3. Juni 2021

Mischling Alf: Von der Hölle direkt ins Paradies

Petra Konradi, TV-Journalistin (RTL) und Sprecherin verbringt einen Teil des Jahres auf der Kanareninsel Fuerteventura und hat dort den Tierschutzverein „Sando e.V.“ gegründet. Mit ihren ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern kümmert sie sich um Hunde und Katzen, die auf der Urlaubsinsel „des ewigen Frühlings“ nicht gerade auf der Sonnenseite leben. Einige haben in dem Ferienparadies keine Chance auf ein glückliches Leben und müssen zu liebevollen Menschen nach Deutschland vermittelt werden.

Petra Konradi mit Alf, für den es jetzt doch ein Happy End gibt – © Sando e.V.

Hier macht Petra Konradi auf das Schicksal von Mischling Alf aufmerksam:

Dies ist die Geschichte von Alf, einem etwas kleingewachsenen Labrador-Mischling, unverschuldet in der Perrera (spanische Tierauffangstation) entsorgt, übersehen, vergessen, vereinsamt und der tägliche Kampf, den Lebenswillen nicht zu verlieren!

Wie und warum dieser charmante Hundejunge in die Perrera gekommen ist, werden wir wohl niemals erfahren. Genauso wenig, was der arme Kerl bereits alles durchmachen musste in seinem Leben.

Fünf lange Jahre hockt er nun in der Perrera im Urlaubsparadies Fuerteventura, fünf Jahre auf gerade mal vier Quadratmetern kaltem Beton, fünf Jahre der Isolation, ohne Auslauf, ohne menschliche Zuwendung und fast ohne Hoffnung auf ein besseres Leben! 

Nach 21 Tagen droht der Tod

Und fünf lange Jahre, in den sich absolut niemand für den traurigen Schatz interessiert hat! Wirklich niemand! Wie schlimm muss es für eine Hundeseele sein, zu sehen, wie so viele andere Hunde an seinem Zwinger vorbei geführt werden, auf dem Weg in die Freiheit, in ein besseres Leben. Die Trauer in seinen Augen hat niemand wahrgenommen. 

Und dann geht auch noch die einzige vertraute Bezugsperson, bedingt durch einen Wechsel in der Besetzung. Plötzlich weg, von einem Tag auf den nächsten. 

Dabei war es genau dieser Perrerahüter, der schon einmal verhindert hat, dass Alf getötet wird, er hat sich damals persönlich dafür eingesetzt, dass Alf leben darf. 

Das traurige Leben in einer Perrera

Eine Perrera ist nicht etwa ein Tierheim, wie wir es hier aus Deutschland kennen. Meldet sich innerhalb von 21 Tagen niemand, der die Hunde aufnehmen möchte, ist es laut Gesetz erlaubt, die Tiere nach Ablauf dieser kurzen Frist zu töten. 

Dabei spielt es auch keine Rolle, ob nun süße Welpen, gesunde, erwachsene oder ältere Hunde darunter sind. 

Es gibt zum Glück mittlerweile auch einige Perreras, in denen die Hunde nach 21 Tagen nicht automatisch getötet werden. Das verschafft zwar eine größere Chance, gerettet zu werden, doch wenn die Kapazitäten einer solchen Perrera erschöpft sind, beginnt auch hier wieder das Töten.                                         

Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die dort in den Perreras arbeiten, bauen eine persönliche Beziehung zu den Hunden auf und versuchen, sie so gut es geht zu schützen. Aber das spanische Tierschutzgesetz erlaubt es ausdrücklich, dass die Hunde nach 21 Tagen getötet werden dürfen.                                                                            

Die Zwinger in vielen Tötungsstationen sind oft überfüllt und es herrscht blanke Panik unter den Tieren, nicht selten kommt es zu Kämpfen mit tödlichem Ausgang. 

Alf beim Spielen – © Sando e.V.

Die Tiere sind gestresst durch den ohrenbetäubenden Lärm, das Futter ist schlecht und nicht immer regelmäßig und in dem ganzen Komplex riecht es nach Angst. 

