10. November 2025Peter Pionke
Bayer kommt bei strategischen Prioritäten voran
Bill Anderson, Vorstandsvorsitzender des Chemie-Riesen Bayer AG – © Bayer„Insgesamt sind wir in diesem richtungsweisenden Jahr gut aufgestellt, die Konzernprognose für 2025 zu erreichen, die wir im vergangenen Quartal angehoben hatten“, sagte er am Mittwoch bei der Vorlage der Mitteilung zum 3. Quartal.
Auch strategisch habe Bayer Fortschritte gemacht, sagte Anderson: Bei der Pipeline der Division Pharmaceuticals etwa erwartet das Unternehmen noch für diesen Monat die US-Markteinführung von Lynkuet™ (Wirkstoff: Elinzanetant) zur hormonfreien Behandlung von Beschwerden, die mit den Wechseljahren in Zusammenhang stehen. Die Division Crop Science konzentriert sich auf die Umsetzung des Fünfjahresprogramms. Vergangene Woche wurde das Insektizid Plenexos™ in Lateinamerika eingeführt.
Das unterstreiche den Fokus auf innovative Lösungen für die Landwirtschaft, so Anderson. Der Konzern habe die Nettofinanzverschuldung weiter reduziert, und das Organisationsmodell Dynamic Shared Ownership zahle sich sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis aus. „Unser Unternehmen wird immer schlanker, effizienter, schneller und fokussierter.“
Mit Blick auf die Rechtsstreitigkeiten in den USA sagte der Vorstandsvorsitzende: „Wir sind überzeugt, dass unsere mehrgleisige Strategie die richtige ist. Wir setzen sie fort und passen die Lösungsansätze kontinuierlich an.“ Er sehe erhebliche Fortschritte und sei zuversichtlich, die Rechtsrisiken bis Ende 2026 signifikant einzudämmen. „Insgesamt stehen wir jetzt vor einer wichtigen und sehr dynamischen Phase.“ Das spiegele sich auch in den Rückstellungen wider, die sich im 3. Quartal durch mehrere Faktoren erhöht haben.
Bayer versteht sich als wertvollen, nachhaltigen Partner in der Agrarwirtschaft – © Bayer AGSo gab es einige Vergleichsvereinbarungen und in der Folge wie erwartet einen moderaten Zuwachs an eingereichten Glyphosatklagen. Das wiederum führte – wie jüngst auch das negative Urteil des Supreme Court des US-Bundesstaates Washington im PCB-Fall Erickson – zu höheren Rückstellungen und höheren Kosten für die Rechtsstreitigkeiten. Das Unternehmen wird weiterhin alle Optionen prüfen, um die Rechtsrisiken einzudämmen.
EBITDA vor Sondereinflüssen
Der Konzernumsatz lag im 3. Quartal 2025 bei 9,660 Milliarden Euro, währungs- und portfoliobereinigt (wpb.) ein Plus von 0,9 Prozent. Währungseffekte belasteten mit 447 (Vorjahr: 436) Millionen Euro. Das EBITDA vor Sondereinflüssen stieg um 20,8 Prozent auf 1,511 Milliarden Euro, weil es sich bei der Division Crop Science und in der Überleitung jeweils deutlich verbesserte. Währungseffekte verringerten es um 42 (Vorjahr: 94) Millionen Euro. Das EBIT betrug minus 543 Millionen (Vorjahr: minus 3,822 Milliarden) Euro. Darin enthalten waren per saldo Sonderaufwendungen von 1,064 (Vorjahr: 4,088) Milliarden Euro.
Diese resultierten im Wesentlichen aus Zuführungen zu Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten. Das Konzernergebnis belief sich auf minus 963 Millionen (Vorjahr: minus 4,183 Milliarden) Euro. Das bereinigte Konzernergebnis je Aktie stieg auf 0,57 Euro, was mehr als einer Verdoppelung entspricht. Auch hier wirkte sich insbesondere die Verbesserung des Ergebnisses in der Division Crop Science sowie in der Überleitung positiv aus.
Eine Forscherin bei der Arbeit in einem hochmodernen Bayer-Labor – © BAYER AGDer Free Cash Flow ging um 48,1 Prozent zurück auf 596 Millionen Euro – vor allem infolge höherer Vergleichszahlungen. Das entspricht der Prognose und den saisonalen Schwankungen des Geschäfts. Die Nettofinanzverschuldung reduzierte sich zum 30. September gegenüber Ende Juni 2025 um 1,7 Prozent auf 32,708 Milliarden Euro, im Wesentlichen durch Mittelzuflüsse aus der operativen Geschäftstätigkeit. Im Vergleich zum 30. September 2024 verminderte sie sich um 6,6 Prozent.
