7. November 2023

Alexander von Eisenhart-Rothe: Erfolgsstory mit ‚Schnapsidee‘

Er ist ein kreatives Chamäleon. Er hat Reise-Magazine und Comedy-Formate fürs Fernsehen produziert, Drehbücher und Theaterstücke geschrieben, TV-Shows moderiert und als Schauspieler vor der Kamera gestanden, Inzwischen lebt Alexander von Eisenhart-Rothe (55) in einem nicht ganz alltäglichen "Genre" aus: Er brennt mit seiner Ehefrau Luna und zwei Freunden auf der der Balearen-Insel Ibiza erfolgreich Gin.

Selbst ist der Destillator: Alexander von Eisenhart-Rothe beim Reinigen der Zitronen-Schalen – © Paul Coon

Alexander von Eisenhart-Rothe bezeichnet sich selbst schlicht als Schnapsbrenner. Dabei haben er und sein kongenialer Partner, der Gastronom Wolfgang Lettner, der auf Ibiza seit fast 20 Jahren erfolgreich das Szene-Restaurant „Casa Colonial“ betreibt, das Destillieren ihres LAW-Gins zur Kunstform entwickelt.

Luna von Eisenhart-Rothe und Dirk, ein alter Freund des Trios, der sich um das Abfüllen, das Etikettieren und den Vertrieb der zigfach ausgezeicneten, hochprozentigen Spirituose kümmert,  vervollständigen das LAW-Erfolgs-Quartett.

Im großen „Hand aufs Herz“-Interview erklärt Alexander von Eisenhart-Rothe u.a., wie aus einer Schnaps-Idee eine Erfolgsgeschichte wurde und wie er all seine Talente und Ideen unter einen Hut bekommt.

DS: Stimmt eigentlich die Geschichte, dass Sie sich nach einer Signierstunde eines Ihrer Bücher erschlossen haben, Ihren Namen auf Alexander Rothe zu kürzen, weil Sie einen Krampf im Handballen bekommen haben?

Alexander von Eisenhart-Rothe: „Meine Leidenschaft ist es, Geschichten zu erfinden – und das ist auch eine davon. Man möge es mir nachsehen. Die Wahrheit ist etwas profaner: 2010 erschien im Baumhaus-Verlag mein Kinderbuch „Die Wunschmaschine“. Kurz zuvor hatte ich ein ganz anderes Buch veröffentlicht, nämlich „Golden Biker“ – eine absolut nicht jugendtaugliche Hau-Drauf-Comedy, die sich voller Respektlosigkeit über alles lustig macht, was manchem heilig, lieb und teuer ist – voller Sex, Drugs und Sitarmusik (Die Story spielt in Indien). Da ich nun befürchtete, dass z. B. die Mutter des kleinen Kevin-Torben, dem mein Buch „Die Wunschmaschine“ so gut gefiel, auf der Suche nach anderen Werken von mir als Autor auf das Buch „Golden Biker“ stößt und ihrem ahnungslosen Sprößling selbiges in die Hand drückt, beschloss ich, meinen Namen für die Kinderbücher nur verkürzt zu verwenden. Mein Hintergedanke: Die Kevin-Torbens dieser Welt würden noch früh genug das andere Buch lesen und für immer verloren sein. Für alles andere benutze ich nach wie vor meinen vollen Namen. Das ist auch beim Signieren kein Problem – da es sowieso niemanden gibt, den ich sieze, unterschreibe ich einfach nur mit meinem Vornamen. Ich bin mit dem lieben Gott per du – mehr Respekt brauchen andere auch nicht.“

Luna, Wolfgang und Alexander beim Ernten der Kaktusfrüchte, die ein wichtiger Bestandteil des LAW-Gins sind – © LAW

Sie sind von Hause aus Cartoonist, Drehbuchautor, Schriftsteller, Moderator, Schauspieler und Regisseur. Welche Berufsbezeichnung würden Sie sich selbst geben?

