15. Oktober 2024Peter Pionke
Trendwende blieb aus – WSV zum 4. Mal ohne Sieg

Seit nunmehr vier Spielen in Folge wartet man auf einen Sieg. Auch wenn Cheftrainer Rene Klingbeil von einem Regionalliga-Spiel auf sehr hohem Niveau sprach, die erhoffte Trendwende war es sicher nicht. Selbst der sichere Absteiger, Neuling Türksor Dortmund, hat mehr Tore geschossen als der WSV und nur diese Türkspors haben noch mehr Gegentreffer kassiert als die Wuppertaler. Mit seinen erst insgesamt elf erzielten Toren gilt der WSV zusammen mit dem FC Schalke 04 II als die ungefährlichste Mannschaft in der Liga.
Spannungen im WSV nicht mehr zu übersehen
Zwei Mannschaften mit wirklich attraktiven Fußball habe man gesehen und die Fans seien auf ihre Kosten gekommen, so WSV-Coach Klingbeil, dessen Team zu Saisonbeginn als Titelanwärter gehandelt wurde. Man müsste aber schon die Augen verschließen, wollte man den herrschenden Spannungszustand beim Bergischen Traditionsverein gänzlich übersehen.

Sportdirektor Gaetano Manno, der die Mannschaft zusammengestellt hatte und nach dem Siel gegen Düren zuletzt von einer Katastrophe sprach, sagte uns nach dem 1:2 gegen die U23 der Kölner: „Ich bin maßlos enttäuscht“. Eine Leistungssteigerung hatte er gegen Köln II nicht erkannt. Beobachtern ist nicht entgangen, dass Sportdirektor Manno seit dem Düren Spiel seinen Stammplatz auf der Trainer-Bank nicht mehr eingenommen hat, sondern sich auf die Tribüne zurückzog.
„Wir haben ja praktisch keinen Sturm mehr“
Beiratsmitglied Ralf Dasberg ließ seiner Enttäuschung freien Lauf: „So gewinnen wir kein Spiel mehr.“ Er machte seine Meinung an der seiner Ansicht falschen Mannschaftsaufstellung fest. “Wir haben ja praktisch keinen Sturm mehr, Mittelstürmer Timo Bornemann lässt man rechts hängen und der torgefährliche Kevin Hagemann muss Abwehraufgaben übernehmen und auch Linksaußen Oguzhan Kefkir wird mit Defensiv-Aufgaben betraut “, klagt der frühere Vorsitzende des Verwaltungsrates Dasberg. Klare Kritik an der Taktik von Trainer Klingbeil. Aus dem Umfeld des Verwaltungsrats sind aber auch moderatere Töne von Mitgliedern zu hören, die unverkennbare gute Ansätze gesehen haben.

„Ultras“ stehen zu ihrem WSV
Erstaunlich indessen die Reaktion der Zuschauer. Die „Ultras“ auf der Nordkurve verabschiedeten die Mannschaft und Trainer Klingbeil nach dem Spiel ohne jede Unmutsbekundungen und sprachen dem Team Mut zu, weiter zu kämpfen, während aus den Stadion-Lautsprechern das Lied der Wuppertaler Mundart-Band „Striekspöen“ aus dem Jahr 2016 erklang: „Du wirst niemals untergehen, mein WSV“.
Der WSV geriet in diesem Spiel einmal mehr ganz früh in Rückstand. Schon in der 06. Minute wurde der Kölner Maximilian Schmid im Strafraum freigespielt, der dem diesmal im rosafarbenen Sweater spielenden WSV-Keeper Luyambula keine Chance ließ. Auch wenn jetzt die Offensive verstärkt wurde, man spürte förmlich die Angst der WSV-Mannschaft, wie schon beim 1:5 gegen Bocholt unterzugehen.

Aber die Bemühungen in der Folge hatten Erfolg. Marco Terrazzino drang in den Kölner Strafraum ein und wurde gelegt. Der 25jährige Referee Luca Maurer von Arminia Bielefeld gab Elfmeter, den Kevin Hagemann zum 1:1 sicher verwandelte. Der in Köln geboren Oliver Issa Schmidt, mit deutscher und Elfenbeiner Staatsangehörigkeit, brachte die Geißböcke dann aber schon in Minute 38. mit seinem sechsten Saisontreffer wieder in Führung. Einmal mehr hatte die WSV-Abwehr es dem Gegner sehr leicht gemacht.
Überzahl ohne greifbares Ergebnis
Diesmal behielt Trainer Klingbeil die Formation auch nach dem Seitenwechsel zunächst bei, ohne dass sich die Schlagkraft erhöht hätte. Der WSV hatte sich gefangen, dann aber auch wieder schnell zurückgezogen, Köln hatte insgesamt mehr Ballbesitz und wirkte abgeklärter.
Das änderte sich ab der 82. Minute, als der Kölner Neo Joshua Telle vom Platz gestellt wurde und der WSV jetzt in Überzahl spielen konnte. Kurz vor Schluss wäre dem WSV beinahe der Ausgleich gelungen, doch Kölns Keeper Jonas Nickisch zeigte beim Schuss von Wuppertals Riccardo Grym in den oberen rechten Winkel eine Glanzparade und lenkte den Ball über den Kasten. „Das war überragend”, erkannte Klingbeil an.

Die WSV-Drangperiode blieb schlussendlich ohne zählbaren Erfolg, nötigte Kölns Trainer Evangelos Sbonias deshalb großen Respekt für sein eigenes Team ab: „Man darf nicht vergessen, wir sind eine U21 und dann drei, vier, fünf Eckbälle, Standards hintereinander zu verteidigen, das haben meine Jungs gegen eine sehr gute Mannschaft sehr gut gemacht. Wir sind glücklich, hier gewonnen zu haben“.
Trainer Sbonias hat in der ersten Halbzeit den Langzeitverletzten Mark Uth gebracht, auf den die erste Kölner Garnitur in Liga zwei nach der 1:5-Schlappe zeitgleich in Darmstadt noch sehnlichst wartet und Hoffnung setzt.
Liegt es am Trainer? Der Zwiespalt bleibt
Beim WSV dürfte die Zwiespältigkeit noch andauern. Haben Mannschaft und Trainer das erforderliche Format nicht oder liegt es am Ende doch am Trainer? Besonnene Kräfte im WSV warnen auch mit Zukunft-Blick auf die kargen, unsicheren Finanzen vor weiteren finanziellen Abenteuern und halten dem Trainer vielleicht auch schon deshalb noch die Stange.
Rene Klingbeil sieht sein Team auf einem guten Weg und möchte die Arbeit mit aller Kraft fortsetzen: „Ich bin überzeugt, dass wir mit diesem Willen und dieser Leidenschaft, die die Jungs auf die Platte gezaubert haben, Punkte einfahren werden“.
Text: Siegfried Jähne

Wuppertaler SV – 1: FC Köln U23 1:2 (1:2)
Aufstellung des Wuppertaler SV
Luyambula – Dal (84. Bilogrevic) – Gembalis – Hagemann – Müller (71. Atmaca) – Wimmer – Grym – Kefkir (71. Nishimura) – Terrazzino (84. Qashi) – Bornemann (62. Saric) – Cejas
Tore: 0:1 Schmid (04.) – 1:1 Hagemann (22. – FE) – 1:2 Schmitt (39.)
Schiedsrichter: Luca Maurer (Steinhagen)
Zuschauer: 1.949
Stadion: Stadion am Zoo
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