Crop Science profitiert von starker Nachfrage nach Maissaatgut
Im Agrargeschäft (Crop Science) stieg der Umsatz wpb. um 1,3 Prozent auf 3,858 Milliarden Euro. Ausgeprägt war das Wachstum bei Maissaatgut und Pflanzeneigenschaften (wpb. 22,4 Prozent). Dabei erhöhten sich die Absätze in allen Regionen. Besonders stark legte die strategische Geschäftseinheit aufgrund erhöhter Anbauflächen in Nordamerika zu sowie durch einen guten Saisonstart in Lateinamerika. Positiv bemerkbar machte sich auch ein wpb. Plus von 2,8 Prozent bei den Herbiziden, vor allem dank höherer Absatzmengen der nicht glyphosathaltigen Produkte.
Das Geschäft mit den glyphosathaltigen Produkten hingegen blieb wpb. auf Vorjahresniveau. Rückgänge waren wie erwartet bei Sojabohnensaatgut und Pflanzeneigenschaften (wpb. minus 9,6 Prozent) zu verzeichnen sowie bei den Insektiziden (wpb. minus 9,3 Prozent). Dabei belasteten regulatorische Auswirkungen beim Sojabohnensaatgut in den USA und bei den Insektiziden in Europa.
Bayer-Finanzvorstand Wolfgang Nickl- © Bayer AGDas EBITDA vor Sondereinflüssen von Crop Science erreichte im saisonal verhaltenen 3. Quartal mit 172 Millionen Euro fast das Fünffache des Vorjahreszeitraums. Dies ist im Wesentlichen auf niedrigere Herstellungskosten sowie auf Kostenreduktion durch Effizienzprogramme zurückzuführen. Gegenläufig wirkten negative Währungseffekte von 21 (Vorjahr: positive Währungseffekte von 32) Millionen Euro. Die EBITDA-Marge vor Sondereinflüssen stieg um 3,6 Prozentpunkte auf 4,5 Prozent.
Pharmaceuticals: Weitere Zuwächse bei Nubeqa™ und Kerendia™
Der Umsatz mit rezeptpflichtigen Medikamenten (Pharmaceuticals) lag bei 4,335 Milliarden Euro, wpb. ein Plus von 0,4 Prozent. Weiterhin signifikante Zuwächse erzielten Nubeqa™ (wpb. 56,2 Prozent) zur Behandlung von Prostatakrebs und Kerendia™ zur Behandlung der chronischen Nierenerkrankung in Verbindung mit Typ-2-Diabetes sowie Herzinsuffizienz (wpb. 85,4 Prozent). Erheblich erhöhten sich zudem die Umsätze mit den Langzeitkontrazeptiva der Mirena™-Produktfamilie (wpb. um 22,9 Prozent), die vor allem in den USA zulegten und dort von einer Sonderbestellung profitierten. Das Radiologie-Geschäft verdankte sein substanzielles Umsatzwachstum insbesondere Volumen- und Preissteigerungen mit Ultravist™ und CT Fluid Delivery.
Gegenläufig wirkten vor allem Rückgänge beim oralen Gerinnungshemmer Xarelto™ (wpb. 31,4 Prozent) infolge von Patentabläufen sowie Einbußen bei Eylea™ (wpb. 11,2 Prozent). Bei dem Augenmedikament war das maßgeblich auf sinkende Preise sowie generischen Wettbewerbsdruck zurückzuführen. Zusätzlich negativ wirkten hier eine zeitliche Umsatzverschiebung ins Folgequartal in Japan sowie ein positiver Einmaleffekt aus einer Rückerstattung in Großbritannien im Vorjahresquartal. Für Eylea™ strebt die Division weiterhin einen Gesamtjahresumsatz auf dem Niveau von 2024 an.
Forscher bei der Untersuchung von Tumorgewebeschnitten. Unsere Forscher schaffen innovativ Lösungen und reagieren so auf die globalen Herausforderungen im Gesundheitswesen – © Bayer AGDas EBITDA vor Sondereinflüssen von Pharmaceuticals sank um 5,2 Prozent auf 1,045 Milliarden Euro. Dies war vor allem zurückzuführen auf negative Währungseinflüsse von 46 (Vorjahr: 134) Millionen Euro sowie auf höhere Aufwendungen für Forschung und Entwicklung, etwa durch gestiegene Investitionen in die frühe Forschung, in Zell- und Gentherapie- sowie Chemoproteomik-Technologien.