Alexander von Eisenhart-Rothe: „Schnapsbrennender Schreiberling!“

DS: Sie haben u.a. in „Manta Manta 1“ mitgespielt. Was war das für eine Rolle und warum schämen Sie heute dafür, wie zu lesen war?

Alexander von Eisenhart-Rothe: „Ich schäme mich ja eigentlich gar nicht dafür. Wir haben doch alle unsere kleinen Jugendsünden und es könnte deutlich schlimmer sein. Ich hatte seinerzeit eine kleine Nebenrolle als bester Freund des Bösewichts mit ein paar Sätzen Text wie „Hey Bertie, hat dir ein Elefant aufs Dach gepisst, oder was?“ und ähnliche Perlen deutschen Filmschaffens.“

DS: Sie haben Sketche für Comedians wie Dirk Bach und Bastian Pastewka geschrieben und zusammen mit Bastian Pastewka und Mona Sharma das WDR-Comedy-Magazin „Wichtig“ moderiert. Halten Sie sich von Hause aus für einen witzigen Typen oder ist für Sie, Sketche zu erfinden, über die die Zuschauer lachen, ein richtig schwieriger, ernsthafter Job?

Alexander von Eisenhart-Rothe: „Ich bin ein absolut unwitziger Typ und neige eher zum Einsiedlertum als zum großen sozialen Partyonkel. Ich habe eine ziemlich rege Phantasie und mag es, mir Geschichten auszudenken, aber in Gesellschaft bin ich tatsächlich ein eher zurückhaltender Typ. Es gibt Menschen, wie z. B. Bastian Pastewka, die sind einfach von Natur aus komisch. Den kann man vor eine weiße Wand stellen und er bringt Dich zum Lachen, dass du nach Luft schnappst. Dazu gehöre ich absolut nicht. Ich kann mir nicht einen einzigen Witz merken. Ich glaube, ich habe einen einigermaßen lustigen Schreibstil, aber das ist tatsächlich harte Arbeit. Mir machen die ernsthaften und eher hintergründigen Projekte übrigens genauso viel Spaß. Ich glaube, man kann vieles im Leben mit Humor deutlich besser ertragen, aber nicht alles lässt sich mit einer guten Punchline (Pointe) aus dem Weg schaffen.“

DS: Welche aktuellen Comedians finden Sie richtig gut?

Alexander von Eisenhart-Rothe: „Ich bin ein bisschen raus, was dieses Thema angeht. Vor zehn Jahren habe ich mich aus dem Fernsehgeschäft zurückgezogen. Es gab zu viele Projekt, die ich nur noch machte, um Geld zu verdienen. Aber der Spaß am Projekt blieb dabei auf der Strecke und der Glaube daran, etwas Sinnvolles zu tun. Ohne diesen Glauben kann ich nicht arbeiten, ich mache keinen „Scheiß“, bloß weil er gut bezahlt wird. Jetzt bin ich vom Thema abgekommen. Wie war die Frage? Ach ja, wen ich gut finde. Bastian Pastewka (Nein, er zwingt mich nicht, dass zu sagen) und Max Giermann. Aber wie gesagt, ich kenne auch nicht allzu viele. Die deutsche Comedy-Szene ist mir mittlerweile ziemlich schnurzegal.“

Sie haben das sehr erfolgreiche Theaterstück „Hem!“ geschrieben, das zwei Jahre lang vor ausverkauftem Haus im Bonner Springmaus-Theater lief. Es basiert auf der Biografie von Ernest Hemingway. Was hat Sie an ihm so fasziniert?

