25. August 2021

BUGA 2031: Werden die Blütenträume wirklich wahr?

In Wuppertal spriessen Blütenträume. 2031 soll die Bundesgartenschau im Tal blühen und Touristen aus nah und fern wie Bienen anlocken. Ein BUGA-Förderverein wurde bereits gegründet, in dem viele prominente Wuppertalerinnen und Wuppertaler ihre Duftmarke gesetzt haben. Aber wie schon bei der geplanten Touristen-Attraktion Seilbahn wächst auch diesmal wieder ein zunehmend größer werdende Opposition gegen das Projekt heran. Die große Frage: BUGA 2031 - werden die Blütenträume wirklich wahr?

Die BUGA-Präsentation – © Vok Dams iNotes

Das  letzte Wort hat letztlich der Rat der Stadt. Und welches Gewicht die Lobeshymne, die Dr. Heike Döll-König, Geschäftsführerin des Tourismus-Dachverbandes NRW, auf das Wuppertaler BUGA-Konzept gesungen hat, dann bei der Entscheidung spielt, ist mehr als fraglich.

Bei Prestige-Projekten – wie beispielsweise dem Pina Bausch Zentrum und jetzt auch bei der BUGA – ist es kein großes Problem die sogenannte Wuppertaler Gesellschaft mit ins Boot zu holen. Doch wie nehme ich als Stadtverwaltung die normale Bürgerin und den einfachen Bürger mit, wenn bei einer Zukunfts-Investition der Mehrwert nicht von heute auf morgen messbar und sichtbar ist.

Darüber haben wir uns mit dem Wuppertaler Marketing-Experten und Agentur-Gründer Vok Dams unterhalten.

DS: Dr. Heike Döll-König findet Das Wuppertaler BUGA-Konzept 2031 buchstäblich faszinierend. Warum sind viele Wuppertaler von dem geplanten Großprojekt „Bundesgartenschau 2031“ noch nicht so begeistert?

Vok Dams: „Die Wuppertaler haben ein generelles Problem. Die Stadt wird nicht als Einheit wahrgenommen. Es gibt Beyenburg und Vohwinkel, Elberfeld und Barmen, Ronsdorf und Cronenberg. Alle haben zudem noch ihre Quartiere und Stadtteile, denen sie sich besonders verbunden fühlen. Alle haben ihre eigenen Interessen und ihre eigenen Blickwinkel. So verwundert es nicht, dass ein Gemeinschaftsgefühl fehlt. Es fehlt eine gewachsene Historie und der Stolz auf ein gemeinsames Gebilde, das sich WUPPERTAL nennt. Eine Marke und ein Markenkern fehlt, würde ich aus kommunikativer Sicht sagen. Die kommunikative Faszination und der strategische Nutzen eines BUGA-Konzeptes für die Stadt Wuppertal erschließt sich also nicht aus der Perspektive einer maroden Treppe oder eines fehlenden Kindergartens in der unmittelbaren Nachbarschaft. Bei mangelnder Aufklärung verführt das dann leicht dazu, epochale, wichtige und zukunftsorientierte Maßnahmen kritisch zu bewerten oder gar abzulehnen.“

DS: Fällt es den Bürgerinnen und Bürgern also Ihrer Meinung nach immer noch schwer, sich mit Wuppertal als Ganzes zu identifizieren?“

Vok Dams: “ Die Schwebebahn, das derzeit einzig verbindende in Wuppertal, wurde seinerzeit gebaut, als es die Stadt in dieser Form noch gar nicht gab. Oder erinnern Sie sich an die Diskussionen um die Renovierung der Historischen Stadthalle und die hitzigen Auseinandersetzungen um den Umbau des „Hauptbahnhofes“ zum Neuen Döppersberg. Die BUGA 2031 in Wuppertal ist eine einmalige Chance, die Stadt über einen langen Zeitraum als Einheit darzustellen und im In- und Ausland zu vermarkten. Sie ist darüber hinaus ein Wirtschaftsfaktor, der die Wirtschaft stärkt und die Lebensqualität in Wuppertal für alle Wuppertaler verbessert. Vielleicht gelingt es so sogar, die Marke WUPPERTAL zu etablieren und mit Inhalten zu füllen. Es wäre doch schön, wenn auch die Wuppertaler stolz auf IHRE Stadt mit der BUGA wären.“

Marketing-Experte und Galerist Vok Dams © Vok Dams iNotes

DS: Wenn es um kulturelle Prestige-Projekte wie Opernhaus, Schauspielhaus, das Pina Bausch Zentrum, aber auch um die BUGA geht, klatschen die Mitglieder der Wuppertaler Gesellschaft euphorisch Beifall, dann den werden von prominenten Persönlichkeiten der Stadt Fördervereine gegründet und Hochglanz-Broschüren gedruckt. Aber reicht das aus, um auch die normale Bürgerin und den einfachen Bürger mit ins Boot zu holen?

