20. November 2022

Von der Heydt: Außergewöhnliche Ausstellung in Zürich

Eine außergewöhnliche Ausstellung läuft bis zum 30.04.2023 im Museum Rietberg in Zürich (Schweiz): "JAIN SEIN - Leben und Kunst einer indischen Religion". Sie basiert auf einer Schenkung des Wuppertaler Bänkers, Sammlers und Mäzens Eduard von der Heydt.

Ein Exponat der „JAIN“-Ausstellung – © Roetberg Museum

Die Jain-Sammlung zählt zu den wichtigsten Schwerpunkten im Bestand des Museum Rietberg, das 1952 eröffnet wurde und in diesem Jahr sein 70jähriges Jubiläum feiert. Ausgangspunkt für die Museumsgründung war die Schenkung von Eduard von der Heydt. 

Vor rund 50 Jahren hat das Rietberg-Museum der Jain-Sammlung eine erste Ausstellung gewidmet. Seitdem ist die Jain-Sammlung durch Schenkungen und Ankäufe um zahlreiche Exponate systematisch erweitert worden. 

Viele der rund 200, jetzt in der Ausstellung JAIN SEIN ausgestellten Meisterwerke Jainistischer Kunst, darunter wertvolle Handschriften, Pigmentmalereien, Ritualgegenstände, und Skulpturen, werden jetzt zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. 

Die Ausstellung JAIN SEIN zeigt neben Neuerwerbungen und Exponaten aus der eigenen Sammlung zahlreiche wertvolle Leihgaben aus dem Nationalmuseum in Neu-Delhi und dem Rautenstrauch Joest Museum in Köln. 

© Rietberg Museum

Viele der monumentalen Steinskulpturen hatten Indien bisher noch nie verlassen. Die Ausstellung wird kuratiert von Dr. Johannes Beltz (Stellvertretender Direktor des Museum Rietberg) und Dr. Patrick Felix Krüger (CERES Ruhr-Universität, Bochum).

Über die Ausstellung

In einer Kombination von Highlights jainistischer Kunst, Filmen und interaktiven Gesprächen mit Jainas aus allen Lebensbereichen – religiösen Führern ebenso wie Laien, die in Wirtschaft, Kultur und Politik tätig sind – gibt die Ausstellung JAIN SEIN in Zürich erstmals einen umfassenden Einblick in die Entstehungsgeschichte des Jainismus, in die Kunst und die Lebenswelten der Jainas in Indien und in der Diaspora weltweit. 

Ein besonderes Highlight stellt das eigens für die Ausstellung entwickelte Spiel dar, das auf einer App basiert und über sie aktiviert werden kann. Besucher können es in eigenen Spielzonen in der Ausstellung ausprobieren oder es auch zu festen Spielterminen, die das Museum anbietet, in einer moderierten Gruppe spielen. 

Es ist unterhaltsam, überraschend und bringt die einzelnen Besucher miteinander ins Gespräch. Die das Spielbrett liegt dem dem Katalog bei und kann nach Besuch der Ausstellung online auch an anderen Orten gespielt werden. 

Die Schau versammelt über 200 Meisterwerke jainistischer Kunst. Als Verkünder der jainistischen Lehre gelten die 24 mit Namen genannten Jinas. Jainistische Tempel enthalten oftmals einen Schrein für jeden von ihnen. Sie werden aber auch in Form von Malereien oder Skulpturen dargestellt. 

© Rietberg Museum

Für ein an die christliche Ikonografie gewöhntes Publikum sicher ungewöhnlich: In Kunstwerken dargestellte Jinas unterscheiden sich kaum voneinander. Statt mit individuellen Merkmalen werden sie idealtypisch, in asketischer Statur oder in sitzender, meditativer Haltung dargestellt. 

Ein in Marmor ausgeführter Jina, datiert auf das 14. Jahrhundert, ist Highlight der hauseigenen Sammlung und führt die Besucher im Entrée in die Welt des Jainismus ein. 