Alexander von Eisenhart-Rothe: „Ohje, ich hoffe du hast ein bisschen Zeit: Ich wurde vor vielen Jahren gebeten, die Biographie von Ernest Hemingway für das Theater zu schreiben und zu inszenieren. Ich – und so ziemlicher jeder den ich fragte – hatte damals absolut keinen Bezug zu Hemingway. Er erschien mir ein eher peinlicher Macho, der mittels eines fragwürdigen Männlichkeitskults vermutlich ein zu kurz geratenes Geschlechtsorgan verarbeite und langweilige Bücher über Themen schrieb, die mich nicht interessieren oder die ich sogar abstoßend fand wie Stierkampf, um Gotteswillen! Eher widerwillig begann ich also, Biographien von ihm zu wälzen. Und da gab es einige. Ich las zuerst ohne sonderliches Interesse, bis ich plötzlich über eine Aussage von ihm stolperte. Er sprach von der „verdammten Puppe“ Hemingway, die er selbst geschaffen hatte, und die er jetzt nicht mehr loswurde. Und je weiter ich las, desto mehr hatte ich das Gefühl, einen ‚Schmerz‘ zu spüren, den er empfand und der ihn fast umbrachte. Er hatte in seiner Jugend vor lauter Lebenshunger, vor lauter ‚Lust auf Leben und Tod‘ eine Figur geschaffen, die irgendwann sein Leben bestimmte. Er selbst wurde weicher, sensibler, doch er schaffte es nicht, sich von dem Image zu lösen, welches die Welt mit ihm verband. Alles, was er wollte, war einen, einen einzigen ‚wahren Satz‘ zu Papier bringen. Er kämpfte mit seinem Dämon und zerbrach daran. Und das verstand ich, das konnte ich nachvollziehen. Wir alle spielen unsere Rolle, versuchen unsere Verletzlichkeit mit einem Panzer der Verstellung zu schützen, welchen wir kreieren und der Welt zeigen. Ich entdeckte etwas von mir in ihm, etwas was mich direkt ansprach. Und ich war sicher, so würde es auch anderen gehen. Der Mensch hinter der Kunstfigur trat für mich hervor, mit all seiner Verzweiflung. Und plötzlich faszinierte mich Hemingway und sogar seine Bücher las ich jetzt anders. Diesen Schmerz machte ich zum Kernpunkt meines Stückes, dass sich daraufhin quasi von allein schrieb.“

Das Erfolgs-Quartett: (v.l.) Dirk, Alexander, Luna und Wolfgang vor dem LAW-R4 – © LAW

DS: Das Reisen war schon frühzeitig ein Hobby von Ihnen, das Sie später zum Beruf gemacht haben. Welche Länder, die Sie noch nicht kennen, möchten Sie unbedingt noch bereisen?

Alexander von Eisenhart-Rothe: „Ich hatte das große Glück, zu meiner Zeit als „Voxtours“-Producer in der Redaktion als „Südsee-Experte“ zu gelten. Also wurde ich immer wieder dorthin geschickt, was ein natürlich ein absoluter Glücksfall war. Ich vermisse Vanuatu, ein Archipel im West-Pazifik, wo ich die Ehre hatte, eine Höhle zu entdecken und benennen zu dürfen. Aber die Frage war ja, wo ich noch nicht war. Tja, schwierig, denn wenn man acht Jahre lang ‚Voxtours‘ gemacht hat und anschließend in der TV-Branche als jemand bekannt war, den man mit wenig Ausrüstung an den Arsch der Welt schicken kann und der trotzdem was Sendefähiges mitbringt, war man schon so ziemlich überall. Mein persönliches Highlight war die Reisecomedy, die ich mit Bastian Pastewka als weltreisender Moderator, der Reisen hasst, für RTL drehte. Also mal überlegen: Nord-Korea würde ich gerne mal bereisen, als eines der letzten Länder mit einem schwachsinnigen Kult rund um einen größenwahnsinnigen Spinner als Führerfigur. Einfach um mir das Ganze mit ungläubigem Kopfschütteln einmal anzuschauen. Der mittlere Westen der USA und die dortigen Trump-Hochburgen käme aus exakt demselben Grund in Frage.“

DS: Sie haben auf der Balearen-Insel Ibiza Ihr Glück und Ihre zweite Heimat gefunden. Warum ausgerechnet Ibiza, wo Sie doch schon so viele schöne Flecken auf der Erde kennen gelernt haben?

