18. September 2025

WSV beim 1:6 in Paderborn völlig überfordert

Sah man noch vor vier Tagen das bisher beste WSV-Saisonspiel,  so war jetzt das Abendspiel gegen die U21 des SC Paderborn wohl das mit Abstand schwächste. Mit 6:1 (5:1) unterlagen die Wuppertaler ihr Auswärtsspiel in der „Home Deluxe Arena“ vor nur 638 Zuschauern und finden sich damit nach dem 8. Spieltag (17.09) auf dem 14. Rang im Tabellenkeller wieder.

Michael Luyambula, Torhüter und Kapitän des Wuppertaler SV. kassierte sechs Gegentreffer, war aber an allen Toren schuldlos – © Archivfoto Jochen Classen

Der WSV war diesmal eindeutig überfordert und wirkte über weite Strecken der Partie geradezu hilflos. Allerdings wurde das Team auch kalt erwischt. Schon nach 9 Minuten lag man mit 2:0 gegen eine Mannschaft hinten, die bis zu diesem Spieltag lediglich zwei Punkte mehr auf dem Konto hatte, wohl aber auch, weil sie, noch gar nicht eingespielt, weit unter ihren Möglichkeiten geblieben war.

Paderborn mit sieben Bundesligaspielern

Trainer Thomas Berthels (38), ein ehemaliger Profi bei den Paderbornern (150 Spiele), konnte  nicht weniger als sieben Spieler aus dem offiziellen Kader der 2. Bundesliga aufbieten. Die Paderborner U21 stellt nach ihrer Neuausrichtung dazu eines der jüngsten Kader der Regionalliga, alles hungrige Akteure, die auf einen Einsatz in der zweithöchsten deutschen Spielklasse hoffen können, wenn sie nicht auch da schon eingesetzt werden. Das Durchschnittsalter der Ostwestfalen lag zuletzt bei 19,8 Jahren.

Schon nach zwei Minuten gingen die Gastgeber in Führung. Der in dieser Spielzeit vom SC Freiburg gekommenen Marco Wörner (20) traf die Latte, den Abpraller konnte der Holländer Travis de Jong  zur 1:0 Führung verwerten. Einen Freistoß von Bennit Bröger köpfte Ruben Müller nur sieben Minuten später unbehelligt ein. Der dritte Gegentreffer in der 20. Minute war dann ein Eigentor. Aldin Dervisevic grätschte in einen Schuss des viel zu spät attackierten Bröger.

WSV-Trainer Sebastian Tyrala nahm die krasse Niederlagen nach dem Spiel af seine Kappe – © Archivfoto Jochen Classen

WSV-Sportdirektor Gaetano Manno in seinem späteren Resumee zur Mannschaftsleistung: „Mit so einer Körpersprache kann man ein Spiel nicht angehen“. Hoffnung keimte indessen nach einer halben Stunde auf, weil die diesmal ganz in rot angetretenen Rot-Blauen sich mit Mut und Einsatz gegen die drohende katastrophale Niederlage stemmten. Durch den eifrigen Japaner Daiki Kamo, nach Vorarbeit des einmal mehr positiv auffallenden Amin Bouzraa, kam der WSV zur Freude seiner etwa 120 mitgereisten Anhänger zum 3:1 Anschlusstreffer (32.).

Für den WSV eine Halbzeit des Grauens

Die Freude währte nicht lange, denn der junge WSV-Verteidiger Levin Müller konnte Bennit Bröger einmal mehr nicht halten und brachte ihn bei einem Tackling im Strafraum zu Fall. Schiedsrichter Lukas Koch (25) gab Elfmeter, zeigte dabei aber nicht unbedingt Fingerspitzengefühl. De Jong lies sich die Chance auf das  4:1 nicht nehmen. Damit nicht genug: In der Nachspielzeit (45.+1) erhöhte der völlig freistehende Marco Wörner gar noch auf 5:1. Abwehrspieler Lennard Wagemann schien hier besonders deutlich überfordert. In WSV-Kreisen sprach man von einer  „Halbzeit des Grauens“.

Trainer Sebastian Tyrala reagierte in der Pause mit einem Dreifach-Wechsel, um die Abwehr zu stabilisierten. Für Wagemann kam Arambasic, für Hartmann Duncan und für Schaub Arabaci. Gaetano Manno später: „ Wichtig war, dass wir uns in der zweiten Halbzeit nicht abschlachten lassen“. Tatsächlich kamen die Bergischen jetzt etwas besser zur Geltung, was auch daran lag, dass die Gastgeber einen Gang zurückschalteten.