Über den Jainismus

Der Jainismus zählt zu den drei großen Religionen Indiens, ist aber ausserhalb des Kontinents weitgehend unbekannt. Die Ausstellung JAIN SEIN (18.11.2022 – 30.04.2023) hat sich nicht nur zum Ziel gesetzt, einen vertiefenden Einblick in diese Jahrtausende alte Religion, ihre Kunst und kulturellen Schätze zu geben. 

Sie betrachtet auch die religiösen Prinzipien der Gewaltlosigkeit, Toleranz und des Respektes vor der Natur und allen Lebenwesen von einer heutigen Perspektive aus. Erstmals zeigt die Zürcher Ausstellung im Museum Rietberg wie Jains heute in der Diaspora weltweit verstreut leben und welchen Prinzipien sie sich verbunden fühlen. 

Der Jainismus, der erst im 20. Jahrhundert nach Europa kam, wird gegenwärtig als besonders sinnstiftend wahrgenommen. Der politische Wandel im 20. Jahrhundert, die Globalisierung des Finanz- und Wirtschaftswesens und die Ökologiebewegung im 21. Jahrhundert haben ebenfalls zu einem wachsenden Interesse an dieser Kultur geführt. 

Tugenden wie Achtsamkeit, Nachhaltigkeit, Verzicht, und Gewaltfreiheit im Sinne einer konsequenten Nichtverletzung von Lebewesen gehören zu den Hauptprinzipien des Jainismus. 

© Rietberg Museum

Jainas besetzen heute sowohl in Indien als auch global Leitungspositionen in Wirtschaft, Politik und in gesellschaftlich relevanten Positionen. Als einer der bekanntesten Jains galt der im August 2022 verstorbene, ehemaligew Vorstand der Deutschen Bank Anshu Jain.

Über Eduard von der Heydt

Der Bänker, Kunstsammler und Mäzen Eduard von der Heydt wurde am 26.09.1882 in Elberfeld geboren. Er starb am 03.04.1964 in seiner Wahlheimat Ascona (Schweiz). Er fand im Familengrab auf dem Friedhof Hochstrasse in Wuppertal-Elberfeld seine letzte Ruhestätte.

In den ersten Jahren wurde Eduard wie sein älterer Bruder August von einem Privatlehrer unterrichtet. Ab der Untertertia besuchte er das Wilmhelm-Dörpfeld-Gymnasium Elberfeld. Hier machte er im Jahr 1900 sein Abitur.

Danach absolvierte er eine Banklehre in Dresden. 1905 Promotion zum Dr. rer. pol.. Thema seiner Dessertation: „Der Aufsichtsrat in einer deutschen Aktiengesellschaft“. Anschließend arbeitete er in New York für das Bankhaus August Belmont. 1909 gründete er das Bankhaus Eduard von von der Heydt & Co. in London.

Im 1. Weltkrieg wurde er als Rittmeister in Frankreich durch einen Bauchschuß schwer verletzt.

Er wechselte als Legationsrat in den diplomatischen Dienst in Den Haag (Niederlande). 1920 gründete er die von der Heydt-Kersten’s Bank in Amsterdam (Niederlande).

1926 kaufte Eduard von der Heydt den Monte Verità in Ascona (Schweiz). Dort baute er ein Hotel. Er selbst wohnte in der Casa Anatta. Der Berg wurde zum Treffpunkt von Persönlichkeiten aus Politik, Kunst und Gesellschaft.

Das Von der Heydt-Museum – © Paul Coon

Bereits in den 20er Jahren hatte er damit begonnen, ostasiatische und afrikanische Kunst zu sammeln.

1946 übergab Eduard von Heydt die ostasiatische Sammlung der Stadt Zürich, sie wurde zum Grundstock des Rietberg Museums. Seine wertvolle Gemäldesammlung ließ er 1952 dem Städttischen Museum Wuppertal als Schenkung zukommen. 1961 wurde es in Von der Heydt-Museum umbenannt. 

Ausstellung

JAIN SEIN – Leben und Kunst einer indischen Religion 

18. November 2022 – 30. April 2023 in Zürich
Museum Rietberg – Zürich 

Link zur Webseite des Rietberg Museums:

http://www.rietberg.ch

Trailer zu Ausstellung:

https://www.youtube.com/watch?v=navntuNdD20

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