Alexander von Eisenhart-Rothe: „Zuerst einmal: Das Glück findet man nur an einem Ort der Welt – in sich selbst. Klingt wie ein lahmer Facebook-Spruch, ist aber tatsächlich so. Egal welches Problem du hast, du wirst deine Sorgen mit einem Ortwechsel nur an einen anderen Ort mitnehmen, solange du es nicht in dir selbst auflösen kannst. Ibiza hat mir insofern ‚nur‘ die Möglichkeit gegeben, dieses Glück in mir zu finden – und ich bin weiß Gott noch lange nicht am Ziel. Auch wenn ich in Deutschland geboren wurde, habe ich niemals so etwas wie ein Heimatgefühl damit verbunden, es ist halt zufällig der Platz, wo ich zur Welt kam. Die vielen Reisen haben mir den Horizont geöffnet für andere Lebenskonzepte und als ich nach vielen Jahren des beruflichen Reisens einen Platz suchte, um sesshaft zu werden, war mir klar, dass es Deutschland nicht sein würde. Ibiza ist so etwas wie die Welt im Mikrokosmos. Menschen aus allen Ecken der Welt sind hiergekommen und haben Ideen und ziemlich gute Kochrezepte mitgebracht. Hier sind sie alle: Die Spinner, die Künstler, die Maler und Musiker, die Multimillionäre und abgebrannten Hippies. Es ist ein gleichzeitig unglaublich materieller wie auch spiritueller Ort. Alles ist ein bisschen wie unter dem Vergrößerungsglas, jede Energie wird verstärkt. Was auch immer du suchst, hier wirst du deine Antwort finden – in dir selbst. Jetzt höre ich mich an wie ein abgedrehter Guru, aber sei´s drum. Fast 20 Jahre Inselleben gehen halt nicht spurlos an einem vorbei.“

DS: Wie sind Sie eigentlich auf dieser außergewöhnlichen Insel, die einen ganz besonderen Charme besitzt, gelandet?

Alexander von Eisenhart-Rothe: „1999 drehte ich auf Ibiza eine kleine TV-Sommer-Komödie. Bei den Dreharbeiten befand sich in unserem Hotel noch ein zweites deutsches Team, welches zu der Zeit Bademoden für einen Katalog fotografierte. Die Dame, die bei dieser Produktion für das Make-up zuständig war, war Luna. Zwei Tage – ich wiederhole ausdrücklich – zwei Tage nach unserem Kennenlernen habe ich ihr einen Heiratsantrag gemacht. Sie gab eigentlich nur eines zu bedenken: Sie wolle eines Tages auf Ibiza leben. Meine Antwort: ‚Och, gibt Schlimmeres!‘ Von da an war Ibiza ‚unsere‘ Insel und 2005 haben wir dann tatsächlich hier geheiratet. Als 2006 ein großer Kunde von mir insolvent ging und mich mit einer beachtlichen unbezahlten Rechnung zurückließ, hatte ich die Schnauze voll und verkündete: ‚Jetzt reicht‘s, wenn wir schon pleite sind, dann lieber irgendwo, wo´s schön ist`. Und wie immer, wenn man seinem Herzen folgt, lösten sich sämtliche Probleme auf, kaum hatten wir den Entschluss gefasst, endgültig nach Ibiza umzusiedeln. Das Einzige, was ich bislang bereut habe, ist, nicht schon viel früher hierher gezogen zu sein.“

DS: Sie leben mit Ihrer Frau Luna und vielen Tieren in einer 300 Jahre alten Finca. Müssen Sie dort auf irgendetwas verzichten, was heute für die meisten Menschen selbstverständlich ist für ein modernes Leben im Internet-Zeitalter?

