15. April 2024

„Global Village“: Festival zu Peter Kowalds 80. Geburtstag

Am 19. April 2024 wäre Peter Kowald 80 Jahre alt geworden. Die Peter Kowald Gesellschaft freut sich sehr, den Geburtstag des Ausnahme-Musikers trotz angespannter Kassenlage mit einem sehr kleinen, aber feinen Festival im ORT feiern zu können. Titel: "Global Village".

Der berühmte Percussionist Le Quan Ninh – © Alex Overton

Dank der Unterstützung vieler Fans mit vielen kleinen und einigen großen Spenden findet das Gedächtnis-Festival „Global Village“ am 19. und 20. April statt. Der großartige Perkussionist und Weggefährte von Peter Kowald Le Quan Ninh wird aus Frankreich anreisen und den ersten Konzertabend am Freitag (19.04.) gestalten.

Den Samstagabend eröffnet die Schweizer Kontrabassistin Martina Berther mit einem Solo, bevor das eigens für diesen Anlass zusammengestellte Festival-Trio übernimmt: Nikolaus Neuser (Trompete), Reza Askari (Kontrabass) und Fabian Ahrens (Schlagzeug) gehören allesamt zu den meistbeachteten deutschen Musikern der mittleren Generation.

Sie werden gemeinsam ausloten, wo der Jazz gerade steht. Eine Ausstellung mit Peter Kowalds Sammlung von Künstlerplakaten rundet das Geburtstagsfestival ab, bei dem natürlich das Feiern bei „Speis und Trank“ auch nicht zu kurz kommen soll.

Ausstellung mit Peter Kowalds Plakatsammlung

Das „Global Village“-Festival zum 80. Geburtstag des Wuppertaler Jazz-Legende startet am Festival-Freitag (19.04.) um 19:00 Uhr mit der Vernissage einer Ausstellung von Peter Kowalds Plakatsammlung sowie der Vorstellung der Broschüre „20 Jahre Peter Kowald Gesellschaft – ORT“

Zu Peter Kowalds weltweitem Freundesnetzwerk gehörten Musikerkolleginnen und -kollegen ebenso wie zahlreiche bildende Künstler, und die Kunst hatte insgesamt einen hohen Stellenwert in seinem Leben. Davon zeugen nicht zuletzt seine eigene bildnerische Tätigkeit, seine umfangreiche Kunstsammlung und auch seine Sammlung an Künstler- und signierten Konzertplakaten, aus der die Peter Kowald Gesellschaft eine Auswahl zum Festival zeigt.

Die Bassistin Martina Berther – ©Alexandra-Baumgartner

In der Rückschau machen sie einen langen Fluss fruchtbarer Begegnungen und intensiven Austauschs transparent. Sie dokumentieren Freundschaften mit Künstlerinnen und Künstlern wie Barbara Gaul, Michael Morgner, Hans Scheuerecker, Hanns Schimansky, Tomas Schmit oder Stephan Werbeck ebenso wie mit Künstlern der Ex-DDR wie A.R. Penck, internationale Verbindungen etwa mit Nan Goldin (USA) und Kiki Smith (USA) oder seine frühen Kontakte zu Fluxus-Aktivisten wie Joseph Beuys und in dieser Tradition stehenden Künstlern wie Felix Droese.

Festival-Freitag: 19. April 2024 – 20 Uhr – Solo-Konzert Lee Quan Ninh (Perkussion)

Mit Lê Quan Ninh kehrt ein früher Weggefährte von Peter Kowald in den ORT zurück, wo er 1994 an dessen legendärer Aktion „365 Tage am ORT“ partizipierte. Schon seit 1987 spielte er in Peter Kowalds Global Village-Ensemble. Lange Jahre war er Mitglied der „Association la Flibuste“, einer Gruppe, die mehr als 140 multimediale, spartenübergreifende Aufführungen mit Improvisationsmusik realisierte. Zahlreiche weitere Formationen und Projekte zeugen von der überbordenden Kreativität des 1961 in Paris geborenen Perkussionisten mit vietnamesischen Wurzeln; ebenso wie seine Diskographie mit mehr als 40 CDs auf europäischen und nordamerikanischen Labels.

Lê Quan Ninh studierte am Konservatorium von Versailles, konzertiert weltweit und lebt heute in Südfrankreich. Nach Wuppertal reist er zu Ehren von Peter Kowald mit „großem Equipment“ an, d.h. mit großer Trommel, Becken und einem großen Arsenal von Fundstücken wie Steinen, Zapfen, Perlen u.v.m., denen er Gamelan-artige Klänge entlockt. „Ninh versetzt einfach alles in Schwingung. Sein Spiel ist ein Feuerwerk!“, sagt Gunda Gottschalk, seine einstige Kollegin in Kowalds Global Village-Ensemble. Als Kuratorin der Reihe „Improvisierte Musik“ im ORT hat sie Lê Quan Ninh zum Festival eingeladen.

Festival-Samstag: 20. April 2024 – 20 Uhr – Act 1: Martina Berther – Bass solo

Die in Zürich ansässige Bassistin Martina Berther, geb. 1984 in Chur, ist in vielen verschiedenen musikalischen Welten zu Hause. Die ausgebildete Jazzmusikerin ist Mitglied von genre-anarchischen Bands wie Ester Poly und AUL und hat als Live-Musikerin für Sophie Hunger gearbeitet. Als Solo-Bassistin improvisiert sie auf dem E-Bass Live-Sets, bei denen sie mit Pedalen, Präparationen und zusätzlichen Objekten sowie unkonventionellen Spieltechniken arbeitet.

