6. Dezember 2025Peter Pionke
Bergische Löwen „krallten“ sich Derby einen Punkt
Sören Steinhaus hatte doppelten Grund zum Jubeln: Über den Punktgewinn in Gummersbach und über seine zehn Tore – © Archivfoto Jochen ClassenIn der ersten Halbzeit waren die Bergischen sogar das bessere Team. Zwar lagen sie nach einer Strafzeit gegen Johannes Wasielewski mit 6:8 hinten, erholten sich aber schnell und spielten teilweise wie aus einem Guss. Julian Fuchs traf per Gegenstoß zum 7:8, Noah Beyer glich nach von Aron Seesing herausgeholtem Siebenmeter aus. Nun übernahmen die Bergischen nach und nach die Kontrolle. Sören Steinhaus agierte im weiterhin personell extrem dünn besetzten Rückraum herausragend.
Der 21-Jährige übernahm viel Verantwortung, war für starke Anspiele genauso zuständig wie spektakuläre Tore. Wasielewski, einziger Rückraum-Linkshänder im Kader, fing sich zwar früh zwei Zeitstrafen, schaffte es aber, in der Folge so zu verteidigen, dass keine weitere hinzukam. Die hätte schließlich die Rote Karte bedeutet.
Torhüter Christopher Rudeck war ein starker Rückhalt
In der besten Phase des Spiels setzten sich die Gäste durch Aron Seesing, Julian Fuchs, Noah Beyer per Siebenmeter und zwei Mal Steinhaus mit Brachialgewalt auf 16:12 ab. Christopher Rudeck hielt während des 5:1-Laufs sogar einen Siebenmeter. Die etwa 250 mitgereisten BHC- Fans waren nun tonangebend in der Schwalbe-Arena. Für den VfL Gummersbach kam die Halbzeitpause gerade recht.
Zwar legte Steinhaus sogar das 17:12 nach, doch in der Folge kamen die Hausherren zügig wieder heran. Der BHC scheiterte nun häufiger an Torhüter Bertram Obling und leistete sich auch ein paar Fehler. Seesing und Fuchs hielten den Vorsprung bei zwei Toren, doch ein Stürmerfoul- Pfiff gegen Steinhaus war ebenso schwierig zu akzeptieren wie ein nicht gegebener Siebenmeter
für Beyer. Julian Köster war es, der für Gummersbach zum ersten Mal wieder ausglich (20:20, 44. Minute).
Johannes Wasielewski rettete mit seinem Treffer zum 29:29 einen Punkt für den BHC im Derby beim VfL Gummersbach – © Archivfoto Jochen ClassenDie Gäste mussten nun kämpfen – ganz sicher auch gegen die Müdigkeit. Tomas Babak konnte im Rückraum ein wenig entlasten, doch hauptsächlich agierten die Löwen dort mit dem Trio Steinhaus/Wasielewski/Nico Schöttle. Letztgenannter markierte zwei befreiende Tore in Serie – eins aus der Distanz, eins nach einem Ballgewinn. Trotz des neuerlichen knappen Vorsprungs war Gummersbach nun mehr am Drücker. Die Gastgeber trafen drei Mal in Serie und hatten nun fast die komplette Schwalbe-Arena hinter sich. Es war nun genau das Derby, das sich alle erhofft hatten.
Sören Steinhaus ragte mit 10 Treffern heraus
Und vielleicht war es genau diese Atmosphäre, die dafür sorgte, dass die Bergischen vor allem im Angriff noch einmal aufdrehen konnten. Steinhaus, Wasielewski und wieder Steinhaus – diesmal per Kempa-Trick – legten immer ein Tor für die Löwen vor, doch der VfL antwortete umgehend. Beim 26:25 schien sich Aron Seesing noch zu verletzen, doch der Kreisläufer kam nach ein paar
Angriffen wieder. Dazwischen traf Ersatzmann Lars Kooij zum 27:26.
Doch auch das reichte nicht. Gummersbach traf wieder schnell, profitierte dann von einem Ballverlust und ging 28:27 in Front. Schöttle warf in den Block, der BHC war plötzlich auf der Verliererstraße, doch Diedrich war mit seiner sechsten Parade des Spiels gegen den völlig frei auf in zulaufenden Lukas Blohme zur Stelle. Wasielewski war es, der doch wieder egalisierte, aber Gummersbach legte wieder vor.