Die Zwinger werden ab und zu mit einem Hochdruckgerät gereinigt, auch wenn sich der Hund in diesem befindet. Jeder dieser Schätze hat doch nur einen Wunsch: Leben zu dürfen!

Alf wurde zum Notfall, denn wir hatten wahnsinnige Angst, dass der traurige Vierbeiner sich aufgibt. Einen Menschen für ihn zu finden, schien unwahrscheinlich schwierig, denn wir konnten überhaupt nicht viel über ihn sagen, quasi Werbung für ihn machen.

Immer an eine Chance für Alf geglaubt

Denn dadurch, dass er die letzten drei Jahre in der Perrera verbracht hat, wussten wir nicht, wie er sich verhält, wenn er in einem Haushalt lebt, oder wie er auf Menschen, Katzen und andere Hunde überhaupt reagiert. 

„Die Bereitschaft der Menschen, sich auf diesen Weg ins Ungewisse einzulassen, schien sehr gering und doch haben wir die Hoffnung nie aufgegeben, dass es irgendwo auf dieser Welt diesen einen Menschen für Alf gibt, der ihm die Chance gibt, anzukommen, der bereit ist, sein Gepäck aus Unsicherheit und Isolation Stück für Stück auszupacken und sicher zu verstauen”, beschreibt mein Kollege Markus Kurscheidt von Sando e.V. die Situation.

Aber dann kam die alles entscheidende Anfrage von Isabel aus der Schweiz, die sich sehr für unseren Schatz interessiert. Und zwar, weil er genauso ist wie er ist: klein, schwarz und ziemlich fett und mit all seinem Gepäck, das er bislang mit sich herumschleppt.

Nach vielen Telefonaten stand für uns fest: Sie ist Alf’s Frau. Ich freue mich so sehr für ihn! Isabel hat so liebevoll über Alf gesprochen, dass es uns total im Herzen berührt hat. Ihre Worte wie „ich schlafe ein mit Alf und ich wache auf mit Alf“, haben mich tief berührt. Dabei kannte sie ihn noch gar nicht. 

Solche positiven Erlebnisse sind Seelenfutter für uns Tierschützer, die immer wieder auch mit Rückschlägen zu kämpfen haben

Zwischen Hoffen und Bangen

Und dann haben sich die Ereignisse überschlagen. Wir waren alle total aus dem Häuschen, dass sich endlich jemand für unseren Schatz interessiert und Alf das Herz dieser ganz lieben Frau erobert hat. Und das Beste ist, diese Schweizerin hat gesagt, sie würde nach Fuerteventura kommen und Alf persönlich abholen!

Bingo! Ein Hauptgewinn für den kleinen, dicken Schatz! Und dann der eiskalte Schock.  Es stellt sich heraus, Alf ist nicht sechs  oder sieben Jahre alt, sondern hat bereits rund 12 Jahre auf dem Buckel. 

Alf genießt das Spielen in Freiheit – © Sando e.V.

Mal eben doppelt so alt und möglicherweise sechs Jahre weniger Lebenserwartung. Auch mein Kollege Markus Kurscheidt war geschockt: “Wir dachten, das sei nun das Ende seines Traums, noch bevor er begonnen hat”. 

Während wir diese Nachricht noch verarbeitet haben, kommt es noch schlimmer. Wir erfahren aus der Perrera, dass Alf an seiner Rute verletzt ist und sich an seinem Körper zwei Beulen gebildet haben.

Und schon ging das Kopfkino los: Sind es Tumore? Hat er Krebs? Ist das vielleicht schon sein Ende? Was passiert nun?  Hat er überhaupt noch eine Zukunft?                                  

Schweren Herzens sprechen wir also mit Isabel, der Frau, die Alf ein neues zu Hause schenken wollte, der einzige Mensch nach all den Jahren und unzähligen Aufrufen, der sich wirklich für Alf interessiert. 

