21. Mai 2025

Fritz Langs visionärer Monumentalfilm „Metropolis“

Vor 100 Jahren wurde der weltberühmte Stummfilm "Metropolis" gedreht. Grund genug für Autor Uwe Blass, sich im Rahmen der be.iebten Uni-Reihe "Jahr100Wissen" mit Erica von Moeller, Regisseurin und Professorin für Design und Audiovisuelle Medien an der Bergischen Universität, über dieses denkwürdige Werk von Regisseur Fritz Lang zu unterhalten.

Brigitte Helm im Kostüm der tanzenden Maschinen-Maria, hinter den Kulissen auf dem Set von Fritz Langs Film Metropolis, 1926. Am Klavier Gottfried Huppertz, rechts (sitzend) Fritz Lang – © gemeinfrei

‚Metropolis‘ wurde in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen und gilt als einer der berühmtesten und zugleich umstrittensten Stummfilme Deutschlands. Warum?

Erica von Moeller: „Metropolis ist ein deutscher Stummfilm aus dem Jahr 1927, der von Fritz Lang mit bislang unvorstellbarem Aufwand inszeniert wurde. Interessanterweise ist es einer der ersten Science-Fiction Filme in Spielfilmlänge. Im Laufe der Zeit hat er jedoch eine erstaunliche Bandbreite an sehr diversen Deutungen erfahren. Er wurde sowohl als missglückter, nur um Größe bemühter Monumentalfilm verurteilt, aber auch als Meilenstein des Science-Fiction-Genres gefeiert. Seine kontroverse Aufnahme beim Publikum ist aber auch darauf zurückzuführen, dass er zur Zeit seiner Veröffentlichung sowohl stilistisch, als auch inhaltlich, außergewöhnlich war. Einige Kritiker empfanden die Darstellung der sozialen Konflikte als zu simpel oder die Vision als übertrieben. Die Bevölkerung von Metropolis lebt in einer streng getrennten Klassengesellschaft: die Arbeiter werden gezwungen, unter der eigentlichen Stadt, in unterirdischen Massenunterkünften zu wohnen und zu produzieren.

Die Reichen und Mächtigen residieren hoch über der Stadt und haben Zugang zu allem erdenklichen Luxus. Ihre Kinder leben ebenfalls in einer Art eigenen Stadtteil mit Universitäten, einem gigantischen Stadion und den paradiesischen „Ewigen Gärten“, wo junge Frauen „gezüchtet“ werden wie kostbare Blumen. Am Ende des Films kommt es zu einer sehr vereinfachten Lösung und Versöhnung beider Klassen. „Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein“, fasst Fritz Lang die Botschaft seines Films zusammen. Sein berühmter Kollege Luis Buñuel soll über Metropolis geschrieben haben: Ein überwältigendes Bilderbuch und Szenen eines verfeinerten, schlechten Geschmacks… Was uns hier erzählt wird, ist trivial, schwülstig, schwerfällig und von überkommenem Romantizismus.“

© Bergische Universität

Obwohl der Film eine kritische Botschaft über soziale Ungerechtigkeit enthält, interpretierten die Nationalsozialisten den Film auf ihre Weise. Sie sahen in der Versöhnung von Ober- und Unterschicht eine Parallele zu ihrer Vorstellung von einer Volksgemeinschaft. Für den Filmtheoretiker Siegfried Kracauer sind jedoch diese entindividualisierten Massenszenen nicht zuletzt Manifestationen totalitärer Demagogie, wie er es in seiner Deutung als Propagandatheorie einordnet.

Durch seine herausragende Ästhetik ist der Film aber auch zu einer der einflussreichsten Werke der Filmgeschichte geworden. Ridley Scotts „Blade Runner“ macht unverkennbar viele ästhetische Anleihen oder das Labor von Rotwang findet sich in den FRANKENSTEIN-Verfilmungen wieder, in Godards ALPHAVILLE und Kubricks DR. STRANGELOVE sind Verweise auf Metropolis zu finden. Darüber hinaus wurde der Film in den 1980er und 1990er Jahren zu einem Gegenstand der Pop-Kultur, mit der Mega-City der Zukunft als Hauptprotagonisten, dem Maria-Roboter als Ikone, und seiner suggestiven Bildgewalt als Hintergrund für Pop-Videos von Queen, Madonna und Pink Floyd.

