15. Dezember 2020

Jochen Rauschs „Stahlnetz“: Comeback nach 38 Jahren

Ein Comeback nach 38 Jahren  - das ist hitverdächtig! 1982 veröffentlichte die Wuppertaler Band "Stahlnetz" ihr bislang einziges Album: "Wir sind glücklich". Inzwischen ist mit "Music For Smartphones" das zweite Werk von Jochen Rausch und Detlev Cremer auf dem Markt. Musiklisch haben die Alben aus verschiedenen Epochen nur eine Gemeinsamkeit: Beide sind weit weg vom Mainstream.

Das Duo „Stahlnetz“: Jochen Rausch (r.) und Detlev Cremer – © Stahlnetz

Und so fällt auch „Music For Smartphones“ wieder völlig aus dem Rahmen. Das Album enthält sage und schreibe 50 Songs, doch sie sind alle nicht länger als 60 Sekunden lang. Einzige Ausnahme, der Song „Schwebebahn“, der vorab von Warner Music als Single ausgekoppelt erscheint und ab Freitag (25.11.) heruntergeladen werden kann.

Unter diesem Link gibt es den Song „Schwebebahn“:

https://www.youtube.com/watch?v=OiVtHqi00v4&fbclid=IwAR033zDzfINJaSXHASliZjfq7oEY3Cku0CvdmOeeAa7jdb0CjCyrXXy8HKU

Als Musiker macht sich Jochen Rausch legt immer wieder große Schaffens-Pausen ein. Das letzte größere Projekt waren 2008 die „Lindenberg TRACKS“. Der große Udo lieh Jochen Rausch (Keyboard) und Detlev Cremer (Synthesizer & Gitarre) für ihr Projekt „Spoken Songs“ seine Stimme und trug seine Song-Texte – z.B. „Baby, wenn ich down bin“ oder „Mädchen aus Ostberlin“ zur Musik der beiden „Stahlnetz“-Musiker vor.

Als Programmchef von 1LIVE, WDR 2 und WDR 4 sowie als stellvertretender WDR-Hörfunkdirektor und auch als Buchautor war in all den Jahreb Jochen Rausch (64) allgegenwärtig und aktiv. Seine Romane wie „Restlicht“, „Trieb“ oder auch „Krieg wurden von den Literaturkritikern gefeiert. 

„Krieg“ fand sogar soviel Anklang, dass die ARD die dramatische Story sogar unter dem Titel „Fremder Feind“ für die Primetime-Reihe „ARD-Filmmittwoch“ verfilmte.

Ulrich Matthes, Barbara Auer und Jördis Triebel spielten in dem Berg-Dramer die Hauptrollen. Rick Ostermann führte Regie. Ein großer Erfolg.

Doch irgendwie war für Jochen Rausch und Detlev Cremer klar, dass die Geschichte von „Stahlnetz“ noch nicht zuende geschrieben war. Und so kam es zum zweiten Album nach 38 Jahren. 

Wie stolz waren Rausch und Cremer 1982, als der große Conny Plank, die Produzenten-Legende, die LP „Wir sind glücklich“ mit ihnen produzierte und teilweise sogar selbst einen Musikpart einspielte.

Immerhin saß er vorher und nachher für Bands und Einzelinterpreten wie The Scorpions, Eloy, Hoelderlin, Brian Eno, Ultravox, Killing Joke, Gianna Nannini, Kowakski, Humpe & Humpe oder Heinz-Rudolf Kunze am Mischpult.

Das neue Album „Music For Smartphones“ ist alles andere als eine musikalische Fortsetzung von „Wir sind glücklich“. Jochen Rausch: „Dafür ist ist in den vergangenen fast vier Jahrzehnten viel zuviel passiert: Politisch, gesellschaftlich, technologisch und auch musikalisch.“

Die gestandenen Herren von „Stahlnetz“ orientierten sich deshalb an den heutigen Hörgewohnheiten und setzten auf Reduktion und Minimalismus: 50 neue Songs, davon bis auf eine Ausnahme keiner länger als 60 Sekunden. 

Keyboarder Rausch: „Alle scrollen doch heute nur noch durch die Timelines. Wenn man sich anschaut, wie lange Leute auf Youtube Videos anschauen oder auf Spotify Tracks anhören, dann sind das Sekunden. So gesehen haben wir die Chance, dass von unseren Tracks mehr gehört wird als von einem normalen Song.“

Ihr Stilmittel Reduktion und Minimalismus setzte das Duo auch bei den Texten fort, sie beschränken sich auf maximal einen Satz. Oftmals reichen auch zwei oder drei Schlagworte. Und sogar die Videos, die es zu allen 50 Songs gibt, haben alle nur eine Einstellung und sind nicht geschnitten.

Die Filmsequenzen wurden teilweise sogar von Freunden und Bekannten der beiden Musiker gedreht und den „Stahlnetz“-Musikern anschließend zugespielt.

Jochen Rausch, Programm-Direktor 1LIVE, WDR 2, WDR 4, Moderator, Musiker, Buchautor – © Pieper

Jochen Rausch und Detlev Cremer verzichteten sogar auf ein menschliche Stimme, sondern vertrauten einer „digitalen Sängerin“, die sie „Marta“ tauften.

Multikünstler Jochen Rausch: „Wir wollten eine Stimme haben, die immer zur Verfügung steht. Da blieb nur eine virtuelle Stimme. Wir nennen sie Marta. Marta ist sehr kooperativ, man muss sie nur anklicken und ihr die Texte aufschreiben und schon spricht sie. Sie hat sehr viele Ausdrucksmöglichkeiten, wir haben sie dann auch noch zum Singen gebracht.“

Neue musikalische Wege haben Jochen Rausch und Detlev Cremer auf jeden Fall wieder beschritten – jetzt müssen nur noch ihre alten und hoffentlich neuen Fans mit in die gleiche Richtung gehen.

Und der nächste Schritt ist auch schon angedacht. Die beiden musikalischen Autodidakten würden ihr neues Album liebend gern auch live auf der Bühne präsentieren. Aber dafür brauchen sie dann eine Marta aus Fleisch und Blut und mit einer tollen Stimme. Aber auch hier fällt den beiden Kreativ-Köpfen sicher eine optimale Lösung ein…

Text Peter Pionke

„Schwebebahn“, die brandneue „Stahlnetz“-Single – © Stahlnetz

Alle Infos, eine spannende Kurz-Doku und Links, wo Sie die neue Single „Schwebebahn“ herunterladen können, finden Sie unter:

http://www.stahlnetz-online.com

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