21. Januar 2024

Jan Filipzik: Akkus aufladen und zur Ruhe kommen

Sie sind auf dem Weg, sich ihren grossen Traum zu erfüllen - die Unternehmensberaterin Lena Lichterbeck und der Berater Jan Filipzik, Ex-Chefredakteur des Wuppertaler Magazins "talwärts". Die beiden haben ihre gemeinsame Wohnung aufgegeben und sind unterwegs auf großer Weltreise. Dabei begleiten wir Lena und Jan. Gehen SIE mit auf große Reise - wenn SIE mögen...

Jan Filipzik raucht mit einem Kubaner eine der weltberühmten kubanischen Zigarren – © reisen-ist.jetzt

Die drei Wochen im Resort an der Nordküste Kubas an der Playa Esmeralda sind unser erster richtiger Urlaub seit Langem. Waren wir vorher in Südkorea, Japan und den USA ziemlich schnell unterwegs, kommen wir hier zur Ruhe und können ausspannen.

Sogar einen kleinen Fitnessraum gibt es, in dem ich das erste Mal seit Monaten wieder auf dem Fahrrad sitze und erstaunt feststelle, wie schnell man an Ausdauer und Kraft verliert. Dass uns die Anlage gut gefällt, ist auch insofern ein Vorteil, als dass es hin und wieder extrem schüttet.

Dunkle Wolken ziehen auf und stundenlang geht ein Regen nieder, der so stark ist, als wolle er das Land ertränken. Wasser sammelt sich auf den Balkonen und die Mitarbeiter haben alle Hände voll zu tun, wenigstens die Flure halbwegs trocken zu halten. Zum Glück ist es aber an den meisten Tagen wunderschön und der Strand mit seinem feinen Sand und den vielen Palmen ist ein Highlight.

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In den drei Wochen gehen wir unsere bereits in früheren Urlauben erprobten Routine nach. Zeitig aufstehen, ein bis zwei Stunden Sport, dann ab an den Strand oder Pool. Und am Nachmittag gibt es dann den ein oder anderen Cocktail und Wein – der hier überraschend gut schmeckt – und die Kartenspiele werden herausgeholt.

Was ebenfalls ein großer Vorteil ist: Im tendenziell eher fleischlastigen Kuba kommen wir als Vegetarier am Buffett voll auf unsere Kosten. Ich glaube, noch nie auf der Weltreise habe ich so viel Gemüse und Salat gegessen, wie hier.

Traumhaft schön: Die Playa Esmeralda – © reisen-ist.jetzt

Weihnachten und Silvester gehen vorbei und sind unspektakulär. Abends gibt es im Restaurant der Anlage ein kleines Menü, an Silvester gehen wir kurz nach Mitternacht ins Bett. Auch wenn wir es uns immer mal wieder vornehmen, verpassen wir es am Ende, uns wenigstens einmal das tägliche Abendprogramm anzuschauen, das von Karaoke über Tanzwettbewerbe bis hin zu artistischen Darbietungen reicht. Wirklich meins ist so etwas aber auch nicht.

Ein Jahr sind wir nun unterwegs und ich merke, wie mir die drei Wochen Pause guttun, um meine Akkus wieder aufzufüllen. Zuletzt bin ich etwas reisemüde gewesen und es brauchte viel, um mich wirklich noch zu begeistern. Hier hingegen habe ich Zeit, spiele hin und wieder sogar ein wenig sinnlos am Computer und denke über die vergangenen 365 Tage nach.

Da sind die Zahlen. 45 Bücher habe ich gelesen, zehn Mal sind wir mit dem Flugzeug geflogen, was ich persönlich relativ wenig finde. Elf Länder haben wir bereist, wobei Kuba unser zwölftes ist. Wir haben in weit mehr als 100 verschiedenen Unterkünften geschlafen und beim Kartenspiel Uno um beeindruckende 22.487 Punkte gespielt. Dazu kommen 882 Runden Kniffel.

Jan Filipzik im Fitness-Studio der Ferienanlage – © reisen-ist.jetzt

Auch persönlich merke ich, dass mir diese Reise viel gegeben hat. Ich habe gelernt, mich erwartungsfrei auf neue Situationen einzulassen, bin geduldiger und verständnisvoller geworden. Ich weiß, dass ich nach meiner Rückkehr einen Job haben möchte, von dem ich nicht nur leben kann, sondern der mir auch inhaltlich sinnvoll erscheint.

Ich brauche weniger, habe aufgehört, ständig neuen Dingen und Erlebnissen hinterherzujagen und halte es inzwischen sogar gut aus, Empfehlungen des Reiseführers links liegen zu lassen und stattdessen einfach auszuschlafen. Mir ist klargeworden, wie wichtig mir meine Freunde und Familie sind. Da ich sie vorher mein Leben lang immer um mich hatte und nie lange von ihnen getrennt war, brauchte es diese Reise, um eine neue Perspektive zu entwickeln.

Nach einem Jahr spüren wir aber auch, dass die Zeit nun herunterzählt. Viel ist nicht mehr übrig. In rund drei Monaten sind wir wieder zu Hause. Wir haben auf dieser Reise einiges gesehen – manches aber auch nicht. Länder wie Australien und Neuseeland haben wir nicht geschafft, überhaupt den ganzen Kontinent Afrika haben wir ausgelassen, was sich auch in der verbleibenden Zeit nicht mehr ändern wird.