Und sie sagt doch tatsächlich: „Findet heraus, was das ist, macht eine Biopsie. Und selbst wenn er nur noch drei Monate zu leben hat, komme ich und hole ihn ab, wenn er denn flugtauglich ist.“

Tierliebe kennt manchmal keine Grenzen 

Markus Kurscheidt und ich waren erst einmal sprachlos und überwältigt von so viel Liebe und Engagement. Also selbst wenn er einen Tumor hat, sterbenskrank ist und möglicherweise nur noch ein paar Monate zu leben hat, würde Isabel diese Zeit für ihn und mit ihm mit Liebe und Leben füllen.

Auch die Tatsache, dass er sechs Jahre älter ist als gedacht, ist der Schweizer Tierfreundin völlig egal! Das einzige, was wichtig sei: Alf muss flugtauglich sein! Was für ein einzigartiger und liebenswerter Mensch!!

Aus dem Traum wurde kurzzeitig ein Albtraum für uns, doch Isabel hat uns gezeigt, dass es Menschen gibt, die ein Tier lieben, ohne wenn und aber.

Wir haben „Rugel“, wie die Schweizerin ihn schon jetzt liebevoll nennt, sofort gründlich untersuchen lassen und es stellte sich heraus, dass der große Knubbel ein reines Fettgewebe ist und der kleinere lediglich Gewebeflüssigkeit. 

Petra Konradi mit ihrem Hund Sando, Namensgeber ihres Tierschutzvereins „Sando e.V.“ – © Sando e.V.

Beides lässt sich gut behandeln. Die Wunde am Schwanzansatz ist auf eine Flohallergie zurückzuführen und somit ebenfalls gut therapierbar. Der Brocken, der uns allen vom Herzen gefallen ist, war vermutlich bis Deutschland hörbar.

Denn das bedeutet: ALF IST FLUGTAUGLICH !!

Und mit dieser Nachricht beginnt genau jetzt sein neues Leben! Alf hat die Perrera bereits verlassen und kostet die neue und friedvolle Seite des Lebens nun erstmal auf einer Pflegestelle aus, wo er sich bereits nach ein paar Stunden super eingelebt hat.   

Als Alf in der Perrera ankam, war er zunächst unverträglich mit anderen Hunden, nicht sozialisiert und ist auch schon mal aggressiv nach vorne gegangen. Der Perrerahüter hat in seinem Ermessen das Mögliche getan, um den kleinen Schatz ein wenig zu sozialisieren. Das kommt uns jetzt zugute, denn er zeigt sich erstaunlich großartig in den ersten Stunden auf seiner Pflegestelle. 

In der Gruppe mit den anderen Fellnasen bewegt er sich nach so kurzer Zeit bereits fröhlich und unbeschwert. Er genießt das neue Leben und die Freiheit in vollen Zügen und bekommt immer mehr Sicherheit.

Wir haben uns dazu entschieden, in diesem Fall  keine Schutzgebühr zu nehmen, denn der einzige Mensch, der sich für Alf interessiert und der uns ein richtig toller Mensch zu sein scheint, kommt aus der Schweiz, wohin wir nicht vermitteln dürfen.

Isabel – Alf’s Engel hat einen Namen 

Es geht uns ausschließlich um die Tiere, für die wir Zeit und Liebe investieren und jeden Tag alles geben. Zudem wird Alf auch noch einiges an medizinischer Betreuung benötigen. 

Markus Kurscheidt und ich sind einfach überwältigt und unsagbar glücklich, dass Alf diese Chance auf ein Leben mit Liebe bekommt und dieser Mensch sogar bereit ist, sich in den Flieger zu setzen, um Alf persönlich abzuholen.

Tierschutz ist oftmals – auf deutsch gesagt – „echt beschissen“, gerade wegen der Menschen. Man muss oft freundlich sein, wo man es eigentlich nicht kann und möchte, weil Menschen Tiere furchtbar behandeln. 

