29. November 2021

Lowischs Engels-Doku: Ein Kunstwerk in bewegten Bildern

Nicht nur seine Werke verfügen über Aussagekraft. Eckehard Lowisch ist auch ein Künstler, der etwas zu sagen hat. Wer sich selbst davon ein Bild machen will, der sollte sich unbedingt die Dokumentation "When Robots Make Art" anschauen, die jetzt nach dem offiziellen Ende des "Engeljahres" online ist. (Siehe LINK unten).

Der Wuppertaler Bildhauer Eckehard Lowisch – © Ralf Silberkuhl

„When Robots Make Art“ – 35 Minuten Informationen, Impressionen, Emotionen und beeindruckende Bilder. Der bekannte Wuppertaler Fotokünstler und Filmemacher Ralf Silberkuhl hat den Eckehard Lowisch auf seiner Friedrich-Engels-Erkundungs-Tour mit der Kamera begleitet.

Das kreative Duo reiste auf der Suche nach den Spuren Friedrich Engels auch nach Manchester (England), wo der berühmteste Sohn Wuppertals auch einen wichtigen Teil seines Lebens verbrachte.

Dort besuchten sie selbstverständlich auch die weltberühmte Bibliothek „Chetham’s Library“, gegründet 1653. Hier war der Philosoph und Revolutionär Friedrich Engels Stammgast. Hier an dem uralten Massivholztisch traf er sich auch mehrmals mit seinem „Bruder im Geiste“ Karl Marx („Das Kapital“).

In der Filmdokumentation ist zu sehen, wie Eckehard Lowisch hintern dem geschichtsträchtigen Möbelstück – dem Karl Marx’s Desk – sitzt und in denselben Bücher blättert, in denen auch Marx und Engels vor rund 150 Jahren ihre Nasen steckten. Dem Wuppertaler Künstler ist förmlich anzusehen, wie sehr ihn diese Begegnung mit der Vergangenheit berührt.

Eckehard Lowisch und seine Engels-Skulptur im „Skulpturenpark Waldfrieden“ – © Ralf Silberkuhl

Super spannend auch die Einstellungen aus einer Spezial-Firma in Ulm, in denen gezeigt wird, wie ein Roboter die von Eckehard Lowisch entwickelte Engels-Figur quasi in Serie produziert. 

Bildhauer Eckehard Lowisch beweist den intensiven, sehr persönlichen Gesprächspassagen eindrucksvoll, dass er nicht nur mit Hammer und Meißel Kunstwerke schaffen kann, sondern es ebenso versteht, Interessierten auch mit Worten den Weg zu seiner Sicht der Dinge – was für ihn Kunst bedeutet – zu ebnen.

Wir lassen Eckehard Lowisch hier auch noch einmal selbst zu Wort kommen:

DS: Wie haben Sie bislang die Corona-Krise verkraftet – als Mensch und als Künstler?

Eckehard Lowisch: „Mensch und Künstler? Da mache ich bei mir keinen Unterschied, denn jeder Künstler ist ja auch ein Mensch. Als Künstlermensch bin ich Krisen gewohnt und habe Strategien entwickelt, diese ab und zu in Chancen zu verwandeln. Aber diese pandemische Krise ist anders, sie verschärft alle bereits Bestehenden.“

DS: Sie sind mit großen Erwartungen ins Engelsjahr gestartet, was ist davon übrig geblieben?

Eckehard Lowisch: „Je weniger meine Erwartungen und Hoffnungen an das Engelsjahr erfüllt wurden, desto mehr steigerte sich mein Enthusiasmus, nicht nachzulassen, mein Projekt zu vermitteln. Immerhin bin ich der Bildhauer, der das offizielle Engels Denkmal zu seinem 200. Geburtstag für seine Stadt geschaffen hat. Meine Skulptur: Der junge Engels und ihre besondere Entstehungsgeschichte – das bleibt, das gehört jetzt zur Stadtgeschichte.“

DS: Die Aktion „Engels2020 Skulptur – unterwegs“ mit dem steinernen Engels aus 56 Marmortafeln, die mal hier und mal dort auftauchte, war ja ein vielbeachteter Erfolg. Aber im Prinzip doch eher eine Corona-Notlösung?