Alexander von Eisenhart-Rothe: „Seit fünf Jahren verzichten wir eigentlich nur auf die 300 Jahre alte Finca. Wir sind nämlich mittlerweile umgezogen. Immer noch ein wunderschönes Haus auf dem Land mit Grundstück und Tieren, aber mit einem gewaltigen Unterschied zu früher: Eine Zentralheizung. Auch wenn viele Ibiza mit Sonne und Meer verbinden, wird es hier im Winter schon mal arschkalt und feucht. Da der Spanier traditionell jeden Winter aufs Neue davon überrascht ist, dass es kalt ist, fehlen in vielen Häusern Dämmungen oder eben Heizungen. 12 Jahre lang musste ich für ein bisschen Wärme Holz hacken und den Bollerofen anwerfen. Was für ein Luxus war es da, plötzlich einfach an einem Regler drehen zu dürfen. Und meine nächsten Nachbarn sind nach wie vor eine Bande Ziegen.“

In diesem Brennkessel ensteht der zigmal ausgezeichnete Ibiza-Gin – © Paul Coon

DS: Wollen Sie und Luna auf Ibiza alt werden oder ist die Insel nur eine Zwischenstation in Ihrer Lebensplanung?

Alexander von Eisenhart-Rothe: „Leben ist das, was passiert, während du Pläne machst. Oder wie der Kölner sagt: „Kumme losse!“ Im Augenblick kann ich mir nicht vorstellen, woanders zu leben, als hier auf Ibiza. Was auf jeden Fall noch auf dem Plan steht, ist die große Weltumsegelung. Segeln begeistert mich, es ist vermutlich die meditativste Art sich fortzubewegen. Aber auch das lasse ich erst einmal auf mich zukommen.“

DS: Sie haben  ja inzwischen als begeisterter und erfolgreicher Gin-Produzent eine zweite Karriere gestartet. Ehe ich näher darauf eingehe: So ganz haben Sie sich von Ihrem früheren Job noch nicht verabschiedet. Woran arbeiten Sie gerade als Autor?

Alexander von Eisenhart-Rothe: „Ich habe gerade ein Drehbuch für einen Kinofilm abgeschlossen. Das war eine Auftragsarbeit für eine Produktionsfirma, die ein Biopic (also die verfilmte Biographie) von Konstantin Wecker haben wollte. Ähnlich wie seinerzeit bei meinem Projekt mit Hemingway, konnte ich persönlich erst einmal nicht viel mit Konstantin Wecker anfangen. Ich wusste, er macht schwer tanzbare Musik und dann war da doch so ´ne Geschichte mit Koks in den Neunzigern. Mein Bild änderte sich radikal, nachdem ich ihn persönlich für einige Tage in seinem Haus in der Toskana besuchen konnte. Was für ein durch und durch sympathischer und spannender Mensch! Und welch eine Biographie! Das Hauptproblem des Drehbuchs war, das Konstantin so viel erlebt hat, dass ich dies unmöglich alles unterbringen konnte. Und ein Biopic ist keine Dokumentation, das bedeutet, es muss ein unterhaltsamer, spannender, abendfüllender Spielfilm werden, den sich auch Menschen angucken können, die noch nie von Konstantin gehört haben. Es war eine echte Herausforderung, aber genau deshalb hat es auch solch einen Spaß gemacht. Ich freue mich jetzt schon drauf, das Ganze schließlich im Kino sehen zu können.“

DS: Die Frage, wir Sie und Ihre Partner auf die Idee gekommen sind, Ihren eigenen Gin „LAW“ herzustellen, haben Sie sicher schon 1.000 Mal beantwortet und auch bei uns in der STADTZEITUNG wurde die Entstehung der Erfolgsgeschichte bereits thematisiert. Aber sie gehört zu einem runden, umfassenden Interview mit Alexander von Eisenhart-Rothe und sein Schaffen einfach dazu. Also wie war das, aber bitte in Kurzform?

