27. Oktober 2022

Lena: Was ist eigentlich mit Freunden und Familie?

Sie sind buchstäblich auf dem Weg, sich ihren grossen Traum zu erfüllen - die Unternehmensberaterin Lena Lichterbeck und der Berater Jan Filipzik, der Chefredakteur des vielbeachteten Wuppertaler Magazins "talwärts" war. Die beiden haben ihre gemeinsame Wohnung bereits aufgegeben und sind seit Juni unterwegs auf Deutschland- und Europa-Reise. Ab jetzt werden wir Lena und Jan auf ihrer Tour begleiten. Lena und Jan waren in Polen, um Jans Familiengeschichte zu erforschen. Jetzt machen sie im niedersächsischen Wiesmoor Station.

Lena Lichterbeck & Jan Filipzik gemeinsam auf großer Tour – © reisen-ist.jetzt

Gefühlt waren wir gerade noch im Urlaub in  Polen, sind in Jans Familiengeschichte eingetaucht und jetzt befinden wir uns schon wieder seit zwei Wochen hoch im Norden, im niedersächsischen Wiesmoor, nur 30 Kilometer von der Nordseeküste entfernt.

Hier ist es ruhig, beschaulich und unser Ferienhaus wirklich gemütlich – mit herzlichen Gastgebern, die uns regelmäßig selbstgebackenen Kuchen vorbeibringen. Nach der Arbeit gehen wir zum Sport, Kochen, Lesen und können unsere Freizeit ohne größere Verpflichtungen gestalten. 

Viel zusätzliche Zeit haben wir (leider) dadurch zur Verfügung, dass keine unserer Freunde oder Familienmitglieder hier in der Nähe wohnen und wir somit niemanden mal eben so treffen können – das ist definitiv einer der Nachteile als digitaler Nomade. 

Quer durchs Land zu reisen, bedeutet eben auch, die meiste Zeit weit weg von der Heimat und von Freunden und Familie zu sein. Andererseits haben wir seit Juni auch einige Personen getroffen, die wir vorher teilweise seit Jahren nicht gesehen haben – es gibt also durchaus auch positive Aspekte.

Das Gepäck, mit dem Lena und Jan unterwegs sind – © reisen-ist.jetzt

Sicherlich ist es zusätzlich Jans und mein großer Vorteil, dass wir beide sehr unabhängige Menschen sind. Wir können gut damit umgehen, auch über längere Phasen hinweg nicht bei unseren Lieben zu sein und fühlen uns trotzdem mit ihnen verbunden.

In Lenas & Jans Reiseblog „reisen-ist.jetzt – Unterwegs ist da, wo wir sind“ finden Sie noch viel mehr Fotos, Infos und Impressionen:

https://reisen-ist.jetzt

Dessen waren wir uns zum Glück schon vor dem Start unserer Reise bewusst und es war nahezu ausgeschlossen, dass wir plötzlich von Heimweh geplagt werden würden. Ein weiterer Faktor ist, dass wir beide sehr gut allein sein können. Wir sind glücklich, auch wenn nicht ständig andere Personen um uns herum sind. Und der vielleicht wichtigste Punkt: wir verbringen wirklich gerne Zeit mit dem jeweils anderen.

Fragen, die sich Weltenbummler stellen sollten:

Aus meiner Sicht sind das grundlegende Fragen, die sich jeder einmal stellen sollte, der überlegt länger zu reisen, egal ob als digitaler Nomade oder als Weltenbummler:

Kann ich gut allein sein?

Komme ich damit zurecht, dass meine Familie und Freunde nicht um mich herum sind; ich vielleicht sogar Geburtstage, Feiern und Familienfeste verpasse?

Ist es für mich okay, dass ich meine Erlebnisse nicht 1:1 mit meinen Lieben teilen, sondern nur davon erzählen und Bilder zeigen kann?

Wenn ich plane, mein Abenteuer mit einem Reisepartner zu bestreiten:

Halte ich es mit dieser Person auch über Monate hinweg 24/7 an der Seite aus?

Bereichert derjenige mein Reiseerlebnis mehr, als wenn ich allein reisen würde?

Im besten Fall kann man alle Fragen mit einem klaren und ehrlichen „Ja“ für sich beantworten, womit schon einmal eine gute Grundlage geschaffen wäre, sich sein Abenteuer nicht durch Heimweh oder unnötigen Stress, bedingt durch den falschen Reisebegleiter, verderben zu lassen.

Anders als beim falschen Reisepartner, mit dem man am Ende vielleicht nur noch getrennte Wege gehen kann (dieses Szenario sollte man gedanklich übrigens auch mal durchspielen), kann man bei Heimweh zum Glück auch durch Telefonate, Videoanrufe, oder die kurze WhatsApp zwischendurch gegensteuern. 

Mit diesem Hab und Gut sind Lena und Jan unterwegs – © reisen-ist.jetzt

Dennoch hat unsere bisherige Reise uns auch gezeigt, wie wertvoll die Momente sind, in denen wir wieder in die Heimat kommen und sich die Gelegenheit bietet, unsere Freunde in Person zu treffen. Genau das haben wir nach Polen und vor Wiesmoor gemacht. 

Eine Woche haben wir uns in einem Airbnb in Solingen eingemietet und viele der Treffen nachgeholt, die in den letzten Monaten nicht möglich waren:

So hatten wir – mal getrennt voneinander, mal zusammen – insgesamt sieben Verabredungen innerhalb von sieben Tagen mit insgesamt zwölf Personen. 

