Jedes dritte Kind unter 10 Jahren kann nicht schwimmen…

Das Nichtschwimmer-Syndrom greift um sich: Immer weniger Kinder lernen Schwimmen. Olympia-Star Simone Osygus setzt sich für die Schwimm-Hochburg Wuppertal ein.

Simone Osygus mit Volkmar Schwarz, Geschäftsführer des Stadtsportbundes – © Foto Dierk Sengotta

Simone Osygus schwimmt auch nach ihrer aktiven Karriere auf einer Erfolgswelle! Jetzt als Funktionärin. Neben Sarah Poewe (SV Bayer) und Peter Nocke (Wasserfreunde) ist sie eine der großen Stars der Schwimm-Hochburg Wuppertal: Achtfache Deutsche Meisterin über 50 und 100 Meter Freistil, viermalige Europameisterin, Silbermedaillen-Gewinnerin bei Olympia 1996 in Atlanta, zweimal Bronze bei den Olympischen Spielen in Barcelona (1992) und Atlanta (1996), dreimal Vize-Weltmeisterin, um nur einige Erfolge aufzuzählen.

Inzwischen hat die Wuppertalerin Badekappe und Wettkampf-Badeanzug an den Nagel gehängt. Als engagierte und erfolgreiche Geschäftsführerin der Schwimmabteilung des SV Bayer Wuppertal und Vorsitzende des Wuppertaler Schwimmverbandes ist Simone Osygus dem Wassersport erhalten geblieben. Hier kümmert sie sich um den Spitzensport und freut sich darüber, dass den Bayer-Schwimmern demnächst mit Michael Bryja ein neuer ambitionierter Cheftrainer zur Verfügung steht.

PC-Spiele uns Smartphones als starke Konkurrenz

Aber Simone Osygus liegt auch der Breitensport sehr am Herzen. Gemeinsam mit Volkmar Schwarz, rühriger Chef des Stadtsportbundes Wuppertal, macht sie sich dafür stark, dass möglichst viele Wuppertaler Kinder das Schwimmen lernen. Im Zeitalter von PC-Spielen und Smartphones ist es nicht leicht, die Kids ins Schwimmbecken zu bekommen.

Simone Osygus: „Die 17 Wuppertaler Vereine die eine Schwimm-Abteilung haben und die Schulen bemühen sich sehr, die Kinder für den Schwimm-Unterricht zu begeistern. Aber auch hier in Wuppertal ist es leider so, dass nach der Grundschule jedes dritte Kind nicht schwimmen kann. Manche Kids haben ja schon Angst vor der Dusche, wie soll man ihnen dann das Schwimmen beibringen? Alle Eltern sollten eigentlich ein großes Interesse daran haben, dass ihre Kinder schwimmen können, schließlich kann das ihr Leben retten.“

Vereine, Schulen und Stadtsportbund ziehen an einem Strang

Nachwuchs für das Leistungsschwimmen zu gewinnen gestaltet sich noch schwieriger. Simone Osygus: „Das Leistungsschwimmen muss man als Kind wollen. Es ist ein sehr trainingsintensiver Sport. Viele Mädchen und Jungen finden es einfach langweilig, immer wieder ihre Bahnen ziehen zu müssen. Unsere Aufgabe ist es, die Kinder, die wirklich Spaß an unserem Sport haben, entsprechend zu fördern.“

Volkmar Schwarz freut sich in Sachen Breitensport mit Simone Osygus in einem Boot zu sitzen: „Sie ist ein echter Glücksfall und ein wunderbares Beispiel dafür, dass sich eine ehemalige Spitzenschwimmerin jetzt ehrenamtlich weiter für Ihren Sport einbringt. Davon profitieren Leistungs- und Breitensport gleichermaßen. Die Kinder brauchen Idole und Vorbilder wie Sarah Poewe oder Simone Osygus.“

Das große Schwimmbadsterben in Wuppertal sieht der Geschäftsführer des Stadtsportbundes mit einem weinenden und einem lachenden Auge: „So schade es auch ist, dass in den letzten Jahren besonders in Barmen so viele Bäder aus Kostengründen geschlossen werden mussten. Aber dafür sind jetzt alle verbliebenen Einrichtungen in einem Top-Zustand. Man denke nur an die Schwimmoper, die ein echter Leuchtturm ist. Hier finden nicht umsonst jedes Jahr die ‚Deutschen Kurzbahnmeisterschaften‘ statt“, erklärt Volkmar Schwarz.

„Die Infrastruktur für den Schwimmsport ist in Wuppertal nach wie vor sehr gut. Und damit meine ich nicht nur das Schwimmsportleistungszentrum an der Küllenhahner Straße“, nimmt Simone Osygus den Staffelstab gerne an.

Text: Peter Pionke

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