Alexander von Eisenhart-Rothe: „Vier Freunde auf Ibiza: Luna, Wolfgang Dirk und Alexander, treffen sich regelmäßig zu gutem Essen und Gin-Tonics. Eines Abends kommt das Gespräch auf die wunderbaren Früchte, die auf Ibiza wachsen und die kaum verwendet werden. Dabei wird auch die lokale Wacholdersorte „Phönizischer Wacholder“ erwähnt. Sagt einer: ‘Ja, aber was willst du schon mit Wacholder anfangen?‘ Ganz langsam wandern die Blicke der Vier auf die Gin-Tonics in ihrer Hand – Hmmmm! Kurz genug?“

LAW, der Gin, der nur mit Ingredienzien produziert wird, die es auf der Insel Ibiza gibt – © LAW Gin

DS: Okay! Und wie sind Sie dann zum Destillator geworden?

Alexander von Eisenhart-Rothe: „Das kam eigentlich ganz organisch. Ursprünglich hatten wir nie vor, unseren Gin professionell herzustellen und zu vertreiben. Es war ein Spaßprojekt zwischen uns vier Freunden, der Gin, den wir machen wollten, sollte ausschließlich zum privaten Gebrauch bestimmt sein. Und wie immer, wenn du etwas für dich ganz privat machst, ist das Beste gerade gut genug. Ein Jahr experimentierten wir in unserer Küche, bis wir endlich mit dem Ergebnis glücklich waren.“

DS: Und wir kam es dann dazu, dass Sie doch entschlossen haben, die große, weite Welt der Spirituosen doch mit Ihrem Gin namens LAW zu bereichern, der sich aus den Anfangsbuchstaben der Vornamen Luna, Alexander und Wolfgang zusammensetzt?

Alexander von Eisenhart-Rothe: „Als dann immer mehr Menschen unseren Gin probierten und begeistert waren, entschieden wir, uns nun doch zu professionalisieren. Von Anfang an war klar, dass es nicht in Frage kam, unser Rezept einfach an eine Destillerie zu geben und ihn dort herstellen zu lassen. Es sollte ‚unser‘ Gin sein, bei uns auf der Insel gemacht mit lokalen Zutaten. Und um das Ganze auch wirklich komplett zu verkomplizieren, hatten wir uns auch noch in den Kopf gesetzt, den Gin so zu brennen, wie hier bis vor 100 Jahren traditionell gebrannt wurde: In sogenannten Alembiques, im Mittelalter von den Arabern eingeführte Kupferbrennblasen, die heutzutage kein Brennmeister, der bei klarem Verstand ist, für eine größere Produktion einsetzen würde. Und genau das war das Problem, es gab niemand von dem wir hätten lernen können, wie man in solch einem Mittelalter-Gerät einen modernen London Dry Gin destilliert. Dank ein paar Weinbauern in Galizien lernten wir zunächst einmal die Basics. Diese adaptierten wir dann für unseren Gin. Es dauerte insgesamt zwei Jahre, bis wir uns das nötige Wissen selbst beigebracht hatten. Mittlerweile haben wir den Bogen natürlich längst raus und hier auf der Insel ist man stolz, dass wir eine eigentlich vergessene Destillationsmethode wiederbelebt haben, um einen hundertprozentigen Ibiza-Gin zu schaffen.“

DS: In wie vielen Ländern gibt es Ihren „LAW“-Gin inzwischen zu kaufen?

Alexander von Eisenhart-Rothe: „LAW bekommst du in Spanien, Deutschland, Österreich, Schweiz und Italien. Wir arbeiten diesen Winter an der Ausweitung auf ein paar neue Länder, aber darüber darf ich noch nichts verraten.“

DS: Wie viele Auszeichnungen hat Ihr Gin inzwischen erhalten?

