19. November 2024

Tischtennis-WM: Trotz Handicap einen Traum gelebt und erlebt

Eine Bronzemedaille bei einer Tischtennis-Weltmeisterschaft zu gewinnen, wäre für viele Sportler ein Traum. Erst recht aber, wenn man einen solchen Triumph gleich doppelt erleben kann und dazu auch noch krankheitsbedingt gehandicapt ist. Ulrike Keiper hat diesen Traum gelebt und erlebt. Sie gewann bei den „5. PingPongParkinson World Championship“ in Lasko/Slowenien zuletzt gleich zwei Bronzemedaillen.

Ulrike Keiper als strahlende Bronzemedaillen-Gewinnerin – © privat

Die 63jährige langjährige Krankenschwester hatte 2019 die Diagnose „Parkinson“ bekommen. Typisch für Parkinson sind Bewegungsstörungen wie Zittern, verlangsamte Bewegungen, Muskelsteifheit und mitunter auch Störungen des Gleichgewichts. In Deutschland soll es mindestens 200.000 derart erkrankte Personen geben.

Während ihr Umfeld geschockt war, halfen ihr die beruflichen Erfahrungen mit Krankheiten aller Art, aber auch ihr starker Lebenswille weiter. Der behandelnde Neurologe empfahl ihr viel Bewegung, also Sport. Also Sie begann sie mit Walking und Schwimmen.

Begeisterte Anhängerin des Wuppertaler SV

Dann entdeckte sie – mehr zufällig – im Internet Artikel und Unterlagen über PingPongParkinson, also das Tischtennis. Diese Sportart fördere in hohem Maße das Koordinationsvermögen, vor allem für an Parkinson erkrankte Menschen. Ulrike K. machte sich auf die Suche nach einem passenden Sportverein und wurde in der Tischtennisabteilung des Meckenheimer Sportvereins fündig und wurde – wie sie sagt – sehr freundlich aufgenommen. Dort trainiert sie jetzt regelmäßig mit besagten Erfolg. Und  ihrer Gesundheit tut das auch gut.

Kann mit sich und ihren tollen Leistungen hochzufrieden sein: Ulrike Keiper – © privat

Darüber hinaus ist Ulrike K. begeisterte Anhängerin des Wuppertaler SV. Wann immer es ihr möglich ist, geht sie als Zuschauerin ins Stadion am Zoo und fährt auch zu den Auswärtsspielen, um ihren WSV zu sehen. Das hat sie schon zu Bundesligazeiten mit Eltern und Geschwistern gemacht, damals noch als kleines Mädchen mit selbst genähter rot-blauer Fahne. Sie ist und war Fan von Pröpper und Co. sowie deren „Erben“.

Aktuell hat sie den Eindruck, dass die Mannschaft total verunsichert sei und es ihr an Selbstvertrauen fehle. „Hier und da sehe ich Spieler, die sich eher als Model verstehen und am Ende den nötigen Siegeswillen vermissen lassen“, sagte sie uns.

Wuppertalerin nahm ihr Schicksal in die Hand

Ulrike K. nahm ihr Schicksal weiter mutig an und meldete für die Weltmeisterschaften 2024 vom 13. bis 19. Oktober 2024, wo sie tatsächlich einen Startplatz erhielt. Sie hatte gut trainiert und auch Doppelpartner für Damen Doppel und Mixed Doppel in Ihrer Spielklasse gefunden. Das Ergebnis war mehr als bemerkenswert, ja, es war einfach grandios! Eine Bronzemedaille in der Hauptrunde Damen Einzel und eine Bronzemedaille in der Hauptrunde Mixed Doppel, zusätzlich erreichte sie noch einen dritten Platz in der Trostrunde Damen Doppel.

Ulrike Keiper mit ihrem Partner mit dem Sie im Tischtennos-Mixed die Bronzemedaille holte – © privat

Ulrike Keiper, die mit ihrer Erkrankung an Selbstvertrauen noch deutlich gewonnen hat, meint überglücklich: „Alles ist möglich!“ Sie will mit Ihrem Beispiel anderen Mut machen: „Erkrankte können mit Bewegung und Sport, in diesem Falle Tischtennis, eine ganze Menge tun, um dem Krankheitsverlauf frühzeitig zu bremsen. Die Erkrankten können möglichst lange ihre körperliche Beweglichkeit und damit Lebensqualität erhalten“.

Dies sagt sie nicht ohne Hinweis auf die Hilfsangebote in unserer Stadt. So können sich Betroffene an die Parkinson Selbsthilfegruppe im Jugendzentrum Sonnborn wenden, die sich jeden 2. und 4. Freitag im Monat in der Kirchhofstraße 20 trifft. Mit viel Herzblut wird die Einrichtung seit 2016 von dem Solinger Ehepaar Karin und Uwe Brehm geleitet.

Eine Einrichtung mit viel Herzblut geleitet

Die Brehms verweisen auf zusätzliche Angebote in Ihrer Einrichtung, als das sind unter anderem Krankengymnastik und Tanzveranstaltungen mit Bridget Petzold, einer bekannte Tanzlehrerin. Diese bringt als langjähriges Mitglied des Künstlerteams am Tanzhaus NRW in Düsseldorf reichlich Erfahrung mit. Website: www.wuppertal-parkinson.de

Ein weiterer Hinweis gilt dem auf Lichtscheid beheimateten Wuppertaler Parkinson Stützpunkt „Ping Pong Parkinson (PPP)“. Er besteht seit Juli 2023 und wurde von Jörg Ziaja gegründet. Der sagt uns: “Wir trainieren aktuell mit 16 Spielern mittwochs ab 14.30 Uhr in der Halle der Barmer Krankenkasse. Jeder an Parkinson Erkrankte ist gerne gesehen, egal ob mit oder ohne Erfahrung im Tischtennis.

Ulrike Keiper als Edel-Fan im WSV-Trikot im Stadion am Zoo – © privat

Schnellste Rückschlag-Sportart der Welt

Tischtennis gilt als die schnellste Rückschlag-Sportart der Welt – bezogen auf die Zeit zwischen zwei Ballkontakten. Tischtennis kennt jeder. Parkinson und Tischtennis – Zwei gegensätzliche Themen!? PingPongParkinson e.V. sagt : „Stöbert durch unsere Webseite und findet es heraus!“

Text: Siegfried Jähne

http://www.pingpongparkinson.de

Ulrike Keiper mit ihrer Tischtennis-Trainingsgruppe – © privat

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