11. März 2021

Geocaching – eine ganzjährige Ostereier-Suche für Erwachsene

Koordinaten und einen GPS-Empfänger – mehr brauchen die Geocaching-Fans eigentlich nicht, wenn sie nach alter Pfadfinder-Sitte in freier Natur Jäger und Sammler spielen wollen. Geocaching ist so etwas wie eine ganzjährige Ostereiersuche für Erwachsene. Und das funktioniert in Coronazeiten unter Einhaltung der Hygiene-Regeln. In einer WDR-Sendung wurde Geocaching jetzt so als attraktive, spannende Abwechslung während des Lockdowns sogar ausdrücklich empfohlen.

Ein Handy als GPS-Gerät – © Paul Coon

Die moderne Schnitzeljagd läuft wie folgt ab: Mit Hilfe von GPS und im Internet veröffentlichten, geographischen Koordinaten, können Teilnehmer auf die Suche nach den begehrten „Geocaches“, einer versteckten Dose, gehen.

Dietmar Hoffmann, ein begeisterter Wuppertaler Geocacher gewährt einen Einblick in den immer größer werdenden Trend der zeitgemässen Schatzsuche.

Der pensionierte Religionslehrer am Berufskolleg Barmen Europaschule und seine Ehefrau Dagmar sind vor fast elf Jahren eher per Zufall zu „Schatzsuchern“ geworden. Sie waren zu Besuch bei Sohn und Schwiegertochter am Wörthersee in Kärnten (Österreich).

Dietmar Hoffmann erzählt: „Meine Schwiegertochter hat ihre Magisterarbeit über das Thema ‚Die Pädagogische Funktion von Geocaching bei Erwachsenen‘ geschrieben. Sie und mein Sohn haben uns dann direkt zur Praxis eingeladen: ‚Kommt mit in den Wald, wir suchen jetzt gemeinsam ein paar Geocaches. Das wird Euch sicher viel Spaß machen‘.“

Sie trafen mit der Einladung den Nagel voll auf den Kopf. Seither sind die Hoffmanns leidenschaftliche Geocacher. Dietmar ist sogar inzwischen „Owner“, also Besitzer von sogenannten „Geocaches“, die er auf seiner eigenen kleinen Route über den Dönberg verteilt hat. Geocacher aus Düsseldorf und Umgebung haben seine Route bereits genutzt.

An Hospiz und Kirche geht es entlang – man sieht Facetten der Stadt, von denen man vorher vielleicht noch nicht einmal gehört hat.

So sieht ein Geocache aus – © Dietmar Hoffmann

„Diese Geocaches können an unterschiedlichsten Orten versteckt sein und unterschiedlich aussehen. Meistens sind es kleine, wasserdichte Behälter in dem sich ein Logbuch befindet. In größeren Geocaches sind auch kleine Tauschgegenstände zu finden“, so Dietmar Hoffmann.

Eine geläufige Variante der Geocaches ist der „Nano-cache“, deren Durchmesser nicht größer ist als der einer 1-Euro-Münze und in der nur Platz für ein zusammengerolltes Logbuch ist.

Der Finder trägt sich nach erfolgreichem Fund in das Logbuch ein, vergleichbar einem Gipfelbuch im Gebirge, damit die Geschehnisse rund um den Geocache verfolgt und Funde nachgewiesen werden können. Der Geocache muss nach dem Fund aber wieder dort versteckt werden, wo er gefunden wurde.

Mittlerweile hat sich rund um das Geocaching ein internationaler Trend entwickelt – in fast jedem Staat der Erde gibt es mindestens einen Geocache. Das reizt natürlich viele Reisende und Outdoor-Freunde, mitzumachen, nicht zuletzt, weil sie ihre Erfolge online teilen, vergleichen und sich in der Community profilieren können.

So betreiben viele Geocacher ihr Hobby auch dort, wo sie ihren Urlaub verbringen – und der Reiseführer ist sozusagen gleich inklusive: Geocaches werden von der Community oft so platziert, dass man die schönsten Orte einer Stadt oder eines Landes auf diese Weise kennenlernt.

Ein hübscher Nebeneffekt des Geocachings: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können die Kultur und die Sehenswürdigkeiten eines Ortes hautnah erleben.

Besonders spannend sind sogenannte Mysterie- oder Challangercaches: Hier müssen bestimmte Rätsel oder Herausforderungen gemeistert werden, damit man sich auf die Suche nach diesen Geocaches machen kann. Dies können Hinweise sein, die auf einer Route verteilt zu finden sind und mit deren Hilfe eine Formel gelöst werden muss, um sich für den Geocache zu „qualifizieren“.

Ein gefundener Geocache – © Dietmar Hoffmann

Ganz wichtige Regel des Geocachings ist es, dass nur der Sucher und der Eigentümer (Owner) der Geocaches die Koordinaten wissen, um Ort und Inhalt für Außenstehende zu verbergen. So kann sichergestellt werden, dass der Geocache nicht von „Muggels“ entfernt oder beschädigt wird.

„Muggels“ ist ein Begriff aus dem Harry-Potter-Universum – er steht hier für die Unwissenden und Uneingeweihten, also die Leute, die mit Geocaching nicht viel oder gar nichts am Hut haben.

Besonders Männer zeigen großes Interesse am Geocaching. Vermutlich hat es etwas mit dem männlichen Trieb vom Jäger und Sammler aus längst vergangenen Tagen zu tun. Nicht zuletzt, weil beim Geocaching manchmal durchaus auch recht gewagte Aktionen nötig sind, die zum Finden oder Erreichen der Geocaches nötig sind, wie das Benutzen von Leitern oder anderen Hilfsmitteln. Geoaching kann also in gewissen Ausnahme-Situationen durchaus ein Hobby sein, das nicht völlig risikofrei ist.

Dietmar Hoffmann selbst zog sich schon einmal eine Warnweste über, um sich als Arbeiter auszugeben, damit er mit einer langen Leiter einen Geocache auf einer Haltestelle erreichen konnte. Amüsant wurde es, als er  dann von echten Arbeitern angesprochen wurde und sie ihn fragten, ob er denn der neue Kollege sei.

Die Verwaltung des „Geocaching“ geschieht online: Gefundene und noch nicht gefundene Geocaches werden hier übersichtlich auf Karten gekennzeichnet. Der „Geocacher“ kann sich für neue Suchen einloggen und sich innerhalb der Community austauschen und seine Erfolge teilen.

Da es für jeden gefundenen Geocache einen Punkt gibt, herrscht unter einigen der Geocacher durchaus ein gewisser Wettbewerb. Dietmar Hoffmann, der immer mit Ehefrau Dagmar auf Schatzsuche geht, gehört mit über 19.000 Punkten, die sich in fast elf Jahren Geocaching angehäuft haben, zu Wuppertals erfolgreichsten Geocachern.

Der Wuppertaler Schatzsucher betont: „Ich mache Geocaching zum Spaß und an der Freude zur Natur.“ Für ihn ist es lediglich ein schöner Nebeneffekt, dass er so erfolgreich in seinem Hobby ist. (HF/PP)

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