Prof. Erica von Moeller – © UniService Third Mission

Aber genau diese kontroverse Einordnung mit gleichzeitiger ästhetischer Opulenz hat auch wiederum dazu beigetragen, dass der Film über die Jahrzehnte weg immer mehr einen Kultstatus erreicht hat.“

Um was geht es in dem utopischen Film?

Erica von Moeller:Der Film Metropolis erzählt eine vielschichtige Geschichte über soziale Ungleichheit und den Gefahren des bedingungslosen Fortschrittsglaubens. In einer futuristischen Stadt, die von einer scharfen Trennung der sozialen Milieus geprägt ist, verliebt sich der Sohn des Bürgermeisters Freder in Maria, eine Frau aus der Arbeiterklasse. Sie ist die geistige Anführerin einer aufkeimenden Widerstandsbewegung und träumt von einer Welt mit weniger Ungleichheiten. Durch die Begegnung mit ihr bekommt Freda Einblicke in die Welt der Arbeiterklasse und versucht sich daraufhin als Vermittler zwischen beiden Welten. Was Freda jedoch nicht weiß, ist, dass sein Vater versucht, die Arbeiter durch Maschinen zu ersetzen.

Der Erfinder und Ingenieur Rottweil wird beauftragt, hierfür den ersten Roboter zu konstruieren. Dieser „Maschinenmensch“, der Maria zum Ebenbild geschaffen ist, stiftet die Arbeiter zu einer Revolte an. Im Eifer zerstören die Arbeiter die Maschinen, wodurch ihre eigene, unterirdische Stadt überflutet wird. Dieser Handlungsstrang ist als Warnung vor den zerstörerischen Folgen des Klassenkampfes zu verstehen. Nur durch die Tatkräftige Hilfe von Maria und Freda werden die Arbeiter und insbesondere deren Kinder gerettet. Insofern endet der Film mit der versöhnlichen Botschaft, dass die Kluft zwischen Arm und Reich nur durch Mitmenschlichkeit und deren Vermittlung überbrückt werden kann.“

Gedreht wurde damals im größten Berliner Filmatelier. Welches war das?

Erica von Moeller: „Metropolis erzählt eine gigantische Stadt der Zukunft bestehend aus futuristischen Hochhauslandschaften, komplexen Hochstraßen und Brücken, sowie übergroßen Maschinen. Um diese in Szene zu setzen, waren enorme Film- und Bühnenbauten notwendig. Die Gestaltung der Stadt erfolgte durch die Filmarchitekten Otto Hunte, Erich Kettelhut und Karl Vollbrecht. Mindestens 500 Modelle von Hochhäusern wurden dafür gebaut, einige sogar mit bis zu 70 Stockwerken.

In den Babelsberger Filmstudios der UFA sowie in den Großfilmwerken Staaken AG in Berlin wurde der Film vom 22. Mai 1925 bis 30. Oktober 1926 – in genau 310 Tagen und 60 Nächten – realisiert. Diese lange Drehzeit sowie die aufwendigen Bauten machten Metropolis zu einem der teuersten deutschen Filme in der Zeit der Weimarer Republik. Die Filmarchitektur lehnt sich an die Kunstrichtung des Expressionismus an und ist geprägt von monumentalen Wolkenkratzern, die stark an das damalige New York erinnern. Die Skyline der Stadt wird als überwältigendes Stadtgebirge inszeniert, durchzogen von tiefen Straßenschluchten, Hochstraßen, Brücken und sogar Flugverkehr. Hierfür verwendeten die Architekten ungewöhnliche Materialien wie monumentale Stahl- und Glas-Elemente.

Probe: Brigitte Helm im Kostüm des Maschinenmenschen – © gemeinfrei

Zudem gliedert sich der filmische Raum in eine vertikale Anordnung in „oben“ und „unten“, was auch symbolisch zu verstehen ist. Oben leben die Reichen in luxuriösen, ausgestatteten Gebäuden, während den Arbeitern lediglich schlichte, unterirdische Siedlungen zur Verfügung stehen. Damit wird die Architektur zum zentralen Bedeutungsträger: sie spiegelt die gesellschaftliche Spaltung zwischen der Elite und der Arbeiterklasse wider und betont die Macht und den Fortschrittsglauben der Moderne. Der Regisseur Fritz Lang soll betont haben, dass er ganz besonders an der Darstellung und Ausgestaltung von Architektur interessiert war, um die gesellschaftskritische Aussage des Films zu erzeugen.“

Dort waren Innenbauten bis zu 28 Meter mit massivem Rundhorizont von 60 Metern Breite machbar und ermöglichten völlig neue Atmosphären, die man bis dato filmisch nicht präsentieren konnte. Was denn z. B.?