Alexander von Eisenhart-Rothe: „Mittlerweile sind es siebzehn – plus der Tatsache, dass uns das Falstaff-Magazin – so etwas wie die ‚Vogue‘ der Gastronomie – zu einem der 10 besten London Dry Gins der Welt gekürt hat. Mittlerweile haben wir aufgehört, an Wettbewerben teilzunehmen, es ist kein Platz mehr auf der Flasche für die Medaillenaufkleber und irgendwann wird’s auch inflationär.“

Die Ingredienzien des LAW-Gins. Die genaue Rezept-Formel bleibt natürlich ein Geheimnis – © LAW

DS: Sie sammeln Ihre Ingredenzien auf der Insel selbst und destillieren den zigmal ausgezeichneten Gin in einer kleinen Halle im Industriegebiet von Ibiza-Stadt. Das hat so etwas wie die Marke „hausgemacht“. Ist das Ihr Erfolgsrezept?

Alexander von Eisenhart-Rothe: „Absolut. LAW-Gin ist hundertprozentig authentisch. Vom Ernten bis zum Abfüllen machen wir alles selbst. Es ist halt kein Industrieprodukt, wo bei jedem Brennvorgang tausende Liter rausgehauen werden. Wir sind stolz auf jede einzelne Flasche und das schmeckt man eben auch. Ich lade jeden ein, der nach Ibiza kommt, uns einmal in der Destillerie zu besuchen und sich selbst davon zu überzeugen.“

DS: Welche neuen Projekte haben Sie im Hinterkopf?

Alexander von Eisenhart-Rothe: „Die Balance zwischen Schnapsbrennen und Schreiben ist gar nicht so groß. Es gibt kaum etwas Schöneres als Nachts in der Destillerie neben der Brennblase zu sitzen und an meinem Laptop Geschichten zu erfinden. Insofern möchte ich vor allem daran arbeiten, dass ich weiterhin beides schön ausgewogen beibehalten kann und mich dran erfreuen, dass ich gleich zwei Berufe habe, die mich vollkommen ausfüllen. Mein Hauptziel ist es derzeit, vor allem noch gelassener und positiver zu werden. Vieles, was ich in den Nachrichten lese, lässt mich verzweifeln und den Verstand der Menschheit in Frage stellen. Aber aus einem Grundgefühl der Angst und Verunsicherung kann nichts Gutes erwachsen. Also versuche ich eine Sekunde durchzuatmen und mich auf das Positive zu konzentrieren. Wenn ich also beispielsweise lese, dass in Deutschland 20 % sich vorstellen könnten AfD zu wählen, möchte ich spontan mein Frühstück erbrechen – bis ich innehalte und mir überlege: Das bedeutet, dass 80 % sie nicht wählen. Und dann geht’s mir gleich wieder besser.“

DS: Danke für das sehr, offene, ehrliche und informative Gespräch.

Das Interview führte Peter Pionke

Die drei Macher von LAW: Luna und Alexander von Eisenhart-Rothe und Wolfgang Lettner (r.) – © LAW / Ines Schramm

VITA ALEXANDER VON EISENHART-ROTHE

Alexander von Eisenhart-Rothe wurde 1968 in Köln geboren. Er ist Cartoonist, Schriftsteller, Drehbuchautor, TV-Redakteur, Schauspieler, Moderator, Regisseur und jetzt auch Gin-Destillator. Und das alles, obwohl ihm sein Kunstlehrer einst „null künstlerisches Talent“ attestierte.

Nach dem Abitur unternahm er ausgedehnte Reisen mit dem Rucksack und lebte längere Zeit in London. Neben dem Zivildienst machte er eine Hospitanz am Kölner Schauspielhaus und wurde dort schließlich Regieassistent. Im Rahmen dieser Tätigkeit lernte er den Schauspieler, Comedian und Moderator  Dirk Bach (u.a. RTL-„Dschungel-Camp“) kennen. Alexander von Eisenhart-Rothe schrieb daraufhin Sketche für die „Die Dirk-Bach-Show“ (RTL).