Vok Dams: „Kommunikation ist nicht alles, aber ohne Kommunikation ist alles nichts. Hochglanzbroschüren werden von den wenigsten gelesen und in den (a-)sozialen Medien melden sich meist die Bedenkenträger und Miesmacher lautstark zu Wort. Niemand wird bezweifeln, dass sogenannte „Prestige-Projekte“ für die Stadt, für die Gesellschaft und nicht zuletzt für die Wirtschaft lebensnotwendig sind. Es ist die Luft, die wir atmen, das Umfeld in dem wir uns bewegen. Die „Stammtische“ in den (a-)sozialen Medien haben heute eine andere Reichweite und in den „Blasen“ wird anonym Stimmung gemacht. Besonders dann, wenn man nur indirekt zu den Nutznießern dieser Projekte zählt und zudem den Nutzen nicht erkennen kann. Kurz, die Kommunikation städtischer Maßnahmen und Projekte erfordert heute eine neue, eine andere, eine professionellere Umsetzung als früher. Auch hier gilt es, mit der „Kunst der Kommunikation“ Transparenz zu schaffen und Begeisterung zu wecken. Sie kennen ja unseren Leitsatz: „Will man Menschen überzeugen, muss man Menschen begeistern“. Daran hat sich nichts geändert.

DS: Wer erklärt den Menschen auf der Straße den ideellen Wert und den großen Imagegewinn für die Stadt. Denn wer nicht zufällig ein Hotel, ein Restaurant oder Café besitzt, in dem BUGA-Touristen übernachten oder essen und trinken können, der profitiert von der BUGA finanziell nicht direkt?

Vok Dams: „Die Kommunikation ist Bestandteil eines erfolgreichen Projektes. Dazu gehört es, WUPPERTAL als Einheit darzustellen. Als eine Einheit die mehr ist als die Summe seiner Teile. Eine Einheit, die alle Einzelbereiche berücksichtigt und alle Wuppertaler umfasst. Dann kann auf dieser Basis deutlich gemacht werden, welche Bedeutung dieses Projekt für die Stadt und damit für jeden Einzelnen Bürger hat. Imagemäßig und kommerziell. Auf der nachweisbaren (!) Basis des kulturellen und wirtschaftlichen Nutzens.“

DS: Die Stadt Wuppertal müsste laut Machbarkeitsstudie rund 35 Millionen € vorfinanzieren, die vermutlich durch Ticketverkauf etc. zum großen Teil wieder refinanziert werden könnten. Letztendlich fällt die Entscheidung im Stadtrat. Und dort sitzen keine hoch bezahlten Polit-Profis wie im Bundestag, sondern ganz normale Leute, die wissen, dass in der Stadt viele Mängel gibt. Mit welchen Argumenten würden Sie die Stadtverordneten überzeugen?

Vok Dams: „Langfrist-Projekte wie die BUGA 2031 schaffen die Voraussetzungen, um die Wirtschaft so zu stärken, dass mit deren Steuern und Spenden Kinderspielplätze und Parkanlagen gebaut und gepflegt werden können. Im „Spiegel“ stieß ich heute auf eine interessante Leserzuschrift: „Der Bundestag“ heißt es dort, „muss keineswegs ein Spiegelbild der Gesellschaft sein. Ich wünsche mir mehrheitlich kluge Köpfe im Parlament – und die sind nicht die Bevölkerungsmehrheit“, schrieb dort ein Bernd Tödte aus München. Dem möchte ich mich anschließen. Ich wünsche mir mehrheitlich „kluge Köpfe“ im Wuppertaler Stadtrat. Jene, die informiert sind, weiter denken und im Interesse der Stadt Wuppertal klug, nachhaltig und langfristig handeln. Kurz: Die, die Chance erkennen und nutzen, die die BUGA 2031 WUPPERTAL bietet.“

DS: Für Sie als Marketing-Experte und Agentur-Gründer ist es nichts Neues, dass man Kunden von seinen Ideen überzeugen  und sie zum Teil mit Argumenten, die sie nicht widerlegen können, fast schon zu ihrem Glück zwingen muss. Wie würden Sie die Wuppertaler Bürger vom Projekt BUGA begeistern?

Vok Dams: „Mit einer starken Marke „WUPPERTAL“! Einer Marke, die für Innovationskraft und Nachhaltigkeit steht. Für Vielseitigkeit, Dynamik und Zukunftsorientierung. Mit einer Stadt, die dies alles unter Beweis stellt. Mit der BUGA 2031 in WUPPERTAL.“

DS: Jetzt sind Sie als Visionär gefragt: Kommt die BUGA oder kommt sie nicht?

Vok Dams: „Ich glaube an die kommunikative Kraft der Kommunikation. Und an WUPPERTAL.“

DS: Vielen Dank für das offene, interessante Gespräch.

Das Interview führte Peter Pionke

 

 

 

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