17. August 2022

Wer will 14 Tage lang auf sein Auto verzichten?

Die Städte Kerpen und Troisdorf und das Wuppertal Institut suchen Freiwillige, die im September für zwei Wochen einfach den Autoschlüssel abgeben. Viele Arbeitnehmer pendeln täglich über die Stadtgrenzen hinaus zur Arbeit. Der Pendelverkehr – oft mit dem eigenen Auto – verursacht erhebliche Verkehrsprobleme. Und auch die Umwelt leidet darunter. Doch wie lässt sich der Autoverkehr reduzieren?

Die Infotafel der Mobilstation am Bahnhof Köln-Mülheim – © NVR GmbH / Smilla Dankert

Eine Lösung sind Mobilstationen, die komfortable, integrierte Wegeketten im Umweltverbund fördern. Die Kolpingstadt Kerpen und die Stadt Troisdorf machen vor, wie es gelingen kann und wollen zeigen, wie ihr Verkehrskonzept als Blaupause für weitere Städte dienen kann.

Die beiden kleineren Städte im Rheinland verknüpfen die Mobilstationen verschiedener Verkehrsmittel an einem Ort und ermöglichen es Fahrgästen, flexibel etwa zwischen Öffentlichem Personennahverkehr (ÖPNV) und Leih-Angeboten (Sharing) zu entscheiden.

Die Mobilstationen an den Bahnhöfen Troisdorf und Spich sind die ersten im Stadtgebiet. Weitere acht sind bereits in Planung – unter anderem am Ursulaplatz und am Rathaus. Auch die Bahnhöfe Horrem, Sindorf und Buir in Kerpen sind als Mobilstationen ausgebaut, wie auch sämtliche zentralen Bushaltepunkte des Stadtgebiets. 

Im Rahmen des Feinkonzepts des Rhein-Erft-Kreises erfolgt zudem ein sukzessiver Aufbau weiterer Mobilstationen in den kommenden Jahren. Im gesamten Rheinland sollen in den nächsten Jahren dann hunderte Mobilstationen entstehen. 

Auffällige Informationsstellen in Form einer Stele im einheitlichen mobil.nrw-Design sorgen dafür, dass die Stationen leicht wiedererkennbar sind.

Aktion „Gib den Schlüssel ab! Zwei Wochen ohne eigenes Auto”

Um der Bevölkerung diese vielfältigen Möglichkeiten näher zu bringen, nehmen die Städte Kerpen und Troisdorf an einer wissenschaftlichen Studie teil. Das Modellprojekt „Mobilstationen als intermodale Schnittstellen im Umweltverbund in der Stadtregion Köln“ – kurz MOST RegioKöln – soll helfen, die Nutzungsbedingungen von Mobilstationen besser zu erfassen und von den Erfahrungen zu lernen. 

Auf Basis der Erkenntnisse werden Empfehlungen zur Übertragbarkeit entwickelt, um den Ausbau von Mobilstationen auch in anderen Pendlerregionen in NRW und ganz Deutschland zu unterstützen.

„Mit der Studie wollen wir herausfinden, wie wir den Umstieg vom Auto auf den öffentlichen Verkehr, das Rad und Sharing-Mobilität erleichtern können. Die Ergebnisse sollen den Akteurinnen und Akteuren vor Ort helfen, diese Verkehrsmittel schlau miteinander zu verknüpfen, damit Fahrgäste möglichst oft die Möglichkeit haben, das Auto stehen zu lassen“, sagt Thorsten Koska, Leiter des Projekts MOST RegioKöln und Co-Leiter des Forschungsbereichs Mobilität und Verkehrspolitik am Wuppertal Institut.

Das Wuppertal Institut sucht in Kooperation mit Kerpen und der Stadt Troisdorf interessierte Bürger, die vom 12. bis zum 25. September symbolisch ihren Autoschlüssel abgeben. Mit einem kostenfreien „Rundum-Sorglos-Umsteige-Paket“ sollen sie als Alternative zum Auto die vielfältigen Angebote der Mobilstationen nutzen, wie etwa ÖPNV, Car- und Bikesharing, Fahrradboxen, und davon mit dem Hashtag #DuGibstDenTonAn auf ihren öffentlichen Social-Media-Profilen berichten.