Mit 23 Jahren schrieb er sein erstes Theaterstück „Hem!“ – ein zweistündiger Monolog, der auf der Biografie des Schriftstellers Ernest Hemingway (21.07.1899 – 02.07.1961) basiert. Das Stück lief zwei Jahre lang im Springmaus-Theater Bonn – und immer vor ausverkauftem Haus. Als Schauspieler war er u.a. in „Manta Manta“ (1991) in einer Nebenrolle neben Til Schweiger, Tina Ruland und Uwe Fellensiek zu sehen.

Alexander von Eisenhart-Rothe – © Paul Coon

Ab 1993 stand er als Darsteller, Comedian und Reporter zusammen mit Comedy-Star Bastian Pastewka und Mona Sharma in dem WDR-Comedy-Magazin „Wichtig“ vor der TV-Kamera. Später moderierte er zudem das WDR-Jugendmagazin „ACT“. Für das Reise-Magazin „Voxtours“ war Alexander von Eisenhart-Rothe 16 Jahre lang als Reporter und Moderator auf der ganzen Welt unterwegs.

Das Konzept des Reise-Comedy-Formats „Pastewka in…“ (10 Folgen auf VOX) stammt auch aus seiner Feder. Hier führte er außerdem Regie. 2012 schrieb der Kölner Autor das Drehbuch für die ZDF-Anarcho/Wissenschafts-Show „Nicht nachmachen“. Auch hier war er als Regisseur am Start.

Alexander von Eisenhart-Rothe schrieb zudem den Road-Roman „Golden Biker“ (2005), sowie das Kinderbuch „Die Wunschmaschine – im Zeichen der grünen Sonne“ (2012). Er hat gerade das Drehbuch für einen Kinofilm – und zwar für ein Biopic über den Musiker und Schauspieler Konstantin Wecker – fertiggestellt.

Seit 2006 lebt Alexander von Eisenhart-Rothe mit seiner Ehefrau Luna, einer Visagistin, auf der Balearen-Insel Ibiza. Seit 2005 sind sie verheiratet. Der Wahl-Ibizenker hat inzwischen eine zweite Karriere gestartet. Er ist als Autodidakt Destillator der exklusiven Ibiza-Gin-Marke LAW.

Die Spirituose stellen er, Luna, der Gastronom Wolfgang Lettner (Casa Colonia) und Freund Dirk allein mit Ingredienzien her, die auf Ibiza vorkommen. LAW erhielt bislang 17 Auszeichnungen weltweit.

Seine Hobbys: Wandern mit seinen Hunden, Segeln, Kajaktouren und Tauchen.

Luna und Alexander von Eisenhart-Rothe sind ebenso wie Wolfgang Lettner Protagonisten in dem Film-Portrait „IBIZA“ der WDR-Reihe „Wunderschön“. Alexander stellt hier seiner Ex-Kollegin Tamina Kallert die Schönheiten und Besonderheiten der Insel vor:

„IBIZA“ – WDR-Reihe „Wunderschön“ – Tamina Kallert – 88 Minuten – 2017 – UAP Video GmbH – ASIN: B071Z7KLFR

 

Link zur Homepage von LAW mit weiteren Infos und Tipps, wo Sie den Gin in Deutschland bekommen:

http://www.law-gin.com

Link zur Homepage des Szene-Restaurants „CASA COLONIAL:

http://www.casa-colonial-ibiza.com

Lesen SIE auch: „Auf Ibiza gebrannter Gin – eine echte LAW-Story“

https://www.die-stadtzeitung.de/index.php/2023/08/28/auf-ibiza-gebrannter-gin-eine-echte-law-story/

 

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