Erica von Moeller: „Die Atmosphäre eines Films wird maßgeblich durch den filmischen Raum und das hierin gestaltete Licht erzeugt. Der Filmraum verortet die Geschichte und wird somit ihr Spiegelbild.
Im Fall von Metropolis wirkt die Stadt wie ein perfekter technologischer Organismus. Hierfür hatten die technischen Errungenschaften im modernen Studiobau enormen Einfluss auf die Produktion von Metropolis. Die riesigen Innenbauten von bis zu 28 m Höhe und 60 m Breite ermöglichten es, monumentale und realitätsnahe Kulissen zu erschaffen. Diese Dimensionen erlaubten es, ganze Menschenmassen glaubhaft durch die Sets flüchten zu lassen.

Dank dieser Größe konnten tausende Statisten koordiniert werden. Dazu waren bei vielen Einstellungen drei Kameras gleichzeitig im Einsatz, um verschiedene Perspektiven der Massenszenen einzufangen. Darüber hinaus erlaubten diese Bauten mit starken Scheinwerfern erstmalig, besondere Licht und Schatteneffekte einzusetzen. Dieser erzeugte Realismus schuf eine bis dahin noch nicht da gewesen Direktheit, wodurch die utopische, bedrohliche und zugleich faszinierende Welt von Metropolis für das Publikum unmittelbar erlebbar war.“

Die Besetzungsliste verzeichnete 25.000 Komparsen, 11.000 Komparsinnen, 1.100 Kahlköpfe, 750 Kinder, 100 Dunkelhäutige und 25 Chinesen. Solche Massenszenen waren neu im Film, oder?

Erica von Moeller: „Ja, die Massenszenen waren in dieser Größe und Umfang völlig neu für den Film. Dieser Perfektionismus mit Tausenden von Statisten hatte aber auch seinen Preis. Die Menschen wurden aus der ganzen Republik aus Arbeitssuchenden rekrutiert. Die Arbeitsbedingungen waren aus heutiger Sicht für die vielen Komparsen und auch für das Team menschenunwürdig. Besonders zermürbend war die zehnminütige Sequenz am Ende des Films, in der die Unterstadt mit Wasser geflutet wird. Diese Sequenz wurde innerhalb von sechs Wochen gedreht. Die Komparsen mussten immer wieder tagelang im eiskalten Wasser durch die Kulissen laufen.

In Folge wurden viele der Komparsen krank, mussten aber trotzdem an den Dreharbeiten teilnehmen. Angeblich wurden sie mit Alkohol bestochen, um weiterhin an den Dreharbeiten teilzunehmen. In dieser Sequenz waren maßgeblich die 750 Kinder involviert, für die die Drehbedingungen im kalten Wasser umso schwerer erträglich waren. Ihnen wurde ebenfalls ein voller Arbeitstag am Set zugemutet.

Es ist mittlerweile eine große Errungenschaft, dass schulpflichtige Kinder, maximal 3 Stunden pro Tag nur mit Einverständnis der Eltern am Set arbeiten dürfen. Erst Jugendlichen ab dem 15. Lebensjahr (JArbSchG) wird ein Achtstundentag bei Dreharbeiten zugestanden. Umso ironischer wird die Figur des Ingenieurs Rotwang mit dem Zitat charakterisiert: „Ich habe eine Maschine nach dem Ebenbild des Menschen geschaffen, die weder ermüdet noch Fehler macht“.“

Der Film wartete mit einer einzigartigen neuen Kameratricktechnik, dem Schüfftan- Verfahren auf. Der nach seinem Erfinder, Eugen Schüfftan (1893-1977), benannte Spiegeltrick gehört zu den wichtigsten und bekanntesten Filmtricks der Kinematografie überhaupt. Können Sie das mal erklären?