Eine Kirche in dier kubanischen Stadt Trinidad – © reisen-ist.jetzt

Denn inzwischen steht fest, wie wir sie verbringen: Bis Ende Februar bleiben wir noch in Kuba, dann fliegen wir für gut drei Wochen nach Peru. Anschließend geht es nach Kolumbien, von wo aus wir schließlich am 16. April nach Madrid fliegen.

Und von dort aus machen wir uns mit Bus und Bahn auf den Heimweg. Dabei haben wir uns bewusst dagegen entschieden, auf direktem Weg nach Deutschland zu fliegen, denn wir wollen uns ein wenig Zeit nehmen, um wieder in Europa und in unserer Heimat anzukommen. Nachdem wir dann 16 Monate unterwegs waren, könnte das ganz klug sein.

Nach drei Wochen im Resort wird es Zeit, die Rucksäcke wieder zu packen. Jetzt habe ich aber auch Lust darauf. Mit einer versehentlich gebuchten Pferdekutsche und anschließend mit einem schönen Oldtimer, fahren wir zurück nach Holguín, wo wir abends auf einem belebten Platz einen „Ensalada Frio“ bestellen, der sich als eine Mischung aus Nudeln mit Mayonnaise, Zucker, Wurst und Käse entpuppt. Wir essen sie brav auf und haben wieder etwas gelernt. Am nächsten Tag geht es weiter mit dem Bus nach Trinidad. Nach 14 Stunden Fahrt können wir die letzten Meter bis zu unserem Hostel laufen.

Eine typische Straße in Trinidad – © reisen-ist.jetzt

Trinidad ist die für mich bislang schönste Stadt in Kuba, denn sie vereint alles, was dieses Land ausmacht: eine wunderschöne, bergige Landschaft, eine schöne Altstadt mit zahlreichen restaurierten Häusern, einen langen Sandstrand und lebensfrohe Menschen, die gerne mit den vielen Touristen ins Gespräch kommen.

Wir machen eine Walking Tour mit Alex und trinken anschließend das bekannteste Getränk Trinidads: Canchanchara, eine Mischung aus Rum mit Honig und Zitronensaft. „Bitte nur einen“, hat Alex uns eingeschärft und er hat Recht – das Zeug ist wirklich stark. Aber auch lecker.

Wir besuchen das Museo Romántico, das nicht so heißt, weil es besonders romantisch ist, sondern weil hier zahlreiche Möbel und Gegenstände aus der Epoche der Romantik ein Zuhause gefunden haben. Ausnahmslos alle stammen von lokalen Familien, denn Trinidad war dank seiner umliegenden Zuckerrohrplantagen lange eine der reichsten Städte des Landes, was man ihr auch heute noch ansieht.

Idyllisch: Eine Pferdekutsche vor einen schönen, alten Villa – © reisen-ist.jetzt

Um mir einen besseren Überblick zu verschaffen, mache ich eine kleine Wanderung zum Aussichtspunkt Loma de la Vigía, an dessen Spitze ein riesiger Sendemast steht. Lena muss leider zu Hause bleiben, da sie Probleme mit ihrem Sprunggelenk hat.

Oben treffe ich auf einen Wachmann, der hier stationiert ist, um auf die kleine Anlage aufzupassen. Er gibt mir eine Führung, leiht mir sein Fernglas und erklärt mir, was ich von hieraus alles sehen kann. Sogar ein eiskaltes Bier hat er im Angebot, und während sich die letzten Sonnenstrahlen des Tages ihren Weg bahnen, unterhalten wir uns ausgiebig. Auf Spanisch.

Es ist das erste Mal auf unserer Reise, dass ein wirklich langes Gespräch zustande kommt, und ich freue mich, dass ich jedes Wort verstehe. Später setzen Lena und ich uns auf die Treppe des bekannten Casa de la Música. Der Strom ist ausgefallen und nur wenige, vor allem teure Restaurants besitzen Generatoren, ein großer Teil der Stadt liegt im Dunkeln.

Lena Lichterbeck geniesst die leckeren Spaghetti mit Tomatensoße – © reisen-ist.jetzt

Unser Abendessen wird daher nicht günstig, aber es sind dafür auch die besten Spaghetti mit Tomatensoße, die ich auf dieser Weltreise bislang gegessen habe. Das Lob geht an den Koch.

Für uns geht es jetzt für ein paar Tage zurück nach Havanna. Von hier aus wollen wir weiter in den Westen nach Viñales, aber da wir Zeit haben, legen wir einen kleinen Zwischenstopp ein. Außerdem gibt es mir die Gelegenheit, meinen E-Reader abzuholen, den ich bei der Abreise versehentlich in Havanna gelassen hatte.

Da passt es doch, dass wir sogar die gleiche Unterkunft buchen können, in der wir bereits bei unserem ersten Aufenthalt waren. Es wird Zeit für ein Wiedersehen mit Edu und Nicolas.

Jan Filipzik

19. Januar 2024

Lena Lichterbeck und Jan Filipzik in einer alten Limousine, die es auf Kuba noch in großer Zahl gibt – © reisen-ist.jetzt

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