12. September 2021

Moby-Dick-Komponist: Ein musikalischer Weltenbummler

Der Wuppertaler Regisseur Robert Sturm wird für seine Inszenierung des Bühnen-Klassikers "Moby Dick" vom Publikum und den Kritiker gefeiert. Großen Anteil an dem Erfolg hat aber auch der Komponist Alexander Balanescu (67), der die Musik für das beeindruckende Bühnen-Spektakel schrieb und auch selbst als Violinist Protagonist der Aufführung in der Riedel-Halle V ist. 

Komponist Alexander Balanescu – © Alex Coman

Der gebürtige Rumäne Balanescu ist als Musiker viel auf dem Globus herumgekommen. Bereits als Siebenjähriger besuchte er die Musikschule in Bukarest. Doch wegen antisemitscher Tendenzen in der Politik des Heimatlandes wanderte seine Familie 1969 nach Israel aus. In Jerusalem absolvierte Alexander  die Rubin Academie of Music. 

Doch schon bald ging die Reise weiter. Über das Trinity College of Music in London landete Alexander Balanescu schließlich in New York, wo er von 1975 bis 1979 an Juilliard School bei Dorothy DeLay studierte. Hier nahm er auch an Meisterklassen mit Pinchas Zukerman und Itzhak Perlman teil. Ein Ritterschlag.

1979 wurde Balanescu Leiter der Michael-Nyman-Band und tourte mit ihr durch die ganze Welt. Außerdem war er Teil des „Gavin-Bryars-Ensembles“ und des „Arditti Quartetts“.

Der renommierte Musiker gründete 1987 unter dem Namen „Balanescu Quartett“ seine eigene Formation. In der ersten Besetzung waren Clare Connors (Violine), Bill Hawkes (Bratsche) und Caroline Dale (Cello) mit dabei. 

Der Komponist Alexander Balanescu – © Heinrich Brinkmöller-Becker

Später setzte sich das Quartett aus James Shenton (Violine), Katie Wilkinson (Bratsche), Nick Holland (Cello) und eben Alexander Balanescu selbst zusammen. In der aktuellen Besetzung ist für Katie Wilkinson jetzt Helen Kaminga dabei. 

Katie Wilkinson spielt aber im Leben von Alexander Balanecu weiterhin die erste Geige – oder besser gesagt – die erste Bratsche. Die beiden Musiker sind verheiratet und leben gemeinam in London. 

Balanescu & Co. veröffentlichten nicht nur eigene Werke. Die exzellenten Streicher spielten auch häufig Parts auf Alben von Künstlern ein, deren Stil-Palette nicht bunter und diverser sein könnte. Zu hören ist das Quartett z.B. bei Produktionen von den Pet Shop Boys, Carla Bley, Grace Jones, David Byrne, John Lurie, Philip Glass, To Rococo Rot oder Hector Zazou.

Ein sehr positives Echo in der Fachwelt fanden Balanescu und seine Mitstreiter  für ihre Bearbeitung von Stücken der deutschen Elektronik-Musik-Pioniere „Kraftwerk“ auf dem Album „Possessed“ (1992).

Auch als Komponist von Film- und Theater-Musik hat sich Alexander Balanescu längst einen Namen gemacht. So schrieb er die Musik für den Film „Engel und Insekten“ (1992) mit Kristin Scott Thomas und Patsy Kensit (Regie: Philip Haas).

Probenszene bei der Produktion „Moby Dick“ mit dem Komponisten und Violinisten Alexander Balnescu und  der Darstellerin Luise Kinner – © Ralf Silberkuhl

Mit Filmkomponist Michael Nyman wirkte er an der Musik für mehrere Filme des Regisseurs Peter Greenaway mit: „Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber (1989 – u.a. mit Helen Mirren und Tim Roth) – „Verschwörung der Frauen“ (1988 – u.a. mit Bernard Hill) – „Der Kontrakt des Zeichners“ (1982 – u.a. mit Anthony Higgins). 

Und Alexander Balanescu schuf auch Musik für das Tanztheater der welberühmten Choreografin Pina Bausch in Wuppertal. Und hier schließt sich der Kreis. Robert Sturm war Jahre lang künstlerischer Assistent von Pina Bausch und nach ihrem Tod von 2009 bis 2013 gemeinsam mit Dominique Mercy Künstlerischer Leiter des international erfolgreichen Tanztheaters. 

Der Regisseur von Theater-Highlights wie „Romeo & Julia“ oder „Don Quijote“ konnte Alexander Balanescu für die sehr anspruchsvolle Aufgabe gewinnen, die Musik für seine ambitionierte Fassung des Bühnen-Klassikers „Moby Dick“ zu komponieren. Robert Sturm und Alexander Balanescu: Ein kongeniales Duo.

Die Komposition der „Moby Dick“-Theatermusik – für den gebürtigen Rumänen ein weiterer Meilenstein in einer außergewöhnlichen Karriere. (pp)

Foto: Johannes RothenhagenRobert Sturm, einer der kreativsten Köpfe Wuppertals – © Ralf Silberkuhl

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