Nur Erich Miß konnte Torjäger Müller stoppen

Serie WSV.Legenden (10): Erich Miß und Detlef Webers kamen aus eigener Jugend

 

Im Erfolgsteam des ehemaligen Bundesligisten WSV gab es nur zwei waschechte Wuppertaler. Es waren Detlef Webers und Erich Miß. Nur sie stammten aus der eigenen Jugend. Es war die erfolgreiche A-Jugend, die damals um die westdeutsche Meisterschaft spielte. Spieler wie Peter Drenks, Ralf Klem und Peter „Theo“ Redder standen in der Startlöchern, trainiert von Addy Preißler und Torwart Helmut Domagalla. Preißler, zweifacher Nationalspieler, Kapitän und erfolgreicher Torjäger beim deutschen Meister Borussia Dortmund, war von 1965 bis 1968 Trainer des WSV, kümmerte sich aber wegen Erfolglosigkeit zuletzt nur noch um die Jugend.

Von ihm gefördert, kam Webers (Jahrgang 1949) bereits als 17jähriger in die erste Mannschaft des WSV und trug später im Aufstiegsjahr nicht weniger als 21 Tore bei. Webers stand im Schatten von Günter Pröpper und kam verletzungsbedingt später immer weniger zum Einsatz. Schließlich wechselte er im Sommer 1973 zum damaligen Regionalisten Arminia Bielefeld, wo er für 50.000 DM ausgeliehen wurde. Für den WSV lief er 32 Mal auf.
In seiner heutigen Rückschau war der damalige WSV trotz seiner großartigen Erfolge so etwas wie ein „Dorfverein“, was sich in Ausrüstung und Trainingsbedingungen ausdrückte. „Wir schämten uns in Berlin wegen unserer einfachen Trainingskluft!“ Die WSV-Mannschaft verstand sich damals als Clique, in der es jeder Neue mehr als schwer hatte. Der aus Siegen gekommene, später ermordete, blutjunge Heinz Bonn (DS berichtete) wurde mehr geschnitten als angenommen, ehe er zum Hamburger SV wechselte, erinnert sich Webers heute.

Webers selbst feierte seine größten sportlichen Erfolge dann in Belgien beim Erstligisten KV Kortrijk, bevor er 1979 in die amerikanische Profiliga zu den San Jose’ Earthquakes wechselte. Nach der fußballerischen Laufbahn arbeitete er als Coca-Cola-Fahrer und startete eine Karriere im Rennsport, wo er Langstreckenpokale einheimste – immer assistiert von Sohn Dennis, der inzwischen in Wuppertal einen Autohandel betreibt. Sein heutiger Kontakt zum Fußball beschränkt sich auf den Fernsehsender „SKY“, wie der heute im Remscheider Morsbachtal wohnende Rentner schmunzelnd berichtet.

Horst Buhtz hatte den gerade aus der Jugend gekommenen jungen Abwehrspieler Erich Miß (Jahrgang 1948) bei den WSV-Amateuren entdeckt und spontan zu einem Freundschaftsspiel gegen Eintracht Frankfurt eingeladen. Als der dann mit seiner Sporttasche ins Stadion kam, berichtet er heute, kannte ihn niemand, und die Ordner verwehrten ihm zunächst sogar den Einlass.
Das aber sollte sich bald ändern, insgesamt kam Erich Miß auf 110 Bundesliga-Einsätze, 23 davon übrigens für den VfL Bochum, zu dem er nach dem Abstieg für eine Spielzeit gewechselt war. Besonders die Spiele gegen Bayern München sind ihm in bester Erinnerung geblieben. Trainer Horst Buhtz hatte ihm immer eingebläut, dass er der einzige Abwehrspieler in Deutschland sei, der den damaligen Torschützenkönig Gerd Müller stoppen könne.

Miß, als enger „Manndecker“ bekannt, war größer als „kleines, dickes Müller“ und konnte diesen Vorteil geschickt nutzen. Nationales Interesse fand das Spiel gegen die Münchener, das der Wuppertaler im Dress des VfL Bochums am 18. September 1976 bestritt. In dem sogenannten „Jahrhundertspiel“ gewannen die Bayern nach 0:4-Rückstand noch mit 6:5. Eine Minute vor dem Abpfiff markierte Hoeneß den Siegtreffer, Müller hatte zuvor zweimal getroffen.

Schlagzeilen im negativen Sinne machte Erich Miß in einem Pokalspiel gegen Borussia Mönchengladbach am 5. August 1978, jetzt wieder beim WSV, als er bei einem Zweikampf Nationalverteidiger Berti Vogts, den späteren Bundestrainer, schwer verletzte. Vogts mußte daraufhin seine Karriere beenden.

Erich Miß betreibt mit seinem Sohn Martin einen Heizungs- und Sanitärtechnik-Betrieb in Vohwinkel. „Es war eine großartige Zeit“, sagte uns der heute 69jährige.

Text: Siegfried Jähne 

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