8. April 2024

Orhan Erdem ist Preisträger der Literatur Biennale 2024

Die Würfel sind gefallen, die Jury hat entschieden! Zum sechsten Mal verleiht die Stadt Wuppertal den von der Kunststiftung NRW gestifteten Preis der Wuppertaler Literatur Biennale: Den mit 5.000 Euro dotierten Hauptpreis erhält Orhan Erdem für seine Erzählung „Ein unser Dorf“.

Überzeugte die Jury: Orhan Erdem, Preisträger der „Wuppertaler Literatur Biennale 2024“ – © Bahar Kaygusuz

Die beiden mit 1.000 Euro dotierten Förderpreise gehen an Lili Aschoff für „Ein Dachboden voller Genies“ und Maria Marggraf für „Invasive Arten“. Für den Preis, mit dem der literarische Nachwuchs gefördert wird, hatten sich 227 Autorinnen und Autoren unter 35 Jahren aus dem gesamten deutschsprachigen Raum mit einem Text zum diesjährigen Biennale-Thema „Vom Verschwinden“ beworben.

Aus der Begründung der Jury zum Hauptpreis für Orhan Erdems Text „Ein unser Dorf“:
„Erdem entwickelt eine verspielte aber klare Sprache für das kollektive Wir, das erzählt: Von den mittlerweile verlassenen, zwölftausend Jahren alten Kalksteinhöhlen, dem ehemaligen Schulgebäude, der komplizierten Beziehung der Dorfbewohner zum Tigris, einem Fluss, der sie ihr Leben lang begleitet hat, der nun gestaut werden und ihre Häuser, ihr Dorf, ihre Geschichte überfluten wird.

“Ein unser Dorf” zeigt eindrücklich, wie fragil Natur und Kultur, wie Ökologie und menschliche Geschichte miteinander verwoben sind. Orhan Erdem findet poetische Bilder für ein politisches Schicksal, über das andernorts entschieden wird.“

Orhan Erdem (*1989), studiert Literarisches Schreiben am Literaturinstitut in Leipzig und Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien. In seinen Texten sucht er nach einer sprachlichen Gestaltung des Spannungsverhältnisses zwischen Kollektiv und Individualität, zwischen Flucht und Heimkommen. Orhan Erdem lebt in Berlin.

Preisträgerin Maria Marggraf – © Emilia Marggraf

Die Förderpreisträgerinnen Maria Marggraf und Lili Aschoff:
Maria Marggraf (*1991) lebt in Basel. Produktionsleiterin des Lyrikfestivals Basel und literarische Stadtführerin. Sie arbeitet gerne gattungsübergreifend. U. a. entwickelte sie für die Zentrale für Umweltausstellungen das Insektenorakel und gestaltete einen lyrischen Ausstellungsrundgang im Forum Würth Arlesheim. 2022 erschien ihr Lyrikdebüt “Am Morgen der Schildkrötenpanzer” (bübül Verlag).

Lili Aschoff (*1990), studierte Visuelle Kommunikation in Budapest. Sie arbeitet als Grafikdesignerin und Autorin, seit 2019 schreibt sie regelmäßig Buchbesprechungen für das „Fresko Magazin“. 2021 erschien „Das Leben ist hart. Benimmbuch für junge Leute“ – ein ironischer Reiseführer durch die Welt der Jugend – im Klinkhardt & Biermann Verlag.

Der Jury gehören 2024 Dr. Luisa Banki (Literaturwissenschaftlerin), Annika Domainko (Schriftstellerin, Preisträgerin 2022), Prof. Gerold Theobalt (Dramaturg), Svenja Reiner (Literaturvermittlerin) und Halim Youssef (Schriftsteller) an.

Preisträgerin Lili Aschoff -© Andreas Huber

Die Preisverleihung ist immer einer der Höhepunkte der Wuppertaler Literatur Biennale, die traditionell mit einer Rede zum Biennale-Thema eröffnet wird. Diese wird in diesem Jahr von Lena Gorelik gehalten. Die Preisverleihung findet am Sonntag (05. Mai) um 11 Uhr im Kronleuchterfoyer des Opernhaus Wuppertal statt, die Veranstaltung wird moderiert von Şeyda Kurt.

Wuppertaler Literatur Biennale 2024
Vom Verschwinden
3. – 11. Mai 2024

Die siebte Ausgabe der Wuppertaler Literatur Biennale wird vom 03. bis 11. Mai 2024 zum Thema „Vom Verschwinden“ stattfinden.

Tier- und Pflanzenarten, Ressourcen, Lebensräume, Traditionen, Begriffe, ganze Sprachen, kollektive Identitäten, Zugehörigkeit, Erinnerungen. Sie alle haben etwas gemeinsam: Sie verschwinden. Angesichts der Bedrohungen durch den sich verschärfenden Klimawandel, Kriege und anderer gesellschaftlicher Herausforderungen erscheint die uns bekannte Lebenswelt flüchtiger denn je.

Die Wuppertaler Literatur Biennale 2024 nimmt diese Thematik auf. Geschichten vom Verschwinden sind jedoch nicht durchweg nostalgisch geprägt: Gerade in der Literatur offenbart sich das Verschwinden oft als Metamorphose oder als einziger Ausweg aus einer Sackgasse und wird damit zum radikalen Kurswechsel, zum Aufbruch in etwas Neues. Der Blick zurück dient lediglich der Spurensuche, dem Verständnis der Gegenwart durch das Füllen von Leerstellen.

Gäste der Wuppertaler Literatur Biennale 2024 sind u.a.
Pegah Ahmadi, Jenifer Becker, Ned Beauman , Verónica Gerber Bicecci, Ibou Diop, Tomer Dreyfus, Charlotte Gneuß, Lena Gorelik, Helgard Haug, Kristin Höller, Michael Köhlmeier, Horst Konietzny, Hung-min Krämer, Jan Kuhlbrodt, Jürgen Nendza, Trifonia Melibea Obono, Ronya Othmann, Melanie Raabe, Raoul Schrott, Johanna Sebauer, Eva von Redecker, Patrick Salmen, Dana von Suffrin, Halim Youssef und Mirjam Zadoff.

Veranstaltet wird die Wuppertaler Literatur Biennale vom Kulturbüro der Stadt Wuppertal. Das Programm entsteht in enger Abstimmung mit literarischen Akteurinnen und Akteuren aus Wuppertal, kuratiert wird es 2024 von Julia Wessel, Thorsten Krämer, Torsten Krug und Ruth Eising.

Gefördert wird die Wuppertaler Literatur Biennale vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, der Kunststiftung NRW, der Dr. Werner Jackstädt-Stiftung, der Stadtsparkasse Wuppertal und der Firma Knipex. WDR3 ist Kulturpartner.

 

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