13. Juni 2024Peter Pionke
Neue Saison: Pina Bausch lebt in ihren Stücken weiter
Das Ensemble des weltbekannten Pina-Bausch-Stücks „Die sieben Todsünden“ – © Ursula KaufmannTanztheater Wuppertal Pina Bausch + Terrain zu Gast beim Festival d’Avignon 2024
Mit Boris Charmatz als “Artiste Complice” der 78. Ausgabe des „Festival d’Avignon“, setzt das Festival über die gesamte Laufzeit einen programmatischen Schwerpunkt auf die Arbeit des Choreografen mit dem Ensemble des Tanztheater Wuppertal und seiner französischen Struktur „Terrain.
Das Spektrum reicht von „CERCLES“, einem partizipativen deutsch-französischen Projekt, kreiert im Rahmen des „Festival d´Avignon“, über Aufführungen von „Liberté Cathédrale“ unter freiem Himmel, bis hin zu „Forever“ (Immersion dans Café Müller de Pina Bausch), eine von Boris Charmatz neu konzipierte Aufführung, wie ein Labor im Umgang mit dem Erbe von Pina Bausch, in dem pluralistische Lesarten von „Café Müller“ entwickelt werden und ein anderes Verhältnis zu Zeit und Raum geschaffen wird, um in eines der berühmtesten Werke der Choreografin einzutauchen.
Darüber hinaus präsentiert das Festival einen Filmmarathon zu Pina Bausch sowie diverse diskursive Formate wie zum Beispiel das „Café des idées“, wo Elizabeth Diller, die Architektin des künftigen Pina Bausch Zentrums im Rahmen einer öffentlichen Diskussion dieses für die ganze Stadt zukunftsweisende Projekt vorstellen wird.
CERCLES
30. Juni und 01. Juli 2024 – Stade de Bagatelle (Fußballplatz)
Mit „CERCLES“ konzipiert Boris Charmatz in Avignon und danach mit dem gleichen choreografischen Material in Wuppertal ein großangelegtes partizipatives Projekt. Er erarbeitet mit einer Gruppe von 200 tanzbegeisterten und gecasteten Teilnehmerinnen und Teilnehmern zwischen 16 und 74 Jahren aus unterschiedlichen Kontexten in Avignon im Rahmen eines öffentlich zugänglichen dreitägigen Open-Air Workshops eine Partitur aus Kreistänzen.
Choreografisches Material: „Etude révolutionnaire“ von Isadora Duncan, Boris Charmatz, von traditionellen Tänzen inspirierte Vorschläge von Régis Badel, Magali Caillet Gajan, Guilhem Chatir, Ashley Chen, Olga Dukhovna, Çağdaş Ermiş, Julien Gallée-Ferré, Simon Le Borgne, Johanna Elisa Lemke, Azusa Seyama-Prioville, Asha Thomas, Solène Wachter.
Boris Charmatz, Künstlerischer Leiter des Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch – © Tanztheater Wuppertal Pina BauschIn Wuppertal findet die Premiere mit den 200 Wuppertaler Teilnehmerinnen und Teilnehmern zwischen 17 und 89 Jahren sowie Studierenden aus Essen und Köln am 22. September 2024 auf dem Sportplatz Höfen in Oberbarmen statt, im Anschluss mit DJ Julia Lanoë aka Rebeka Warrior.
Das Projekt „CERCLES“ – eine Koproduktion mit dem „Festival d´Avignon“ – ist ein Beitrag zur Vorbereitung des Pina Bausch Zentrums und wird im Rahmen der Vorlaufphase aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, der Stadt Wuppertal sowie durch die Kunststiftung NRW und die Stadtsparkasse Wuppertal gefördert.