Für manche Menschen vielleicht normal, für uns ganz sicher außergewöhnlich. Aber auch richtig schön. Es hat gut getan und unsere sozialen Akkus wieder aufgefüllt. 

Jetzt können wir die letzten Etappen bis Ende November auch gut wieder allein verbringen und uns darauf freuen, im Dezember nochmal ganz viel Familie und Freunde treffen zu dürfen, bevor am 3. Januar unser ganz großes Abenteuer beginnt.

23. Oktober 2022

Auf Spurensuche in Polen – © reisen-ist.jetzt

Jan: Auf Spurensuche in Polen

Sollte ich einmal Kinder haben und ihnen zeigen wollen, wo ich früher zur Schule gegangen bin, dann wird das schwierig. Abgerissen – genauso übrigens wie mein Kindergarten. Bei meinem Vater ist das anders. Wir stehen in dem großen, gelben Gebäude, fühlen uns ein bisschen verloren und hoffen, dass niemand uns anspricht. 

Denn außer ihm versteht keiner von uns ein Wort Polnisch. „Diese Balken hier“, sagt er, und deutet auf zwei massive Stahlträger im Eingangsbereich, „die hat euer Großvater mit seinem Freund eingezogen, um die Treppe zu stützen. Die wäre sonst irgendwann eingestürzt.“ Da haben die beiden gute Arbeit geleistet denke ich – und finde es faszinierend, ein kleines Stück meiner Familie hier zu entdecken, mehr als 1.000 Kilometer von zu Hause entfernt.

Wir sind ins Sensburg, heute Mrągowo, einer polnischen Stadt in Masuren, etwas mehr als 21.000 Einwohner. Eine Woche verbringen wir hier mit der Familie – Vater, Mutter, meine Schwester, Lena und ich, haben uns zusammen eine Wohnung gemietet und schauen uns an, wo wir eigentlich herkommen. 

Ein idyllischer See in Mrągowo – © reisen-ist.jetzt

Genauer gesagt, wo mein Vater und meine Großeltern herkommen – und da gibt es viel zu entdecken. Das Haus, in dem mein Vater aufgewachsen ist, steht noch, es gibt den kleinen Gemüsegarten dahinter, die Läden, in denen er früher einkaufen war, die Gebäude, in denen mein Großvater gearbeitet hat, die Seen, in denen die ganze Familie nach und nach Schwimmen gelernt hat. Und dazu gibt es Geschichten, von eingeschossenen Fensterscheiben, winterlichen Rutschpartien, geklauten Würstchen, verprasstem Geld, nächtlichen Trinkgelagen und vielem mehr.

Hier in Masuren, wo abseits der Städte noch viele Höfe und Häuser aussehen wie vor hunderten Jahren, wird auf diese Weise eine Welt lebendig, die so ganz anders ist als die, die ich kenne. Rauer, härter, ärmer – aber ein Stück weit auch einfacher und klarer, gemeinschaftlicher, vielleicht sogar herzlicher. Die Zeiten sind vorbei, haben sich geändert, und umso wertvoller ist es, sie erzählt zu bekommen und sich das anschauen zu können, was überdauert hat.

© reisen-ist.jetzt

Natürlich ist die Woche keine reine Geschichtsstunde, wir erleben auch abseits davon viel, gehen erfolgreich Pilze finden, was hier in Polen nach wie vor etwas ist, das gefühlt alle Familien an den Wochenenden unternehmen, fahren mit einem kleinen Kahn durch ein wunderschönes Naturschutzgebiet, schlendern über Märkte, besichtigen Kirchen und Freilichtmuseen und braten Fisch. 

Der aus einem der vielen Seen hier stammt, von denen niemand genau weiß, wie viele es eigentlich sind. Mehr als 3.000 ganz sicher, sie prägen die Landschaft in diesem Teil Polens und sind allgegenwärtig.

Und klar, die Woche ist auch anstrengend, so viele Personen auf einem Fleck, nur ein Auto – und weil man hier zu Fuß nicht wirklich weit kommt, stimmt man sich ständig ab, was automatisch zu dem ein oder anderen Konflikt führt. Was aber nicht weiter tragisch ist, denn wo gibt es das nicht – und viel kostbarer ist die Zeit, die wir hier gemeinsam verbringen. 

Und die Erinnerungen, die ich mitnehme, gerade auch vor dem Hintergrund, dass wir, also Lena und ich, schon in weniger als drei Monaten zu unserer Weltreise aufbrechen. Überhaupt: Die Zeit ist verflogen, das ist wirklich verrückt. Nachdem wir vergangenes Wochenende aus Polen zurückgekommen sind, sind wir derzeit in Solingen, die Gelegenheit nutzen, ein paar Freunde und Bekannte zu sehen.

Am Wochenende geht es dann wieder weiter, Samstag ein Stück in den Süden zum Wandern und am Sonntag ganz hoch in den Norden nach Wiesmoor, fast schon an der Nordsee. Dort bleiben wir dann drei Wochen und darauf freue ich mich sehr. 

Mit Italien, der einen Woche in Bergamo, der Radtour, der Woche in Polen, der Woche in Solingen und den ständigen Umzügen, war das Programm der vergangenen Wochen doch recht anspruchsvoll und es wird definitiv Zeit, dass wieder etwas mehr Beschaulichkeit einkehrt. Was ja auch ganz gut zur nahenden Jahreszeit passt, finde ich.

07. Oktober 2022

In Lenas & Jans Reiseblog „reisen-ist.jetzt – Unterwegs ist da, wo wir sind“ finden Sie noch viel mehr Fotos, Infos und Impressionen:

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