Eckehard Lowisch: „Corona bedingt wurden mir nach und nach die vereinbarten Präsentationsflächen und Ausstellungsmöglichkeiten an hochfrequentierten Orten in Wuppertal genommen. Das hätte ich jetzt natürlich einfach so hinnehmen können. Die Aktion: ‚Engels2020 Skulptur‘ – unterwegs war meine künstlerische Reaktion auf die ansteigend immer ungünstiger werdenden Begleitumstände. Immer wieder, wenn zum Beispiel  Kooperationspartner absprangen, habe ich mir halt neue gesucht. So konnte ich den Jungen Engels zum Beispiel im Skulpturenpark Waldfrieden ausstellen, nachdem das in der Sonderausstellung: ‚Ein Gespenst geht um in Europa‘ nicht mehr ging. Ich denke, das Unterwegs-Format meines Projekts kann man in keinster Weise eine Not-Lösung nennen. Rückblickend kann ich sogar sagen, dass diese Variante mein Engelsprojekt sogar aufgewertet hat. Immerhin ist es dadurch zu einem der wenigen ‚Engels2020–Projekte‘ geworden, das auch überregional und international wahrgenommen wurde.“ 

DS: Was ist aus dieser sehr eigenwilligen und markanten Engels-Skulptur geworden?

Eckehard Lowisch: „Der Steinernde im schönen Atriumgarten im Alten Schauspielhaus, dem zukünftigen Pina Bausch Zentrum. Der Junge Engels erschien dort im Rahmen des Festivals: ‚Pina Bausch Zentrum – under construction‘ und das exakt an seinem 200. Geburtstag. Ein passender Ort, wie ich finde, denn dort lässt sich Vergangenes mit Gegenwärtigem und Zukünftigem auf vortreffliche Weise verbinden. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Skulptur dort dauerhaft ihren Platz findet.“

Eckehard Lowisch am Karl Marx’s Desk in der Chatham’s Library in Manchester – © Foto Ralf Silberkuhl

DS: Wie steht es jetzt mit der Aktion „Engels2020 Skulptur – when robots make art“? 

Eckehard Lowisch: „Wuppertal bleibt ja für alle Zeiten die Geburtsstadt von Friedrich Engels. Die in meinem Projekt inne liegende Fragestellung, in wie weit digitale Prozesse unsere Arbeitswelt verändern, sogar auch meinen Beruf, den zweitältesten, den des Bildhauers – da bleibe ich natürlich dran. Denn all das was ich bisher an Ergebnissen dazu vorgelegt und vorgelebt habe, kann man jetzt erst einmal als Vorwort verstehen für das, was mir und meinen Kollegen noch bevorsteht.“

DS: Um sich auf die Engels-Projekte vorzubereiten, haben Sie sich mit dem Film- und Foto-Künstler Ralf Silberkuhl auf die Spuren von Friedrich Engels in England begeben. Was hat Sie dabei am meisten beeindruckt?

Eckehard Lowisch: „Ausführliche Recherchen sind für mich immer die Grundvoraussetzung für einen tragfähigen Entwurf. Schon vor Jahren habe ich angefangen, mich intensiv mit dem Phänomen Friedrich Engels in seiner Zeit – übertragen auf die heutige Zeit, zu beschäftigen. Als ich mit Ralf Silberkuhl und Lutz Rieder in Manchester für Filmaufnahmen unterwegs war, an Friedrich Engels 199. Geburtstag, hat mich besonders beeindruckt, wie lässig und selbstbewusst man dort mit der Materie Friedrich Engels, mit den Konsequenzen der Frühindustriealisierung, mit Themen wie Arbeiterbewegung, Gewerkschaften usw. umgeht und wie intensiv die Auseinandersetzung mit unserem Friederich, ihrem „Fred“ und der sozialen Frage praktisch an jeder Straßenecke spürbar ist und möglich bleibt.“

Text & Interview Peter Pionke

 

LINK zur Dokumentation „WHEN ROBOTS MEETS ART“

https://youtu.be/U86qlOnz_YM

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