30. Juli 2019

Werner Baumann: ‚Bayer operativ auf Kurs‘

Chemie-Riese Bayer ist im 2. Quartal 2019 weiter gewachsen. „Bayer ist operativ auf Kurs“, erklärte der Vorstandsvorsitzende Werner Baumann bei der Vorlage des Halbjahresfinanzberichts.

Werner Baumann, Bayer-Vorstandsvorsitzender – © Bayer AG

Werner Baumann zieht Bilanz: „Während unser Crop-Science-Umsatz vor allem durch die extremen Wetterbedingungen in Nordamerika beeinträchtigt war, erzielten wir bei Pharmaceuticals erfreuliche Zuwächse.“ Positiv entwickelte sich auch die Division Consumer Health. Den Konzernausblick für 2019 bestätigte Baumann, dieser sei jedoch zunehmend ambitioniert.

Der Konzernumsatz erhöhte sich im 2. Quartal währungs- und portfoliobereinigt (wpb.) um 0,9 Prozent auf 11,485 Milliarden Euro. Nominal entspricht das einem deutlichen Plus von 21,1 Prozent. Das EBITDA vor Sondereinflüssen stieg um 24,7 Prozent auf 2,927 Milliarden Euro. Im Jahresvergleich belasteten negative Währungseffekte, insbesondere aus Hedging, das Ergebnis mit 59 Millionen Euro.

Das EBIT sank um 31,2 Prozent auf 926 Millionen Euro. Im EBIT sind per saldo Sonderaufwendungen von 859 (Vorjahr: 362) Millionen Euro enthalten. Diese stehen im Wesentlichen in Verbindung mit Wertminderungen im Zusammenhang mit der vereinbarten Desinvestition von Dr. Scholl’s™ sowie den Aufwendungen für die angekündigten Restrukturierungen.

Das Konzernergebnis ging um 49,1 Prozent auf 404 Millionen Euro zurück. Das bereinigte Ergebnis je Aktie aus fortzuführendem Geschäft verbesserte sich hingegen um 5,9 Prozent auf 1,62 Euro. Der Free Cash Flow belief sich auf 751 Millionen Euro (minus 60,8 Prozent). Der deutliche Rückgang – so Werner Baumann – ist auf die Saisonalität des neu erworbenen Crop-Science-Geschäfts zurückzuführen.

Durch den Erwerbszeitpunkt im Juni 2018 waren die cashflow-belastenden Monate April und Mai im Vorjahr nicht enthalten. Die Nettofinanzverschuldung erhöhte sich zum 30. Juni im Vergleich zum 31. März 2019 um 5,6 Prozent auf 38,808 Milliarden Euro, im Wesentlichen durch die Dividendenausschüttung.

Crop Science durch extreme Wetterbedingungen beeinflusst

Im Agrargeschäft (Crop Science) erzielte Bayer einen Umsatz von 4,788 Milliarden Euro. Nominal stieg der Umsatz um 59,0 Prozent, im Wesentlichen durch die Übernahme von Monsanto. Insgesamt war das Crop-Science-Geschäft im 2. Quartal maßgeblich durch extreme Wetterbedingungen beeinflusst. Insbesondere wirkten sich Überschwemmungen und starke Regenfälle im Mittleren Westen der USA sowie Trockenheit in weiten Teilen Europas und in Kanada negativ aus.

Zudem beeinträchtigten die anhaltenden Handelskonflikte das Geschäft. Der wpb. Umsatzrückgang von 3,1 Prozent, bei dem die Entwicklung des akquirierten Geschäfts nur für den Zeitraum vom 7. Juni bis zum 30. Juni berücksichtigt wird, war im Wesentlichen durch deutlich rückläufige Umsätze in Nordamerika bedingt. Merkliche Zuwächse in Lateinamerika konnten dies nicht ausgleichen.

Auf Pro-forma-Basis sank der Umsatz von Crop Science währungsbereinigt (wb.) um 9,9 Prozent. Dabei werden die Umsätze so dargestellt, als wären die Übernahme von Monsanto und die damit zusammenhängenden Desinvestitionen bereits zum 1. Januar 2018 erfolgt. Rückläufig waren auf dieser Basis insbesondere die Geschäfte mit Sojabohnensaatgut und Pflanzeneigenschaften, mit Herbiziden sowie mit Maissaatgut und Pflanzeneigenschaften. Positiv entwickelte sich dagegen der Umsatz mit Insektiziden.

Das EBITDA vor Sondereinflüssen von Crop Science erhöhte sich um 66,9 Prozent auf 1,075 Milliarden Euro. Der Anstieg ist insbesondere auf den Ergebnisbeitrag des akquirierten Geschäfts zurückzuführen. Negativ wirkten sich der Umsatzrückgang, der Wegfall des Ergebnisbeitrags der an BASF veräußerten Geschäfte, Wertminderungen auf Vorräte sowie ein negativer Währungseffekt von 26 Millionen Euro aus.

Im Zusammenhang mit dem Pflanzenschutzmittel Glyphosat wurden bis zum 11. Juli 2019 in den USA Klagen von etwa 18.400 Klägern zugestellt. Das Unternehmen ist weiterhin überzeugt, gute Argumente zur Verteidigung gegen die erhobenen Ansprüche zu haben, und beabsichtigt, sich in all diesen Verfahren entschieden zur Wehr zu setzen. Parallel wird sich Bayer konstruktiv in den Mediationsprozess einbringen, der von einem Bundesrichter in Kalifornien angeordnet wurde.

