10. September 2025Peter Pionke
Musikalischer Protest: Singen statt Hetze und Hass

Unter der Leitung von Ulrich Klan und Ulla Niemann-Delius waren Lieder zu hören, die ein Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen wollen und die Stimme für Vielfalt, Demokratie und Solidarität erheben. Um ihre Stimme zu erheben, haben sich im Projektchor des Kommunikationszentrums „Die Börse“ Sänger und Sängerinnen aus Wuppertal und den umliegenden Städten zusammengefunden und unter der Leitung des Musikers, Komponisten und Arrangeurs Ulrich Klan mit dem gemeinsamen Singen eine besondere Form ihres politischen Engagements entwickelt.
Eröffnet wurde das Konzert mit einem Kanon, der auf einem Text von Dietrich Bonhoeffer basiert: „Wenn man in einen falschen Zug einsteigt, nützt es nichts, wenn man im Gang gegen die Fahrtrichtung läuft und läuft und läuft …“ Und weiter ging es mit der von Bertolt Brecht und von Hanns Eisler vertonten Kinderhymne, die jüngst als Alternative für das Deutschlandlied vorgeschlagen wurde: „Anmut sparet nicht noch Mühe, Leidenschaft nicht noch Verstand, dass ein gutes Deutschland blühe wie ein andres gutes Land. Dass die Völker nicht erbleichen wie vor einer Räuberin, sondern ihre Hände reichen uns wie anderen Völkern hin.“ Weitere Lieder wie das von John Lennon und Yoko Ono „Imagine there’s no heaven“ wurden in verschiedenen Sprachen gesungen.
Von John Lennon bis Konstantin Wecker
In einer Zeit, in der – so die Initiatoren – demokratische Strukturen mehr denn je bedroht seien und der Widerstand gegen diesen Abbau zu erlahmen drohe, habe das Singen eine besondere Qualität: „Darum lasst uns laut sein, erst wenn man uns hört, werden wir gesehen. Lasst uns laut sein, damit niemand sagen kann, er hätt‘ uns nicht gehört.“ Oder mit dem Lied von Konstantin Wecker, das aktueller denn je erklingt: „Wenn sie jetzt ganz unverhohlen wieder Nazilieder johlen, über Juden Witze machen, über Menschenrechte lachen … dann steh auf und misch‘ dich ein! Sage Nein!“
Die Initiatoren sehen das Singen für Menschen, die vielleicht eher zurückhaltend sind und nicht so schnell bereit sind, sich in einer politischen Gruppe zu engagieren, als eine ideale Möglichkeit, aus sich herauszugehen und das nicht allein, sondern im Chor ihre Stimme zu erheben und sich gegenseitig zu ermutigen.
Dass man durch das Singen nicht nur der Aufregung über die politische Situation Ausdruck verleihen kann, sondern die Musik auch Zuversicht, Kraft und Ermutigung vermitteln kann, dafür sorgte in dem Konzert die Düsseldorfer „Chorsingfonie“ mit Auszügen aus ihrem Liebeslieder-Programm.
Text: Prof. Dr. Helmut Baisch
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