingenieursland. Deutschland sollte die nötigen Technologien entwickeln, die die Energiewende nach vorne treiben. Es ist die Riesen-Chance für uns, dass die Energiewirtschaft irgendwann die Autoindustrie als zentrale Branche ablöst. Im Moment sind wir allerdings in einer Phase, in der sich alles neu sortiert.“

Der Ex-Politiker und jetzige Wirtschaftsmanager, der auch heute noch sehr gut in der Berliner Polit-Blase vernetzt ist, gibt zu, dass seine Branche lange gebraucht habe, um die Energiewende anzunehmen. Heute könne man sich aber die deutsche Energie-Wirtschaft mit Unternehmen wie Eon, RWE, Uniper und die inzwischen von einem spanischen Investor gestützte STEAG ohne die Rolle des Treibers der Energiewende nicht mehr vorstellen.

Genossen den sehr erfolgreichen Abend für Salon-Kultur sehr: Eva und Dr. Richard Kiessler (l.), Initiatoren der renommierten Netzwerk-Veranstaltung STADTGESPRÄCHE.ruhr, mit Julia Klewin, 2. Bürgermeisterin de Stadt Essen und Impulsgast Andreas Reichel (r.) – © Fotostudio Essen / Dr. Claudia Posern

Andreas Reichel: „Wir können doch nicht die fossilen Kraftwerke, die zum Teil 50 Jahre alt sind, auf ewig am Leben halten. Die Energiewende ist ein gesellschaftlicher Auftrag, aber am Ende auch ein billiges Modell. Sie ist ja keine Idee von ein paar grünen Spinnern, sondern ein globaler Trend und wir haben die Chance als Ingenieurs-Nation vorne zu sein. Aber wir haben es zumindest phasenweise falsch gemacht haben, indem wir die Energiewende als einen deutschen Overkill betrieben, mit einem moralischen Impetus: Wir sind die moralisch Besten der Welt, wir machen das ganz schnell, koste es, was es wolle. Und das ist dann das Gegenteil von gut!“

Für den STEAG-Vorstand sind die Kernpunkte der Energiewende, jetzt sicherzustellen, dass es weiter geht mit dem Klimaschutz, das aber auch bezahlbar und versorgungssicher zu machen, beispielsweise durch neue Gaskraftwerke, die Wasserstoff ready sind.

Andreas Reichel sprach offen die Probleme an: „Wir haben durch die Erneuerbaren Energien in der Produktion eigentlich fallende Strompreise. Doch das System hat sich verändert. Früher gab es rund 30 Kraftwerke, die Deutschland sicher mit Strom versorgt haben. Heute sind zigtausend dezentrale Quellen, die wir ans Netz anschließen müssen. Das bedeutet letztlich: Der Kostentreiber ist das Netz.“

Begeisterte die 220 Zuhörerinnen und Zuhörer mit seinem abwechslungsreichen, hochkarätigen Musik-Mix: Der Essener Sänger & Pianist Bastian Korn – © Fotostudio Essen / Dr. Claudia Posern

Fest stehe, dass Batterien, was nicht nur die E-Autos angehe, sondern auch für die  Industrie gelte, in Zukunft eine große Rolle spielen. Momentan können Batterien den Strom aber nur zeitlich begrenzt speichern. Moderne Gaskraftwerke hätten zwar schon heute die Fähigkeiten, zu 50 Prozent mit Wasserstoff betrieben zu werden. Doch diese gäbe es noch nicht. Zumindest nicht zum wirtschaftliche Preisen.

Andreas Reichel reißt mit seiner Analyse so manchen Klimaaktivisten aus all seinen Träumen: Allein mit Erneuerbaren Energien wird der Industriestandort Deutschland in seiner heuten Form nicht zu erhalten sein. Denn Wind und Sonne spielen nicht rund um die Uhr und zu jeder Jahreszeit mit.

Die 220 Gäste im Essener Headquarter von Funke Media hörten gebannt und interessiert zu, eine Stecknadel hätte man ganz sicher fallen hören. Achim ReichZuvor war es nicht so ruhig im Saal: Das lag am Pianisten und Sänger Bastian Korn, der alle Anwesenden mit seiner musikalischen Performance begeisterte und Beifallstürmen hinriss. Zum Schluss interpretierte er eindrucksvoll John Lennons Friedenshymne „Imagine“, einen Klassiker, der leider nicht alle Menschen auf der Welt erreicht.

Verwöhnte die Gäste mit tollen Speisen: Sterne-Koch Jürgen Kettner vom beliebten Restaurant „Kettner’s Kamota“ – © Fotostudio Essen / Dr. Claudia Posern

Einen außergewöhnlichen Abend rundeten viele Gesprächen und das exzellente Buffet des Sternekochs Jürgen Kettner, Chef des exzellenten Restaurants „Kettners Kamota“ in Essen ab. Für die STADTGESPRÄCHE.ruhr ein würdiger Abschluss des Event-Jahres 2025. Im Februar 2026 geht es weiter…

Text: Peter Pionke

 

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