18. Oktober 2022

BHC-Sieg: Traum vom „Final Four“ lebt weiter

Der Bergische HC zieht durch einen fulminanten 32:26 (14:12)-Erfolg über Frisch Auf Göppingen ins Achtelfinale des DHB-Pokals ein. Nach 60 Minuten war nicht nur darüber die Freude groß, sondern auch, weil die Mannschaft sowohl individuell als auch in ihrer Geschlossenheit personellem Aderlass trotzte und 1.184 Zuschauer in der Klingenhalle begeisterte. Der Traum vom "Final Four" lebt weiter.

Torhüter Peter Johannesson war der große Rückhalt seiner Mannschaft. Er hielt allein vier Siebenmeter – © Jochen Classen

Die Fans waren schon vor Spielbeginn guter Stimmung, weil Torhüter Christopher Rudeck seinen Vertrag bis Sommer 2026 verlängert hatte.

Bis auf eine kurze Phase in der ersten Halbzeit, in der wenig zusammenlief, und ein paar technischen Fehlern im Positionsangriff, boten die Bergischen eine konstante Vorstellung über 60 Minuten. Das betraf die Deckung inklusive eines stark aufgelegten Peter Johannesson zwischen den Pfosten, der sage und schreibe vier Siebenmeter abwehrte.

Zudem präsentierte sich die Mannschaft aber auch außergewöhnlich sicher im Abschluss. Die Göppinger Schlussleute, Julian Buchele und Marin Sego, brachten es zusammen in 60 Minuten auf lediglich vier Paraden.

Hatten die Bergischen gerade offensiv zunächst hier und da noch etwas Sand im Getriebe, weil beim Versuch, den Kreisläufer anzuspielen, der Ball oft verloren ging, lagen sie nach 20 Minuten 8:10 zurück. Dann aber wendete sich das Blatt nachhaltig. Tom Bergner ackerte am Kreis hervorragend und war fortan oft Empfänger von tödlichen Pässen, die er entweder selbst im Tor unterbrachte oder per herausgeholtem Siebenmeter durch Linus Arnesson zum zählbaren Erfolg verwertet wurden.

Das 15:12 in der Schlusssekunde der ersten Halbzeit war symptomatisch in dieser Phase. Arnesson bediente Bergner – der verwandelte und ballte die Faust.

Es war ohnehin ein Spiel der Emotionen und positiven Körpersprache. Als Johannesson nach einer Parade das leere Göppinger Gehäuse verfehlte, haderte Djibril M’Bengue nicht lange herum. Er drehte sich zu seinem Keeper um und feuerte ihn für den gehaltenen Ball an.

Frederik Ladefoged (2.v.l.) wirft eng bedrängt auf das Göppinger Tor. Lukas Stutzke (r.) beobachtet die Szene – © Jochen Classen

Auch kleine Szenen wie diese rissen die 1184 Fans in der Klingenhalle mit. Die Stimmung war herausragend. Das galt natürlich auch, wenn M’Bengue sich durchsetzte und eines seiner fünf Tore erzielte. Oder eben, wenn Alexander Weck zum Schuss ansetzte. Egal, aus welcher Lage es der Rückraum-Rechtshänder versuchte: Er hatte Erfolg. Der 22-Jährige traf zehn von zehn Versuchen.

Wer befürchtet hatte, die Mannschaft könnte nach Wiederbeginn einbrechen, sah sich getäuscht. Sie spielte phasenweise wie aus einem Guss. Spätestens nach Wecks wuchtigem 28:22 war der Einzug ins Achtelfinale sicher, und die Löwen hatten sich trotz dreier empfindlicher Ausfälle durchgesetzt. Lukas Stutzke fehlte mit einer Oberschenkelverletzung, Simen Schönningsen hat sich am Wurfarm verletzt, und Tom Kare Nikolaisen musste mit Rückenproblemen passen. Bei den beiden Erstgenannten wird die Ausfallzeit wohl noch eine Weile dauern.

Frohe Kunde erhielten die Fans bereits vor dem Spiel. Christopher Rudeck hat seinen Vertrag um drei Jahre bis Sommer 2026 verlängert. Der Torhüter ist seit 2015 beim BHC, hat sich bei den Löwen zum Nationalspieler entwickelt und bietet seit geraumer Zeit sehr konstante Leistungen zwischen den Pfosten. Gegen Göppingen musste er nur bei einem Siebenmeter eingreifen – Johannesson blieb konstant stark.

Stimmen zum Spiel

Hartmut Mayerhoffer: „Es war ein verdienter Sieg des BHC. Wir sind gut gestartet, hatten aber schnell das Problem, dass wir einfach zu viel verworfen haben. Großes Problem waren die Rückraumschützen und das Kreisläufer-Spiel des BHC. Als der BHC dann davon gezogen ist, haben wir es mit der 5:1- oder 4:2-Deckung probiert, aber ich hatte auch nicht das Gefühl, dass wir den Glauben daran hatten, dass wir das Spiel noch drehen können.“

Ex-BHC-Spieler David Schmidt (Nr. 77) hatte sich das Wiedersehen sicher auch ganz anders vorgestellt – © Jochen Classen

Jamal Naji: „Alexander Weck, der noch Anlaufprobleme in der Saison hatte, hat heute ein überragendes Spiel gemacht – nicht nur wegen seiner zehn Tore, sondern auch durch die Kreisläufer-Kooperation. Da ist es für den Gegner schwierig, wenn wir hochprozentig abschließen, aber auch den Kreisläufer sehen. Hinzu kommt, dass Tom Bergner im Angriff wahnsinnig schlau gespielt hat, Linus Arnesson das Spiel gut geführt hat, und Djibril M’Bengue kommt immer besser in Fahrt. Es war ein Sieg des Glaubens. Uns war klar, dass wir aufgrund der Personalsituation Underdog sein würden. Wir mussten sehr viel bauen und Schach spielen, was die Einsatzminuten von einzelnen Spielern angeht. Aber das ist heute fast zu 100 Prozent aufgegangen. Das ist auch glücklich, aber wir sind sehr froh, dass wir so performt haben wie das möglich war.“

Jörg Föste: „Bis auf eine 0:4-Phase in der ersten Halbzeit, in der wir uns finden mussten, haben wir über 60 Minuten ein ausgezeichnetes Spiel gemacht und Göppingen keine Chance aufs Weiterkommen gegeben. Wir haben profitiert von einer überragenden Torwartleistung von Peter Johannesson. Wir hatten Einzelleistungen, die wie Explosionen wirkten – bei Alexander Weck und Tom Bergner, die beide ein Riesenspiel gemacht haben. Insgesamt hat die gesamte Mannschaft keinen Zweifel daran gelassen, wer hier als Sieger vom Feld geht. Das hat mich sehr beeindruckt.“

Bergischer HC – Frisch Auf! Göppingen 32:26 (14:12)

Bergischer HC: Johannesson, Rudeck – Beyer (1), Nothdurft (1), Weck (10), Gutbrod, Büscher, Arnesson (6/5), Babak, Szücs, Bergner (5), Ladefoged (1), M’Bengue (5), Persson (2), Gunnarsson (1). Trainer: Jamal Naji

Frisch Auf! Göppingen: Sego, Buchele – Kneule (2), Duarte (1), Andersen (1), Sarac (4), Ellebaek (3), Schiller (4/1), Goller (4/2), Hermann (1), Kozina (3), Malus, Schmidt (3). Trainer: Hartmut Mayerhoffer

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