8. August 2025

Ein aufmerksamer Passant rettete Murat B. das Leben

Murat B. ist einer der ganz wenigen von 120.000 Bürgern, die ihren plötzlichen Herzstillstand überlebten. Es war am 26. März diesen Jahres, als der 54jährige Wuppertaler AWG-Mitarbeiter auf dem Recyclinghof am Konzert bewusstlos zusammenbrach. Seit gut zwei Monaten arbeitet er wieder. Seine Rettung gleicht einem kleinen Wunder.

Murat B. mit derm Defibrillator, der neben der Hilfe des Passenten und der Arbeitskollegen mitentscheidend für sein Überleben war – © Siegfried Jähne

Zunächst von niemandem bemerkt, hatte sich Murat auf dem Podest eines der am Recyclinghof befindlichen Container mit Schweißperlen auf der Stirn niedergelassen.  Dort wurde er plötzlich bewusstlos. Der Zufall wollte es, dass ein Passant (sein „Held“ in der Geschichte) auf ihn aufmerksam wurde. Dieser erkannte sofort die3 lebensbedrohliche Situation und begann geistesgegenwärtig mit Herzmassage. Mit   Hilfe eines am Ort befindlichen Defibrillators und mit der tatkräftigen Unterstützung der  Arbeitskollegen Tahsin und Jürgen leitete der hilfsbereite Passant lebensrettende Maßnahmen ein.

Erstaunliches Kompetenzgerangel

Danach allerdings lief alles nur scheinbar nach gängigem Muster ab. Nach Angaben von Murat, seiner Ehefrau und seines Sohnes dauerte es Stunden, ehe er endlich eine professionelle, medizinische Behandlung in der Herzklink am Arrenberg erhielt. Und das erst nach mehreren Voruntersuchungen und wohl auch nach einigem Kompetenzgerangel zwischen zwei Wuppertaler Kardiologie-Zentren.

“Nach drei langen Stunden mit zwei Wiederbelebungen kam ich endlich in der Elberfelder Herzklinik am Arrenberg an, wo ich dann aber bestens versorgt wurde“, berichtet Murat B..

Zur Vorgeschichte gehört, dass Murat B. mit seinen Eltern und drei Geschwistern als einjähriges Kind aus der Türkei, der geschichtsträchtigen Stadt Malatya in Anatolien, nach Deutschland kam und nach einigen Zwischenstationen und einer Lehre als Kfz-Mechaniker schließlich in Wuppertal bei der AWG landete.

Nach seinem überstandenen Herzstillstand arbeitet Murat B. wieder am AWG-Recyclinghof Korzert – © Siegfreid Jähne

Murat B. fühlt sich hier längst zuhause. In seine Heimat, der türkischen Universitätsstadt Malatya, zieht es ihn heute nicht mehr zurück. Er ist mit seiner Familie in Deutschland voll integriert, sein Sohn (28) studiert hier Sicherheitstechnik. „Deutschland ist jetzt meine Heimat“, bekannte Murat B. im Gespräch mit uns.

Er zweifelt allerdings ein wenig an der Effektivität der medizinischen Versorgung im Tal.  Schon vor zehn Jahren hatte er einmal einen Herzinfarkt erlitten und die  schmerzhaften Symptome zwei Tage zuvor in der Krankenhaus-Notaufnahme sehr genau geschildert. In Panik hatte er damals sein Auto im Halteverbot geparkt und sich nur mit letzter Kraft in die Notaufnahme geschleppt. Und auch damals lagen die Ärzte zunächst mit ihrer Diagnose völlig falsch. Denn Murat B. wurde mit einer angeblich harmlosen „Magenverstimmung“ wieder nach Hause geschickt. Das war genau zwei Tage vor seinem lebensgefährlichen Zusammenbruch.

Reanimation: Es kommt auf Sekunden an

Die behandelnden Ärzte erklärten Murat B. damals bei seiner Entlassung, dass  jährlich 120.000 Menschen in Deutschland einen plötzlichen Herzstillstand erleiden würden, doch nur 70.000 davon könnten überhaupt reanimiert werden. Und von diesen überleben gerade einmal zehn Prozent. Nur ein bis zwei Prozent der Herzpatienten verlassen das Krankenhaus am Ende völlig geheilt. Überlebenswichtig sei, so fachkundige Mediziner, wie schnell die Reanimation eingeleitet würde.

Murat B. (r.) mit seinen Arbeitskollegen Jürgen (l.) und Tashin, der inzwischen in Rente gegangen ist – © Siegfried Jähne

Einen Herzinfarkt und einen Herzstillstand hat Murat B. glücklich überstanden. Doch ganz gesund fühlt er sich noch nicht. Denn die Ereignisse rund um seinen Zusammenbruch belasten seine Psyche. Er lebe in ständiger Angst, dass sich es ein Rezidiv (Rückfall) geben könnte. Doch Termine für eine psychologische Behandlung konnte er noch nicht in Anspruch nehmen: Die Wartezeiten sind lang.

Murat B. hatte Glück im Unglück, denn der Defibrillator, der ihm letztendlich das Leben rettete, war erst wenige Wochen vor dem Zusammenbruch in seinem Büro bei der AWG  installiert worden. Er geht mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit, weil er einen Anstoß geben möchte, dem Phänomen des plötzlichen Herzstillstands viel mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Aufruf von IHK-Chef Henner Pasch: Du kannst nichts falsch machen…

Hier ist Murat B. indessen mit seinem Anliegen nicht allein. Zuletzt hatte sich der Bergische IHK-Präsident Henner Pasch diesem Thema beim Sommerempfang in der Stadthalle gewidmet, um in den Firmen ein Bewusstsein zu schaffen. Aufmerksam machte Pasch hier auf die Initiative „NRW rettet Leben“ (Laienreanimation – Ärztekammer Nordrhein) und den Lehr-Film „Prüfen. Rufen. Drücken – Du kannst nichts falsch machen – außer nichts machen“ . Murat B. stimmt dieser These ausdrücklich zu.

Text: Siegfried Jähne

 

Link zu Initiative „NRW rettet Leben“:

„NRW rettet Leben“ (Laienreanimation – Ärztekammer Nordrhein)

Link zum Film „Prüfen, Rufen, Drücken“:

„Prüfen.Rufen.Drücken. – Du kannst nichts falsch machen. Ausser nicht machen.“

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