Boris Charmatz dankt dem Sport- und Bäderamt – insbesondere Alexandra Szlagowski und Ralf Pollmeier für die Möglichkeit, „CERCLES“ auf dem Sportplatz Höfen stattfinden zu lassen und für die Probemöglichkeit in der Unihalle, den Verein TuS Grün-Weiss Wuppertal 89/02 e. V. (Verein Sportplatz Höfen) und Herrn Scheuermann-Giskes und Frau Langer für die Probemöglichkeit in der Sporthalle Hesselnberg.
Liberté Cathédrale
05. 06. 08. 09. Juli 2024 – Stade de Bagatelle (Fußballplatz)
Ein choreografischer Sturm, getanzt und gesungen von Darstellerinnen und Darstellern des Tanztheater Wuppertal und „Terrain“, durchzogen von der Kraft der Orgel, von Glockenschlägen und Stille.
2023 uraufgeführt im Mariendom in Neviges, erste Neukreation von Boris Charmatz mit dem Ensemble des Tanztheater und Gästen.
Produktion Tanztheater Wuppertal Pina Bausch + Terrain Boris Charmatz – mit Unterstützung durch Dance Reflections by Van Cleef & Arpels und die Kunststiftung NRW – Koproduktion Théâtre de la Ville (Paris) – Maison de la Danse (Lyon) / Pôle européen de création als Beitrag zur Biennale de la danse 2023, théâtre.s de la Ville de Luxembourg, Factory International Manchester
Eine Szene aus „CERCLES“. Das Konzept stammt von Boris Charmatz – © Jürgen SteinfeldForever (Immersion dans Café Müller de Pina Bausch)
14. 15. 17. 18. 20. 21. Juli 2024 La FabricA
Jeweils 13:00 bis 20:00 Uhr – empfohlene Verweildauer 2 Stunden
Aufführungen von „Café Müller“ in verschiedenen Besetzungen (insgesamt 25 Tänzerinnen und Tänzer verschiedener Generationen) alternieren mit sogenannten ‚Fragmenten‘, in denen Tänzerinnen und Tänzer erzählen, tanzen, sich erinnern, Texte rezitieren und mehr (derzeit in Entwicklung). Mit freundlicher Genehmigung der Pina Bausch Foundation.
Außerdem Filmprojektionen, diskursive Formate und mehr
03. Juli 2024 – Territoires cinématographiques – Kino Utopia
Projektion von zwei Filmen, realisiert von Boris Charmatz und César Vayssié: Les Disparates & Transept – 07. Juli 2024 „Café des idées“ (öffentliche Diskussion) mit Emma Bigé, Emanuele Coccia und Elizabeth Diller – 09. Juli 2024 – Teilnahme im Rahmen von Rencontres (Begegnungen) an Recherche und Kreation mit der Agence Nationale pour la Recherche – 16. Juli Ciné-Marathon Pina Bausch, Kino Utopia. Mit freundlicher Genehmigung der Pina Bausch Foundation.
Link zur Webseite des „Festivals d’Avignon“
„Nelken“ -ein Stück von Pina Bausch: (v.l.) Alexander López Guerra, Andrey Berezin, Luciény Kaabral – © Oliver LookWiederaufnahmen und Neueinstudierungen von Stücken von Pina Bausch
Das Tanztheater Wuppertal studiert „Die sieben Todsünden“ neu ein, mit Unterstützung des Sinfonieorchester Wuppertal unter der musikalischen Leitung von Jan Horstmann, nachdem aufgrund von Corona die letzte Aufführungsserie mit Ute Lemper und Meret Becker im Jahr 2020 abgebrochen werden musste.
Josephine Ann Endicott und Julie Shanahan übernehmen die Probenleitung für die aufwändige Neueinstudierung des zweiteiligen Brecht-Weill Abends von Pina Bausch (12. – 21. April 2025).
Als Wiederaufnahmen präsentiert das Ensemble „Viktor“ (25. – 27. Oktober 2024), „Kontakthof“ (23. November bis 01. Dezember 2024), „Água“ (24. Januar bis 2. Februar 2025).