Das Festival-Trio Tropeter Nikolaus Neuser (u.r.), Bassist Reza Askari (l.) und Schlagzeuger Fabian Ahrens (o.r.) – © Peter Kowald Gesellschaft

Von sanften Drones über knusprig-rhythmischen Noise bis hin zu fast elegischen Klängen wagt sich Berther in die
ungenutzten Potenziale ihres Instruments ebenso wie in für sie unerforschte Gebiete und bereist die Grauzonen zwischen dem Abstrakten und Konkreten. Anfang April erscheint ihr Album Bass Work: As I Venture Into bei Kit Records. – Das Konzert ist der Festivalbeitrag der Reihe „All female“ im ORT, kuratiert von Ute Völker.

Festival-Samstag: 20. April 2024 – 20 Uhr – Act 2: Nikolaus Neuser – Reza Askari – Fabian Ahrens

Die Initiatoren freuen sich außerordentlich, dass es ihnen gelungen ist, für das Konzert in der Kategorie Jazz ein Trio eigens für unser diesjähriges Festival zusammenzustellen! Der Schlagzeuger Fabian Ahrens, der Bassist Reza Askari und der Trompeter Nikolaus Neuser gehören allesamt zu den meistbeachteten deutschen Musikern der mittleren
Generation. Alle drei verfügen über eine umfassende Kenntnis der Jazztradition, und alle drei legen höchsten Wert darauf, nicht in dieser zu verweilen, sondern als Solisten und Spieler in diversen Bands ständig nach neuen Spielkonzepten zu suchen. Das Konzert im ORT wird uns also zeigen, wo der Jazz gerade steht. „Fraglos ein hoher
Anspruch, dem wir uns im ORT aber immer gerne stellen“, sagt Wolfgang Schmidtke, Kurator der Reihe „Jazz“.

Samstag – 27. April 2024 – 20 Uhr – Außer der Reihe: Quartett Pauline Réage

Bandleaderin Anna Munka, Sängerin, Komponistin und Dichterin, erforscht seit Jahren die improvisatorischen, kommunikativen und kompositorischen Möglichkeiten im Spannungsfeld zwischen Klangkunst, Musik und Literatur. In ihrem Quartett „Pauline Réage“ kulminieren nun die gesammelten Stärken und Erfahrungen ihrer
kontrastreichen künstlerischen Arbeit. 2021 begann die Zusammenarbeit mit der Pianistin und „Jutta-Hipp“-Preisträgerin Olga Reznichenko. Die beiden virtuosen Musikerinnen verbindet eine unkonventionelle Affinität für das Überschreiten von Genregrenzen, ohne dass sie die Idiome des Jazz außer Acht lassen. So präsentiert „Pauline Réage“ eine Live-Attitüde, welche zwischen Rockband, Beat Poetry Performance und Klavier-Trio-Ästhetik changiert. Neben
komplexen harmonischen und rhythmischen Konstruktionen werden auch einfache Liedstrukturen und popkulturelle Anleihen verhandelt.

Quartett Pauline Réage: Anne Munka (Vocals) – Olga Reznichenko (Piano/Vocals) – Robert Lucaciu (Bass/Vocals) –
Maximilian Breu (Drums/Vocals)

Der Violinist Christoph Irmer – © Annamaria Ursula M-Sp P1040801

Sonntag – 28. April 2024 – 12 Uhr: Reihe „Improvisation: Musizieren – Besprechen“

Nach fünf Jahren Pause kehrt die Reihe „Improvisation: Musizieren – Besprechen“ in den ORT zurück. Der Wuppertaler Geiger Christoph Irmer lädt zu vier Matinées im Laufe des Jahres 2024 ein, die als Gesprächskonzerte geplant sind. Dabei wird es jeweils um die Improvisation gehen, in musikalischer, philosophischer, aber auch persönlicher Hinsicht, und abhängig vom Thema, das der eingeladene Gast vorschlägt. Außerdem sind Publikumsfragen sehr erwünscht.

Der erste Gast am Sonntag (28.04.) wird der Göttinger Bassklarinettist Ove Volquartz sein. Zum Auftakt musizieren Volquartz und Irmer im Duo, im anschließenden Gespräch wird es dann um die Hintergründe der Entwicklung von Free Jazz und freier Improvisation in Deutschland ab den 1960er Jahren gehen. Volquartz gehörte damals zur Krautrockband Annexus Quam, mit der er ab 1970 zwei Alben vorlegte, die zunächst den Jazzrock und dann eine Öffnung zum Free Jazz erkundeten.

Mit dem Trio des Wuppertaler Pianisten Bernd Köppen trat er außerdem auf dem Moers Festival auf. In den frühen 1980er Jahren war Volquartz Mitglied der Bigband von Gunter Hampel (Cavanna 1982). Dann arbeitete er mit Musikern wie Abbey Rader, Cecil Taylor, Roscoe Mitchell, Peter Kowald, Barre Phillips, Perry Robinson und Peeter Uuskyla zusammen.

Er spielte bei den Leipziger Jazztagen und den Leverkusener Jazztagen sowie dem Jazzfestival im dänischen Holstebro. Volquartz ist aktuell Mitglied im TonHallen-Orchester Hannover, improvisiert mit dem Organisten Peer Schlechta (Dreizweit, 2018) und kooperiert mit zeitgenössischen Komponisten wie Daniel Ott und Thanos Chrysakis.

Gesprächskonzert-Matinée mit Christoph Irmer
Gast: Ove Volquartz (Bassklarinette)

Die Reihe wird vom Kulturbüro Wuppertal unterstützt. Der Eintritt ist frei.

Alle Tickets gibt es im Vorverkauf bei: http://www.wuppertal-live.de

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