8. April 2022

Wir brauchen ein Kultur-Projekt, das die Welt aufhorchen lässt

Putins Angriffskrieg in der Ukraine ist derzeit das beherrschende Thema. Das Thema, das die Wuppertalerinnen und Wuppertaler berührt und mit Sorge erfüllt. Es hat die Entwicklungen rund um die Covid-19-Pandemie ein wenig in den Hintergrund gerückt. Im Mittelpunkt heißer Diskussionen steht auch der Bürgerentscheid über die Bewerbung der Bergischen Metropole für die Bundesgartenschau (BUGA) 2031.

Vok Dams (l.) im Gespräch mit dem Künstler Jürgen Huhn – © Wolfgang Schreier

Am 29. Mai stimmen die Bürgerinnen und Bürger darüber ab, ob das Leuchtturm-Projekt in knapp zehn Jahren an der Wupper stattfindet oder ob der BUGA das gleiche Schicksal wie der Seilbahn blüht, die im Mai 2019 auch durch einen Bürgerentscheid ausgebremst wurde. Innovative Projekte, die der Stadt größere Strahlkraft verleihen, mehr Touristen anziehen und der facettenreichen Kulturszene mehr Aufmerksamkeit bescheren könnten, gehen im Tal ganz schnell mal über die Wupper.

Wir haben uns darüber mit dem Marketing-Experten und Galeristen Vok Dams unterhalten.

DS: Die Maskenpflicht ist abgeschafft, der Alltag normalisiert sich nach zwei Jahren Covid-19-Pandemie ganz langsam. Momentan überschattet Putins Krieg in der Ukraine alles. Wie reagieren Sie als Galerist darauf?

Vok Dams : „Normalisiert sich unser Alltag tatsächlich? Die Maskenpflicht ist abgeschafft, aber das Virus ist nach wie vor aktiv. Andere Themen stehen im Vordergrund und die Politik verlagert die Verantwortung auf die Bevölkerung. Zumindest lernen wir, mit dieser Situation zu leben und mit den Herausforderungen umzugehen. Präsenzveranstaltungen sind wieder möglich und unser Gesundheitsminister belebt die Talk-Shows mit überraschenden Volten. Andere Themen stehen im Vordergrund und wir wissen nicht, was die Entwicklung in der Ukraine für Auswirkungen auf uns und unseren Alltag haben wird. Also reagieren wir nicht mit langfristigen Antworten, sondern aktuellen Beiträgen in unserer Ausstellung und auf unserer Kommunikations-Plattform.“

DS: Welche Rolle werden die Themen Corona und Ukraine-Krieg in künftigen Ausstellungen in Ihrem Hause spielen?

Vok Dams: „Das beherrschende Thema, mit dem sich viele unserer Künstler derzeit beschäftigen, ist die Entwicklung in der Ukraine. Es ist eine ähnliche Schockstarre, wie zu Beginn der Corona-Pandemie. Erst allmählich löst sich dieses Grauen und spiegelt sich in den Arbeiten der Künstler wider. Diese Themen werden bei zukünftigen Ausstellungen eine Rolle spielen.“

DS: Auch das Thema „BUGA 2031“ wird derzeit in der Wuppertaler Bevölkerung heiß diskutiert. Wie stehen Sie dazu?

Vok Dams: „Die BUGA 2031 in Wuppertal ist in erster Linie ein Projekt, dass die Zukunftsfähigkeit der Stadt Wuppertal deutlich machen könnte. Es geht darum, ob wir die nächsten 10 Jahre den Mangel verwalten oder in die Zukunft investieren wollen. Und Sie wissen ja, wenn ein Unternehmer (und auch eine Stadt) nicht mehr investiert, kann er (sie) auch den Laden gleich zumachen.“

Link zu „BUGA-Perspektiven – 10 Jahre den Mangel verwalten oder in die Zukunft investieren?“:

https://vokdamsatelierhaus.de/2021/11/04/buga-perspektiven10-jahre-den-mangel-verwaltenoder-in-die-zukunft-investieren/

DS: Was würde ein solches erfolgreiches Groß-Projekt für die Stadt Wuppertal bedeuten?

Vok Dams: „Die BUGA 2031 ist für die Stadt Wuppertal ein Jahrhundert-Projekt. Mit der Chance, einen Transformationsprozess in Gang zu setzen, der von der Kunst- und Kultur-Szene weitgehend beeinflusst und gestützt werden muss. Allerdings geht nicht darum, die Künstlerinnen, Künstler und die Kultur-Szene für die BUGA zu gewinnen, sondern darum, aktiv zu eruieren, welchen wirkungsvollen (!) Gesamt-Beitrag sie zu diesem Projekt leisten kann. Aus der zu erwartenden Vielstimmigkeit müsste sich ein Leuchtturm-Projekt mit hohem Anspruch an die gesamte Kulturszene entwickeln. Ein gutes Beispiel dafür ist die Christo-Aktion in Paris: Zumal unsere weltweit bekannte (waagerechte) Schwebebahn ja vielfach mit dem (senkrechten) Eiffelturm in Paris verglichen wird.