Kamo (M.) war einer der wenigen Lichtblicke beim WSV. Der Japaner erzielte den Treffer zum zwischenzeitlichen 1:3 – © Archivfoto Jochen Classen

Kamo verpasste das 2:5 (54.). Nach einer Hereingabe von Bröger machte Dervisevic mit seinem zweiten wieder sehr unglücklichen Eigentor dann aber doch noch das halbe Dutzend voll (67.). Beim WSV hatte Ducan noch eine gute Szene, doch sein Kopfall ging knapp am Torpfosten vorbei und auch Bouzraa traf nur noch den Außenpfosten (74.) Auch der an der Höhe dieser Niederlage schuldlose WSV-Torwart Luyambula zeichnet sich mit einer tollen Parade bei einem Schuss von Gleißner in der 84. noch einmal aus.

Jetzt kommt auch noch Tabellenführer Siegen

WSV-Trainer Sebastian Tyralla: „Das Ding geht heute auf meine Kappe. Kein Vorwurf an die Jungs. Sie sollen sich jetzt regenerieren und nicht darum kümmern, was heute war, sondern Samstag ein anderes Gesicht zeigen. Es gibt so Tage, es gibt so Spiele, aber das nehme ich auf mich. Vielleicht war es die falsche Taktik, falsche Idee, falsche Leute aufgestellt – mein Ding! Wir haben bis Samstag nicht viel Zeit.“

Tatsächlich trifft seine Mannschaft ja schon am Samstag auf den starken Aufsteiger und aktuellen Tabellenführer Sportfreunde Siegen. Danach folgen zwei weitere schwere Begegnungen gegen Lotte und Bocholt. Personelle Alternativen wird es kaum geben, auch wenn Jeff-Dennis Fehr nach seiner Verletzung wieder auf der Eratzbank sitzen könnte..

Groteske Situation in der Regionalliga

Selten wurde die Situation die groteske Situation der Regionalliga deutlicher als in Paderborn. Im weiten Rund der 15.000 Zuschauer fassenden „Home Deluxe Arena“ verloren sich ganze 638 Besucher. Sieben Vereine kommen im Schnitt nicht über 1.000 Zuschauer, vier weitere Vereine erreichen die 2.000 nicht. Da macht der WSV mit seinen 2.364  Besuchern noch eine kleine rühmliche Ausnahme. Aufsteiger Siegen kann sich mit 3.048 über die meisten Besucher freuen.

In der aktuellen Saison der Regionalliga West spielen sieben Bundesliga-Zweitvertretungen, alles keine Zuschauer-Magneten und als Reserve ihrer ersten Garnitur mit völlig anderen Ambitionen und ständig wechselnden Personal dabei. Da müsste die Reform-Diskussion jetzt eigentlich neuen Auftrieb bekommen, eine eigenständige Liga für die U21/23-Mannschaften der Erst- und Zweitligavereine einzuführen, weil die unter ganz anderen Voraussetzungen antreten können und müssen, als die Teams, deren Spieler nicht allein vom Fußball leben können.

Text: Siegfried Jähne

SC Paderborn II – Wupppertaler SV 6:1 (5:1)

Aufstellung des SC Paderborn II:

Pruhs – Yalcin, Krumme, Kojic (81. Hennig), Bröger, Ermolaev (73. becker), Wörner (73. Gleissner), Müller (46. Stamm), De Jong (73. Ritter), Flörke, Mohr – Trainer: Thomas Berthels

Aufstellung des Wuppertaler SV: 

Luyambula – Miyamoto, Rebronja, Dervisevic, Aydogan (80. Kleiner), Schaub (46. Arabaci), Kamo (70. Fehr), Hartmann (46. Duncan), Müller, Wagemann (46. Arambasic), Bouzraa – Trainer: Sebastian Tyrala

Schiedsrichter: Lukas Koch (Hückelhoven)

Tore: 1:0 De Jong (2.), 2:0 Müller (9.), 3:0 Eigentor Dervisevic 20.), 3:1 Kamo (27.), 4:1 Elfmeter De Jong (37.), 5:1 Wörner (45.), 6:1 (Eigentor Dervisevic 67.)

Zuschauer: 638

Stadion: Home Deluxe Arena

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