Das Opernhaus Wuppertal als lebendiges Tanzarchiv
„20 danseurs pour le XXème siècle et plus encore“
Für das 2012 von Boris Charmatz konzipierte Projekt „20 danseurs pour le XXème siècle et plus encore“ erobern Performer- und Tänzerinnen und Tänzer mit unterschiedlichem Hintergrund und aus verschiedenen Generationen das Wuppertaler Opernhaus (am 25. 26. und 27. April 2025). Sie bespielen Flure, Räume, Nischen, Innenhöfe und Treppen – und stellen wegweisende Soli verschiedener Choreografinnen und Choregrafen des 20. Jahrhunderts und darüber hinaus vor.
Ein mehrstündiger Performanceparcours, bei dem Besuche Tänze und künstlerische Handschriften von Chaplin bis Forsythe, von Isadora Duncan bis Krump, über Valeska Gert, Anne Teresa De Keersmaeker, Balanchine – und natürlich Pina Bausch entdecken und sich ein individuelles, lebendiges Tanzarchiv frei gestalten können.
Das Projekt, das in unterschiedlichen Konstellationen bereits an vielen sehr unterschiedlichen Orten weltweit gezeigt wurde – ua. MoMA – Museum of Modern Art in New York, Tate Modern in London, Bozar in Brüssel, beim Tanzkongress Hannover, im Rahmen des Festival d´Automne in Paris, bei der Triennale in Mailand. Das Projekt ist auch für Kinder und Familien geeignet.
Tourneen und Gastspiele 2024-2025
Gastspiele führen das Ensemble nach Adelaide und Wien mit „Club Amour“, nach Luxemburg und Taipei mit „Liberté Cathédrale“, nach London und Paris mit „Vollmond“, mit „Nelken“ nach Lille und Wien, und mit „Kontakthof“ nach Kopenhagen und Aarhus.
Gastspiele von Boris Charmatz mit Stücken seines Repertoires mit „Terrain“, seiner französischen Struktur, werden in Metz, in der Region Hauts-de France, in Brüssel, Madrid, Belgrad und Málaga zu sehen sein.
Das Ensemble von „Água“, dem vielbeachteten Stück der weltweit erfolreichen Choregrafin Pina Bausch – © Ursula KaufmannWuppertal tanzt!
Tanz in Schulen, Altenheimen, Bildungseinrichtungen, unter freiem Himmel und mehr
Neben dem künstlerisch-partizipativen Projekt „CERCLES“ wird es ab der kommenden Spielzeit auch wieder vermehrt Angebote im Bereich der Tanzvermittlung in die Stadtgesellschaft hinein geben. Julia Honer wird diese in Zusammenarbeit mit dem Ensemble des Tanztheaters inhaltlich gestalten.
Idee der Einrichtung dieser Stelle ist einerseits der Aspekt der kulturellen Teilhabe und Bildung, die den Tanzformen von Pina Bausch und Boris Charmatz seit jeher nahe stehen, und gleichzeitig die Kunstform des Tanztheaters und die des zeitgenössischen Tanzes einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Auch verstärkt jenen, die bisher mit der Kunstform Tanz wenig oder anders in Berührung waren. Die Talachse wurde von Wundertal in Sonnborn bis nach Oberbarmen mit „CERCLES“ in den letzten zwei Spielzeiten gespannt, analog dazu wird es nun auch in der Tanzvermittlung darum gehen, Orte zu erschließen, an denen (bisher) noch wenig Tanz stattfindet: In Schulen, Bildungseinrichtungen, Altenheimen.
Durch die Zusammenarbeit von „Terrain“ und dem Tanztheater werden auch vermehrt Vermittlungsprojekte an der deutsch-französischen Schnittstelle stattfinden. Interessierte wenden sich bitte an julia.honer@pina-bausch.de
Link zur Webseite des Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch:
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