„Knacki“ Deuser: Auf Umwegen beim Karneval gelandet

"Knacki" Deuser war einer der gefeierten Stars bei der "4. Herrensitzung Kölscher Art" in der Hako Event Arena in Vohwinkel. Der Comedian ist in inzwischen auch ein gefragter Büttenredner. Zum Karneval kam Klaus-Jürgen alias „Knacki“ Deuser mehr oder weniger wie die berühmte Jungfrau zum Kind.

Klaus-Jürgen „Knacki“ Deuser – © Pressefoto Klaus-Jürgen Deuser

Einmal dabei, lässt er es so richtig krachen. Comedian, Karnevalist, Moderator, Coach und TV-Produzent – Multitalent Deuser (55) stammt aus Kaiserslautern, nicht gerade eine Pappnasen-Hochburg. 1981 zog er nach Köln, studierte dort Betriebswirtschaftslehre. Als Leichtathlet (800 und 1.000 Meterlauf) war er Hochleistungssportler.

Und in der Umgebung des Kölner Doms kam er auch mit dem Karneval in Berührung. Deuser moderierte die WDR-Sendung „Ab in die Bütt?!“, in der talentierte Nachwuchs-Büttenredner gesucht wurden. Er selbst landete erst 2012 auf der Karnevals-Bühne – und das eher per Zufall. Ein Büttenredner war bei der großen Sitzung des Kölner Karnevalsvereiens „Colombinen“ ausgefallen. „Knacki“ Deuser sprang spontan ein und blieb sozusagen in der Bütt hängen.

Nach Wuppertal kommt der ehemalige Moderator des WDR-Comedy-Highlights „NightWash“ sehr gern: „Hier habe ich schon in jedem Stau gestanden. Ich mag die Stadt wirklich und mir gefällt auch die Atmosphäre in der Hako Arena.“ Peter Pionke hat sich mit dem feinsinnigen Karnevalisten unterhalten.

DS: Sie sind ja ein spätberufener Karnevalist. Wie sind Sie denn jetzt eigentlich in der Bütt gelandet?

Knacki Deuser: „Ich habe vor 12 Jahren die erste Casting-Sendung für den WDR entwickelt: „Ab in die Bütt!“ Das war meine Idee. Da haben wir talentierte, junge Büttenredner gesucht. So bin ich an den Karneval geraten. 2012 hat mich der Kölner Karnevalsverein „Die Colombinen“ gefragt, ob ich nicht auf einer ihrer Sitzungen auftreten wollte. Dann habe ich das gemacht und seither bin ich dabei.“

DS: Wie unterscheiden sich das Publikum in einer Karnevalssitzung von dem, das zu Ihren Solo-Programmen kommt?

Knacki Deuser: „Der Unterschied ist ganz simpel. Wenn ich mein Solo-Programm präsentiere, kaufen die Leute Tickets, um mich zu sehen. Im Karneval muß ich zu den Leuten gehen. Die Jecken wollen unterhalten werden und auf sie wartet ein ‚Kessel Buntes‘. Sie wollen feiern, aber mich nicht unbedingt hören. Da muss man schon die Aufmerksamkeit und die Akzeptanz erkämpfen. Im Karneval sind immer die ersten zwei Minuten spielentscheidend.“

DS: Schreiben Sie eigentlich für den Karneval ganz spezielle Programme oder greifen sie dort auf das „Best of“ Ihrer Solo-Programme zurück?

Knacki Deuser: „Ich lebe ja von den Geschichten, die ich im Kopf habe und die sind in beiden Welten gleich. Aber ich gebe zu, dass 20 bis 30 Prozent meines Karnevals-Programms Pointen und Gags sind, die ich nur in der Bütt heraushaue.“

DS: Bei den Herrensitzungen gibt es ja keine Frauen im Saal, sondern nur auf der Bühne. Was ist Ihnen denn lieber?

Knacki Deuser: „Es hat natürlich Tradition und ist auch legitim reine Herren- oder Frauensitzungen zu veranstalten. Wenn ich ganz ehrlich bin: Am liebsten trete ich auf gemischten Sitzungen auf. Aber auch Herrensitzungen haben ihren Reiz. Aber da achte ich dann immer darauf, dass ich recht früh im Programm auftrete. Denn ab einem gewissen Alkoholpegel bezweifele ich, dass ich dann die beste Wahl bin.“

DS: Es gibt Kabarettisten und Comedians, die über Kollegen die Nase rümpfen, die auch im Karneval mitmischen. Was entgegnen Sie denen?