Es raubt einem Energie und zerrt oftmals am Nervenkostüm. Und dann begegnet man einem solchen Menschen wie Isabel, ein Engel, der jetzt da ist, um Alf zu retten und man weiß wieder, warum man so viel Zeit, Liebe und Energie investiert hat.

Jeder von uns hat einen Hauptjob und engagiert sich ehrenamtlich für die verlorenen und vergessenen Seelen. Wir sind ein sehr kleines Team, im Moment leider zu klein, sodass wir uns zeitlich manchmal sehr schwer tun, alle Notfälle zu bewältigen.

Allein das Herausholen von Alf aus der Perrera hat über sechs Stunden gedauert. Mit der Fahrt dorthin ist es nicht getan, es fallen Untersuchungen an, er möchte natürlich auch einen ersten langen Spaziergang in Freiheit machen und die Eingewöhnung auf der Pflegestelle ist auch nicht in ein paar Minuten erledigt. 

Markus Kurscheidt – © Sando e.V.

Tierschutz bedeutet Zeit! Davon haben wir momentan einfach zu wenig. Selbst mit unseren News kommen wir manchmal nicht hinterher. Aus diesem Grund wären wir happy, wenn wir ein paar tierliebe Menschen mit dem Herz am rechten Fleck zur ehrenamtlichen Mithilfe in unserem Verein begeistern könnten. 

Diejenige oder Derjenige braucht keine bestimmten Voraussetzungen mitbringen, was uns wirklich wichtig ist, dass DU mit Herzblut dabei bist und Lust hast, richtig viel für unsere notleidenden Tiere zu bewegen! 

Sando e.V. braucht Unterstützung

Wir brauchen Hilfe in verschiedenen Bereichen, zum Beispiel Pflege unserer Website, Facebook- und Instagramauftritt, Buchhaltungsaufgaben, Vor- und Nachkontrollen, Pflegestellen für Hunde und Katzen, Verfassen von Vermittlungstexten, Presse- und Medienarbeit und einiges mehr. 

Schaut doch gerne mal auf unserer Homepage www.sandohelp.de vorbei und liked uns bei Facebook unter Sando e.V.

Vielleicht hast DU ja auch Lust, uns direkt vor Ort zu unterstützen. Auch da findet sich sicher eine Möglichkeit!

Und dann sieht und fühlt man den Tierschutz, man spürt, das Richtige zu tun. Und wenn man es geschafft hat, Menschen wie Isabel und einen Hund wie Alf zusammenzubringen, dann ist man unfassbar glücklich, ein Teil dieser Rettungsaktion sein zu dürfen. Zuzusehen, wie ein geretteter Hund oder eine vermittelte Katze aufblühen, ist das schönste Gefühl der Welt!

Unser „Rugel“ beginnt nun langsam mit dem Boxentraining, damit der Flug in die Schweiz für ihn so angenehm wie möglich wird.

Wir freuen uns schon jetzt, den rettenden Engel von Alf persönlich kennenzulernen und sind mehr als glücklich, dass wir nie aufgehört haben, daran zu glauben, dass irgendwo da draußen ein Mensch wartet, der ideal zu Alf passt.

Text: Petra Konradi

 

Das Team des Tierschutzvereins Sando e.V. – © Sando e.V.Wer sich ernsthaft für eines unserer Tiere interessiert oder uns auf andere Weise unterstützen möchte, der melde sich bitte bei Sando e. V. unter der eMail: info@sandohelp.de

Alle Schützlinge von Sando e.V. werden übrigen geimpft, gechippt und gegen eine Schutzgebühr vermittelt.

LINK’s zu YouTube-Videos von Alf:

https://youtu.be/HXohFa-IqzQ

https://youtu.be/cvrLgnb8Fr4

https://youtu.be/JUsjyms4hjc

 

Sando e.V. Spendenkonto:

Volksbank Bielefeld-Gütersloh eG

IBAN: DE65 4786 0125 1018 5758 00

BIC: GENODEM1GTL

PayPal: info@sandohelp.de

http://www.sandohelp.de

 

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