7. August 2025

Junge Spieler kriegen in unserem Stadion glänzende Augen

Es ist eine Sport-Ikone. Gaetano Manno (45) hatte in seiner aktiven Zeit 250 Einsätze im Profifußball und ist aufgrund seiner Identifikation mit dem Wuppertaler SV bei den Fans sehr beliebt. Der ehemalige Kapitän und Führungsspieler mit italienischen Wurzeln ist nach Ende seiner Karriere 2019 beim WSV hier im Management tätig, seit 2023 als sportlicher Leiter.

WSV-Sportdirektor Gaetano kann sich jetzt etwas zurücklehen. Im Vorfeld hat er in Sachen Kaderumbau Schwerstarbeit verrichten müssen – © Jochen Classen

Er hat sowohl operative als auch strategische Verantwortung und ist insbesondere für sie Kaderplanung zuständig. Wir haben uns mit dem Mann unterhalten, der leidenschaftlich Werte und Visionen des Vereins prägt und einen Kaderumbau mit insgesamt 38 Spielern realisieren musste.

DS: Die kommende Spielzeit 2025/26 verspricht in vielerlei Hinsicht, spannend zu werden. Anders als früher, ist ein klarer Favorit für Meisterschaft und Aufstieg nicht auszumachen. Der WSV hat einen der niedrigsten Etats und geht mit 18 neuen Spielern an den Start. Wie schätzen Sie die kommende Saison ein?

Gaetano Manno: „Mit einem Wort nüchtern. Für uns galt es, einzusparen und mit geringen Mitteln eine Mannschaft aufzubauen, die sich in der Liga behaupten kann. Da darf man keine Wunder erwarten.“

DS: Und wer ist Ihr Favorit?

Gaetano Manno: „Da gibt es gleich vier oder fünf Teams, die für den Titel in Frage kommen. Fortuna Köln, Borussia Dortmund II, RW Oberhausen und Borussia Mönchengladbach (U23) gehören sicher dazu. Hier konnte für Spieler-Einkäufe sehr viel Geld in die Hand genommen werden, das wird nicht ohne Einfluss auf die Tabelle bleiben, auch wenn man hier Überraschungen nicht ausschließen kann, wie der Saisonstart mit überraschenden Punktverlusten für Oberhausen und Dortmund zeigte. Zuletzt habe ich das Spiel Bocholt gegen Gütersloh beobachtet, das der FC Gütersloh mit 6:3 für sich entscheiden konnte. Die Ostwestfalen sind mit einem Torverhältnis von 8:3 schon ungeschlagener Tabellenführer und werden sicher noch von sich Reden machen.“

DS: Sie haben in der letzten Spielzeit einmal zum Ausdruck gebracht, einen so gewaltigen Umbruch wie 2024/25 nicht noch einmal erleben zu wollen. Damals gab es insgesamt 36 Transferbewegungen. In diesem Jahr waren es in ihrem Kaderumbau sogar 38 Spieler, die an dem Bäumchen-Wechsel-Dich Spiel teilhatten. Eine respektable Mammut-Aufgabe, die Sie da bewältigt haben. Was war diesmal anders?

Gaetano Manno: „Wir hatten jetzt eine ganz andere Ausgangs-Situation. 2024 musste ich nicht nur neue Spieler gewinnen, sondern auch aufgrund der erheblichen Etatkürzungen von einer Millionen Euro viele Verträge erst auflösen, bevor wir uns Gedanken über Neuverpflichtungen machen konnten. Es galt unter Budgetdruck kurzfristige Lösungen zu finden. Wir standen da plötzlich mit nur noch acht Spielern und einem Torwart da und mussten am Ende hektisch reagieren, um überhaupt eine spielfähige Mannschaft auf den Rasen schicken zu können.“

SZ: Und das war diesmal grundlegend anders?

Gaetano Manno: „ Ja! Wir hatten zwar diesmal noch einmal viel weniger Geld zur Verfügung. Aber es gab Klarheit, ich konnte rechtzeitig an die Planung gehen, nachdem ich am 27. April meinen Vertrag für ein weiteres Jahr verlängert hatte. Das war dann deutlich besser und einfacher.“

SZ: Wo lagen diesmal die Schwerpunkte Ihrer Spieler-Auswahl?

Gaetano Manno: „Da gibt es einige Aspekte, die es zu berücksichtigen galt. Die Spieler sollten zum System des Trainers passen, für den notwenigen Neuaufbau jung und ehrgeizig sein und doch schon genug Erfahrungen gesammelt haben, um in der Regionalliga bestehen zu können. Und sie sollten auch von ihrem Charakter her zum Team passen. Meine Erfahrung ist, dass Spieler, die schon einmal vor einer größeren Kulisse von etwa 20.000 oder 30.000 Zuschauern gespielt haben, oft nicht mehr so gut zu motivieren sind.“

Funken auf einer Wellenlänge: WSV-Cheftrainer Sevastian Tyrala und Sportdirektor Gaetano Manno – © Jochen Classen

SZ:  Der Etat ist schmal. Warum kommen die Spieler trotzdem nach Wuppertal?

Gaetano: Manno: „ Sie werden es nicht glauben, aber ich hatte Spieler, die sich für uns  entschieden haben, obwohl unser finanzielles Vertragsangebot schlechter war, als das anderer Vereine. Ich hatte Spieler dabei, die glänzende Augen bekamen, als sie in unser Stadion kamen und die tolle Atmosphäre erlebten. Wuppertal hat nach wie vor einen großen Namen im deutschen Fußball und genießt immer noch große Aufmerksamkeit.  Da erhoffen sich die Spieler natürlich auch noch eine eigene positive Entwicklung.“

SZ: Wie beschreiben Sie ihr Verhältnis zu Trainer Sebastian Tyrala?

Gaetano Manno: „Es ist optimal. Wir beide sind Team-Player und wissen, dass wir nur gemeinsam Erfolg haben werden. Das heißt nicht, dass wir immer der gleichen Meinung sind. So liebe ich beispielsweise das offensive Spiel, den langen Ball, der Trainer aber muss da vorsichtiger agieren und auch oft den kürzeren Ball, sprich die Defensive favorisieren. Darüber tauschen wir uns aber aus. Und es entscheidet am Ende der Trainer, wie und mit wem wir spielen“.

SZ: Was erwarten Sie von den Zuschauern, von der Stadt und von der Presse?

Gaetano Manno:  „Ich denke, unsere Fans wollen engagierten und ehrlichen Fußball erleben, den wollen wir ihnen bieten. So können wir auch Rückschläge verkraften. Unruhe von außen können wir nichts gebrauchen, sie schadet nur. Ich denke an unser letztes Spiel in Velbert, es war einfach geil, was unsere Fans da an Unterstützung und Performance geboten haben. Ich erlebe das seit etwa April diesen Jahres, als wir zusammen gewachsen sind und uns mit unglaublichem Kampfgeist aus der Abstiegsgefahr befreit hatten. Ich denke, wenn alle den Wert eines erfolgreichen Fußballvereins für eine Stadt erkennen, da lösen sich alle anderen Frage kurz- oder mittelfristig auch noch von selbst.“

SZ: Wir danken Ihnen für dieses offene  und interessante Gespräch und wünschen Ihnen und dem WSV eine spannende und erfolgreiche Saison 2025/26.

Das Interview führte Siegfried Jähne

 

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