Link zur „Christo-Aktion in Paris“:

https://vokdamsatelierhaus.de/2021/10/04/nachruflarc-de-triomphe-wrapped/

Vok Dams am vom berühmten Künstler Christo verhüllten „Arc de Triomphe“: Paris – eine Stadt, die unverwechselbar und wiedererkennbar ist – © Vok Dams iNotes

DS: Die BUGA-Gegner nennen ihre Initiative „BUGA – so nicht“. Der Titel impliziert, sie könnten sich zwar eine BUGA, aber  in anderer Form vorstellen. Muss man dies nicht als eine bewusste, irreführende Mogelpackung wahrnehmen?

Vok Dams: „Zu diesem Thema habe ich ja in einem früheren Interview mit der Stadtzeitung schon Stellung genommen. Die BUGA-Gegner bedienen sich einer manipulativen Kommunikation nicht nur in der Namensgebung, sondern auch in der Fragestellung. Man muss mit NEIN stimmen, wenn man für die BUGA ist. Das ist ähnlich perfide wie der Titel der Initiatoren-Gruppe „BUGA – so nicht“, der eine positive Einstellung zur BUGA impliziert, aber nicht ihre Verhinderung. Das ist die Kunst der Desinformation – oder sprachliche Manipulation. Anders ausgedrückt: Professionelle Propaganda.“

Link zu „Die Kunst der Desinformation“

https://vokdamsatelierhaus.de/2022/03/22/vok-damsbuga-gegner-betreiben-kunstder-desinformation/

DS: Mit welchen Argumenten würde Sie die Wuppertalerinnen und Wuppertaler überzeugen, beim Bürgerentscheid am 29. Mai 2022 für die BUGA zu stimmen?

Vok Dams: „Wenn man für die BUGA ist, muss man NEIN zu dem Bürgerentscheid sagen. Eigentlich ganz einfach. Und dementsprechend wird es auch in der Kommunikation zu den Wahlunterlagen deutlich gemacht. So kann man nur hoffen, dass das Thema genügend Bürger mobilisiert, die sich für die Zukunft der Stadt einsetzen und aktiv gegen den Bürgerentscheid stimmen.“   

DS: Bis zur BUGA sind es noch fast zehn Jahre. Das Konzept ist deshalb auch noch nicht in Stein gemeißelt. Welche Schwerpunkte würden Sie sich wünschen?

Vok Dams: „Es ist verfrüht, derzeit über einzelne Maßnahmen zu diskutieren. Entscheidend ist aus Marketingsicht ein Leuchtturm-Projekt, dass die BUGA über die Grenzen Wuppertals hinaus bekannt macht, wie Prof. Dr. Tobias Langner in seinen Interview zum Thema Stadtmarketing in der Stadtzeitung ausführte. Erst eine positive Bewerbung schafft die Grundlage sich weiter mit diesem Thema zu beschäftigen. Aber dann sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt.“

Link zum Interview mit Prof. Dr. Tobias Langner: „Koblenz erzielte einen Überschuss mit der BUGA“:

https://www.die-stadtzeitung.de/index.php/2022/02/12/prof-langner-koblenz-erzielte-einen-ueberschuss-mit-der-buga/

Prof. Dr. Tobias Langner – © Bergische Universität

DS: Wie kann sich die engagierte Wuppertaler Kulturszene bei diesem Groß-Projekt einbringen?

Vok Dams: „Mit einem eigenen Kultur-Projekt, das die Welt aufhorchen lässt.“

DS: Stichwort „Kunst in der Natur“! Welche Ideen und Anregungen haben Sie zu diesem Thema?

Vok Dams: „Es gibt schon Ansätze zu diesem Thema: „Kunst im öffentlichen Raum“. Sie nutzt die Freiflächen entlang der weltbekannten, einmaligen Schwebebahn für spektakuläre Kunstaktionen, bindet vorhandenen Kulturstationen ein und bildet so eine Kultur-Achse, die es weltweit in dieser Form nicht noch einmal geben wird. In der Tradition von URBS71 und dem 24 Stunden-Happening der Galerie Parnass in den 1970er Jahren. Zitat: „Alle künstlerischen Aktivitäten gipfelten im Sommer 1971 in „urbs 71“, ein Deutschland bis dahin einmaliges Mammut-Spektakel mit 270 kulturellen Veranstaltungen, das an neun Tagen in Wuppertal stattfinden sollte“.“

Link zu „Kunst der Kommunikation

https://vokdamsatelierhaus.de/2021/06/04/kunst-kommunikation/

DS: Inwieweit werden Sie das Thema BUGA als Galerist in den nächsten Jahren aufgreifen?

Vok Dams: „Das Vok Dams ATELIERHAUS versteht sich als Keimzelle und Impulsgeber für kreative und strategische Kommunikationsarbeit. In diesem Rahmen werde ich mich weiter aktiv einbringen, wenn es um unseren Standort und die Stadt-Marke WUPPERTAL geht. Wenn es um die Zukunftsfähigkeit dieser Stadt geht und wenn es um die Kunst- und Kultur-Szene geht, die ihren außergewöhnlichen Beitrag dazu leisten kann.“

DS: Vielen Dank für das informative, offene Gespräch

Das Interview führte Peter Pionke

Vok Dams (r.) mit dem Künstler Christian von Grumbkow – © Vok Dams iNotes

http://www.vokdamsatelierhaus.de

 

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