Mitmachen können alle Interessierten bis zum 31. August 2022, indem sie eine E-Mail an umsteigen@wupperinst.org schreiben – unter Angabe von Name, Alter, Wohnort, Beruf bzw. Tätigkeit sowie einem Foto und einer kurzen Beschreibung, warum sie mitmachen und wofür sie die Angebote vor allem nutzen möchten. 

Alternativ reicht auch ein Smartphone-Video, gepostet mit dem Hashtag #DuGibstDenTonAn, das diese Fragen beantwortet. Die eingesendeten Daten werden nur für interne Zwecke genutzt und nicht veröffentlicht. 

Moderne Radstation im Rheinland – © NVR GmbH / Smilla Dankert

Das Wuppertal Institut wählt nach Ablauf der Bewerbungsfrist bis zu zehn Umsteiger aus, berät diese, wie sie ohne Auto mobil(er) sein können und stattet sie mit ihrem persönlichen kostenlosen Rundum-Sorglos-Umsteige-Paket aus. 

Am Ende der Aktion ziehen die Umsteigerinnen und Umsteiger ihr Fazit und nehmen an einem Auswertungsgespräch mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern teil, welches in die Auswertung der Mobilitätsstudie einfließt.

Mobilitäts-Schnupper-Event 

Vom 22. August bis zum 23. September 2022 sollen alle Kerpener und Troisdorfer mithilfe der Kampagne #DuGibstDenTonAn motiviert werden, „ihre“ Mobilstationen kennenzulernen, die neuen Angebote auszuprobieren und sie in ihre Alltagsmobilität zu integrieren. 

Die Stadtverwaltungen freuen sich auf die Erfahrungsberichte der Bürgerinnen und Bürger in den Sozialen Medien unter dem Hashtag #DuGibstDenTonAn. 

Flyer und Plakate vermitteln die Kampagnenbotschaft: Mit den Mobilstationen gibst Du den Ton an – Du entscheidest, wie und wann Du fährst und bist 24/7 maximal flexibel!

Zwei Aktionen laden zum Ausprobieren ein:

Am 16. September können Bürger von 15 bis 19 Uhr an der Mobilstation Bahnhof Horrem (Bahnhofstraße 9, 50169 Kerpen) hautnah die Vorteile einer Mobilstation erleben. Der städtische Mobilitätsmanager Michael Strehling alle Menschen herzlich ein, vorbeizukommen und gemeinsam die neuen Mobilitätsangebote kennenzulernen und auszuprobieren.

Am 22. September haben Interessierte von 15 bis 19 Uhr Gelegenheit die Vorteile der Mobilstation am Troisdorfer Bahnhof (Poststraße 64, 53840 Troisdorf) zu erleben.

Bürgermeister Alexander Biber lädt zusammen mit dem technische Beigeordneten Walter Schaaf, seinem Co-Dezernenten Thomas Schirrmacher und dem städtischen Mobilitätsmanager Daniel Euler alle Menschen herzlich ein, vorbeizukommen und gemeinsam die neuen Mobilitätsangebote kennenzulernen und auszuprobieren. 

An einem Glücksrad können Besucher außerdem weitere Schnuppertickets gewinnen, beispielsweise für Bikesharing, Radboxen oder das örtliche Carsharing.

Über das Projekt MOST RegioKöln

Das Projektteam besteht aus Forschungs- und Praxispartner, deren Kompetenzen sich ergänzen. Koordiniert wird das Projekt durch das Wuppertal Institut. Weitere Partner sind der NVR – Nahverkehr Rheinland, das Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und die Bergische Universität Wuppertal. 

Im Unterauftrag wirken Jung Stadtkonzepte und tippingpoints – Agentur für nachhaltige Kommunikation am Projekt mit. Gefördert wird das Projekt mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und dem Wirtschaftsministerium NRW. Gefördert wird das Projekt mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und dem Wirtschaftsministerium NRW.

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