Knacki Deuser: „Ich kenne das von beiden Seiten. Es gibt auch Karnevalisten, die von sich behaupten, nur sie seien in der Lage, alle Menschen zu unterhalten. Karneval und Comedy-Shows sind völlig unterschiedliche Genres. Jeder muss für sich entscheiden, was er tun will. Mir macht beides großen Spaß und ich habe tolle Erfahrungen im Karneval gemacht. Es hat schon seinen Reiz, mehrmals am Tag vor mehreren hundert Leuten aufzutreten. Jedem, der das nur unter dem Aspekt des Geldverdienens sieht, würde ich vom Karneval abraten.“

DS: In Ihren Solo-Programm stehen Sie ja eher für feinsinnigen und tiefgründigen Humor. Im Karneval ist ja eher Hardcore angesagt. Wie bekommen Sie diesen Spagat hin?

Knacki Deuser: „Zu 90 Prozent schaffe ich es, zu 10 Prozent muss ich kämpfen: Ich will mich auf keinen Fall verbiegen. Ich mache im Grunde das, was ich auch auf der normalen Bühne mache. Ich arbeite lediglich die Pointen ein wenig klarer heraus. Meine Gags gehen aber nie unter die Gürtellinie. Das war noch nie mein Ding. Deshalb muss ich genau darauf achten, an welcher Position im Programm ich auftrete. Da habe ich auch ein oder zwei Mal Lehrgeld zahlen müssen. Ich als letzter Programmpunkt in einer Herrensitzung, das geht gar nicht.“

DS: Sie habe ja BWL studiert. Wo können Sie das im Studium erworbene Wissen im wahren Leben noch anwenden?

Knacki Deuser: „Eigentlich ständig. Ich habe ja im Studium gelernt, zu konzipieren, das, was man als freier Künstler eigentlich ständig tun muss. Mein Business hat sich ja ohnehin in den letzten Jahren verändert. Der Karneval nimmt fast schon einen Hobby-Status ein. Neben meinem Solo-Programm ist der Bereich Coaching und Unternehmensberatung inzwischen wieder mein absoluter Schwerpunkt. Meine Stärke war es schon immer, Menschen in Sachen sicheres Auftreten und Persönlichkeitsentwicklung zu coachen. Dabei kommt mir natürlich meine große Bühnenerfahrung zugute. Was BWL angeht, bin ich eigentlich wieder da gelandet, wo ich einmal vor 30 Jahren angefangen habe.“

DS: Der Comedy-Markt ist in den letzten Jahren explodiert. Überall sprießen neue Talente hervor. Wo haben Sie sich denn da Ihre Nische gesichert?

Knacki Deuser: „Ich sehe mich als Coach und Speaker, der auf der Bühne das Thema Humor vermittelt. Ich bin 34 Jahre im Geschäft, habe ‚NightWash‘ gegründet oder ‚Sven Pistors Fußballschule‘ und vier oder fünf andere Sendungen konzipiert. Ich sehe mich inzwischen so ein wenig als Professor und Humorflüsterer. In diese Richtung habe ich mich in den letzten Jahren entwickelt und da wird wohl auch meine Zukunft liegen. Vom ganz klassischen Comedian bin ich schon ein Stück weit entfernt.“

DS: Über ‚NightWash‘ haben Sie sich ja selbst die Konkurrenz herangezogen. Haben Sie das mal bereut?

Knacki Deuser: „Noch nie! Für mich war ‚NightWash‘ selbst ein Geschenk. Ich wollte eigentlich gar nicht auf die Bühne. Ich habe als Leichtathlet Hochleistungssport betrieben und BWL studiert. Ich wollte immer Lehrer werden. Davon haben mir alle abgeraten, weil man da kaum Geld verdient. Ein bisschen Geld verdienen wollte ich aber schon. Also bin ich eben kein Lehrer geworden. Aber das Vermitteln und Weitergeben von Wissen und Erfahrungen hat mir immer Spaß gemacht. Das spielte auch bei ‚NightWash’ mit hinein. Ich war ja der Moderator, der Papa. Die anderen sollten groß werden. Ich habe sie nie als Konkurrenten gesehen.“

DS: Könnten Sie sich vorstellen, dass Comedians, die heute noch die großen Hallen füllen, plötzlich nicht mehr gefragt sind?

Knacki Deuser: „Ja, das glaube ich! Der Produkt-Zyklus der Comedians wird immer rasanter. Da greift irgendwann die alte Regel: ‚So wie du steigst, so fällst du auch‘. Je schneller man gestiegen ist, desto größer ist die Gefahr, abzustürzen, weil man noch kein Netzwerk aufgebaut hat und auch noch nicht die nötige Erfahrung besitzt. Die Comedy-Szene ist zu einer Art Event-Bereich geworden. Die Leute picken sich einen Comedian heraus, zu dem sie in Scharen hinlaufen. Wie im Musik-Bereich die Rolling Stones werden sich auch einige wenige Comedians über viele Jahre halten. Andere werden ganz schnell wieder von der Bildfläche verschwinden. Es gibt immer wieder neue Comedians. Aber das potentielle Publikum wächst nicht rapide. Also gibt es einen Verdrängungswettbewerb. Ich jedenfalls werde als Berater viel zu tun haben.“

DS: Vielen Dank für das interessante Gespräch 

 

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