Zudem ließen sich negative Preisentwicklungen im Zusammenhang mit Patentabläufen sowie durch den Inflation Reduction Act in den USA nicht vollständig durch gesteigerte Absätze kompensieren. Positiv wirkten hingegen Kostensenkungen infolge von Effizienzprogrammen und eine geringere Zuführung zu Rückstellungen für das konzernweite Short-Term-Incentive(STI)-Programm. Die EBITDA-Marge vor Sondereinflüssen sank um 0,3 Prozentpunkte auf 24,1 Prozent.
Consumer Health steigert wpb. Umsatz moderat
Bei den rezeptfreien Gesundheitsprodukten (Consumer Health) erhöhte sich der Umsatz wpb. um 2,0 Prozent auf 1,415 Milliarden Euro, wobei das Wachstum durch ein zunehmend herausforderndes Marktumfeld in den Kernmärkten in Nordamerika und Asien/Pazifik gedämpft wurde. Wpb. legte das Geschäft vor allem in den Kategorien Dermatologie (um 7,0 Prozent), Magen-Darm-Gesundheit (um 6,5 Prozent) sowie Schmerz und Kardio (um 6,5 Prozent) zu. Rückläufig entwickelten sich hingegen Allergie- und Erkältungsprodukte (wpb. minus 7,8 Prozent).
Das EBITDA vor Sondereinflüssen von Consumer Health belief sich auf 363 Millionen Euro, ein Plus von 0,8 Prozent. Positiv wirkten sich der erhöhte Umsatz sowie das kontinuierliche Kostenmanagement aus, insbesondere durch niedrigere Vertriebskosten. Demgegenüber standen negative Währungseinflüsse von 25 (Vorjahr: positive Währungseinflüsse von 7) Millionen Euro sowie gestiegene Herstellungskosten. Die EBITDA-Marge vor Sondereinflüssen erhöhte sich um 0,2 Prozentpunkte auf 25,7 Prozent.
Konzernprognose für 2025 bestätigt
Angesichts der insgesamt soliden Geschäftsentwicklung in den ersten neun Monaten bestätigte Anderson die im Halbjahresfinanzbericht angehobene Konzernprognose für 2025. Für Consumer Health sieht Bayer ein zunehmend herausforderndes Marktumfeld und rechnet deshalb nun mit einer Umsatzveränderung von wpb. minus 1 bis plus 1 Prozent. Bisher war das Unternehmen von einem Wachstum im unteren Bereich des Korridors von wpb. 2 bis 5 Prozent ausgegangen. Es erwartet jedoch keine Auswirkungen auf die prognostizierte EBITDA-Marge vor Sondereinflüssen der Division.
Aspirin-Herstellung im Bayer-Werk Bitterfeld – © Bayer AGIn Anbetracht der weiteren Zuführung zu Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten im 3. Quartal rechnet Bayer für den Konzern nun für das Gesamtjahr mit Sondereinflüssen im EBITDA in der Bandbreite von minus 4,0 bis minus 3,5 (bisher: minus 3,5 bis minus 2,5) Milliarden Euro sowie im EBIT in der Bandbreite von minus 3,0 bis minus 2,5 (bisher: minus 2,5 bis minus 1,5) Milliarden Euro.
Auf die Aussichten für 2026 ging Finanzvorstand Wolfgang Nickl ein. Dabei skizzierte er die Hauptgeschäftstreiber für die drei Divisionen, wie die Markteinführungen und Patentabläufe bei Pharmaceuticals. Mit Blick auf Crop Science sagte Nickl: „Während der Agrarmarkt recht dynamisch bleibt, wollen wir Landwirten Innovationen anbieten und unsere Profitabilitätsziele weiter verfolgen.“
Zu Consumer Health führte er aus: „Trotz einiger Herausforderungen in wichtigen Märkten in diesem Jahr betrachten wir die allgemeinen Marktwachstumstrends als intakt“. Bei den Währungseffekten erwartet der Konzern auch 2026 signifikanten Gegenwind. „Zusammenfassend konzentrieren wir uns ganz auf die Faktoren, die wir beeinflussen können, passen uns neuen Gegebenheiten schnell an und treiben unsere Transformation weiter voran“, sagte Nickl. Einen genauen Ausblick für 2026 wird das Unternehmen bei der Bilanzpressekonferenz Ende Februar geben.
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