Erica von Moeller: „Das Schüfftan-Verfahren war eine innovative Filmtechnik, bei der durch einen halbdurchlässigen Spiegel gefilmt wurde. Im 45° Winkel platzierte man einen Spiegel seitlich zu einer Miniaturstadt. Indem bestimmte Bereiche des Spiegels durchlässig gemacht wurden, funktionierte diese Fläche im Sinne eines Fensters in den dahinterliegenden Raum. Hinter diesem Fenster wurde dann ein Schauspieler platziert. Im komponierten Bild erscheint das reflektierte Modell als riesige Kulisse, während der Schauspieler durch die transparenten Bereiche nahtlos integriert wurde.

Die Illusion eines gemeinsamen, filmischen Raumes konnte somit ohne den Bau von Filmkulissen im Maßstab eins zu eins realisiert werden. Das Verfahren erforderte statische Kameraeinstellung, da bereits minimale Bewegung die Spiegelreflexionen stören konnten. Dennoch revolutionierte es die Filmtricktechnik der 1920ger Jahre und wurde zum Schlüsselelement für den visuellen Stil des Films. Heute wird der Effekt natürlich digital nachgebaut. Die Grundtechniken eines collagehaften, in einander bauens von verschiedenen Bildelementen mit unterschiedlichen Größen, prägte jedoch seit dieser Zeit die filmische Ästhetik. Damit ist es auch ein gutes Beispiel dafür, wie eine technische Innovation die Film Ästhetik maßgeblich mitgestaltet.“

Fritz Lang (mit Megaphon) bei den Dreharbeiten zu Metropolis – © Foto: Horst von Harbou, 1926, gemeinfrei

Mehrfachbelichtungen oder übereinander kopierte Negative gehörten seit Langs Film ‚Nibelungen‘ zu seinem Repertoire. Er führte die sehr zeitaufwändige, sogenannte Stop-Motion-Technik ein. Für die Einblendung der Hauptverkehrsader der Stadt wurden z. B. unter anderem rund 300 Modellautos nach jeder Einzelbildaufnahme um Millimeter versetzt. Allein diese Aufnahme dauerte 8 Tage und war im Film lediglich 10 Sekunden zu sehen. Der Film war eine Aneinanderreihung von Superlativen, oder?

Erica von Moeller: „Ja, Fritz Lang revolutionierte die Filmtechnik durch seine innovativen Spezialeffekte, die er mit den Kulissen und einer neuen Kameratechnik zusammenführte. Eine bis dahin unerreichte Verschmelzung von Realfilm und Modellen wurde dadurch möglich. Dabei kombinierte er auch mehrere Tricks miteinander. Die Mehrfach-Belichtungen mit der Stop-Motion-Technik und dem übereinander kopieren des Negativs erzielte eine ganz neue Ästhetik, die er für die Traumwelten einsetzte. Aber den Aufwand, den sie beschreiben, ist für heutige Filmproduktionen nicht mehr denkbar. Und dennoch prägten diese technischen Neuerungen das Kino nachhaltig.“

Mit knapp 5 Millionen Reichsmark war ‚Metropolis‘ der teuerste Film der deutschen Filmgeschichte und wurde zugleich der größte Flop. Warum kam er beim Publikum nicht an?

Erica von Moeller: „Ja, die Produktionskosten von den ursprünglich geplanten 800.000 Reichsmark explodierten bei der Durchführung des Films auf 5 Millionen Reichsmark (entsprechen umgerechnet 21 Millionen €). Damit ist die Produktion selbst unter heutigen Maßstäben ein enorm teurer Film. Die Produktionsfirma UFA geriet durch die Produktion in finanzielle Schwierigkeiten und wurde noch während der Produktionszeit verkauft. Fritz Langs Perfektionismus führte dazu, dass er in vielen Wiederholungen und langen Drehtagen den Film realisierte. Man schätzt das Filmmaterial, das belichtet wurde, auf eine Länge von 500-600 Kilometer. Lang konnte zwar weiter Filme umsetzen, wurde allerdings in nachfolgenden Produktionen vertraglich verpflichtet, seine Budgets einzuhalten.