BHC-Kreisläufer Aron Seesing war viermal in Gummersbach erfolgreich – © Archivfoto Jochen ClassenMit dem Rücken zur Wand behielt Wasielewski in der Schlussminute ein Mal mehr die Nerven und markierte das letztlich entscheidende 29:29. Der VfL hatte noch die letzte Chance, aber Aron Seesing zog ein Stürmerfoul gegen Ole Pregler. Die Sekunden tickten herunter. Der BHC feierte diesen Punkt wie einen Sieg.
Stimmen zum Spiel
Markus Pütz: „Wir nehmen einen Punkt aus Gummersbach mit, was uns sehr glücklich macht. Das ist, wenn man sich das gesamte Spiel anschaut, auch sehr verdient, da wir über Dreiviertel des Spiels für einen Sieg in Frage kommen. Mit plus Vier in die Halbzeit zu gehen, stellt uns sehr zufrieden. Wir verteidigen sehr gut und sind im zweiten Durchgang sehr stolz auf die Jungs. Nach dem 19:19 kippt das Spiel ein wenig. Bei der Entschlossenheit des Gegners mit der Halle im Rücken so stabil zu bleiben mit einer so jungen Mannschaft ist aller Ehren wert.“
Gudjon Valur Sigurdsson: „Ich kann heute nicht behaupten glücklich zu sein, obwohl wir heute eigentlich die glücklichere Mannschaft sein müssten, weil der BHC heute die deutlich bessere Mannschaft war. Wir kamen nicht gut ins Spiel und haben direkt Fehler gemacht. Ich muss mich heute bei meiner Mannschaft entschuldigen, dass wir mit einer 5:1-Abwehr angefangen haben. Wir wussten, dass der BHC aus dem Rückraum gefährlich ist und ich habe mich deshalb dafür entschieden. Wir wollten den Schützen das Leben so schwer machen, was uns aber nicht gut gelungen ist. Wir haben nicht viel Zugriff bekommen, hatten keine Paraden und vorne keine Lösungen gefunden. Der BHC stand kompakt in der Abwehr und wir haben aus dem Rückraum für keine Gefahr gesorgt. Der BHC hat uns gezeigt, wie man so ein Bundesligaspiel mit Kampf, Leidenschaft und Willen führt. In der zweiten Halbzeit haben wir mehr gebracht und es hat sich ein ausgeglichenes Spiel entwickelt. Der Punkt geht mehr als verdient an den BHC.“
Das BHC-Trainergespann Arnor Thor Gunnarsson (l.) und Markus Pütz freute sich riesig über den Punktgewinn im bergischen Derby – © Archivfoto Jochen ClassenFabian Gutbrod: „Unabhängig des Ergebnisses war das wieder einmal eine unglaubliche Moral. Kämpferisch waren wir auf absolutem Topniveau. Das macht viel Spaß und ist sehr beeindruckend. Wir sind mit jedwedem Rückschlag gut umgegangen. Deshalb freue ich mich über den Punkt, der auch ein Gewinn ist unter diesen Vorzeichen. Das war gegen eine fast vollzählige Gummersbacher Mannschaft nicht abzusehen. Da kann man nur Hochachtung haben. Es war ein enges Spiel, auch wenn wir es zwischendurch geschafft haben, uns ein bisschen abzusetzen. Es gibt aber auch zwei, drei Momente, in denen wir hätten umkippen können. Jede einzelne Phase
haben wir unglaublich gut überstanden und uns jedes Mal zurückgekämpft. Ich freue mich unheimlich über diesen Punkt.“
VfL Gummersbach – Bergischer HC 29:29 (12/16)
VfL Gummersbach: Kuzmanovic, Obling, Gomes (4), Vidarsson (8), Kodrin, Vujovic (3/3), Köster (6), Blohme (1), Häseler (1), Einarsson, Schluroff(1), Mahé (2), Pregler (3), Horzen, Kiesler, Zeman. Trainer: Gudjon Valur Sigurdsson
Bergischer HC: Rudeck, Diedrich – Beyer (3/3), Becher, Servos, Schöttle (2), Babarskas, Kooij (1), Babak, Massoud, Püttmann, Fuchs (5), Seesing (4), Steinhaus (10), Wasielewski (4). Trainer: Arnor Gunnarsson und Markus Pütz
Schiedsrichter: Lucas Hellbusch und Darnel Jansen
Siebenmeter: 3/4– 3/4
Zeitstrafen: 4 – 3 (Wasielewski (2), Barbaskas– Vidarsson, Kiesler(2), Einarsson)
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