Kräftiger Ergebniszuwachs bei Pharmaceuticals

Der Umsatz mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln (Pharmaceuticals) erhöhte sich wpb. um 3,9 Prozent auf 4,422 Milliarden Euro. Neben der anhaltend starken Entwicklung in China verzeichnete Bayer auch ein weiterhin kräftiges Wachstum mit dem oralen Gerinnungshemmer Xarelto™ und dem Augenmedikament Eylea™.

So legte der Xarelto™-Umsatz wpb. um 12,5 Prozent zu, vor allem dank Mengenausweitungen in China und in Europa/ Nahost/Afrika. Die als Umsatz erfassten Lizenzeinnahmen in den USA, wo Xarelto™ von einer Tochtergesellschaft von Johnson & Johnson vermarktet wird, gingen zurück. Das Eylea™-Geschäft (wpb. plus 11,2 Prozent) konnte in allen Regionen weiter ausgebaut werden.

Beim Krebsmedikament Stivarga™ (wpb. plus 23,9 Prozent) profitierte das Unternehmen vor allem von Mengenausweitungen in China und Russland. Auch Adempas™, das Medikament zur Behandlung von Lungenhochdruck, wuchs prozentual zweistellig (wpb. plus 11,0 Prozent), vorrangig in den USA und Europa.

Weiterhin rückläufig war dagegen der Umsatz des Multiple-Sklerose-Präparats Betaferon™/Betaseron™ (wpb. minus 17,9 Prozent), im Wesentlichen bedingt durch den starken Wettbewerb in den USA. Beim Krebsmedikament Nexavar™ gab der Umsatz wpb. um 9,4 Prozent nach, vor allem aufgrund des kompetitiven Marktumfelds in den USA und Japan.

Das EBITDA vor Sondereinflüssen von Pharmaceuticals stieg um 10,1 Prozent auf 1,500 Milliarden Euro. Dieser kräftige Zuwachs ist primär auf die erhöhte Nachfrage und niedrigere Herstellungskosten zurückzuführen. Zudem gingen die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung gegenüber einem hohen Vorjahreswert zurück. Zusätzlich wirkte sich hier der vom Vorjahr abweichende Verlauf von Studienausgaben aus. Negative Währungseffekte belasteten das Ergebnis mit 30 Millionen Euro.

Positive Umsatz- und Ergebnisentwicklung bei Consumer Health

Der Umsatz mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten (Consumer Health) stieg wpb. um 2,1 Prozent auf 1,442 Milliarden Euro. Zuwächse erzielte die Division wpb. vor allem in der Region Lateinamerika, aber auch in Europa/Nahost/Afrika und in Asien/Pazifik verlief das Geschäft positiv. Nur in Nordamerika ging der Umsatz wpb. leicht zurück. Weltweit war das Geschäft in der Kategorie Allergie und Erkältung mit einem Plus von wpb. 10,8 Prozent am erfolgreichsten.

Positiv entwickelten sich auch die Bereiche Magen-Darm-Gesundheit (wpb. plus 7,9 Prozent) und Nahrungsergänzung (wpb. plus 4,0 Prozent). Rückläufig war der Umsatz dagegen bei Dermatologie (wpb. minus 4,2 Prozent) sowie bei Schmerz und Kardio (wpb. minus 3,2 Prozent).

Das EBITDA vor Sondereinflüssen von Consumer Health stieg um 5,5 Prozent auf 270 Millionen Euro. Einen positiven Beitrag lieferten insbesondere das Ende 2018 initiierte Effizienzprogramm, das zu einer deutlichen Verringerung der Vertriebskosten führte, sowie das Umsatzwachstum. Negativ wirkte sich der fehlende Ergebnisbeitrag des verkauften US-Geschäfts mit verschreibungspflichtigen Dermatologieprodukten aus.

Animal Health leicht rückläufig

Der Umsatz von Animal Health verringerte sich wpb. um 2,7 Prozent auf 454 Millionen Euro, insbesondere wegen erwartungsgemäß deutlicher Mengenrückgänge in den USA nach einem starken Vorjahresquartal. Die positiven Entwicklungen in Asien/Pazifik und Lateinamerika konnten dies nicht vollständig kompensieren. Das EBITDA vor Sondereinflüssen ging um 3,1 Prozent auf 124 Millionen Euro zurück.

Ausblick für 2019 bestätigt

Bayer bestätigt die Prognose für den Konzern und die Segmente für das Geschäftsjahr 2019 – allerdings ist der Ausblick in Anbetracht des schwierigen Umfelds für das Crop-Science-Geschäft zunehmend ambitioniert. Für 2019 erwartet Bayer einen Umsatz von etwa 46 Milliarden Euro zu konstanten Wechselkursen aus dem Jahr 2018. Dies entspricht einer wpb. Steigerung um etwa 4 Prozent.

Das um Sondereinflüsse bereinigte EBITDA will Bayer wb. auf rund 12,2 Milliarden Euro steigern. Für das bereinigte Ergebnis je Aktie plant das Unternehmen einen Anstieg auf etwa 6,80 Euro – ebenfalls zu konstanten Wechselkursen aus dem Jahr 2018. Bei den Zielen nicht berücksichtigt sind die Pläne zur Trennung von der Geschäftseinheit Animal Health, der vereinbarte Verkauf der Consumer-Health-Marken Coppertone™ und Dr. Scholl’s™ sowie die geplante Veräußerung des 60-prozentigen Anteils am deutschen Standortdienstleister Currenta.

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