Der Film wurde aber trotz dieses Aufwandes und der großen Erwartungen nach seiner Premiere vom Publikum kaum angenommen. In Berlin sahen ihn nur etwa 15.000 Zuschauer. Damit spielte der Film nur rund 70.000 Reichsmark ein und wurde auch bald aus dem Programm genommen. In den zeitgenössischen Kritiken wurden die technischen Effekte und insgesamt die visuelle Umsetzung gelobt. Die Handlung erschien aber deutlich zu überladen und wenig glaubwürdig. Wie schon eingangs erwähnt, hat der Film allerdings sehr unterschiedliche Rezeptionshaltungen im Laufe der Zeit erfahren, die zu ganz verschiedenen, immer wieder anderen Lesarten des Films geführt haben.

So standen in den 1920er Jahren soziale Frage und Technologie im Blickpunkt der Kritiker: Hatte der Film etwas über die Industrialisierung als Faktor zur Vermeidung von sozialer Unruhe auszusagen oder verstärkte er lediglich den Klassenkampf? Würde die moderne Technologie die Menschheit versklaven oder Fortschritt und Wohlstand für alle bringen? Auch Siegfried Krakauer etwa sah in der versöhnlichen Klassenlösung am Ende des Films eine ideologisch fragwürdige Botschaft, die er als anschlussfähig an das nationalsozialistische Gedankengut deutete. Thomas Elsaesser widmete dann viel später im Jahr 2000 dem Film eine Monografie und beschreibt die abenteuerliche Entstehung dieses frühen Science-Fiction-Films.“ 

Aufgrund eines Filmrollenfundes in Buenos Aires konnten 85% der verlorengegangenen ursprünglichen Filmfassung wieder rekonstruiert werden. Der Film kam dann erneut 2011 in die Kinos. Welche Bedeutung hat er für Sie als Filmschaffende?

Erica von Moeller: „Die Montage von Metropolis wurde nach der Premiere 1927 massiv gekürzt. Die ursprüngliche Fassung war etwa zweieinhalb Stunden lang und wurde nach den schlechten Kritiken und dem geringen Publikumserfolg auf unter zwei Stunden neu montiert. Dabei wurde die Handlung vereinfacht und ganze Figurenstränge herausgenommen. Viele Kopien der Originalfassung wurden daraufhin vernichtet. Für den internationalen Markt besonders für die USA wurde der Film sogar noch weiter gekürzt, weil die Produzenten von Paramount befürchteten, dass die komplexe Handlung die Zuschauer verwirren könnte. Jahrzehnte lang galt die Originalfassung als verschollen. Erst durch den Fund eines originalen Negatives 2008 in Buenos Aires konnten viele der fehlenden Szenen rekonstruiert werden.

Ich habe selbst 2011 eine aufwändig rekonstruierte Fassung während der Berlinale im Kino sehen können und konnte mich der visuellen Opulenz und Faszination des Films nicht entziehen. Besonders die Darstellung der Stadt als Organismus mit ihren vielen bewegten und bewegenden Elementen hat mich sehr beeindruckt. Ihre Anordnung in den vertikal gestapelten Abschnitten erzeugt eine ganz besondere Atmosphäre und ist damit auch einzigartig im Kanon der Filmgeschichte. Die Zukunft sich vorstellen zu können, bedeutet ja auch, Ideen umzusetzen, die es noch gar nicht gibt. Hier hat Fritz Lang vom Bildtelefon über die Gestaltung des Roboters oder der Hochhausschluchten eine ganz eigene visionäre Welt geschaffen.“

Uwe Blass

Prof. Erica von Moeller – © UniService Third Mission

Über Prof. Erica von Moeller

Die Regisseurin und Autorin Erica von Moeller studierte sowohl Freie Bildende Kunst in Mainz als auch Kommunikationswissenschaften in Frankfurt bevor sie an der Kunsthochschule für Medien in Köln im Bereich Film diplomierte. Sie realisiert seit 2001 Filme in unterschiedlichen Genres und Formaten. Als Medienkünstlerin entwickelt sie Ausstellungsprojekte an der Schnittstelle zwischen Bewegtbild, Raum und Klang. Nach vielfältigen Lehraufträgen in Köln, Berlin und Trier lehrt sie seit 2011 an der Bergischen Universität Wuppertal als Professorin für Design audiovisueller Medien.

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